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Menschen mit Visionen gesucht

Faxbox-Predigt zum 27.5.2001

Papst Johannes Paul wird in die Weltgeschichte als ein Papst der besonderen Art eingehen, daran besteht kein Zweifel! Ob nun als das Oberhaupt der Katholischen Kirche, das die meisten Pastoralreisen in seinem Pontifikat absolviert hat, bisher sind es fast 100 Reisen quer durch die Welt gewesen, oder als der Papst, der äußerst erfolgreich dem Kommunismus die Stirn bot, oder aber als der Oberhirte aus Rom, der als Mittler zwischen den Weltreligionen unübersehbare Zeichen gesetzt hat. Möglich wäre auch noch, dass er als der Mann in die Weltgeschichte eingeht, der sich auch in führender Position nicht scheute, seine Krankheiten und Gebrechlichkeiten in der Öffentlichkeit nicht zu verbergen.

Nun, nach seinen unübersehbaren Impulsen für das gelingen der Weltengemeinschaft, die er im vergangenen Jahr, dem heiligen Jahr an der Jahrtausendschwelle setzte, gibt er nun wieder ein Signal mit Blick auf die Erneuerung der katholischen Kirche.

Wie die Medien berichteten, traf sich der Papst in der vergangenen Woche mit den wohl exklusivsten Herrenclub der Welt, dem Konsistorium der Kardinäle, genauer gesagt mit 152 purpurnen Würdenträgern. Zwei wesentliche Themen standen auf der Tagesordnung, die Zusammenarbeit der Bischöfe mit dem Papst und davon nicht abzukoppeln das Thema: Strategien der Kirche im 3. Jahrtausend. Gerade mit dieser Frage nach Strategien der Kirche für die Zukunft, verbindet der Papst ein Anliegen, so verlautete am vergangenen Sonntag, dass er sich eine Kirche vorstelle, in der niemand ein Fremder sei!

Mit diesem Wunsch steuert der Heilige Vater ein Ziel an, das ihm, würde er es erreichen, mit Sicherheit schon jetzt einen gesicherten Platz unter den großen Persönlichkeiten des 3. Jahrtausends garantieren würde. Welch eine Vision: Keiner möge sich in der katholischen Kirche fremd fühlen! Das hätte es in dieser Kirche wohl noch nie gegeben, jeder in ihr willkommengeheißen so wie Platz genommen! Ein wirklich faszinierender Gedanke!

Das könnte so aussehen:
Die sogenannten Konservativen in Einklang mit den sogenannten Progressiven, Kirche von unten im Schulterschluss mit der hierarchisch strukturierten Kirche von oben, die geouteten Schwulen und Lesben neben den Anhängern des Opus Dei in einer Fronleichnamsprozession, katholische und evangelische Christinnen und Christen beim gemeinsamen eucharistischen Mahl, also kuz gesagt, das Lamm, wer auch immer das sein mag, lagert beim Löwen, der ebenso hier für keine bestimmte der genannten Gruppierungen steht. Nur so ist letztlich der Wunsch des Papstes zu verstehen, niemand fühle sich in der Kirche als ein Fremder.

Dieser Wunsch, vom heiligen Vater ausgesprochen, hat allerdings eine ganz alte und gleichzeitig immer neue Wurzel, die in der Bitte Jesu gründet, so wie wir sie im heutigen Evangelium gehört haben: “ alle mögen eins sein.“ Jesus, der aus der Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist, den Gott der Liebe der Welt geoffenbart hat, geht zum Vater zurück und hinterlässt uns den Geist der Einheit, der zusammenführen soll, was immer schon zusammengehörte, die Menschheit als die Kinder Gottes, bestimmt eine Weltenfamilie zu werden.

Sollte der Papst diesem Ziel nun näher gekommen sein als Jesus selbst, dessen Stellvertreter, so die katholische Lehre, der Bischof von Rom nun mal ist? Zu wünschen wäre es nicht nur Johannes Paul, sondern der Ganzen Menschheit, in aller Unterschiedlichkeit sich als eine Gemeinschaft zu verstehen, in der jeder so angenommen ist wie er am gemeinsamen Tisch Platz genommen hat. Doch wer die Realität der Zerrissenheit dieser Welt ernst nimmt, und diese ist auch unserem Papst nicht fremd, steht vor einem Berg von unbeantworteten Fragen, diese Vision der Einheit betreffend.

