Dem glaub ich gern! Diese Einsicht ist den ersten Begleitern Jesu gemeinsam. Noch waren keine Berichte über Jesus schriftlich verfasst, so wie sie uns heute im Sammelband der Bibel zur Verfügung stehen. Jesu Botschaft von Gott, dem liebenden Vater, von Umkehr, Vergebung und unzerbrechlichem Leben sowie die Berichte von Jesu heilendem Handeln, wurden von Mund zu Mund weitergegeben, „nur“ erzählt.
So faszinierend diese Erzählungen auch waren und so begeistert sie aufgenommen wurden – entscheidend war für die Menschen von Anfang an die Glaubwürdigkeit derer, die erzählten. Ihre Glaubwürdigkeit war in der Regel die Voraussetzung dafür, dass ihnen überhaupt zugehört wurde.
Das Vertrauen der Hörerschaft in die Erzähler sowie ihre Bereitschaft, selbst unvoreingenommen zuzuhören, ließ in der Nachfolge Jesu, Schritt für Schritt, die Erzählgemeinschaft entstehen. Diese Gemeinschaft sind wir als Christen bis heute, und ohne sie wird es auch keine Zukunft geben.
Der Evangelist Johannes geht an den Beginn der Erzählgemeinschaft zurück und berichtet von den Jüngern, die sich aus Angst hinter verschlossenen Türen zusammendrückten. Aber ein angstvolles Beieinanderhocken, ein Sich-Einschließen ist keine Voraussetzung, glaubwürdig die Worte Jesu zu verkünden.
Jesu Botschaft braucht Freiraum, in dem sie ihre Kraft entfalten kann und so Menschen spüren lässt, dass die Worte Jesu das eigene Leben verändern können. Deshalb tritt Jesus in die Mitte seiner gelähmten Jünger und sagt: „Ich sende euch!“ Jesus kommt ihnen nahe, haucht sie an und sagt ihnen zu: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Dieser Geist macht lebendig, motiviert, ermutigt, hilft abzuwägen und zu entscheiden. Dieser Geist Gottes befreit den Menschen von seiner Angst um
sich selbst und öffnet verschlossene Türen. Mit den Jüngern gemeinsam gingen dann geisterfüllt Frauen und Männer in die Städte und Dörfer und erzählten, was sie über Jesus gehört hatten, wie sie über ihn dachten und dass er ihr Herz berührt hat.
So wächst durch glaubwürdige Erzählung die Erzählgemeinschaft weiter, breitet sich aus und lässt die Menschen, die Christus für sich haben entdecken dürfen, gemeinsam Kirche sein. Gerade heute, in einer von Krisen gerüttelten Kirche, bedarf es der Erzählerinnen und Erzähler, die glaubwürdig aus ihrem Leben und dem der Gemeinschaft erzählen. Das Wort des Apostels Paulus gilt zeitlos: „Der Glaube kommt vom Hören“ (Röm 10,17). Haben wir den Mut, bei Menschen stehenzubleiben, um ihnen etwas über unseren Glauben zu erzählen! Wäre es nicht super, wenn im Weitergehen dieser Menschen sich mancher zu uns umschaut und flüstert: „Dem glaub ich gern“?