Tränen hier und da: Weil „aua das tat weh“, oder „hurra welche Freude“. Weil Absturz der Finanzen, oder zerbrochene Liebe. Weil bestandene Prüfung, melancholischer Film, oder eskalierter Streit. Tränen hier und da. Von diesen Tränen oft umgeben steht er da, der Mensch, der weint!
Der Mensch, der weint, weil ein Mensch auf dieser Welt, von dem er vielleicht nur gehört hat, verloren gegangen ist. Er steht da, der Mensch, der weint, weil er einen ganz nahen Menschen hat loslassen müssen. Die Tränen dieser Menschen fließen nach innen bevor sie Wangen berühren. Seht den Menschen, der weint, Jesus von Nazareth.
Die emotionale Mitte des Evangeliums vom 5. Fastensonntag ist Jesus der im „Innersten erregt und erschüttert“ weint. Jesus weint, weil ein Mensch verloren gegangen ist. Im Evangelium trägt „sein“ Mensch, stellvertretend für all die Menschen, die auch Ihnen und mir verloren gegangen sind, den Namen Lazarus.
Sie wissen, Leserinnen und Leser, wer Ihnen ein Mensch ist, der Sie bei Verlust im „Innersten erregt und erschüttert“, für den Ihre Tränen von innen nach außen fließen, Ihren „Lazarus“. Den weinenden Jesus im Evangelium anzuschauen lässt auch die Tränen wieder spüren, die wir um einen verlorenen Menschen schon geweint haben. Jesus weint um jeden einzelnen Menschen, der sich von der Nähe zu Gott distanziert hat, um den Menschen, wie eine Menschheit, der Gott verlorengegangen ist.
Darum geht Jesus den Weg seiner Tränen, seinen Kreuzweg! Am Rande dieses Weges stehen auch wir in den kommenden Tagen -wohl in größerer Distanz-, die mit den vergossenen eigenen Tränen für einen lieben Menschen wirklich spüren können was Jesus bewegte, warum er im „Innersten erregt und erschüttert“ weinte.
(Zum 5. Fastensonntag 2020)