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„… und ihr habt mich nicht gesehen!“

In der Fremde zwischen Jericho und Jerusalem fand vor über 2000 Jahren die Frage „Wer ist mein Nächster?“ eine zukunftsweisende Antwort. Diese Begebenheit um den „barmherzigen Samariter“ ist eine der vertrautesten Szenen der Heilige Schrift. Der Fremde aus Samárien, ein Barmherziger. Der Fremde am Straßenrand, ein Verletzter. Der fremde Priester und der fremde Levit‘ Dienstbeflissene. Der fremde Wirt, biblischer „Begründer“ des Caritas Pflegedienstes.

Die Geschichte von dem Fremden, die Jesus erzählte, bedarf nur ihres Anfangs, um vor unseren Augen die Straße nach Jerusalem entstehen zu lassen und auf ihr die uns so vertrauten Akteure. Besonders im Bühnenspiel der Kinder bekommt diese Szene tränenschwere Realität, und katechetisch aufbereitet lässt sie im Gottesdienst jeden erfahren, was er eigentlich schon immer wusste:

Christen sollen helfen. So weit, so gut.

Doch wer sich mit dieser Erkenntnis zufrieden gibt, läuft Gefahr, Lebensqualität zu verpassen. Denn es geht in diesem Bericht, den Jesus als selbst findbare Antwort auf die Frage nutzt, wer denn auch mir der Nächste sei, nicht nur ums Helfen. Jesus hebt in seiner befreienden Botschaft auch das Fremde, das Angst machen kann, dergestalt hervor, dass durch das Helfen die Fremdheit des anderen in den Hintergrund tritt. Im Vordergrund steht nun die Berührung. Sie beginnt mit Ersthilfe in Not, mündet aber in die anhaltende Sorge.

In dieser Fortführung der Jesuserzählung bahnt sich jedoch schon die weitere Dimension an, die über diese situationsorientierte Hilfe und Versorgung hinausgeht. Auch in der damaligen jüdischen und römischen Kultur, so ist anzunehmen, war es bestimmt nicht üblich, Menschen in Not grundsätzlich zu übersehen, da blieben brutal Verletzte nicht einfach am Straßenrand liegen!

Nehmen wir dieser Erzählung einmal ihren Spannungsbogen, und beschränken wir sie nur auf ihre vier Akteure, dann könnte die Erzählung, bezogen auf die Frage, wer denn mein Nächster sei, so lauten: „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Ein Levit sah ihn auch, aber ging vorbei. Dann kam ein Mann aus Samárien, ein Fremder, der auf Reisen war. Als er ihn sah, ging er auf ihn zu.“

Reduziert um die Spannung klingt diese Begebenheit langweilig. Keiner hätte sich solch eine Geschichte gemerkt, da sie nur auf die banale Tatsache zielt, dass tagtäglich Menschen einfach übersehen werden, egal ob bekannt oder fremd. Aber Jesus stellt auch den alltäglichen Menschen, jeder ein Unikat, in die Mitte gesellschaftlicher Beobachtung. Kranken, verletzten oder hilflosen Menschen zu helfen, ist eigentlich selbstverständlich.

Jesu Botschaft aber geht hinter diese möglichen Ausnahmen im Leben des Menschen zurück und fordert: Ihr Menschen in den Dörfern und Städten bedenkt, in jedem Menschen begegnet ihr dem verborgenen Antlitz Gottes. Dieses Antlitz Gottes im Menschen kommt auch aus der Fremde, ist oft fremd oder verhält sich fremd. Das Fremde macht auch manchmal Angst. Diese Angst jedoch kann nur durch die Nähe zum Fremden entmachtet werden. Gerade in der respektvollen Entdeckung der Menschen unseres Alltags, auch des Fremden, liegt das Mehr an Lebensqualität, das nach göttlicher Vielfalt schmeckt.

Wir können zwar heute die Sorge um die Menschen in Not an die Caritas, die Weithungerhilfe und das Rote Kreuz delegieren. Die bittere Erkenntnis eines Menschen, bezogen auf seinen Alltag, „Ich war gesund und ihr habt mich nicht wahrgenommen“, gilt nicht den Institutionen, sondern seinen Mitmenschen.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 11.7.2004
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Wer weckt den Traum

Keine 24 Stunden mehr. Die ersten Familienangehörigen und Freunde trafen schon an diesem Vortag ein. Das Mittagessen an jenem 6. März 1987 war eher bescheiden und dazu auch noch hektisch, aber das große Fest war ja sowieso erst morgen. Doch dieses Essen im Vorübergehen blieb mir intensiver in Erinnerung als das Festmahl des folgenden Tages. Der Grund:

Während dieses Mittagessens sagten mir meine Eltern etwas, das sie auf meinen Entschluss hin noch nie ausgesprochen hatten: „Wir sind stolz auf dich und deine Entscheidung.“

Drei Studienabschlüsse haben meine Eltern mir ermöglicht und vieles andere mehr. Doch gedrängt, hofiert oder gar Eitelkeiten ob der Entscheidung geweckt haben sie nie. Nein, bis zu jenem Tag haben sie meine Entscheidung nicht beurteilt oder kommentiert, sie haben sie einfach still mitgetragen, begleitet, ermöglicht und mir auf meinem Weg vertraut.

