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Von Süßigkeiten, Gelassenheit und Urlaub

Nostalgie hat aktuell den Verkauf von losen Süßigkeiten attraktiv gemacht. Jenseits einiger Kioske werden in kleinen, oft verspielt eingerichteten Lädchen die Leckereien Stück für Stück zum Verkauf angeboten.

Das weckt bei Älteren Kindheitserinnerungen und bei Jüngeren Interesse. Betreten wir in Gedanken solch ein Lädchen, um dann auf einige Glasbehälter zu zeigen und auszusuchen: Acht von den roten Zuckerherzen hätte ich gerne, drei Lakritz Schnecken, zwei Schleckmuscheln, fünf Speckfrösche und…! Was gehört denn so in Ihre Tüte der Leckereien? Hielt ich als Kind meine Tüte dann in Händen, verschwand ich auch schon in ihr, und „verduftet“ genoss ich die kleinen Geschmacksexplosionen zwischen Gaumen und Zunge. Für Augenblicke meinte ich dann Flügel zu haben, schmolz dahin und spürte eine Gelassenheit fast so wie eine Portion Urlaub. Doch mit dem letzten kaum gelutschten Bonbon meldete sich der klebrige Alltag zurück.

Als Kind fand ich so immer mal (für kleines Geld) kurze Augenblicke der Gelassenheit. Älter geworden boten besonders die Schul- und Semesterferien Gelegenheit längere Momente der Gelassenheit zu spüren. Berufstätig erlebe ich gelassene Zeiten auch an (nicht kirchlichen) Feiertagen und in der Urlaubszeit. Vielen Menschen verbinden mit Urlaub wegfliegen, Strandkorb, faulenzen, wandern, gut speisen, Wellnesshotel oder alternativ z.B. das Wohnmobil, Hauptsache wo anders „die Seele baumeln lassen“.

Die sprachliche Wurzel des Wortes Urlaub, die im althochdeutschen Wort „urloub“ liegt und seit dem 8. Jahrhundert belegt ist, bedeutete Erlaubnis. Damit war die Genehmigung gemeint, sich entfernen, sich verabschieden zu dürfen. Die Heldenepen des Mittelalters berichten von dem edlen Ritter, der ergebenst um „Urlaub“ bittet, wenn er für eine kurze Zeit seinen Herrn oder eine höfische Dame „verlassen“ wollte. Heute wird der Urlaub gewährt durch in Systemen Höherstehende, durch Gesetz- und Arbeitgeber bzw. Arbeitsverträge, die dem Arbeitnehmer Urlaub garantieren. Im Rahmen einer Städtereise erinnerte mich im sonntäglichen Gottesdienst – ein Urlaub der ganz anderen Art – ein Lied an die Tüte mit Süßigkeiten aus Kindertagen, die mir damals Flügel verlieh.

„Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn.

Und werf‘ all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz in Meeres Tiefe hin.“ (GL 403, 3)

Dieser Text vermittelt eine Leichtigkeit, die dem Herzen Flügel wachsen lässt.

Mit diesen Zeilen im Hinterkopf finde ich in meinem Alltag für Augenblicke Entspannung und mit ihr das Geschenk der Gelassenheit.

Das sind Gefühlsmomente, die sich nicht orientieren an (gesetzlich) geregeltem Urlaub. Diese Liedstrophe bringt „Urlaub von Herzen“ zum Klingen.

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