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Glaubwürdigkeit!

Die ersten Worte des Evangeliums, auch schon bevor sie aufgeschrieben waren und erst später dann zum Evangelium nach Markus wurden, lebten von der Glaubwürdigkeit derer, die sie erzählten.

Hätten die Zuhörerinnen und Zuhörer damals auch nur den leisesten Verdacht gehabt die Worte wären nicht wahr, Face News würden ihnen untergejubelt, also Lügen verbreitet, dann wären diese Worte schon damals verflogen, und das Evangelium hätte es zu uns heute nicht geschafft.

Die Autorität des Neuen Testament ist begründet in der Glaubwürdigkeit derer, die damals von ihren unterschiedlichen Begegnungen mit Jesus und seinen Jüngerinnen und Jünger berichteten und diese dann auch zu Papier gebracht haben.

Deshalb wird die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift heute nicht notwendig durch glaubwürdige Erzählerinnen und Erzähler gewährleistet.

Allerdings die Erzählgemeinschaft, die aus dem Wort der Heiligen Schrift lebt, die Kirche also, und jene, die vorgeben in ihrem Namen zu sprechen, bedürfen der Glaubwürdigkeit. Ohne Glaubwürdigkeit verpuffen ihre, in den Worten Jesu begründeten Botschaften, die beanspruchen relevant sein zu wollen für eine christliche Lebensqualität in unserer Gesellschaft.

Aber genau diese Glaubwürdigkeit hat unsere Kirche in weiten Kreisen der Gesellschaft verloren. Und der Verdacht der Unglaubwürdigkeit ihrer Worte hat in den letzten Wochen weiter zugenommen.

Möge die Glaubwürdigkeit des Wortes Gottes nicht Schaden nehmen an der Unglaubwürdigkeit so vieler ausgesprochener Worte in unserer Kirche. Und mögen jene, die für unsere Kirche das Wort erheben, durch die Glaubwürdigkeit der überlieferten Botschaft Jesu im Evangelium, zurückfinden zu einer Glaubwürdigkeit ihrer Worte als Kirche.

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Ordnung freier Rede

Lassen Sie mich beginnen mit einem Erlebnis in meiner frühen Jugend. Mein Nennonkel Otto, Jugendkaplan meines Vaters in Hannover und später Freund der ganzen Familie, ein Salvatorianer Pater, wirkte in einem kleinen Dorf unweit von Aachen. In den Sommerferien war er auch eine Urlaubsadresse. Wenn ich dann in den Ferien bei ihm war ministrierte ich auch in „seinem“ morgendlichen Gottesdienst. Einmal, wenige Minuten vor dem Einzug, drückte Onkel Otto mir das aufgeschlagene Lektionar in die Hand und meinte: “fliege mal drüber und dann kannst du ja die Lesung übernehmen.“ Kaum hatte ich den Text überflogen, zogen wir ein: “Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn…!“ Eigentlich neben mir stehend, so mein Empfinden, habe ich die Lesung aus dem Alten Testaments, mit den vielen Namen von Stämmen und Königen vorgetragen. Nach dem Gottesdienst kam eine Frau in die Sakristei die mich überschwänglich lobte: “Du hast ganz toll vorgelesen, eigentlich hast du ja erzählt als wärest du dabei gewesen“.

Unsere biblischen Texte waren ursprünglich Erzähltexte, bevor sie aufgeschrieben, zugeordnet und einer Leseordnung übergeben wurden. Die biblischen Texte halten fest was Menschen im jesuanischen Radius erlebt hatten, und in „ihren“ Worten der Zukunft erhalten wollten. Im Vortrag biblischer Lesungen geben wir diesen Menschen ihre Stimme zurück. Wir horchen so auf deren und nicht die eigenen Worte, um durch sie aufzuhorchen. Als Christinnen und Christen sind wir von Anfang an eine Erzählgemeinschaft in der gilt, „der Glaube kommt vom Hören“ (Röm 10,17).

