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Von versteckten Flügeln

Engel biblisch und aktuell

Engel sind in Fassetten unserer Gesellschaft wie auch partiell im öffentlichen Raum präsent. Engel „zeigen“ sich beispielsweise in der Literatur, Kunst, Kulturgeschichte, in Kirchenräumen sowie im Judentum, Islam und im Christentum.
Laut einer Umfrage des Spiegel1 von 2019 glauben in Deutschland 40 der Bevölkerung an Engel. Diese Zahl lädt ein, doch direkt einmal die Gretchenfrage zu stellen: Liebe Leserin, lieber Leser glauben Sie an Engel? Also: Gibt es Engel für Sie?

Engel sind gegenwärtig

Eine fundierte Recherche im www. vermittelt auch Glaubensfernen, dass Engel für viele Menschen in unterschiedlichen Kulturen und verschiedenen Epochen von Bedeutung waren und sind. Engel begegnen Menschen in oft unterschiedlichen Konstellationen und Gruppierungen.

Die Gruppe derer, die Eucharistie feiern, werden zum Beispiel immer am Schluss der Präfationen mit den Engeln konfrontiert, so in der vom 3. Advent: „Darum preisen wir dich mit den Kerubim und Serafim und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.“

Der Gruppe derer, die in der Bibel lesen, begegnen Engel z. B. bezogen auf die Person Jesu bei Mt 4,11: „Darauf ließ der Teufel von ihm ab. Und siehe, es kamen Engel und dienten ihm“, oder bei Lk 22, 41-43: „Er kniete nieder und betete: Vater (…) nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. Da erschienen ihm Engel vom Himmel und stärkten ihn.“

Die Gruppe derer, die im Buchhandel die Abteilung Religion und Spiritualität aufsuchen, finden neben Literatur zur Engelwelt – unter anderem auch von namhaften katholischen Autoren – auch Handschmeichler als Engeldarstellungen, Bilder von Schutzengeln oder Engelputten aus den verschiedensten Materialien gefertigt.

Die Gruppe derer, die besonders affin für die Kunst sind, finden nicht nur in der Kunst- und Kulturgeschichte der letzten 2000 Jahre, sondern auch aktuell viele Darstellung von Engel, so im Bild- und Buchdruck, in Gemälden und als Plastiken sowie in der Gestaltung von liturgischen Räumen. Für letzteres sei ein aktuelles Beispiel genannt mit der Neugestaltung der Kirche St. Peter und Paul in Sigmaringendorf² im Herbst 2021. Dort ist im Chorabschluss das Kreuz von drei es überragenden Engelsfiguren umgeben; und auf der Brüstung der Orgelempore verweisen Engelmotive auf die 10 Gebote.

Gemäß dem Festtagskalender der katholischen Kirche begehen am 29. September die Christen das Fest der drei Erzengel Michael, Gabriel und Rafael. Drei Tage später, am 2. Oktober folgt im Liturgischen Kalender der Gedenktag der heiligen Schutzengel.

Die Gruppe der theologisch Interessierten findet im Rahmen der Dogmatik in der Angelologie (von griech. αγγελος „Sendbote“, λόγος „Wort, Lehre“) Abfassungen über das Dasein und den Ursprung der Engel, über deren Natur und Anzahl. So versucht die Angelologie das Phänomen Engel systematisch zu erfassen.
 Weit zurück liegen die Wurzeln der Engel in der Götterwelt. Aus Mesopotamien sind uns Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. 560 Namen verschiedener Götter überliefert. Die Menschen damals glaubten an Hierarchien der Götter und unterhalb dieser Hierarchien ihnen untergeordnet auch an dienende Wesen. Diese Wesen waren außerirdisch, konnten aber Tiergestalt und auch Menschengestalt annehmen. Die meisten dieser Wesen waren den Menschen gegenüber freundlich gesonnen und gehörten so der Gattung der Guten an, aber es gab auch die Gattung der Bösen. Aus der ersten Gattung entstanden später die Engel.³

Im Mittelalter erreichte die Lehre der Engel ihre größte Entfaltung, verlor dann aber immer mehr an Bedeutung. Auch wenn diese Disziplin besonders nach dem II. Vatikanischen Konzil keine besondere Befassung mehr gefunden hat, so haben auch namhafte Theologinnen und Theologen sich im vergangenen Jahrhundert mit der Thematik immer mal wieder beschäftigt. Zu ihnen gehörten u. a. Dorothee Sölle, Romani Guardini, Karl Barth, Leo Scheffczyk, Ludwig Ott und Herbert Vorgrimler. Karl Rahner hat sich eher zurückgehalten in Sachen der Engel.