Der Tag, an dem diese Entscheidung von mir gefällt wurde, lässt sich nicht wirklich ermitteln, er liegt wohl datumslos verborgen in der Summe eines bis dahin von mir gehörten, gelebten und erlebten Glaubens. Die Wurzeln meiner Glaubensbiografie, auf Menschen bezogen, liegen deutlich bei meinen Eltern. Sie erzählten mir vom Glauben, öffneten meine Augen für die Welt des Christentums und so wuchs unter anderem auch mein Interesse an markanten und überzeugenden christlichen Persönlichkeiten.

Im Rückblick ist mir klar geworden, dass mich die Feier des Glaubens, die Liturgie und die Jugendarbeit besonders geprägt haben. Hier erlebte ich schon recht früh neben der Erhabenheit und der Vielfalt unserer Kirche auch ihre oft von denselben Menschen verkörperte Enge und Armseligkeit. Aber auch das breite Spektrum meines Studiums, besonders aber jene Professorinnen und Professoren, die aus ihrem Glauben heraus lebten und lehrten, hinterließ tiefe Spuren auf meinem Weg meine Entscheidung zu finden.

So waren es immer wieder Menschen und ihr Leben innerhalb wie außerhalb der Kirche, die meinen Glauben nicht in Ruhe ließen auf der Suche nach dem, was es bedeutet, das „Leben in Fülle“ zu haben (Joh.10,10b). Solche Erfüllung aber ist und bleibt ein geheimnisvolles Geschenk Gottes. In dieser Zeit wurde mir klar, dass das, was von einer kleinen Frage angestoßen zu der Antwort meines Lebens werden sollte, auch wirklich von mir gewollt war.

Dass ich diese Zukunft als Priester gestalten würde, war nicht unwesentlich mit eben dieser angedeuteten Frage verbunden, die mir vor über 35 Jahren ein Mensch stellte: „Kannst du dir vorstellen Priester zu werden?“ Die Frage war damals abwegig. Mein Herz schlug für die Kunst, die Pädagogik, die Innenarchitektur und das Theater. Diese Frage barg eine Zumutung, denn ich selbst hatte noch nicht einmal den Mut nur zu denken, mich der Welt als Priester zuzumuten. Diese Frage führte in die bleibende Provokation, denn bis heute ruft sie mich aus dem Vertrauten heraus.

Hätte mich damals niemand mit dieser Frage ernsthaft konfrontiert, hätte ich meinen Weg vielleicht nie gefunden. Eines aber ist klar: Diese Frage weckte meinen verborgenen Traum, und wurde zur lebendigsten Entscheidung meines Lebens, der, Priester werden zu wollen. Heute, am Weltgebetstag für geistliche Berufe, möchte ich für diese Frage werben und ermutigen sie Männern zu stellen, die mit unserer Kirche spüren, in ihr leben, und die noch eine Entscheidung offen haben: „Könntest du dir vorstellen Priester oder Diakon zu werden?“ Vielleicht wecken Sie mit dieser Frage in einem Menschen den Traum, der bisher nur von Gott im Verborgenen geträumt wurde.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 2.5.2004
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Die „Wir Lüge“ auch eines 21. Jahrhunderts

Der Konformismus
macht aus dem Ich einer jeden geschichtlichen Wirklichkeit
dieses unerträgliche Wir,
das der Erinnerung das Subjekt raubt,
und im kollektivem Vergessen des Ich`s
ein Wir der Geschichte
in Lüge zur verständlichen Tat erhebt:
Wir waren es doch alle!
Wer kann so noch sein Haupt erheben!
Anfang des geduckten Gangs?

© Christoph Stender
In Lyrik + mehr, Walheim 2003 veröffentlicht | Kommentieren

Das Wir-Gefühl in eigenen Händen

Es ist schön ein Aachener, ja selbst ein Wahl-Aachener zu sein. Denn unsere Jungs haben es geschafft. Wir sind im Pokalendspiel, Berlin ruft, und so viele Fans wie in diesen Tagen hatten die Kicker in Schwarz und Gelb noch nie. Wir Aachener sind eben sportlich.