Zu erzählen, die freie Rede also, bedeutete nicht nur Fakten vermitteln, sondern auch Emotion und Empathie. Erzählende Worte sollten spüren lassen wie sehr die Erzählerinnen und Erzähler selbst begeistert sind von dem, was sie erlebt haben, und dass sie nun drängte anderen davon mitzuteilten.

Zurück zur Liturgie: Sie ist teilweise aus der jüdischen Tradition erwachsen, ein sich in 2000 Jahren Christentum immer wieder findendes, heute mehr festgelegtes Ritual. Bis auf die Predigt des Priesters ist dort längere freie Rede nicht vorgesehen.

Die Orte also, an denen Gottesdienste gefeiert werden sind keine rhetorischen Räume wie in der Antike die Agora in Athen oder das Forum Romanum in Rom. Wie aber aus der Liturgie, die über sie hinauswachsende Konsequenz die Diakonie ist, so sollte eine weitere Folge aus der Liturgie die Konsequenz sein, weiterzuerzählen was in ihr verkündet wurde. Wortgewand schließe ich hier an das an, was der Evangelist wohl mit seinen Worten gemeint hat: „Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ (Lk 6,46)

Dann könnte aus unserem Hören eine neue Erzählung aufstehen, die zum Beispiel so beginnt: Und es begab sich aber zu der Zeit, …

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„leben teilen“

So ist das mit den Katholikentagen! Ein starker Impuls muss her, wie ein heller Funke, damit der Motor anspringt, der Maschinenraum Fahrt macht, und so das Werk Gestalt annehmen kann.

Der helle Funke ist das Leitwort, siehe ganz oben. Beschlossen wurde es auf Empfehlung der Katholikentagsleitung Stuttgart 22 vom Hauptausschuss des ZdK. Beide Gremien sind Motoren. Gestalt nimmt das Event im Maschinenraum des Katholikentages an, durch das Engagement vieler meist ehrenamtlicher Hände.

Dieses Leitwort „leben teilen“ erinnerte mich zuerst an eine Standartformulierung meiner Oma aus Kindertagen. Immer wenn ich etwas -meist Süßes- geschenkt bekam, sagte sie: „Das teilst du aber mit deinem Bruder, sonst…!“ Nach der Devise „lieber einen Spatzen in der Hand, als die Taube auf dem Dach“ teilte ich bereitwillig dieses Lebensmittel.

Zwei Begriffe

Das Wort „teilen“ weckt also Assoziationen, ausgelöst vielleicht durch Kindheitserinnerung, erfahrene Notsituationen, familiäre Angelegenheiten oder gesellschaftliche Gegebenheiten.

Das Wort „leben“ lässt viel Raum zu, in den es hinein ausdifferenziert werden kann.

Auch die Kleinschreibung schafft viele Bezugspunkte zum Alltäglichen der menschlichen Existenz.

Verschiedene Kombination beider Begriffe regen die Fantasie an und fördern Kreativität.

In der Bibel taucht der Begriff teilen eher indirekt auf, so in der Abendmahlsszene bei Lukas: „Jesus nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten…“ (Lk 22,19)

Besonders prägnant schimmert der Begriff in der Apostelgeschichte als „Kennzeichen“ der jungen christlichen Gemeinden durch: „Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam.“ (Apg 4, 32).

Ein theologischer Kernbegriff der Göttlichen Offenbarung ist die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus, Gott teilt sich den Menschen in Jesus mit, der als Christus bekannt wird.

In der Geschichte des Christentums spielt teilen, mal mehr mal weniger, trotzdem eine zentrale Rolle. Teilen ist ein Charakteristikum christlicher Existenz.

Ein handfestes Bild des Teilens bietet St. Martin. Er ist wohl die berühmteste Ikone des Teilens, und ganz nebenbei auch der Diözesanpatron des Bistums Rottenburg Stuttgart.

