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Zusammenspiel der Christen

Faxbox-Predigt vom 16.6.1996

Es wird das Spiel der Spiele genannt, dieser geschickte und kraftvolle Kampf um das kleine runde Leder, das nur ein wirkliches Ziel kennt: das Tor der Gegner.

Fußballspiele beeinflussen Terminkalender, haben die Macht Parlamentssitzungen zu verschieben, sind Thema in Büros und Kneipen, auf der Straße und an Haltestellen. Kein Ort ist vor dem Thema Fußball sicher!

In dieser Bundesliga-Saison besuchten über 9 Millionen Menschen die Stadien. In 150.000 Mann- und Frauschaften, spielen Kinder bis alte Herren, organisierten Fußball. Ein paar Quadratmeter reichen aus, um an jeder Ecke mit dem Ball zu kicken. Über 100 Millionen Menschen sitzen jährlich zwischen Gebäck und Bier vor dem Fernseher, eifern mit ihrer Mannschaft und freuen sich über jeden Ball im gegnerischen Tor.

Allein den Beginn der Eröffnungsfeier der diesjährigen Europameisterschaft haben 2.140.000 Haushalte gesehen. Dies ist ein Marktanteil von 21,3 %. Was macht diese Faszination Fußball aus? Sepp Herberger hat es so formuliert: „Die Leute gehen deshalb zum Fußball, weil niemand weiß wie es ausgeht“.

So zogen auch unsere Bundesdeutschen Kicker in die Europameisterschaft und keiner weiß heute schon, wie es aus geht. Auf jeden Fall, viele von uns sind stolz auf sie, diese Repräsentanten und Botschafter des fairen Spieles in Europa. Das erste Spiel ließ ja auch keinen Wunsch offen: 2:0, ein klarer Sieg! Wenige Minuten nach diesem Wettkampf um das Leder, waren Spieler und Begleitmannschaft dann auch voll des Lobes. Das Mannschaftsgefühl hat gestimmt. Harmonie im gemeinsamen Spiel macht eben Tore! Wer jedoch am Ende der Meister sein wird bleibt trotz allem noch offen!

Im Evangelium des heutigen Tages gibt es keinen Meister zu ermitteln. Der Meister steht schon fest, es ist Jesus selbst. Dieser Jesus sendet 12 namentlich bekannte Repräsentanten und Botschafter aus, die für Jesu Botschaft vom Bereich Gottes wetteifern sollen. Noch sind die Adressaten dieser Zusage Gottes, das Himmelreich ist nahe, recht klein gehalten, nämlich die noch suchenden Schafe Israels. Später wird der Auftrag lauten: „Geht in alle Welt“. Die Botschafter und Botschafterinnen Jesu haben vor fast 2000 Jahren den Grundstein gelegt zu dem was wir heute Kirche nennen. Sie sind losgegangen und standen ein für die befreiende Botschaft Jesu die nur ein Ziel hat, dass Leben der Menschen so wie der Mensch es in sich spürt, als von Gott gewolltes Leben. Das es heute noch Kirche gibt, haben wir Männern und Frauen zu verdanken, die überzeugend Kranken beistanden, Ausgesetzten ihren Platz in der Gesellschaft zurückeroberten, lebensfeindliche Kräfte enttarnten und entmachteten, sowie dem Tod die Botschaft des Überlebens in Gott entgegensetzten. Auch heute sind es Männer und Frauen die von der Botschaft Gottes begeistert sind und so Kirche lebendig sein lassen. Auch wenn in Deutschland die Gottesdienstbesuche rapide abnehmen, was nicht unbedingt heißt, daß die Menschen weniger der Botschaft Gottes vertrauen, brauchen wir uns als Kirche nicht zu verstecken. Weltweit nimmt die Zahl der Christinnen und Christen zu. Noch nie war das Engagement für die Kirche auf so viele Schultern verteilt wie heute. Doch besonders die Teilkirche Deutschland hat keinen Grund selbst zufrieden zu sein, denn die Zukunft ist offener denn je und niemand weiß genau, wie es weitergeht!

Nun eine gewagte Frage: Kann die Deutsche Teilkirche von einer Fußballmannschaft und Frauschaft etwas für die Zukunft lernen?

Mannschaftsgeist und Harmonie waren nach dem 2:0 Sieg Deutschlands über Tschechien oft benutzte Begriffe in der Sieganalyse. Was heißt das genauer. Ein Fußballspiel gelingt nur, wenn alle miteinander spielen, wenn jeder und jede seinen Talenten entsprechend seine Aufgabe im Zusammenspiel wahrnimmt. Hier tragen alle Verantwortung und können sich nur so aufeinander verlassen. Alleingänge und Selbstdarstellungen haben kaum Aussicht auf Erfolg. Sicherlich braucht jede Mannschaft auch einen Menschen der sie zusammen hält und obenan ein gemeinsames Ziel.

Das gemeinsame Ziel der Kirche muss die Verkündigung der Botschaft Jesu bleiben: Unser Gott ist ein Gott des Lebens. Zugleich aber ist die Kirche nur dann überzeugend, wenn sie alles dafür tut für das Leben einzutreten so wie es der Mensch es in sich spürt und als Geschenk Gottes annimmt. Das kann unsere Kirche aber nur schaffen, wenn allen erlaubt wird, Mitverantwortung zu tragen, wenn jeder und jede seine Talente für das gemeinsame Ziel einbringen darf. Wir sind als Kirche eine hoffnungsvolle Frauschaft und Mannschaft wenn wir miteinander und nicht gegeneinander „spielen“. Das bedeutet auch, bestehende Konflikte offen und ehrlich auszutragen aber nicht über Machtstrukturen ungeklärte Fragen abzuwürgen.

Gerade da, wo viele Aufgaben und Talente zusammenspielen, bedarf es Menschen die diese Kirche zusammenhalten. Zusammenhalt, Einheit bedeutet aber die vielen Fähigkeiten der Menschen in der Kirche zu ermöglichen und zu erhalten, vielfältige Lebensformen zu schützen und in jedem“ so sein des Menschen“ den Schöpferwillen Gottes zu entdecken. In diese Richtung muß unsere Kirche weitergehen, weil sie kein Spielfeld ist und wir auch in Zukunft wissen, wer der Meister ist und bleibt: die Botschaft Gottes vom Leben in Jesus Christus.

Diese Ansprache erschien als Faxbox-Predigt des Bergmoser + Höller Verlags.

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