Damit aber nicht genug. Wir sind heute mit unserem Karlspreis beim Papst in Rom, oder genauer gesagt, Vertreter des Karlspreisdirektoriums verleihen heute unseren Preis an seine Heiligkeit Johannes Paul II. Diese Auszeichnung wird bekanntlich Persönlichkeiten verliehen, die in hervorragender Weise an dem immer größer werdenden Haus Europa mitbauen. Wir Aachener sind eben europäisch.

Sei die Frage erlaubt, ob ein solches „Wir“ uns Aachener wirklich wesentlich verbindet, oder handelt es sich bei der momentan so hoch im Kurs stehenden Wir-Befindlichkeit um eine von punktuellen Emotionen getragene Redensart.

Gibt es die Seelenverwandtschaft der Menschen einer Stadt wirklich, die ein Wir-Gefühl beseelt. Sind wir Aachener mehr als eine zufällige urbane Komprimierung von menschlichen Wesen an heißen Quellen.

Unser Oberbürgermeister betonte in den vergangenen Tagen, dass – bezogen auf vergleichbare Städte – Aachen durch Karlspreis und Sport eine ungewöhnlich intensive Außenwirkung habe. Recht hat er.

Der Karlspreis steht für eine vom Christentum hervorgebrachte zwischenmenschliche Akzeptanz, die Völker, Religionen und Kulturen in einem verlässlichen Bund vertrauenswürdiger Staaten solidarisch leben lässt.

Wettkämpfe, wie der Fußball, geben Sportlern ein Gesicht, die wegen der Freude am Spiel ihre physischen und psychischen Kräfte fair miteinander messen wollen.

Wer für die europäische Idee einen Preis auf der Weltbühne verleiht und sportlich im Rampenlicht steht, dem darf auch Verantwortung zugetraut werden. So auf die Karlspreisverleihung in Rom und das Fußballspiel in Berlin geschaut, könnte vom Aachener gesagt werden, er strebe das faire Miteinander an, liebe die Akzeptanz der Verschiedenheit und sei solidarisch um der Gemeinschaft willen.

Diese Kompetenz und Leidenschaft allerdings delegiert der Aachener weder auf seine Fußballmannschaft noch auf sein Karlspreisdirektorium.

Das nimmt der Aachener lieber gemeinschaftlich in die Hand. Oder sehen Wir das anders.

Quelle: Aachener Zeitung, 24.03.2004.
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Die Gegnerin von Unrecht und Schuld

Die Rentnerinnen und Rentner, die in diesem Monat trotz der steigenden Lebenshaltungskosten den selben Rentenbetrag wie im Vorjahr überwiesen bekamen oder gar weniger, sind gehalten, den Worten Jesu folgend, den Bundesfinanzminister zu lieben. Jeder Kassenpatient, der die quartalsmäßige Einlassgebühr für den Praxisbesuch hinblättern muss, möge trotzdem die Bundesgesundheitsministerin lieben. Jene Arbeitslosen, die ihren Job verloren haben, damit andere Arbeitsplätze erhalten bleiben, müssen diejenigen lieben, die ihren Job behalten konnten, beziehungsweise diejenigen, die die Firmen heruntergewirtschaftet haben. Die Kleinanleger müssen den Vorstand einer nicht näher genannten Bausparkasse lieben, obwohl diese seine Kunden gerade erst über den Tisch gezogen hat.

Das klingt komisch, aber auf die aktuelle Tagespolitik bezogen ist das die konsequente Umsetzungen der Forderungen Jesu: „Dem, der dich auf die Wange schlägt, dem halte auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gibt jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlange es nicht zurück.“

Viele Menschen fühlen sich von der Politik und den Politikern betrogen. Immer wieder hört man die Menschen sagen: Diese Politik ist doch ein Schlag ins Gesicht der kleinen Leute. Die da oben ziehen einem noch das letzte Hemd aus. Der kleine Mann auf der Straße muss wieder einmal die Zeche zahlen.

Wut und Unverständnis sind da oft berechtigt, zumal wenn die obersten Etagen des Managements einiger Industriekonzerne Abfindungen in Millionenhöhe für angemessen halten, oder wenn Politiker nach wenigen Dienstjahren Ruhestandgehäher beziehen, von denen „Otto Normalverbraucher“ nur träumen kann. Solcher Verärgerung, egal von wem verursacht, hält Jesus seine Forderung entgegen: „Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür?“

Meint Jesus das wirklich so? Oder versteht er seine Forderung viel unmittelbarer, bezogen auf alltäglichen Kontakt der Menschen. Dann wäre der liebenswert, der die Hiobsbotschaft eines maschinell erstellten Rentenbescheid verschickt, oder die Arzthelferin, die mich freundlich um die zehn Euro bittet, oder der Sachbearbeiter, der dem Kunden die faule Immobilie im Namen seiner Bank aufgeschwatzt hat. Die, die mir eine schlechte Botschaft überbringen, wären dann jene, die Jesus mich auffordert zu lieben. Aber auch das klingt nicht wirklich überzeugend.

