Madre Manunta In memoriam
„Mich in Aachen auf den Kaiserthron im Dom zu setzen:
das geht mir nicht übers Herz.
Mich in Alghero auf den Stuhl neben der Tür
in der Via Misericordia 17 setzen:
das geht mir nicht übers Herz.
Knotenpunkte der Geschichte
müssen heilig bleiben.
Und heilig ist auch der Ort,
an dem eine Mutter
jahrzehntelang
saß, gedachte, erzählte,
Leid in Gebet und Freude in Dank
verwandelnd.
Lasst den Platz diesen Müttern frei.“1
Da stehen selbst leere Stühle für Respekt, Tradition und Leben. Ihnen haftet an, was diese Menschen in ihnen sitzend verkörperten. Und wenn Sie weg sind bleibt, was sie diesen so scheinbar banalen Orten haben anhaften lasse.
Ihr Aufstehen und Gehen lässt mit dem Stuhl eine Lebensart zurück. Der leere Platz berichtet von der Art derer, die immer wieder da gesessen haben.
Ihre Lebensbotschaft kann zur Prophetie aufstehen und uns provozieren zu fragen: „Was kommt danach?“ Sind wir es?
1 | Hemmerle, Klaus. In: Das Prisma, Frühling in Alghero, Sardische Notizen und Aquarelle 1986-1988. Sonderheft 1994, 6. Jahrgang. S. 50. |