Eine Herausforderung

Schon diese wenigen Einlassungen deuten das Spektrum an, das mit dem Wort „leben teilen“ eröffnet ist. Die Verben „leben“ und „teilen“ aber sind keine akademische Instruktion, sondern bezeichnen ein Erleben, das mit der Existenz des Menschen verknüpft ist.

Das verdeutlicht in großen Zügen dieser Satz, der laut Beschluss (siehe oben) mit dem Leitwort verbunden ist: „Teilen als Grundhaltung christlicher Weltverantwortung“.

Diese christliche Verantwortung ist spürbar, wenn sie konkrete Menschen betrifft, deren Leben nur gelingen kann, wenn mit ihnen geteilt wird. Das besondere weltkirchliche Engagement im Bistum Rottenburg Stuttgart ist im Leitwort aufgehoben, und wird in seiner Fortsetzung ein wichtiger Akzent auch über den Katholikentag hinaus sein.

Noch ist der 102. Katholikentag weit weg, auch wenn seine Vorbereitung längst begonnen hat. Schon in der Vorbereitung kann das Leitwort ein starker Impuls, ein heller Funke sein, spürbar in der Qualität des Miteinanders derer, die ihn vorbereiten.

Der Katholikentag kommt weiter näher und mit ihm sein Leitwort. „Leben teilen“ wird als Herausforderung bald vor jedem einzelnen stehen und anklopfen: Wie hältst du es mit „leben teilen“, lässt du dir das Teilen was kosten? Teilen, so sei am Rande bemerkt, ist auch ein Lernprozess.

Das Leitwort „leben teilen“ ist weder eine Drohung noch Moralin. Es ist ein froher und frohmachender biblischer Ausruf und Aufruf, der verstanden werden muss als Handwerk. Es wird darauf ankommen, wie spürbar wir das Leitwort werden lassen, nicht nur im caritativen Engagement in der weiten Welt, sondern auch in der kleinen Welt vor unserer Haustür.

So ist das bei Katholikentagen! Ein starker Impuls muss her, wie ein heller Funke! Ja, dieser helle Funke soll überspringen vom Ich zum Du, schon auf dem Weg hin zum Katholikentag in Stuttgart, und Corona ein Wir entgegenhalten.

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Mehr was feiern wir und weniger wie…

Die Dramaturgie von Hell und Dunkel, die in der Feierkultur der Weihnacht auch heute noch eine bedeutende Rolle spielt, hat eine Wurzel in der Wintersonnenwende, und mit ihr verbunden in überlebensrelevanten Mechanismen unserer Vorfahren, die noch nicht in der Lage waren die reale Nacht durch künstliches Licht taghell zu beleuchten.

Schon in der Antike waren auf der Nordhalbkugel die zunehmenden hellen Stunden des Tages Grund zu feiern, auch deshalb, weil die Kräfte der dunklen Mächte bei zunehmendem Tageslicht mehr und mehr zurückwichen.

Ein solcher Antagonismus, besonders in der Deutung des Wiederstreits findet sich im 1. Brief an die Thessalonicher: „Ihr seid ja alle ‚Söhne und Töchter des Lichts‘ und ‚Söhne und Töchter des Tages‘; wir gehören nicht der Nacht noch der Finsternis.“ (Kap. 5, V. 5)

Auch die Kindheitsgeschichte Jesu ist eingetaucht in diesen Gegensatz. Der Flucht Jesu nach Ägypten ging die Gefährdung des „leuchtenden“ Miteinanders der Heiligen Familie voraus (siehe Krippenbild), bewirkt durch dunkle, die Heilige Familie bedrohenden Mächte (siehe Herodesbild).

Einen solchen Gegensatz erleben wir in diesem Jahr gefühlt ähnlich, bedroht doch die Pflege der lichtdurchfluteten Weihnachtstradition das alles auf Distanz haltende Dunkel der kontaktreduzierenden Corona Pandemie. Diese Dunkelheit betrübt und kann Angst machen, sicher bringt sie sehr viel Einsamkeit hervor und stellt manche Familie vor Zerreisproben.