Oder meint Jesus eher den Mitmenschen, der aus meinem Vorgarten die ersten Frühlingsboten klaut, muffelig an mir vorbei geht und sich dann noch in der Warteschlange vordrängt? Sind sie es, die ich fragen soll, ob ich ihnen noch anders helfen könne? Welch Ironie!

Fazit: Diesem Evangelium können wir dem Wortlaut folgend heute nicht mehr ganz gerecht werden. Die Welt ist komplexer geworden, als Jesus sich das damals vorstellen konnte, und sie differenziert sich weiter aus. Die Schuldigen sind heute nicht immer eindeutig auszumachen. Sachzwänge, strukturelle Gegebenheiten und komplexe Organisationen verstellen oft den Blick auf die wirklich Verantwortlichen, und somit auf die potenziell Schuldigen. Andererseits müssen Schuldige benannt werden, um den Menschen vor weiterem Unheil zu schützen.

Trotzdem vermittelt dieses Evangelium eine befreiende Botschaft, die aber nur zwischen den Zeilen spürbar zu lesen ist. Ihr Kern: Rache und Vergeltung im Kleinen – „Das zahle ich dir heim“ – wie im Großen – „Gegen dich führe ich Krieg“ – gebären nur Unrecht und Schuld, gefangen in Ausweglosigkeit; Unrecht und Schuld aber haben nur ein wirklich machtvolles Gegenüber: Die Liebe!

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 22.2.2004
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Zwischen Tisch und Stuhl

Verschaffen Sie sich Platz.
Platz nehmen.
Platzbeleg.
Plätze sind da für Platzhalter an Tischen.
Tischgeflüster.

„Verschwommen liegt ein Embryo auf dem Tisch,
ist Thema, steht zur Debatte.“
Embryos zwischen Stühlen, aufgetischt, vom Tisch gewischt,
unter den Tisch gefallen, weggefegt.

Und?
Punkten Sie mit Ihrem Platz.
Platzausweis.
Standpunkte geben runden Tischen Kanten.
„Über den Tisch ziehen“ verwischt Themen.
Tischtücher zerreißen unter Ideologien.

Aufgetischt nehme Platz
Ihr Leben.

Das Bild und der Text stammen aus der Buchveröffentlichung:
Färber-Töller, Lüderitz, Schmenk: Medizinethik im Spannungsfeld – Studium, Profession, Gesellschaft. Aachen 2004.
Weitere Angaben zu diesem Buch unter: www.medizinethik-aachen.de
Für das Bild wurde das Foto einer Wandinstallation „Round Table“ (1995) des Künstlers Thomas Locher verwendet (Besitz: Pinakothek der Moderne, München, Foto: © Artothek). „Der Fötus und die Innenwand der Gebärmutter“, Leonardo da Vinci um 1510-1520.
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Evolution der Bildung – wen kümmert der Mensch

Bildung ist in aller Munde. Die Ergebnisse der OECD Studie PISA 2000 (PISA Program for International Student Assessment) haben besonders das Volk der Dichter und Denker aufgeschreckt, das sich im darauf folgenden und bis heute anhaltenden konkreten Leidensprozess am Versagen ihrer deutschen Bildung vertreten lässt durch ihr gehobenes Bildungsmanagement in Schulen und Hochschulen, Ministerien sowie Verbänden.

So stellte der deutsche Kanzler Gerhard Schröder in seiner Regierungserklärung in der 242. Sitzung des Deutschen Bundestages am 13. Juni 2002 die verblüffende Frage, „warum ein Land mit der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung und der kulturellen Tradition Deutschlands nicht in der internationalen Spitzengruppe mithält.“

Die Folge waren und sind eine Flut von Antwortversuchen unterschiedlicher Personen und Einrichtungen, wie man unser ach so marodes Bildungssystem erneuern könne. Hier zwei Beispiele:

Stichwort Sinnlichkeit

„Der Musikpädagoge von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, Professor Hans Günther Bastian, sagte: „Kinder sind voller Sinne. Sie erleben zu lassen, heißt, sie leben zu lassen.“ Nach den schlechten Pisa-Ergebnissen bräuchten die Schüler nicht noch mehr Deutsch, Mathe oder Englisch, sondern: die Musik. Der Pisa-Test habe zwar nur rationale Fähigkeiten erfasst und sich nicht auf ästhetische Bildung bezogen. Jedoch hätten Länder, die mehr Wert auf sinnliche Erfahrungen legten, auch im Pisa-Test besser abgeschnitten.“

Stichwort Leistungstest

Der Präsident der Berliner Freien Universität forderte anonyme Leistungstests für Grundschüler, um eine falsche Empfehlung für die weitere Schullaufbahn zu verhindern. Er sagte der Berliner Zeitung am 29.01.04: „Nur mit anonymen Diagnosen, die nicht von den Klassenlehrern, sondern von unbeteiligten Dritten gestellt werden, ist ein vernünftiges Urteil über die Fähigkeiten des Schülers möglich.“ Hintergrund ist das Ergebnis des Grundschulvergleichs der Bundesländer, wonach jeder zweite Schüler in der vierten Klassen eine falsche Schulempfehlung erhält […].

