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Die Worte bleiben hart

Welche Rede Jesu kritisieren eigentlich seine Jünger? „Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?“ Es handelt sich wohl um die Rede, die unmittelbar vorausgeht und die der Evangelist Johannes überliefert: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein
Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.“ Die Jünger nahmen, zeit- und kulturbedingt, diese Worte wortwörtlich: Mit Fleisch war Fleisch gemeint, und
mit Blut Blut.

Ja, solche Worte sind hart und nicht gut zu hören, besonders nicht in den Ohren derer, denen Jesus etwas bedeutete. Seine Jünger hatten als Handwerker handfeste Erfahrungen mit Fleisch und Blut, verfügten aber noch nicht über den theologischen Hintergrund, diese Worte sakramental in der Eucharistiefeier zu deuten. Wir Heutigen deuten die eucharistischen Gaben von Brot und Wein aber nicht als Zeichen, das nur auf anderes hinweist, und auch nicht als bloßes Symbol, dem Ineinsfall von Wort und „Gegenstand“. Verkürzt gedeutet verweist die Selbsthingabe Jesu in seinem Leib und seinem Blut auf eine Wirklichkeit, in der Gott sich auf den Menschen hin begreifbar macht, und in der sich der Mensch als auf Gott hin verwiesen erlebt.

Trotz aller Deutung: Wenn mir der Kelch mit den Worten „Das Blut Christi“ gereicht wird, dann klingen sie immer noch hart. Um der Schwere beim Empfang des eucharistischen Brotes etwas zu nehmen, wird oft anstelle von „Der Leib Christi“ formuliert: „Das Brot des Lebens“. Aber auch mit dieser Formulierung wäre der Dramatik der Selbsthingabe, dem Opfer Jesu am Kreuz nichts genommen.

Den Kritikern hätte jedoch die Härte der Worte Jesu genommen werden können, wenn sie einen Blick in den Saal hätten werfen können, in dem Jesus die Apostel
zum Letzten Abendmahl versammelte. Der Evangelist Markus berichtet: „Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib“ (Mk 14,22). Jesus gibt sich selbst in diesem Mahl als das Lebensmittel des Überlebens in aller Zerbrechlichkeit. Er reicht sich selbst im Brot und Wein, seinem Fleisch und Blut.

Doch ob es die Einschätzung der Jünger damals oder unser Deuten heute ist, ob es die Formulierung „Leib Christi“ oder „Brot des Lebens“ ist, eines bleibt über Erkenntnis und Wortgebrauch hinaus: das Geheimnis dieses Sakraments. Mit den Worten des heiligen Thomas von Aquin verdichtet:

„Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an; er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.“

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