Engel sind präsent, ob in der Bibel, im Gottesdienst, in der Kunst, in der Theologie, im städtischen Bereich auf Denkmälern und Hausfassaden, in den Medien, auf Friedhöfen oder in einer Kaffeebar im Flughafen von Tel Aviv auf Kaffeebechern als „Engel to go“4.

Engel im Wandel

 Romano Guardini (*1885 †1968) beginnt seine theologische Betrachtung zum Engel, in der er etwas von der „ursprünglichen biblischen Größe der Engel erfassen will“5, wie folgt: „Mit ihrer Gestalt ist im Lauf der Zeit eine Veränderung vor sich gegangen. Wenn die Schrift von ihnen spricht, erscheinen sie in der Herrlichkeit und Glut Gottes. Das Geheimnis des Gottesgeistes umgibt sie. Seine Mächtigkeit erfüllt sie. Diesen Charakter behalten die Engel im Bewusstsein der Glaubenden lange Zeit hindurch. Dann aber wird ihre Gestalt immer menschenhafter. Ihr Wesen gleitet immer tiefer in die Welt. An die Stelle des heiligen Geisteswaltens tritt das religiöse Gefühl; an die Stelle des Glaubens die Legende oder gar ein von niemand mehr ernst genommenes Märchen. Ihr Bild wird sentimental, spielerisch, und für das christliche Leben verlieren sie alle Bedeutung.“6

Guardini beschreibt seine Wahrnehmung von einem Wandel der Engelbilder ausgehend von ihrer Ernsthaftigkeit in der Bibel hin zu einer nicht mehr ernstgenommenen Märchengestalt, die nur noch eine Karikatur des biblischen Engels ist.
Schauen wir kurz noch einmal in die Bibel. Dort begegnen wir Engeln oft als Boten (Gottes) oder als Weggefährten (des Menschen). Sie fallen nicht vom Himmel, sondern der Engel „tritt ein“ oder er „findet jemanden“ bzw. er „berührt“, meist in kritischen Momenten oder Augenblicken der Veränderung menschlicher Lebenssituationen.
Eines charakterisiert die Handlungen aller Engel in der Bibel: Gott ergreift mit ihnen die Initiative.
Der Engel mit Flügeln kommt in der Heiligen Schrift nur in der Offenbarung des Johannes Kp.14, Vers 6 vor: „Dann sah ich: Ein anderer Engel flog hoch am Himmel.“ Auch auf den Schutzengel weist im NT nur das Evangelium nach Matthäus, Kap. 18 V. 10 hin: „Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters.“

Bezogen auf das biblische Handeln der Engel werden in der Ausgabe Bibel heute, 3. Quartal 2020 die Botschaften der Engel in Dimensionen gebündelt7.
Die Dimension der Wegweisung drückt sich aus in „steh auf und geh“, oder „mach dich auf den Weg“, die die Ermutigung vermittelt „sei guten Mutes“ oder „fürchte dich nicht“. Eine weitere Dimension stellt die Lebensrettung dar „Rette dich, es geht um dein Leben“ oder „steh auf und flieh“. Die Dimension der guten Nachricht verdichtet sich in Aussagen wie „du wirst schwanger werden und ein Kind bekommen“ oder „Er ist auferstanden“. Und die der Zuwendung Gottes findet Worte wie „der Herr hat dich in deinem Leid erhört“ oder „ich will dir Segen schenken in Fülle.“ Mit diesen Dimensionen werden die biblischen Handlungen der Engel seriös verdichtet, wohl auch ganz im Sinne von Romano Guardini.

Eine Engelsstimme: „Faule Sau“

Aber wie ist folgender Werbeclip mit Engel zu beurteilen? Verkörpert er die im Sinne Guardinis nicht mehr ernstgenommene Märchengestalt, ist er also eine Karikatur des biblischen Engels?
Dieser Werbeclip wurde von der Werbeabteilung eines Automobilkonzerns in Auftrag gegeben.
Er ist brillant konzipiert, produziert und bringt seine Botschaft präzise auf den Punkt. Schauen Sie ihn sich an. Sie finden ihn unter https://youtu.be/BXNEHIt6dRg.
Dieser Clip eignet sich aber auch gut erzählt zu werden. Ich möchte Sie ermutigen, den Bildern, die sich während meiner Erzählung nun in Ihrem Kopf abzeichnen Raum zu geben.

