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Von der Forderung zur Liebe

„Liebe kann heilen!“ Wer will schon ernsthaft – christlich motiviert – an dieser Aussage zweifeln. Doch was bedeutet hier Liebe? Die Liebe zum Mitmenschen, zur Natur, zum Umweltschutz, zur Gerechtigkeit, oder die Liebe zu Ihrem geliebten Menschen?

Die Verkündigung Jesu handelt immer wieder von der Liebe, der Nächstenliebe, das wichtigste der über 600 Gebote in der Tora (den fünf Büchern Mose). Jesus spitzt diese Gebot noch zu: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22, 39).

Doch, Hand aufs Herz, dem Organ der Liebe. Nervt es nicht manchmal, dass die christliche Botschaft immer wieder mit der Forderung nach Liebe um die Ecke kommt? Allein im Neuen Testament ist das Wort Liebe 237-mal zu finden. Die biblische Forderung der Nächstenliebe, bezogen auf die Erwähnung des Begriffes, wird fast inflationär bemüht. Allerdings ist es nicht zu unterschätzen, dass eine immer wieder beschworen Forderung auch als lästig ignoriert werden kann. Wo sie andererseits ernsthaft gehört wird, kann das Gebot schnell eine Überforderung bedeuten.

Bleibt festzuhalten: Liebe kann heilen, aber die Forderung zur Nächstenliebe kann auch ein Ballast sein.

Nicht nur durch die Natur des Menschen gegeben, sondern auch seiner Kultur entsprechend, wollen die meisten Menschen Liebe spüren. Denn Liebe gibt Kraft, so die Erfahrung vieler Menschen. 

Zwischenfrage an Sie wertgeschätzte Leserrinnen und Leser:  Würden Sie widersprechen und sagen, dass Sie nicht geliebt werden wollen, vielleicht von jemandem ganz Bestimmten, vielleicht auch in vergangenen, früheren Zeiten?

Auch wenn die Forderung zur Nächstenliebe zum Ballast werden kann, so gibt es doch keine stärkere Motivation als diese, aus Liebe zu handeln. Liebe ist kein Selbstzweck, der sich selbst genügt. Es ist also nicht entscheidend, wie Liebe definiert wird; eine Erklärung der Liebe also, bevor sie handelt. Entscheidend ist was Liebe auf Menschen, konkret auf den Nächsten bezogen bewirkt. Wenn die bewirkende Liebe ein Schlüsselbegriff in der Verkündigung Jesu ist und wir uns nach ihm als Christinnen und Christen nennen, dann müssen wir uns schon an dem, uns vielleicht auch belastenden, Gebot der Nächstenliebe messen lassen. Jesu Leben hat überzeugt durch seine konsequenten Handlungen, die in seiner Menschenliebe gründeten. Vielleicht lassen die folgenden Worten Herzlichkeiten zum Klingen bringen, aus denen Konsequenzen erwachsen:

„Mein Ja zu mir selbst lässt mich Ja sagen zu dir: Du bist da, das ist gut. Ich darf dich wahrnehmen, du berührst mich, ich will mich nicht wehren, wenn du mir unter die Haut gehst. Lass dich bei mir sein, ich werde dich an meiner Seite hüten. Ich möchte entdecken, was dir nötig ist, bevor du fragst, und dann frage, so auch ich fragen mag mit Herz.

 

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