Was bedeutet, niemand fühle sich in der Kirche als ein Fremder? Ist das Fremde, das Ungewöhnliche, das Andere und noch unbekannte, so wie es ist willkommen wenn es das ihm selbst Fremde im anderen Menschen akzeptiert und bejaht? Oder muss der Fremde erst ein kompatibler Bekannter werden dergestalt, dass er so scheint zu sein wie diejenigen, die sich heute in der Kirche willkommen wissen?

Was bedeutet „alle mögen eins sein“? Reicht es für den Frieden dieser Welt aus, dass all jene die sich zu Christus bekennen „eins“ seien, was schon kompliziert genug wäre?
Oder umfasst der Wunsch nach Einheit nicht letztlich die Einheit in Verschiedenheit, die auch die anderen Weltreligionen beispielweise nicht außen vor lässt? Aber wie soll das gehen?
Welch Perspektive zielt der Papst an, wenn er neu über die Strukturen seiner Kirche der Zukunft nachdenkt?
Geht es hier eher um dienende Strukturen oder um reglementierende Strukturen, die ermöglichen, gleichzeitig aber auch verhindern?

Wir müssen nicht erst die Ergebnisse der Beratungen zwischen dem Papst und seinen Kardinälen abwarten, um zu wissen, dass die Vision einer Kirche, in der sich niemand fremd fühlt, also die Vision der Kirche als Einheit, ein frommer Wunsch ist. Das Grundproblem in der Erlangung einer Einheit liegt schon darin, das all jene, die zu dieser Einheit gehören sollen, an dieser Einheit mitbauen müssen, damit Einheit auch Konturen bekommen kann, und nicht nur eine blinde Umarmung all dessen ist, was wir in dieser Welt vorfinden. Aber wie steht es mit den Verantwortlichen der Weltreligionen und Glaubensgemeinschaften, wollen sie eine Einheit in Verschiedenheit? Geht das überhaupt? Wie eben schon gesagt, wer eine solche Vision hat steht vor einem Berg von Fragen, die heute kaum zu beantworten sind.

Bedeutet das aber, Jesus hätte sich seinen Wunsch nach Einheit besser sparen sollen und der Papst diese Vision, keine fühle sich in dieser Kirche fremd, ebenso? Unsere Kirche, die Welt braucht Visionäre und ihre Visionen, solange sie der Einheit der Menschen dienen, und so dem Wohlergehen eines jeden einzelnen Mensch in ihr. Wenn wir keine Visionen mehr haben, dann haben wir die Welt aufgegeben und somit auch uns selbst, ob nun als Kirche, als Gemeinschaft der Religionen oder als eine Menschheitsfamilie, die wir ja erst noch werden müssen, sowie den uns anvertrauten Planeten Erde.

Wer keine Visionen mehr hat, oder den Visionen andere Menschen nichts mehr zutraut, der findet sich mit einer Welt ab, in der das Motto immer mehr Platz greift, fressen und gefressen werden. Visionen können herausfordern, den Umständen zu trotzen, die Visionen anprangern!

Jesus prangert an, dass die Einheitsstiftende Kraft der Liebe Gottes immer mehr zu einem Privaterlebnis der Menschen oder einzelner Gruppierungen gemacht wird, das separiert und nicht zusammenführt in der Annahme des Lebens, so wie es ein jeder Mensch von Gott geschenkt, in sich spüren darf!
Jesus prangert an, dass die gestaltende Kraft der Einheit unter den Christen vergeudet wird durch oft nur machterhaltende Strukturen, und so immer mehr verloren geht was uns einen könnte, das Bekenntnis in der Eucharistie: seht Jesus Christus, den Sohn Gottes, unser aller Erlöser!
In Folge des Einheitswillen Jesu Christi, erhebt der Papst seine nun gebrechliche Stimme und prangert in der Vision einer Kirche, in der sich niemand als Fremder empfindet, die Tatsache an, dass bis heute ungezählte Menschen sagen: ich bin in dieser Kirch nur ein Fremder oder nun bin ich in dieser Kirche zu einem Fremden geworden!
Doch derjenige, der möchte, dass sich niemand in dieser Kirche als Fremder fühlt, der muss sich auch aufmachen und den Menschen draußen vor der Türe glaubhaft spüren lassen: Du bist in unserer Kirche so willkommen wie du Platz nehmen wirst!