Die Bildungselite unseres Landes macht aber nicht nur Vorschläge zur partiellen Erneuerung des deutschen Schul- und Bildungssystems, sondern es sind auch immer noch genug Euro vorhanden, um weiter Studien in Auftrag zu geben. Nach PISA folgte PISA-E, PISA II, und auf Länderebene innerhalb der BRD erblickten IGLU und IGLU/E die weit verbreitete Unfähigkeit in unseren Klassenzimmern.

Zwei der jüngsten Reaktionen auf IGLU:

Bremen: „Nach dem schlechten Abschneiden Bremens beim nationalen Grundschultest IGLU verlangt Bildungssenator Willi Lemke (SPD) von den Lehrern mehr Leistung. „Es geht darum, einen besseren Unterricht zu machen“, sagte er am Donnerstag. Zugleich machte er seine politische Zukunft von einer Verbesserung der Situation abhängig […]“

Berlin: „Nach „Deutschland sucht die Super-Universität“ heißt es jetzt: Deutschland sucht die Super-Grundschule. Aus dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Grundschulvergleich von sechs Bundesländern gehen Baden-Württemberg, Bayern und Hessen als „Sieger“ hervor: Ihre Schüler lesen besser als die Pennäler in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg oder in Bremen. Der Stadtstaat ist Schlusslicht, seine Grundschulkinder lesen schlechter als die in Island und in Rumänien. Ein Fünftel kann Texte nicht zusammenhängend erfassen. Eine Expertenkommission soll jetzt die Ursachen für das schlechte Abschneiden der Schüler finden […]“

Deutschland will in allem, mit allem und durch alles Synonym für nur eine einzigartige Größe sein, den Superstar. Der wird nun in Deutschland an allen Ecken gesucht, selbst in Sachen Bildung. Da bleibt nicht aus, dass die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn auch ihren Beitrag leisten will und fünf „Super“ Elitehochschulen mit entsprechenden Sondermitteln ködern oder besser ausloben möchte. Da kommt einfach genial der Vorschlag von Prof. Dr. Burkhard Rauhut, Rektor der RWTH Aachen, daher, der mit Blick auf Synergien Super mit Super kombiniert, und schlüssig folgend den Vorschlag macht, „man solle eine Elite-Universität ausrufen, in der Daniel Küblböck Rektor wird.“ Über diese Vorschläge hinaus sind alleine im Monat Januar 2004 48 Artikel zum Thema PISA and Friends über den Ticker der dpa gegangen.

Auffallend ist, dass in keinem dieser Artikel die Frage aufgegriffen wird, was Bildung ihrem Wesen nach ist, welches Ziel Bildung verfolgt und wie sich Bildung und Kultur zueinander verhalten bzw. verhalten sollen. Es macht den Anschein, dass eine grundlegendere Diskussion zum Thema Bildung im Kontext der Politik unbequem werden könnte, weil in der Diskussion aufgedeckt werden würde, dass sich ein von der Wirtschaft dominierter Bildungsbegriff in Deutschland bereits etabliert hat. Denn wenn von der Befähigung durch Bildung die Rede ist, dann werden häufig im selben Atemzug Markt, Konkurrenz und der Standort Deutschland genannt. Anders gesagt: „Bildung wird mit marktgängigem Wissen gleichgesetzt“.

Das Volk der Jäger und Sammler stolpert immer dann über die Bildung, wesenhaft die eigene, wenn sie mit Finanzen in Verbindung gebracht wird. Da wo die Gelder knapper werden, taucht in quasi mystischer Verwandtschaft und ontischer Abhängigkeit der Begriff des Sparens auf, der nur ein einziges Synonym hat, nämlich den Begriff der Bildung.

Ganz anders jedoch ist die Ausnahme. Hier bedient man sich der Vorsilbe „super“, und dann ist Bildung in besonderer Weise bezuschussungsfähig, aber nur für die Superstars des Fachwissens auf handverlesenen Super-Universitäten.

Eine demokratische Gesellschaft ist in Zeiten knapper werdender Mittel und großer sozialer Spannungen und Herausforderungen „nicht nur auf ‚Menschen als Humankapital‘, sondern auch auf ‚Menschen, die zu Gemeinschaft und Solidarität‘ fähig sind“ angewiesen.

