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Glaube und Raum

Kirchen sind besonders in der Ferienzeit beliebte Objekte touristischer Besichtigungskultur. Große Kathedralen laden mit weit geöffneten Toren, hinter denen manchmal ein Eintritt erhoben wird, zur Besichtigung ein. Bei kleineren Kirchen, oft verschlossen, wird erst einmal vorsichtig an der Türe gerüttelt, ob diese nicht vielleicht doch geöffnet ist.

So einen Kirchenraum zu betreten, jenseits von gemeinschaftlichen Gottesdiensten, lässt Insider spüren: Der Raum ist für die Kommunikation mit Gott und den Menschen geschaffen.

 

Der griechische Begriff „kyriakon“, in die deutsche Sprache entlehnt zum Begriff „Kirche“ geworden, verortet die im griechischen als „ekklesía“, Bezeichneten, übersetzt: die aus der Menge Herausgerufenen.

 

Eine äußere, touristische Betrachtung aber kann nur andeuten, wie die „Herausgerufenen“ die Nachfolge Jesu in solchen Räumen gelebt haben.

Andeuten, dass sie aus dem Evangelium, der Verkündigung der Menschwerdung Gottes in Christus, gelebt haben.

Andeuten, dass diese Botschaft sie aus ihrem Alltag herausrief und zum Kirche Sein zusammengeführt hat.

Äußere Betrachtung kann nur andeuten, was sich 2000 Jahre lang in Kirchenräumen ereignet hat, und was über diese Räume hinausgewachsen ist.

Allerdings schwindet zunehmend das Interesse an dem, was äußere Betrachtung nur andeuten kann. Ein Grund dafür ist die geringer werdende Zahl derer, die Kirchenräume mit Geist und Leben füllen.

So gerät weiter in Vergessenheit, dass die liturgische Verkündigung des Wortes Gottes einen Raum zum Kirchenraum macht, von dem ausgehend sich caritatives Engagement, gesellschaftsbildende Kräfte und christliche Verbünde entfaltet haben.

 

Touristisch geführt, wird über Kirchen berichtet werden: als religiöser Versammlungsort, als christliche Kultstätte im Gegenüber zu anderen religiös aufgeladenen Orten, oder als kunsthistorische Fundgrube.

 

Keine dieser Führungen jedoch wird Fachbesuchern oder Touristen vermitteln können, was ursprünglich „unsichtbar“ im Innern dieser Räume entstanden ist und durch ihre Türen hinaus in der Gesellschaft gelebt wurde.

 

Solange aber das Evangelium aus der Vergangenheit herausgehört oder gegenwärtig neu verkündet wird, werden sich einzelne Menschen als Herausgerufene wahrnehmen. Sie werden einander suchen und finden, sich wieder versammeln und Orte markieren, um Kirche sein zu können.

Die Herausgerufenen werden auch in Zukunft Räume der Kommunikation finden, weil Jesu Botschaft, Gottes Wort in Menschen Wort, wie in der Vergangenheit auch, nicht raumlos bleiben kann. Sie werden fündig werden, vielleicht an heute noch unbeachteten Orten.

 

Wertvoll ist jedoch, dass es „ehemalige“ Kirchenräume auch in Zukunft äußerlich erkennbar, noch geben wird. Auch wenn sie entweiht, entkernt und umgebaut anderer Nutzung dienen, so als Buchhandlung, Café, Fahrradparkhaus oder Archiv, und eine zukünftige Generation solche Gebäude vielleicht nie anders erfahren hat.

Aber die äußere Ansicht unserer Kirchen hat das Potential ein Fragezeichen für spätere Generationen zu sein und kann Neugier wecken: Warum brauchten Großeltern und Urgroßeltern solche hervorragend umbauten Räume, nur um Fahrräder, Akten, Getränke oder Kunst zu stapeln?

Dieser Beitrag wurde in Kirchenzeitung für das Bistum Aachen veröffentlicht. Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Kommentieren oder einen Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

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