Doch auch in dieser Dunkelheit kann die Suche nach Licht Erleuchtung bringen, wenn wir uns nicht nur ängstlich fragen
Wie
unter Corona Bedingungen Weihnachten gefeiert werden kann, sondern uns auch die rückbesinnenden Frage gönnen
Was feiern wir unter Corona Bedingungen.

Die christliche Glaubenspräsenz ist in unseren Breiten unterschiedlich verdichtet, in die hinein auch die Antwort auf die Frage Was wir feiern gestellt ist.

Das Familienfest, das oft nur den Kosenamen Weihnachten trägt, hat in weiten Kreisen unserer Gesellschaft schon längst reduzierten Glaubenshintergrund oder auch garkeinen mehr. Das ist ernst zu nehmen, genauso wie die Erkenntnis, die so manchen „irgendwie immer schon christlich daherkommenden“ auch Heiligabend ereilen kann: Gott ja, den gibt es, aber Gott Mensch geworden, ist das nicht ein Produkt der ewigen Hoffnung des Menschen, schlechthin sein Leben überleben zu wollen? In der Schöpfung, in all dem was uns umgibt, einen Schöpfergott zu spüren, zumindest aber ihn hinein zu erklären ist akademisches Blumenpflücken.

Der Fakt aber Gott wird Mensch ist jedoch nur in seiner radikalen Akzeptanz zu „haben“ und das ist unser Was!

Die Antwortsuche das Was betreffend provoziert die „alte“ Erkenntnis, dass die Feier der Geburt Jesu mit Krippe und Stall, sich aus der Perspektive Gottes anders darstellt. Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ist von ihm aus betrachtet erst einmal eine Trennung. Gott erzählt von sich in der Menschwerdung seines Sohnes, in der er ihn loslässt, Gott lässt los wen er liebt. So ist biblisch überliefert: „Der in Gestalt Gottes war machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden…“ (Vgl. Phil 2,6f)

Dieses Was hat sich im Lauf der Zeit in dem Bild familiärer Zusammengehörigkeit entfaltet und ist zum Familienfest mutiert, aber die Perspektive Gottes geht in diesem Bild nicht auf. Trotzdem wird jedes Jahr neu die, die Menschwerdung Gottes umgebende Faszination, eingepackt in weihnachtliche Sehnsucht nach Familie. Nichts gegen dieses Fest, aber die Faszination, das Staunen über das Unfassbare bedarf der eigenen Vergegenwärtigung und somit „vorweihnachtlicher“ Präsenz, auch in Corona Zeiten.

Die Glaubenden sind in diesen Tagen gerufen dieser, ihrer Faszination, insofern sie von ihr sprechen können und wollen, in unsere Gesellschaft Präsenz zu schenken. Die Faszination von der Menschwerdung Gottes braucht ihren eigenen Raum, der da entsteht, wo von ihr gesprochen und erzählt wird, in Stille sie ausgehalten wird, oder wo sie in liturgischer Konzentration gefeiert werden kann.

Wer seiner Faszination von der Menschwerdung Raum schenkt, hat das Licht der Weihnacht in den Augen.

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Mein Zelt

Leicht erschöpft nähert sich die Gruppe diesem schon längst erhofften Augenblick: Der führende Kopf hebt die Hand, der Tross kommt langsam zum Stehen und erfährt: „Hier können wir unsere Zelte aufschlagen“. Diese reduzierte Szene könnte blumiger einem Western entliehen sein, aber ebenso noch reduzierter der Episode „Familienurlaub mit Zelt“.

Zelte: In meinen Kindertagen, für die Länge eines Besuches im Garten bei Opa, standen sie für Freiheit, Garant für Urlaubsfeeling war sie mir nie, in Zeiten einer Bedrohung wirkten große Zelte auf mich wie Hinweise auf anstehende humane Katastrophen.

