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(MP3) von Christoph Stender
„Wer sucht, der findet.“ (Mt 7,8). Diese Erkenntnis ist nachvollziehbar, da lebensnah. Genauso aber auch diese: Wer nicht sucht der findet auch. In beiden Aussagen wird ein Begriff unterstrichen, finden. Gefunden werden Dinge, die eher der materiellen Darreichungsform zuzuordnen sind. Aber auch immaterielle „Dinge“ werden gefunden, wie Zuneigung oder Ablehnung. Bestimmte „Fundsachen“ dürfen nicht behalten werden, wie z.B. ein historischer Bodenfund oder eine gefüllte Geldbörse, welche allerdings eher selten ihren Weg zurück zum Besitzer findet. Manch Gefundenes kann nicht zurückgegeben werden, so die Sympathie, die im Augenblick ihrer Wirkung als gefunden erlebt wird. Aber man kann versuchen, wenn gewollt, sich vor weiteren Sympathiefunden zu schützen.
Die gängigsten Orte an denen es was zu finden gibt sind die, an denen etwas vergessen wurde. Differenzierter wird es besonders dann, wenn etwas gefunden wird was man nicht „aufheben“ mag. Schmerzlich kann es werden, wenn etwas gefunden wird das leidvoll im Nachhinein klar macht, wie schlimm es bisher doch war ohne dieses erst jetzt Gefundene gelebt haben zu müssen.
Eher beiläufig, auf dem Weg nach Jerusalem mit dem Ziel vor Augen dort seiner Pflicht als frommer Jude nachzukommen, begegnet Jesus einem Mann am Schaftor, nahe dem Teich Betesda, zu dem 5 Säulenhallen gehören, so die Beschreibung. (Joh 5,1-16) In diesen Hallen, abseits vom Stadtleben, lagern Kranke durchsichtig organisiert. Unter ihnen Blinde, Lahme, Verkrüppelte, eben all jene, die damals eine Gefahr für die „gesunde“ Gesellschaft darstellten. Jesus sah den Mann auf der Bahre nicht nur, er „be – merkte“ ihn, spürte sein an diese Bare gekettet sein, das konkrete Krankheitsbild war eher unklar, nach seinem Befinden fragte Jesus nicht. Ohne Umschweife aber reduzierte Jesus seine Distanz zu dem Mann auf ein Minimum mit dieser Frage: „Willst du gesund werden“.
Achtung: Die Beantwortung dieser Frage scheint für einen Gesunden eindeutig, denn was sollte der Kranke, der schon fast mit der Bare verwachsen war auch anderes antworten als: „Ja, gesund will ich werden!
Mit dieser Frage generiert sich Jesus weder als praktischen Arzt, noch als speziellen Diagnostiker. Jesus bricht mit dieser Frage die eher gängige Vorstellung auf, das vermeintlich Gesunde festlegen könnten wer die Kranken sind und welche Hilfe sie bräuchten.
Für mein alltägliches Mitteilungsbedürfnis schien mir als Kind meine Muttersprache reichlich. Diese „Genügsamkeit“ mutierte in meiner Jugend zu einer eher dümmlichen Sprachenignoranz, die es in Folge zu tarnen galt mit der Behauptung fehlender Sprachenbegabung meinerseits. Dieser unhinterfragte „Mangel“ konnte mit mir älter werden und wurde auch nie wirklich auf eine Probe gestellt, die zu der Erkenntnis einer gewissen Begabung geführt hätte.
Im Alter wird dieser gepflegte Mangel dann dekoriert mit der wiederrum nicht überprüften Entscheidung, für einen neuen Sprachenerwerb nun zu alt zu sein.