In weißen kuschligen Wolken sitzen zwei Engelputten mit nacktem Oberkörper und kleinen Flügeln einander schräg gegenüber. Eine hat ihr Kinn auf Hand und Ellenbogen gestützt und im Hintergrund ist leises Harfenspiel zu hören.
Fragt der eine Engel mit kindlicher Stimmlage: „Ej, wer bist du denn eigentlich“. Gibt der Gefragte zur Antwort: „Ich bin ein Schutzengel“. Drauf der Fragende: „Ich auch, und wen beschützt du?“ Antwort:„Einen Autofahrer.“ Der andere: „Was für ein Auto fährt er denn?“ Antwort: „[Nennung der Automarke)“. Reaktion: „Faule Sau.“
Ich möchte mich jetzt hier nicht über die Werbung und ihre Klischees auslassen aber lassen Sie mich zur Einordnung Fachkompetenz zitieren:

„Ob Schutzengel oder Erzengel, erkannt werden die englischen Motive von den meisten Menschen, auch wenn sich manche an deren Herkunft und Inhalte nur ungenau erinnern. Engel sind dank der weitaus weniger dogmatischen und theologischen Einbettung in der christlichen Kultur freier von historischem, religiösem und kulturellem Ballast, und das macht sie zum idealen und zudem kostenfreien Werbeträger. Denn die gute Wiedererkennung eines Motivs erhöht die Erinnerungswahrscheinlichkeit für das damit beworbene Produkt.“8

 

Die von diesem Werbeclip ausgehende und von der Werbeabteilung des Automobilkonzerns intendierte Botschaft lautet: Bei uns ist der Schutz mit dem Produkt gewährleistet und damit ist absolute Sicherheit garantiert.
Auf den Schutzengel dieser Automarke müssen seine himmlischen Kollegen anderer Fabrikate neidvoll schauen, da bei solcher Qualität des Produktes selbst ein Schutzengel nichts mehr zu tun hat, was der „Werbeengel“ von der in dem Clip nicht genauer genannten Konkurrenz spontan bemerkt: „Faule Sau.“
Beispielhaft ist die Gestalt des Engels hier komplett aus einem biblischen Kontext herausgenommen, und reduziert auf eine positive, nicht mehr klar zu verordnende religiöse Emotion, die mit dem Engel einen starken Schutz verbindet und diesen Schutz auf das beworbene Produkt überträgt. Der Engel wird hier benötigt als Träger einer positiven Botschaft, wie in einer der biblischen Dimensionen (siehe oben) auch. Aber die Botschaft lautet eigentlich: Das Produkt braucht keinen Engel, das Produkt ist Sicherheit und damit Schutz an sich! Für exakt diese Botschaft aber bedarf es hier den „Umriss“ eines Engels.
Ein solcher „potemkinscher Engel“ ist nicht gemeint in der allgemeinen heute gegenwärtigen Engelorientierung im Alltagsleben so mancher Menschen. Denn sie meinen sich nicht von der Gegenwart „ihres Engels“ getäuscht zu wissen, sondern ihr Engel ist da.

Der Engel der anderen

Der Engel ist in unserer Gesellschaft für viele Menschen, wie die Spiegelstudie (s.o.) besagt, präsent. Aber wo kommt er in unserer Zeit her?

Claus Westermann (*1909 † 2000), evangelischer Theologieprofessor in Heidelberg beginnt seine Publikation mit dem Titel „Gottes Engel brauchen keine Flügel“ (ein allgemein anerkanntes Standardwerk zur Thematik der Engel) wie folgt: „Kämen keine Engel mehr, dann ginge die Welt unter. Solange Gott die Erde trägt, schickt er seine Engel“, und darauffolgend definiert er: „Der Engel kommt ins Sein mit seinem Auftrag, er vergeht mit der Erfüllung seines Auftrags, denn seine Existenz ist Botschaft.“9 Der Engel als Botschafter entspricht einer der oben aufgeführten biblischen Kategorien.
Aber längst nicht alle Menschen, die von der Existenz der Engel überzeugt sind, glauben auch an Gott, wie die oben schon erwähnte Studie weitergehend besagt: „An die Existenz von Engeln glauben in Ostdeutschland mehr Menschen (36 Prozent) als an Gott (26 Prozent).“10
Auf Friedhöfen ist beispielsweise festzustellen, dass auf vielen Grabstellen, auf denen keine christlichen Symbole mehr zu finden sind, wie Kreuz oder die „betenden Hände“ von Dürer, vermehrt Engelfiguren den Besucher anschauen.