Es besteht notwendig eine grundsätzliche Differenz zwischen Ökonomie und Bildung, zwischen Geld und Geist, zwischen Marktprozessen und Lernprozessen. Nur so kann Bildung in dem großen Kontext einer immer interkultureller werdenden Kultur ansatzweise vom Diktat der Ökonomie verschont bleiben. Hierfür muss in der aktuellen Diskussion um das Thema Bildung eingestanden werden, diese Forderung muss Gesichter bekommen.

„Allgemeinbildung“ reduziert sich immer mehr in die Spezialisierung von Fachwissen. So verliert Bildung ihren das Fächerwissen notwendig übersteigenden und somit verbindenden Horizont.

Bildung an den Hochschulen wird ebenso eingeführt auf die Vermittlung technisch – naturwissenschaftlicher Fach- bzw. Basiskompetenzen. So wird Hochschulbildung immer mehr zu einer beliebigen Ansammlung von voneinander unabhängigen Fragmenten angelernten Wissens.

Die Studienzeit wird immer stärker reglementiert (z.B. Studienkonten, Gebühren für Längerstudierende), und somit wird der Leistungsdruck erhöht. In Folge werden die Zeiten immer geringer, in denen der Lebensunterhalt durch Studierende erworben werden kann, mit der Folge wirtschaftlicher Probleme, besonders bei ausländischen Studierenden.

Soziales, kirchliches und gesellschaftliches Engagement stehen sowieso nicht hoch im Kurs, doch selbst für den interessierten Studierenden bleibt kaum Zeit, seine Mitverantwortung für die Gesellschaft zu vertiefen.

Die jüngsten öffentlichen finanziellen Entwicklungen führt auch die katholische Kirche in massive Nöte. Deshalb sehen sich die Verantwortungsträge genötigt, die Präsenz der Kirche an den Hochschulen an vielen Hochschulstandorten in Deutschland massiv zu kürzen. So drohen weitere Orte der Kommunikation, Beheimatung und der Begleitung für Studierende verloren zu gehen, an denen es um Geist, Solidarität, Lernprozesse, Bekenntnisse und Werte, also um Bildung geht.

Jene gesellschaftlichen Kräfte, die Bildung mitverantworten, so auch die Kirchen, müssen sich den aktuellen Fragen stellen. Der falsche Weg ist es, weiter Einrichtungen zu schließen oder massiv zu reduzieren, in denen Antwortversuche auf die aktuellen Fragen erfolgreich gestaltet werden:

  • Wie sieht ein zukünftiges Studium angesichts der skizzierten Entwicklung aus?
  • Wie kann ein Studium in Zukunft gelingen, ohne immer mehr den Menschen zurückzulassen?
  • Welchen Herausforderungen sehen sich Einrichtungen gegenüber, die sich dafür engagieren, dass Studierende sinnvoll, wertorientiert und erfolgreich ihren Studienabschluss erreichen?
  • Wo „bleiben“ die Studierenden, die an ihrem Studium scheitern?

Hochschulpastoral: Existentielles
Fragment im Kulturschaffen und der Gestaltung von Bildung an deutschen Hochschulen.

Die Hochschulpastoral im Sinne einer konkreten Präsenz der Kirche an den Hochschulen, und mit ihr die Orte ihres Handelns (Katholische Hochschulgemeinden [KHG], Katholische Studierendengemeinde [KSG]) lassen sich nicht als Bildungseinrichtungen mit studentischem Weiterbildungsprogramm definieren, die auf die Zielgruppe der Studierenden hin kurrikulares Wissen und die entsprechenden Fertigkeiten vermitteln.

Die Orte der Hochschulpastoral sind keine Akademie, keine Bildungszentren und auch keine Seminarbetriebe. Das Kurrikulum der KHG ist nicht ein wie auch immer definiertes Soll der Wissensvermittlung. Das Kurrikulum der KHG ist der Mensch. Die Biographie von Studierenden, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Lebenssituationen, Lebensentwürfe und das Unwägbare eines jeden neuen Tages, das ist das Kurrikulum der Hochschulpastoral.

Aus diesen mit unter täglich sich verändernden Vorgaben des Lebens, den Standards, die das erfahrene Leben bisher schon geschrieben hat und die christliche Botschaft, die wir als katholische Kirche verkörpern wollen, lebt die Hochschulpastoral.

Das ist unser bischöflicher Auftrag, als katholische Kirche, durch Studierende und Hauptamtliche an den Hochschulen präsent zu sein. Das Kurrikulum ist der Mensch, die Gangart das christliche Bekenntnis. So haben wir Anteil daran, primär mit Studentinnen und Studenten, aus unterschiedlichen Nationen und Völkern, Traditionen und Religionen, Kultur zu gestalten.

