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Vom „geistlichen“ Wort

Da kommen vielleicht auch Sie manchmal ins Staunen, wenn Menschen in der Öffentlichkeit locker 45 Minuten inhaltsvoll und trotzdem frei vortragen, jemand ohne Spickzettel mit Worten jonglieren kann oder andere mit Sachkenntnis, brillanter Rhetorik und Wortwitz verbal überzeugen.

Das Wort und der Mensch sind ein existentielles Begriffspaar! Redewendungen bringen dies zum Ausdruck: Ein Mensch ist wortgewaltig, oder seine Worte unglaubwürdig, er kann verbindlich in Worte und Tat sein, Worte anderer haben Gewicht, mit Worten kann man herrschen und den wortkargen Menschen gibt es auch. Indirekt bringt den Wert der Worte eine uns allen bekannte Redensart zum Ausdruck: „An seinen Taten wird man ihn erkennen (den Menschen).“

Worte kann man kategorisieren: Da gibt es eine lyrische Sprache, unangemessene Ausdrücke, Jägerlatein und Jugendsprache, „dumm rumlabern“ kann man auch, und am umfassendsten ist oft das Vokabular  des Fachjargons, das alle Berufssparten, Wissenschaftsrichtungen und gesellschaftliche Gruppierungen hervorbringen. Hier ist die gesellschaftlich nicht eindeutig zu umschreibende Gruppe derer, die den Frieden auf ihre Fahnen geschrieben haben, auch nicht ausgenommen. Das betrifft somit auch uns als Bewegung Pax Christi, die auch ihr „Friedensvokabular“ hat und dabei sogar ein „geistliches Wort“.

Was für eine Qualität hat ein „geistliches Wort“ eigentlich und wer spricht es aus?

Zuerst einmal zu dem „Was“ diesen Wortes: Das „geistliche Wort“ kommt nicht banal daher, um dann im Wortgetöse des Alltäglichen unter zu gehen. Nachhaltigkeit soll es haben, da es ja von sich den Anspruch erhebt etwas mit „Geist“ zu tun zu haben. Wer also geistvolle Worte in die Welt setzt, der will etwas anstoßen, weiter bringen, Ausschau eröffnen, zu bedenken geben und in jeden Fall mit dem Wort den Menschen wecken.

Das „geistliche Wort“ ist nicht unbedingt kuschelig, es muss nicht zwingend sanft sein oder gut verdaulich. Worte von Geist getragen sind eher kantig, liegen quer im Magen und entsprechen auch nicht der Durchschnittsmeinung einer Bevölkerung, sozialen Gruppe oder Initiative. Es geht auch noch konkreter. Die Publikation „Pax Zeit“ unserer Bewegung gönnt sich ein „geistliches Wort“. Da jeder professionell aufgemachten Publikation ein Konzept zu Grunde liegt, so ist auch hier die Rubrik „Geistliches Wort“ einem Konzept zuzuordnen.

Neben Beiträgen, die kritisch unsere Gesellschaft aber auch unsere Bewegung analysieren, die die Wahrnehmung und Verantwortung seiner Leserschaft schärfen wollen, einer Berichterstattung also die oft auch „schwere Kost“ ist, soll das „geistliche Wort“  einen Beitrag zur „Verträglichkeit“, zur Entspannung leisten, also zu einem „Aushalten“ der Spannung. Das „geistliche Wort“ ist deshalb kein Placebo für gute Gefühle und ruhigen Schlaf. Geistliches Wort will „wecken“ mit dem Ziel, durch das  hören seiner Leserinnen und Leser mit ihrem inneren Ohr Anstöße zu geben, die „trotz allem“ helfen den Mut nicht sinken zu lassen, um „wortgetreu“ weiter für Frieden und Gerechtigkeit zu stehen und so zu einer nachhaltigen Qualität des eigenen und gemeinschaftlichen Lebens beizutragen.

Doch woher nimmt das „geistliche Wort“ den Geist?

Gibt es da ein Urwort, das gewaltig ist und doch nicht gewalttätig, das sanft daherkommt und trotzdem klar ist, das stark machen will aber nicht überrumpelt, ein Wort eben, das geisterfüllt ist? In der jesuanischen Tradition geht der Kernbotschaft die Haltung voraus. Bevor Jesus Gottes Wort in Menschen Wort verkündet, verhält er sich wortgetreu. Ein Beispiel. Die Haltung Jesu: Er geht auf Menschen zu! Das Wort Jesu: „Ich rufe dich, denn du bist gemeint!“ Das „geistliche Wort“ greift z.B. dieses Urwort Jesu „vom gerufen sein“ auf, mit dem Ziel, Haltung bei denen zu bewirken, die mit ihrem inneren Ohr den Kern der Botschaft Jesu hinter dem gesprochenen oder geschriebenen Wort heraushören. Denn jedes geistvolle Wort möchte bei dem Leser, der Leserin ankommen mit dem Ziel, von Ihnen neu auszugehen.

Geistliche Worte möchten also etwas bewirken, friedvoll und somit nicht verletzend. Worte die verletzen haben in der Verletzung ihre Kraft umgesetzt und können somit den Menschen nicht mehr dazu bekräftigen, als neues geistvolles Wort  auf andere Menschen hin ausgesprochen zu werden, um zu ermutigen. Das „geistliche Wort“ in unserer Publikation will letztlich nichts anderes sein, als eine kleine Kraftquelle, die motivieren möchte geistvolle Worte in diese Welt, in unsere Bezüge hinein zu sprechen. Damit ist aber auch die Frage danach beantwortet, „Wer“ geistliche Worte sprechen kann? Sie und ich, wir also, eine Bewegung, vom Wort und im Geiste Jesu Christi bewegt!

Erschienen in pax zeit 1/2011
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