Die Herkunft der Engel wird heute also nicht ausschließlich Gott zugeschrieben, dem Gott der Christen von dem Jesus in seinem Leben und durch seine Auferstehung gekündet hat. Auch die den Engeln zugewiesenen Aufgaben gehen über die des Botschafters hinaus bzw. haben mit einem solchen biblischen Format nichts mehr zu tun. Andere Funktionen, wie sie auch biblisch hergeleitet werden könnten – wie die Schutz- und Begleitungsfunktion -; scheinen heute zwar angesagter, ohne aber, wie gesagt, „göttlichen Ursprungs“ zu sein.

Der herbeigesungene Engel

Der aus Münster stammende 1981 geborene Sänger Johannes Oerding deutet in den Strophen seines Songtextes „Engel“ Situationen in seinem Leben an, in denen er gefallen ist, kein Licht mehr gesehen hat, über Steine gestolpert ist, Grenzen überschritten hat und auf dünnem Eis gelaufen ist, aber irgendwie doch nichts Schlimmeres passiert sei. Die Strophen des Liedes münden in den Refrain: „Denn dass da ein Engel ist, hab ich sofort gewusst, hat seine Flügel gut versteckt, damit die Welt ihn nicht entdeckt. Denn dass da ein Engel ist, war mir von Anfang an so klar, denn wann immer ich einen brauchte, war er da.“11 Oerdings Song12 mündet dann in seiner Erkenntnis: „Und irgendwo da draußen, egal ob Tag oder Nacht, hat jeder seinen Engel, der schützend über ihn wacht.“
Die Begründung für die Präsenz der Engel liegt in der Einsicht, das ihm von Anfang an klar war, dass es da Engel gibt, und seine Verborgenheit vor den Augen der Welt beschreibt Johannes Oerding mit dem schönen und geheimnisvollen Bild, der Engel habe seine Flügel gut versteckt.

Auch die Wise Guys, eine Musikgruppe, die Anfang der 1990er aus einer Kölner Schulband hervorgegangen ist, hat einen Song13 in ihrem Repertoire, der den Titel „Ein Engel“ trägt.
Hier wird ein Engel beschrieben, der sehr vielseitig begabt ist, der Wege weist, leitet, an die Hand nimmt; der immer nah ist, immer da ist; der zuhört, im Arm hält und Briefe schreibt. Ein Engel der wach bleibt, wenn die Angst dich umtreibt; der sich für dich den Kopf zerbricht und dich nie im Regen stehen lässt. Dieser Engel ist leicht zu übersehen, denn er kann überall sein. Dann spricht der Song den Zweifler an, der sagt: „Diesen Engel gibt es nicht“, worauf der Song antwortet: „Doch dieser Engel ist da.“
Auch in diesem Lied ist der Engel einfach da, mit ihm wird kein Daseinsgrund verbunden.

Engel sollen da sein

Verkörpern Engel, besonders auch für Menschen, die sich keiner christlichen Konfession zuordnen, eine Sehnsucht, den Wunsch nach Geborgenheit, Zuwendung und Begleitung?

In beiden Songtexten wird weder nach einem Engel gefragt noch gerufen, sondern er wird konstatiert. Der Engel ist „einfach“ da, ohne die Feststellung jedweder „übermenschlichen“ Ursache!

Beide Texte scheinen den Ursprung der Engel zu verorten in der Erfahrung derer, die die Texte geschrieben und/oder gesungen haben. Sie beschreiben und besingen also ihr Dasein, das sie erlebt haben in ihrem und in dem Leben anderer Menschen! So knüpfen die „aktuellen“ persönlichen Erfahrung mit Engeln an die Erfragungen an, wie sie in der Heilige Schrift und in der Tradition beschrieben werden, dass sie „einfach da sind“, nur in den beiden Songtexten anders als in der Bibel ohne ausdrückliche Beziehung zu Gott.