Präsenz der Kirche an den Hochschulen bedeutet kulturschaffend zu sein. Oder anders gesagt: Bildung ist die kontinuierliche und so zustandslose „Menschwerdung des Menschen“, die als gemeinsam Verfügbares Kultur „entlässt“.

Erschienen in: ziel-lebensqualität, Nr.1/2004, S. 4
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Religiöse Symbole auf dem Prüfstand

Das kleine Schwein, oft aus Marzipan, mit einer Münze in der Schnauze, zur Jahreswende verschenkt, hat eine Botschaft: „Glück, Gesundheit und Erfolg mögen dich im neuen Jahr begleiten.“

Das Glücksschwein ist ein Symbol, das aus sich selbst heraus spricht. Wie auch der Tannenbaum, der Lebens- und Heilkraft symbolisiert.

Die teilweise noch vorhandenen Wegweiser der Ausstellung „Ex oriente“ auf dem Pflaster zwischen Rathaus und Dom – das Kreuz, der Halbmond und die „Menora“ – sind die signifikantesten Symbole der drei großen Weltreligionen.

Symbolkraft können aber auch Kleidungsstücke haben. So der Habit (einfache Bekleidung der Haut) eines christlichen Ordensmannes oder einer Ordensfrau, der eine besondere von Gott entgegengenommene Sendung symbolisiert .

Ein Pardah (Schleier), von einer Muslima getragen, ist Ausdruck der Ergebung in den Willen Gottes. Die Kippa (Kopfbedeckung) eines Juden ist Symbol seines Respektes vor Gott.

Die religiösen Symbole in unserer europäischen Gesellschaft allerdings scheinen kritikanfälliger zu werden. 1995 wurde das Kruzifix in bayrischen Klassenzimmern zum Skandal erklärt.

Seit 2003 wird mit dem Kopftuch islamischer Lehrerinnen an öffentlichen Schulen die Frage verbunden: Sein oder nicht sein! In Frankreich trifft es 2004 wohl auch die Schülerinnen mit Kopftuch.

Die Wahrung der Neutralität staatlicher und städtischer Einrichtungen sind der Hintergrund solcher Infragestellungen. Die Intention solcher Neutralität bezieht sich aber auf die Vielfalt der Religionen, immer vorausgesetzt, sie entsprechen dem Grundgesetz.

Neutral bedeutet, dass niemand auf Grund seiner Religion benachteiligt oder bevorzugt werden darf.

Wenn ein religiöses Symbol nun als Ausdruck der Benachteiligung dessen gewertet wird, was es nicht zum Ausdruck bringt, dann müssten alle religiösen Symbole verboten werden, da sie allein auf Grund ihres Vorhandenseins schon eine Vorteilsnahme darstellen.

Der thronende Christus über dem Haupteingang des Rathauses müsste rausgebrochen werden, da andere religiöse Symbole nicht gleichwertig daneben stehen. Der Bart des griechisch-orthodoxen Bischofs müsste in Frage gestellt werden, und nicht nur der seine. S elbst den Ordensleuten an kirchlichen Schulen wäre zu untersagen, ihre Ordenstracht zu tragen, da diese Schulen mit ca. 85 Prozent aus Mitteln der öffentlichen Hand finanziert werden.

In Folge müsste dann aber auch neu definiert werden, was ein Kulturgut sein darf, und was im Gegenteil dazu nur ein verbietbares religiöses Symbol ist. Von den Auflagen des Denkmalschutzes müssten christliche Darstellungen in und an öffentlichen Einrichtungen befreit werden, damit sie vernichtet werden können.

Wer das Kopftuchverbot will, also das Verbot eines religiösen Symbols, der muss konsequent weiterdenken.

Wer aber das Kopftuch (in Unkenntnis des Korans) scheinbar als eine politische Demonstration missdeutet, um es dann verbieten zu können, der sollte seine wirklichen Motive und Ziele offen legen.

Nachtrag: Bleibt für das neue Jahr zu hoffen, dass das Glücksschwein neutralen Ursprungs ist, aber dann können wir es uns auch sparen! Oder wissen Sie was ein neutrales Glück ist?

Quelle: Aachener Zeitung, 31.12.2003
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Kreuz!

Kreuz – überhörte Schreie nach Gerechtigkeit
Kreuz – nackt, bloßgestellt
Kreuz – erschlagene Liebe
Kreuz – Wahrheit zum Schweigen gebracht
Kreuz – gefesseltes Leben
Kreuz – Heilung unterlassen
Kreuz – Aufstand gegen Gott
Kreuz – aus Hass verurteilt
Kreuz – Denkmal des Hochmuts
Kreuz – vergewaltigte Menschen
Kreuz – keine Genehmigung zum Leben
Kreuz – der Wunsch zu leben totgeschwiegen
Kreuz – gefangen in sich selbst
Kreuz – ganz plötzlich und unerwartet
Kreuz – vor unseren Türen!

