Es gab einmal eine Zeit, so wird erzählt, da konnte Worten Glauben geschenkt werden.
Die Ehrlichkeit der Worte war ein Wert. Glaubwürdigkeit war eine Tugend. Ehrliche Gespräche bildeten Räume einer verlässlichen, einer der Wahrheit verpflichteten Kommunikation, die so zu kleinen Wandelhallen ungelogenen Lebens wurden. Da musste nicht betont werden „du kannst meinen Worten trauen“, da waren Worte treu!
Wann gab es diese Zeit, werden Sie nachsinnen; wo ist sie, wo ist sie geblieben?
Heute gibt es fast nur noch Ruinen ehrlicher Worte, in denen die Unzuverlässigkeit anderer Worte Räume wie Pfahlbauten aufrichtet. In ihnen sind Worte, durch Menschen Mund angebunden, von übersichtlicher, und wer es hören will zwielichtiger Wahrheit. Der Rest ist trüber Face, nur tauglich für Wortmüllberge, aber gegen jede Vernunft dazu bestimmt, heute wahr zu sein zu haben.
Die Ballsäle sind geschlossen, in denen haltvolle Worte Leben tanzten.
In solchen Räumen wie Pfahlbauten hat Glauben, insofern er nicht zu marschieren hat, wenig Chancen.
Der christliche Glaube vermittelt sich durch das Wort, dieses Wort aber braucht das gewisse „Plus“, den Raum, in dem Wahrhaftigkeit atmen kann.
Der Glaube kommt vom Hören (Vgl. Röm 10,17f). Sein „Plus“ aber ist ein Blick in die Augen dessen, der spricht, ein Spüren wie der sich anfühlt, der spricht, ein achten auf den Herzschlag dessen, der spricht.
Glaube entfaltet sich nicht in solchen Pfahlbauten, Glaube will tanzen, Leben tanzen vor Gott.
Dem Glauben Raum geben bedeutet nicht dogmatische Sätze an die Wand zu nageln, um ständig auf dieselbe Tapete zu starren.
Raum des Glaubens entsteht da, wo der Glaube ins Gespräch gebracht wird, wo der Zweifel nicht an Wänden abprallt, wo suchen nicht gleichbedeutend ist mit Unordnung und in dem auch Platz ist für einen Glauben, der auf wackligen Beinen steht.
Glaube braucht den Raum, in dem er sich ertanzen kann und nicht wie ein Bild, von einer Wand auf die andere gehängt wird.
Räume, in denen der Glaube tanzen kann, sind eine Einladung für Raumausstatter, gläubige Menschen, die vor uns waren und noch mit uns sind. Es können heilige Frauen und Männer sein, unbequeme Freundinnen und Freunde Gottes, aber auch ganz anders Normale.
Vor- bilder können sie sein und mir Schritte zeigen, die helfen auf dem Boden „ich“, ob Parkett, Teppich oder Auslegeware meinen Tritt zu finden.
Dieser Boden ist Fundament, auf dem ich umgehe, verhandle und abwäge meine Stärken, meine Sexualität, mein Engagement, mein Scheitern, meine gesellschaftliche wie politische Haltung; ein Um – gehen all dessen also, was mich bewegt.
Auf solchem Parkett kann ich Gastgeber sein und fragen: „Darf ich um einen Tanz bitten?“