Hätte ich doch als Kind schon gehört von dem jüdischen Kaufmann Isaak und seiner Sprachenkompetenz. Diese Kenntnis der Sprachen veranlasste Karl den Großen 797 seiner diplomatischen Mission in Richtung Bagdad Isaak als Übersetzer voranzustellen. 802 kehrte Isaak, gesandt vom Kalifen aus Tausendundeiner Nacht, Harun ar-Raschid, zurück nach Aachen zum inzwischen zum Kaiser gekrönten Karl. Im Gepäck der Delegation ein Geschenk, einen lebendigen (weißen) Elefanten mit Namen Abul Abbas. Was für eine herrschaftliche „Bildsprache“!
Alltägliche Gegensätze beinhalten Kontinua, das Wiederkehrende. So Sommer und Winter, Tag und Nacht, Blühen und Welken, alltäglich und festlich. Der Gegensatz „alltäglich und festlich“ und seine ihm innewohnende Kontinuität ist Thema der biblischen Begebenheit mit dem Titel: „Der Barmherzige Vater“.
Diese Story, die fast ausschließlich von der Bedeutung eines Festes handelt, firmiert auch unter den Titeln vom verlorenen -beziehungsweise vom wiedergefundenen Sohn. Dem Ereignis angemessen ist aber auch ein Titel wie: „Vom Alltag zum Fest und zurück“. Zur Story: Das Fest ist legendär und umgeben von einer Aura der Einmaligkeit. Allerdings mündet dieses Fest wie jedes andere auch, nach wenigen Stunden wieder in dem Alltag.
Konkret: Der aus der Verlorenheit heraus heimkehrende Sohn wird gefeiert, da er mit dieser Heimkehr seinen bisherigen Alltag, Leben verlebt in der Gosse, hinter sich gelassen hat.
Dieses reichhaltige Fest zu Ehren des Zurückgekehrten wird von dem anderen der beiden Brüder, dem mutmaßlich Benachteiligten, der dem tradierten väterlichen Alltag treu geblieben ist, als verletzende Geringschätzung seines Alltages eingestuft. Seine Treue zum Alltag, so seine Empfindung, wird durch dieses Fest zum Abfall, den er in die Gosse geworfen sieht.
Mit Nachklang am Anfang eines Meetings, einer Konferenz, Sitzung oder Zusammenkunft zu beten lässt die Teilnehmenden “wandeln in der Gegenwart Gottes” (Clara Fey) und fordert sie heraus “Gott in allen Dingen zu entdecken” (Ignatius v. Loyola). Konkret bedeutet das für alle, die das Gebet vor und in einer Versammlung „zulassen“, so zu kommunizieren als säße Gott mit am Tisch.
Diese Qualität von Kommunikation als Vollzug christlicher Gemeinschaft nimmt hinein in die Beziehung, die Gott selbst ist, und auf die sich Christen hin ausrichten, wenn sie bekennen zu sprechen und zu handeln: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.
Trinitarisch orientiert ein Gespräch zu pflegen wirkt sich aus auf das Sprechen, Denken und Fühlen der Beteiligten während ihres Meetings.
Menschen, die zu Beginn eines Treffens gemeinsam beten, sagen auch etwas über sich selbst aus. Denn sie streben einen respektvollen, einen offenen und ehrlichen Umgang miteinander an.
Diese Erinnerung reicht hinein in die Zeit meines Jahrespraktikums, das ich Ende der 1980iger Jahre im St. Christopherusheim, einer Einrichtung für Kinder mit Behinderung in Trägerschaft der Caritas, am Niederrhein in Oedt absolvierte.
Wie ein festes Ritual legten wir besonders an den Geburtstagen der Kinder unserer Gruppe eine Schallplatte der „Dillenburger Spatzen“ auf, an deren dritter Position auf Seite A dieses Lied vom Zirkus begann; Text Wilhelm Willms, Vertonung Peter Jansens:
„Ich möcht‘ mit einem Zirkus zieh’n, mit vielen bunten Wagen, die meine Welt und deine Welt auf ihren Rädern tragen.“
Wir sangen alle dieses Lied mit, vom Zirkus unterwegs mit vielen bunten Wagen, deren Räder die Menschen aller Kontinente tragen und in dem über ein Traumseil wandelnd die eine Welt mit einer anderen sich verbindet.
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