Dass kann nicht nur ein Papst, das kann auch nicht eine Gruppe handverlesener Kardinäle, das können auch wir nicht allein als eine Kirchengemeinde. Diese Einheit bewerkstelligen, können vom Papst bis hin zu jedem anderen Menschen guten Willens nur jene Menschen unter diesen, die mehr erreichen wollen, als wir in Sachen Einheit momentan in unseren Händen halten, und so die Vision der Einheit mitträumen und mittragen!

Dies aber bedeutet Veränderung, bei allen, ob nun beim Heiligen Vater in Rom oder bei jedem anderen Menschen guten Willens. Veränderung kann aber auch zur Folge haben, liebgewonnene Gewohnheit, Rechte und Ansichten zu Gunsten einer ehrlichen Einheit aufgeben zu müssen, oder besser gesagt, um der Sache willen preis zu geben. Veränderung dient der Einheit aber auch nicht, wenn sie um jeden Preis geschieht. Bezogen auf unsere Kirche bedeutet das zum Beispiel: Unsere Kirche ist von ihrem Wesen her keine Demokratie, die über ihre grundlegenden Gesetzte letztlich abstimmen kann. Das Grundgesetz unsere Kirche ist das Wort Gottes, das uns in Jesus Christus geboffenbart ist und darüber können wir nicht einfach abstimmen. Sicherlich ist die Gemeinschaft der Glaubenden gerufen, aus dieser Botschaft Gottes heraus die Zeichen der Zeit zu erkennen, und diese, aus der Kraft des Heiligen Geistes, mit Blick auf das Leben der Menschen zu deuten.

Doch bleibt die Tatsache bestehen, das der Adressat der Botschaft sowie ihre Intention selbst, in beiden Fällen der Mensch selbst ist, und das ist nicht abstimmbar! Gottes Liebe ist in keiner Situation verhandelbar, und das darf auf dem Weg zur Einheit, zur Beheimatung des Menschen in der Kirche Gottes, auch nicht vergessen werden, da es Gott um das Gelingen des Lebens aller Menschen geht. Dies ist einzig der Kern einer ehrlichen Einheit, und nicht der billig oder teuer erkaufte Kompromiss, in dem auch nur ein einziger Mensch zum Verlierer wird! Dies allerdings scheint selbst schon wieder eine neue Vision zu sein , deren Erfüllung unendlich viele Fragen aufwirft. Aber auch diese Vision ist es Wert gedacht und gesagt zu werden, denn Visionen können Kraft geben, die Kraft zu Veränderung auf dem Weg zur Einheit in der Liebe Gottes.

Was bleibt uns nun?
Die Vision, an der Erlösung durch Jesus Christus, dem Sohn Gottes nicht vorbei kommen zu können. Aber gerade deswegen den Mut nicht aufzugeben, alle Wege gehen zu wollen, die dieser Erlösung selbst, in der Kraft des Heiligen Geistes, so nahe kommen wie es unser Mensch sein zulässt! Einheit bleibt letztlich aus Gott geschenkt. Warum wir sie heute noch nicht erleben dürfen, scheint nur Gott zu wissen. Doch am Jüngsten Tag hält Gott das Gericht der Liebe, und in diesem Gericht schenkt er uns die letzte Rechenschaft vor sich selbst.

Diese Ansprache erschien als Faxbox-Predigt des Bergmoser + Höller Verlags.

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Höre meinen Gruß, Mutter des Lebens

Gegrüßet seist du Frau
gerufene Maria
Gott bat dich um deine Wärme
du schenktest ihm all deine Liebe

obwohl sein Gesicht dir verborgen
du ihm nahe
unteilbarer Augenblick
so verlassen
umgeben von ungreifbarer Zärtlichkeit
dir nun vertraut
streicheltest du deinen Bauch
spürtest Leben
dir geliehen
du geschenkt
uns gezeigt

Mutter
gerufene Maria
hilf uns deiner Liebe trauen
die wir selbst auf Kälte bauen
verraten so wonach wir suchen

Mutter
liebkoster Menschheit

hilf uns deine Liebe hoffen
um im Sterben loszulassen
was Gott uns nur geliehen
damit wir spüren
des Lebens Leben

Amen

Aus „Schatz Ansichten – Entfesselnde Wortschätze“, hrsg. von der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen und dem Domkapitel Aachen, 2001.
In Lyrik + mehr, Salzburg 2001 veröffentlicht | Getaggt | Kommentieren

