Zeuge ungebetener Gespräche wird man ständig. Im Shuttlebus zwischen Frankfurt und Köln, sitze ich zwischen sechs jungen Männern. Ihr Gespräch ist unüberhörbar, die Themen: Job, Frauen, die Anderen, saufen und „toll sein“.
Es war nur ein verlängerter Freitag, der sie als Dörfler (Eigenbezeichnung) ins quirlige Köln führte. Ein bisschen Auszug aus dem Dorfalltag, hinein in des Lebens Fülle war angesagt. Aber klar blieb, nach diesem Trip ging es schnell wieder zurück zu ganz viel Mutti, Freundin, Job und den Kumpels. Die Analyse dazu ist einfach: Die zogen einfach nur los, um wieder bei sich zu Hause anzukommen, Exodus mit Zurückgarantie also! Ich bin mal weg, aber komme wieder. Bedeutet das nicht eigentlich: „Mag alles bleiben wie es ist“?
Ab welchem Punkt will der Mensch eigentlich keine Veränderung mehr? Gibt es Kriterien oder Erfahrungswerte die erschließen, wann der Mensch den Auszug aus einer momentanen Situation scheut? Ich glaube, dass die Sehnsucht des Menschen aus seiner Lebenssituation ausziehen zu wollen, wenn sie überhaupt vorkommt, sehr individuell motiviert ist.
Die Bibel erzählt da oft von meist unfreiwilligen Auszügen von Menschen, wie dem Volk Israel, das Vertrautes verlassen muss, um sich in der Fremde neu zu orientieren. Doch immer wieder kommt der Mensch, der die Veränderung einmal durchschritten hat, gestärkt aus ihr hervor. Vielleicht wollen die jungen Leute mit ihrem Trip sich eine Türe offen halten, wirklichem Auszug, kreativer Veränderung mal zu trauen, wann auch immer.
Bibelstelle: Dtn 4, 32-34. 39-40