Rückblick: Mit Beginn der Sesshaftwerdung des Menschen verloren Zelte zunehmend an Bedeutung. In Gegenden, in denen das (Halb-) Nomadentum fortbestand, behielten sie jedoch ihre Bedeutung, bis heute. Grundsätzlich aber hat das Zelt seine praktische Funktion, Lebensschutz, also die entferntere Kleidung des Menschen zu sein, an den umbauten Raum abgegeben.

Auch wenn aktuell kaum einer in unseren Breiten fragt, wo er sein Zelt (als schützende Bleibe) aufschlagen kann, oder davon träumt irgendwann mit seinem Zelt an „saftigeren Wiesen“ Platz zu finden, so haftet am Zelt noch immer etwas von dem Mythos der Freiheit losziehen zu können, das Zelt im Gepäck und ab ins Ungewissen um zu entdecken, erforschen und vielleicht auch ein bisschen erobern, immer aber um „wo“ anzukommen.

Wärend in früheren Zeiten das Zelt Haus war und somit Sicherheit gab, so ist es heute wortgewand ein anders „geartetes“ Zelt um uns herum, das Sicherheit gibt. Dieses Zelt ist mehr als Hütte oder Haus, es ist Vertrautheit in Gedankenwelten, Geborgenheit in Armen, Sicherheit in sozialer Abfederung, Verortung im Glauben und seiner Gemeinschaft und -unter weiterem- auch etwas die eigene Identität fördernd und schärfend.

Diese Zelte markiert den Innenraum um den Menschen herum, den ein Individuum in einer unfassbaren Welt benötigt. Ein Innenraum, Abgrenzung nach Außen und so identitätsstiftend, der signalisiert und vergegenständlich „wo“ angekommen zu sein.

Diese Zelte aber sind schwächer, fragiler und verletzlicher als die Welt um sie herum. Trotzdem ist es ein lebensnotwendiger Schutz, und verweist gleichzeitig auf die Fragilität dieses Schutzes.

Von einem Zelt Gottes spricht auch das Lied im Gotteslob: „Seht Gottes Zelt auf Erden! Verborgen ist er da; in menschlichen Gebärden bleibt er den Menschen nah.“ (Nr. 478 4. Strophe)

Auch Gott bedarf, er bedient sich seines „Drumherum“, um da sein zu können in ungewohnter, nicht vertrauter Umgebung, identisch aber in „menschlichen Gebärden“. Wie fragil diese Gegenwart Gottes, das Zelt um ihn herum ist, belegt die Geschichte nicht nur mit den Verbrechen in Kriegen.

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Ohne Inseln Land unter

„Eine Insel mit zwei Bergen“. So beginnt das Lummerlandlied aus der Augsburger Puppenkisten. Dieses Lied lässt in Köpfen Bilder entstehen, schließlich hat das Lummerland ja auch ein eigenes Fotoatelier, in dem Bilder gemacht werden, so auch von dem Gemischtwarenladen der Frau Waas, in dem es erstaunlich gemischte Waren gibt.

Nicht nur diese Insel, Inseln allgemein haben etwas Anziehendes, sie regen die Fantasie an, wecken Assoziationen. Mehrere Millionen Europäer machen jährlich Urlaub auf Inseln, dieses Jahr wohl eher weniger, und es gibt sogar Nationen, die bestehen nur aus Inseln. Die Erde vom All aus betrachtet lässt ahnen: Eigentlich leben wir alle auf Inseln. Reale Inseln haben auch ihre Synonyme, idealistisch angehaucht die „Insel der Glückseligen“, sozial kritisch die „Insel der Reichen“ oder musisch die „Insel der Künste“.