Zeuge „Kiste der Heiligtümer“

Zu sagen
wer man ist
was man will und kann
und was nicht
ehrlich in falscher Erwartung
klar im Bekenntnis
bereit Werte zu retten
mit Standpunkt
und Blick der weiter schaut
so auch Menschenfreund
und Liebhaber seiner selbst

All das

macht noch keinen Christen
würde ihm aber gut stehen
schützt auch nicht vor dem Tod
aber läßt ahnen
wer da sterben wird

Aus „Schatz Ansichten – Entfesselnde Wortschätze“, hrsg. von der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen und dem Domkapitel Aachen, 2001.
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Träum mal Vergebung

Du sagst:
„Lass doch gut sein.“

So klingt es nach:
Nicht verstanden!

Du sagst:
„Vorbei und vergessen.“

So klingt es nach:
Kalter Güte!

Du sagst:
„Kann ja jedem passieren“

So klingt es nach:
Ich habe keinen Namen!

Du sagst:
„Ist doch nicht so schlimm.“

So klingt es nach:
Wie weltfremd bin ich eigentlich?

 

Ich träume:

Es ist nicht gut!
Vergessen ist es auch nicht!
Passiert ist es mir!
Schlimm bleibt es!

Und einer sagt:
Aber ich vergebe dir!

Ein DU!

Aus „Schatz Ansichten – Entfesselnde Wortschätze“, hrsg. von der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen und dem Domkapitel Aachen, 2001.
In Lyrik + mehr, Salzburg 2002, Walheim 2003 veröffentlicht | Getaggt | Kommentieren

Berührung – ich liebe

Für Dich ist die Zärtlichkeit meiner Hände geschaffen
Berührung
Streichelt unter deine Haut
Aber mehr

Für dich ist die Sehnsucht meiner Augen geschaffen
Berührung
Entdeckt hinter deinem Blick
Aber mehr

Für dich ist die Ohnmacht meiner Lippen geschaffen
Berührung
Hört in deinem Atem
Aber mehr

Für dich ist die Hoffnung meiner Ohren geschaffen
Berührung
Vertraut jenseits deines Pulses
Aber mehr

Für dich ist das Gedicht meines Leibes geschaffen
Berührung
Schweigt aus dir
Aber mehr

Für dich sind die Worte meines Mundes geschaffen
Ich liebe dich
Verstummt vor Berührung
Aber nicht mehr

© Christoph Stender
In Lyrik + mehr, Theresienkirche 2002 veröffentlicht | Getaggt , | Kommentieren

Schatzansichten

Statement zur Pressekonferenz am 27. April 2001

Der Funke, der diesem Ausstellungsprojekt zu Grunde liegt, ist über 30 Jahre alt. Zwei Drittel meines Lebens schlummerte er, von keinem geringeren als dem damaligen Domkustos Prälat Dr. h.c. Erich Stephany durch eine Domführung in mir entfacht. Vor über einem Jahr wuchs der kleine Funke zu dieser Idee einer Ausstellung mit dem Titel „Schatzansichten“.

Oft hat mich in den vergangenen Monaten die Frage bedrängt, ob es eigentlich legitim sei, mit meinen lyrischen Texten und einer modernen Präsentationstechnik diesen ehrwürdigen Schatz, für begrenzte Zeit, in einem anderen Kontext zu zeigen, um so die Sehgewohnheiten der Betrachtenden dahingehend zu verändern, dass sie mehr sehen, als das üblicher Weise der Fall ist. Durfte ich diesem Schatz meine Gedanken leihen und sie dann auch noch anderen zugänglich machen? Würde man mir nicht eventuell Zeitgeistmentalität vorwerfen können?

Immer wieder versuchte ich, mich mit der Intention dieser Ausstellung zu beruhigen, diesem Schatz meine Worte zu leihen, damit in ihm mehr entdeckt wird als der Schatz von außerordentlichem Wert und kaum überbietbarer Qualität. Immerhin bin ich berechtigt der Überzeugung, dieser Schatz erschließt in seinen Ansichten Aussagen, die dem Menschen unserer Zeit Konkretes auf das eigene Leben bezogen sagen können. Auch meine bisher gemachte Erfahrung gab mir recht. Denn jene Menschen, denen ich diesen Schatz in seiner religiösen und lebensrelevanten Dimension erschließen durfte, sahen nun diesen Schatz mit anderen Augen, und sie entdeckten mehr als nur ein kunstvolles Kulturerbe.

