Da steht er wieder fest im „Sattel“, der uns so vertraut Kaiser, nicht nur von jedem Aachener immer wieder gesehen, als Brunnenfigur auf dem Markt, in Aachens guter Stube also. Und nun ist er das Objekt der Begierde geworden von Künstlern, die sich bemüht fühlen unseren Karl als Bronzekunstwerk noch zu toppen, zu einem zeitgenössischen Artefact. „Das Archiv“ – so der Name des deutsch-schweizerischen Künstlerkollektivs um Thomas J. Hauck und Sabina Kaeser – hat ihn mit ca. sieben Kilometern Garn umwoben. So mancher Aachener, dem wie uns allen das erste deutsche Weltkulturerbe einfach nur so in den Schoß gefallen ist, fragt sich da: Und was will ein umgarnter Kaiser uns sagen?
Vielleicht kann ja mit ihm so in einem Superwahljahr verdeutlicht werden, dass das umgarnen zwar eine Kunst sein kann, aber das umgarnen von Wählern, Bürgern und Stadtbewohnern, die wir alle sind, eher als Verdummung verstanden werden muss. Nicht umgarnt und eingewickelt zu werden bedeutet Argumente auszutauschen, Klartext reden, Meinungen gelten zu lassen, alte Standpunkte auch zu überdenken und ggf. auch mal das demokratische Lager zu wechseln. Nicht umgarnt zu werden gibt den Politikerinnen und Politikern Profil, den Wählerinnen und Wählern Durchblick und selbst der Kommunalpolitik das Ansehen einer profilierten und transparenten Parteinahme. Wenn unser guter alter Karl nun als zeitgenössisches Kunstwerk ausgerechnet vor unserem Rathaus, dem Sitz derer die nicht nur raten sondern auch für uns alle entscheiden, daran erinnert mit offenen Karten zu spielen, wer könnte solch schmeichelnder Einladung schon widerstehen. Zu Gesicht stehen würden uns klare Worte alle mal, nicht nur im Wahlgetöse!