Jenseits von Wahrnehmungen und Assoziationen verbindet eines alle realen Inseln miteinander, sie sind ein abgeschlossener Raum mit eigenen Konditionen.
Dieses Faktum abgeschlossen zu sein, also „Anderes“ ausschließend, ist ihr Charakteristikum und macht reale Inseln einmalig, da ihre Isolation und der damit bedingten hohen Verfügbarkeit von Nischen zu einer (wissenschaftlich belegten) gesteigerten Speziation führt. In solchen Nischen haben Flora und Fauna erstaunliche Arten hervorgebrach, die allerdings dort, wo Brücken und Schiffsverbindungen die „Isolation“ öffneten, wiederum gefährdet waren. Kulturell betrachtet waren Monasterien z. B. auch Inseln innerhalb der Gesellschaft, in deren Nischen einzigartige Entwicklungen und Entdeckungen in Landwirtschaft, Wissenschaft und Ökonomie möglich wurden.

Wortgewand steht der Begriff Insel für die Sehnsucht, innerhalb des Reglements der Norm, dem „Festland“ also an dem sich alle festhalten, einen Raum zu schaffen, in dem werden kann, was dort, wo sich alle festhalten, eben nicht hervorgebracht werden kann.
Übrigens: Demokratische Gesellschaften sollten sich, ihrer Weiterentwicklung dienend, Inseln gönnen, auf denen Gedanken neu zusammengelegt werden, und Erfahrung sowie Wissen verbunden werden mit Quergedachtem, wie in einem Reagenzglas eben.
Merke: Charakteristisch für Diktaturen ist, sie lassen keine Inseln zu, weder auf dem Land noch in den Köpfen „ihrer Menschen“.
Und: Insel der Musik sind Gehirne, stille Kammern, in denen laut Musik gedacht wird.

Weitergehend: Auch unsere Kirchen, besonders wenn sie zu verlanden drohen, müssen sich Inseln gönnen, auf denen einerseits Erhaltenswertes vor ihnen selbst und den „anderen“ geschützt wird, aber andererseits, wie in einem Reagenzglas, Andersartiges im Geist Jesu aus diversen Gemengelagen entstehen kann.

Frage: Sind Sie reif für ne` Insel?

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Mit Zettel verbindlich himmelwärts

Beiläufig – so scheint es – gibt Jesus den Jüngern im Evangelium dieses Sonntags die Order: „Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.“

Während Jesus diese irdischen und himmlischen Vollmachten verteilt, lehnt sich gerade Johannes an Matthäus, Bartholomäus schaut rüber zu Thomas, Andreas ist mit sich selbst beschäftigt, Petrus und Philippus tuscheln, Jakobus kränkelt, der andere Jakobus schaut einem Vogel hinterher, Judas Iskariot sucht etwas in seiner Tasche und Simon spielt dezent „schnick schnack“ mit Thaddäus. Dem Prinzip folgend „Wer alle meint, meint keinen“ sprechen Jesu Worte auf diese Gruppe bezogen keinen so richtig an.

Aber jetzt kommt’s: Jesus wendete sich plötzlich nur an Jakobus, ruft ihn aus der Gruppe und wiederholt fast flüsternd dieselben Worte nur auf ihn allein bezogen: „Amen, ich sage dir, Jakobus: Alles, was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“

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Nicht zu vergeben stresst

Petrus fragt Jesus: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder, (die Schwestern betrifft das ebenso) vergeben, wenn er gegen mich sündigt? (Vgl.: Mt 18,21)

Hängen wir die Antwort nicht zu hoch, ob nun siebenmal oder bis zu siebzigmal siebenmal, sondern fangen wir mit einem Mal an, draufsatteln geht dann immer noch.

Vor ab: Sündigen bedeutet primär durch Taten gegen Gottes Maßstäbe, seine Gesetze zu verstoßen. Intention der göttlichen Gesetze ist es, das Gelingen menschlichen Lebens in und mit der ganzen Schöpfung zu ermöglichen.

Dieses Ziel zu verfehlen, also auf einen Menschen hin zu sündigen bedeutet zum Misslingen seines Lebens beizutragen.

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Morgenandacht 15.08.2020

Zum Anhören:

(MP3) von Christoph Stender

Deutschlandfunk, „Morgenandachten“
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Morgenandacht 14.08.2020

Zum Anhören:

(MP3) von Christoph Stender

Deutschlandfunk, „Morgenandachten“
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