Schließlich aber gab mir der Schatz selbst die beruhigende Antwort auf meine mich verunsichernde Frage. Die Veränderung zum Beispiel der Präsentation der Reliquien im Laufe der vergangenen Jahrhunderte macht deutlich, dass immer wieder die aktuelle Lebenssituation und die daraus erwachsenen Sehgewohnheiten in der Gestaltung der Kunstwerke Berücksichtigung gefunden hatten. Nur aus dieser Tatsache heraus erklärt sich, dass eine Veränderung in der Präsentation der Reliquien auch in Aachen stattgefunden hat, und zwar von der verbergenden Darstellung der verehrten Reliquien hin zu der sichtbaren Darstellung.

In den sich wandelnden Zeiten wurde immer wieder versucht, den betrachtenden und verehrenden Menschen Brücken zu bauen, damit sie einen Zugang zu den Schätzen finden konnten.

In dieser Ausstellung verändern wir allerdings an den Exponaten nichts! Wir versuchen, einfache aber auch ansprechende und ermutigende Brücken zu bauen, die trotzdem sehr zerbrechlich sind, auf denen der betrachtende Mensch eingeladen ist, diesen Kunstwerken entgegenzugehen, um ihnen „zuzuhören“, auch wenn die Worte diesem Schatz nur geliehen wurden und subjektiv geprägt sind.

Diesen Schatz gilt es nicht nur zu bewahren! Diesen Schatz gilt es in seinem ganzen Reichtum immer neu zu erschließen, weil er nicht für sich selbst geschaffen wurde, sondern um der Kommunikation zwischen Gott und den Menschen Willen. So kann dieses kostbare christliche Erbe nicht anders, als immer an der Seite des Lebens eines jeden Menschen stehen zu wollen, da seine eigene „Lebensberechtigung“ einzig im Dienst des Wortes Gottes zu finden ist, der Botschaft des Lebens.

Dieser Tatsache fühle ich mich auch als Priester verpflichtet und deshalb leihe ich ihr mein einfaches Talent, mein Wort!

Ich bin sehr dankbar, dass ich in der Entwicklungsphase dieser Ausstellung und des Buches, das im Kontext dieser Ausstellung entstanden ist, vielen engagierten und kompetenten Menschen begegnet bin, die mir ihre Talente zur Verfügung stellten, um dieses Projekt so zu gestalten, damit es erreicht, was es berühren will, Menschen in ihrer Sehnsucht nach Leben.

Diese Ausstellung allerdings erhebt nicht den Anspruch dauerhaft neben und mit dem wohl bedeutendsten Kirchenschatz nördlich der Alpen Zukunft zu verbringen. Diese Ausstellung und ihre Lyrik sind vergänglich und werden auch bald wieder einfach verschwinden. Die Ausstellung ist ein Augenblick, der bewusst wieder zerbrochen wird. Nach einigen Monaten wird diese Ausstellung in ihre Einzelteile zerlegt. Einige der Wortinstallationen werden versteigert werden für einen aktuellen guten Zweck. Zurück bleibt dieser alte Kirchenschatz in seiner gewohnten Art der Präsentation. Nur die Erinnerung einiger, die diese Ausstellung besucht haben, wird Zeugnis davon sein, dass es da doch diese „Schatzansichten“ gab, die etwas zu sagen hatten, das in einigen Herzen lebendig ist. Dann aber werden andere gerufen sein, diesem Schatz, auf anderen Wegen als dem meinen, ihre Sympathie zu schenken.

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Zurück-gelassen für die Zukunft

Reliquien tragen der Zukunft hinterher
was gestern auf das Schöne, Gute und Gläubige reduziert
vorgestern ein Mensch war
der zurück ließ
was Menschen heute
als Schatz in ihren Herzen bergen
um sich so zu verneigen
vor Überresten
die all das nicht mehr sind
was sie zu sein auch nie vorgaben

Reliquien aber machen nicht traurig

Die Visionslosigkeit der Menschen heute
Reliquien nicht mehr nötig zu haben
macht traurig
weil der Mensch vergessen hat:

Verehrung deutet Leben
das in der Verneigung die Gegenwart überdauert
und so des Menschen Blick weitet:

Reliquie für die Zukunft zu sein

Aus „Schatz Ansichten – Entfesselnde Wortschätze“, hrsg. von der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen und dem Domkapitel Aachen, 2001.
In Lyrik + mehr, Salzburg 2001 veröffentlicht | Getaggt , , | Kommentieren

Wunsch den Toten nachgerufen

Wenn du nun mehr vermagst zu sehen,
dann wünsche ich dir:

Leben durch den Tod gegangen
Vergebung nach der Schuld gespürt
Einheit aus der Trennung geschenkt
Heil hinter deinen Wunden mächtig
Einsamkeit übersprungen in Geborgenheit
Liebe gerettet in Unzerbrechlichkeit
Haut gewoben aus Zärtlichkeit
Menschen aufgehoben in Gott
Gott pulsieren in DIR!

Dein Ich in ein neues Du getaucht
magst spüren du nun österliche Kraft,
schattenlos!

Aus „Schatz Ansichten – Entfesselnde Wortschätze“, hrsg. von der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen und dem Domkapitel Aachen, 2001.
In Lyrik + mehr, Salzburg 2002, Walheim 2003 veröffentlicht | Getaggt , | Kommentieren

Te Deum

Te Deum
Sehnsucht
Phantasie
Zweifel
Lust
Unendlichkeit
Liebe
Te Deum
Verlorenheit
Schönheit
Angst
Leiblichkeit
Zerbrechlichkeit
Ohnmacht
Te Deum
Unfaßbarkeit

Duft der Welt
Atem der Menschheit
Sog des Universums

Warum berührst du mich
Läßt mich sein
bist mein Ende

Sinn
wo ist Sinn
zeige dich Wahrheit
scheine auf du Urgrund
klinge Prinzip aller Prinzipien

 

Warum ich
Woher dieses Du
Wohin unser wir

Warum?
Woher?
Wohin!

Du Gott
Gott du
Abba

Te Deum

Warum berührst du mich
Läßt mich sein
bist mein Ende

 

Gott
huldigt Verneigung
Göttin
umwerben Worte
Vater
schimmern Gesetze
Mutter
stammeln Gebete
Herrscher
prahlen Kunst
Heiliger
zermürbt Hochmut
Ewiger
streitet Wissen
Barmherziger
hoffen Hände

Te Deum
Warum?
Te Deum
Woher?

Te Deum
Wohin?

Ich spüre dich
doch weiß ich’s nicht
bin sicher mir
muß fragen

Bleibe wach
träume
werde geweckt
lebe

Berühre
das zarter Blumen Blatt
den fernen Sterne
geliebten Leib

feier
singe
lobe
verneige mich
flüstere
schweige
bete
schreie
hauche
werde still

Te Deum

Ich spüre dich
doch weiß ich’s nicht
bin sicher mir
muß fragen

 

Te Deum
Warum?
Woher?
Wohin!

Deus
Amen!
Ja, Amen!

Mein Leben will nach dir schmecken
Sehnsucht
Zweifel
Herrlichkeit
Abgrund
Unendlichkeit

Te Deum
Dir, mein Gott

Aus „Schatz Ansichten – Entfesselnde Wortschätze“, hrsg. von der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen und dem Domkapitel Aachen, 2001.
In Lyrik + mehr, Salzburg 2002 veröffentlicht | Getaggt , , | Kommentieren

Heimat

Heimat
Bauch meiner Mutter
die Straße in der ich aufwuchs
mein Versteck – nur mit Kinderaugen zu finden
Freunde gemeinsamer Ideen
Worte liebender Menschen
Kissen meiner Nacht
Hunger in Gemeinschaft sättigen
bergender Leib
Stadt einsamer Wege
Ruhe meines Herzens
Kathedrale lebendiger Hoffnung

Heimat wo Liebe sich mir zuflüstert
mich berührend
die Welt durchstreift
im Windhauch meine Nase umspielt
warm im Sande tänzelnd
sich eingräbt in meine Erinnerung
stark für ein Morgen
Stoff zukünftiger Träume
da ist Heimat
der mein Herz schon längst entgegeneilte

Breitengrad und Längengrad
erklärende Namen
Sitz in meinem Leib
wird sie aber nie besitzen
denn
heimatlos ist Heimat

© Christoph Stender 2001
In Lyrik + mehr, Salzburg 2002, Theresienkirche 2002, Walheim 2003 veröffentlicht | Getaggt , , | Kommentieren
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