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Dies ist eine klare Botschaft

Begann nicht so vieles oft nur mit einem Wort? Wie wahr, wird mancher von Ihnen sagen und sich erinnern: Mit einem Wort begann eine große Liebe. Es reichte ein Wort, und Menschen zogen in den Krieg. Ein Wort nur, und Versöhnung wurde möglich. Ein Wort, und ein Schicksal wendete sich. Sag doch, sag doch bitte nur ein Wort, so manch flehende Bitte, die hofft auf nur ein Wort!

Fast jedes Ereignis wird von Worten begleitet. Am Anfang so mancher Entwicklung, ob nun erfreulich oder belastend, steht ein Wort. Inflationär ist das als verlässlich gepriesene Wort von Liebe und Vertrauen. Worte, nichts als Worte, so die Erkenntnis des Enttäuschten, und trotzdem sehnen sich Menschen immer wieder, mit nur einem Wort ganz gemeint zu sein: geliebt, angenommen, geborgen.

Auch der Evangelist Johannes erinnert: „Am Anfang war das Wort…“. Gemeint ist der Anfang der Schöpfung. Alles hat mit einem Wort begonnen, und alles ist auf Grund dieses Wortes auch heute noch im Werden.

Welche Qualität aber hat das Wort, und überhaupt: Wie lautete dieses Wort, das nach Johannes „bei Gott war“, und noch verdichteter, „das Gott selbst war“? Hieß das Wort des Anfangs „Liebe“, weil Gott in der heiligen Schrift als die Liebe bezeichnet wird, „Herrschaft‘, weil Gott über alles herrscht, oder „Bund“, weil Gott immer wieder den neuen Anfang mit dem Menschen wagt?

Der Verlauf der Geschichte Gottes mit dem Menschen entfaltet – das ist aus dem Glauben heraus nachzuzeichnen -, dass das Wort des Anfangs keine objektiv einholbare Aussage darstellt, sie war eine Berührung und ist es noch. Das göttliche Wort des Anfangs kann vom Menschen erst in dem Augenblick seiner Konsequenz, seiner unmittelbaren Auswirkung vernommen werden:

Indem es bereits schon bewirkt hat, was es ist, indem der Wille Gottes als schon erfüllt in der Schöpfung geworden ist. Anders gesagt: Das Wort Gottes ist absolut verlässlich, weil es nur als erfülltes Wort dessen zu haben ist, was es aussagt.

Johannes schildert das Ereignis der heiligen Nacht, die Geburt Jesu Christi mit den Worten „und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Das gleiche Ereignis der Menschwerdung des göttlichen Wortes schildert der Evangelist Lukas mit seiner Erzählung von der Geburt Jesu in einem Stall, mit Maria, Josef, den Engeln, dem Stern und den Hirten.

Beide Erzählweisen, sowohl die abstrakt-theologische des Johannes wie auch die anschauliche Erzählung des Lukas vom Kind in der Krippe, sind in der Qualität dessen, was sie uns mitteilen, nicht zu überbieten. Auch wenn er nicht daran gebunden ist, so ereignet sich der zeitlose Wille Gottes, sein Wort, in dem Moment, wo wir diesen Willen wahrnehmen – also bei der Geburt des Kindes. So berührt das Wort Gottes die Welt in einem Kind, dem Wort Gottes, das er selbst ist.

Wie aber begegnet der mit Glauben beschenkte Mensch dieser göttlichen Offenbarung, die einmalig geschehen ist in der Fleischwerdung des Wortes, die aber immer auch gegenwärtig wird, wenn Menschen sich an dieses Geheimnis feiernd erinnern – wie jetzt an Weihnachten?

Die angemessenste „Reaktion“ kann nur eine kompromisslose sein, ohne Wenn und Aber, ohne „vielleicht“ oder „ich muss mal sehen“. Wenn Gott berührt, dann kann die Antwort nur lauten: „Dich wahren Gott ich finde in meinem Fleisch und Blut, darum ich fest mich binde an dich mein höchstes Gut. Eja, eja, an dich mein höchstes Gut.“ Friederich Spee verdichtete seine Antwort 1637 in diesen uns eher fremd klingenden Worten, die wir aber Weihnachten gerne singen als die vierte Strophe des Liedes „Zu Betlehem geboren …“.

Formulieren wir sie zeitgemäß, aber nicht weniger eindeutig:

Meine Versicherung = Gott,
mein Reichtum = Gott,
meine Motivation = Gott.

Ein klares Wort, eine klare Botschaft!

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 21.12.2003
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