Diese „gottfernen“ Engel der Anderen vergegenwärtigen etwas Gutes, Schönes und Tröstendes, das Menschen in ihrer Welt als Datum, als gegeben, als Geschenk erfahren haben, dies aber ohne einen Bezug zu Gott herstellen zu müssen oder gar zu wollen?

Reduziert sich hier vielleicht sogar eine einst biblische Erfahrung des himmlischen Engels auf die einer zwischenmenschlichen Beziehung, wie sie in dem Refrain des Liedtextes von Wilhelm Willms, Priester und Lyriker (*1930 †2002) zum Ausdruck gebracht wird: „Wirst du für mich, werd ich für dich der Engel sein“14

Von den Engeln der anderen lernen

Konkret als Christinnen und Christen und als Kirche Jesu Christi müssen wir uns am Rand des Phänomens der Engel Anderer fragen, ob das was die Engel der „Anderen“ versprechen, wir als Kirche Kraft unserer Sendung nicht auch versprechen könnten. Werden die ersehnten Lebenshilfen vieler Menschen heute übertragen auf die Vision von ihren Engeln, die von irgendwoher diese Hilfe ihnen angedeihen lassen, eben da sind?

Den Engel der Anderen halte ich für eine pastorale Herausforderung, auch aus diesem Blickwinkel zu prüfen und neu in der Offenbarung unserer Kirche zu graben, ob da nicht verwurzelter, befreiender und verbindlicher zu finden ist, was die Anderen suchen. Ist es vielleicht die Hoffnung der Menschen, dass da „jemand“ da ist? Aber ist das nicht gerade die Intention und Berechtigung von Kirche, in den lebensrelevanten Sehnsüchten der Menschen „da zu sein“?

Vielleicht trauen sich die Engel der Bibel in den Engeln der Anderen hinaus über Konfessionen, Traditionen und kirchliche Strukturen und zeigen sich in der Welt, ungeachtet eines kirchlichen Wirkungsbereichs.

Die Gretchenfrage

Die Gretchenfrage vom Beginn dieser Ausführungen aufgegriffen: Gibt es Engel für Sie?
Ich finde meine Antwort in der Antwort auf die Verkündigung des Erzengel Gabriels, der Maria über ihre anstehende Schwangerschaft informierte.Wenn Menschen zugetragen bekommen „schwanger zu werden“ in Gedanken, Worten und Werken, kann ein Engel im „Spiel“ gewesen sein, mit versteckten Flügeln, bei verschlossenen Türen.

Anmerkungen:

¹ Quelle: https://fowid.de/meldung/christli-cher-glaube-deutschland-2019 (August 2021).

² Quelle: Michael Winter, Konradsblatt 28 (2021), S. 27f.

³ Vgl.: H. Vorgrimler, U. Bernauer, T. Sternberg, Engel. Freiburg i. Br. 2001, S. 10.

⁴ Vgl.: Engel – ganz nah, Bibel heute 3/2020,13.

⁵ Romano Guardini, Engel. Theologische Betrachtungen. Mainz 1995, S. 12.

⁶ A.a.O. S. 11f.

⁷ Vgl.: Engel – ganz nah, S. 9.

⁸ http://2dbild.ch/engel/index.php?page=haupt4/unter9/sub4 (02.08.2021).

⁹ Claus Westermann: Gottes Engel brauchen keine Flügel. Stuttgart 51989, S. 7 (Nachdr. d. Ausg. München 1965).

¹⁰ https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/christen-an-ostern-immer-weniger-deutsche-glauben-an-gott-a-1263630.html (20.08.2021).

¹¹ Vgl.: https://www.google.com/search?client=fire-fox-b-d&q=Johannes+Oerding+-+Engel+ (23. 07. 2021).

¹² Song: https://www.youtube.com/watch?v=xYzbh-vGypvM (23. 07. 2021).

¹³ https://www.youtube.com/watch?v=5GjAMZZy-W9g.

¹⁴ Wilhelm Willms, Der geerdete Himmel. Kevelaer 1974.

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Morgenandacht 19.6.

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Morgenandacht 18.6.

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Morgenandacht 17.6.

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Morgenandacht 16.6.

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Morgenandacht 15.6.

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Morgenandacht 14.6.

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Zeitlebens Teilzeit (mehr) leben

Trauen Sie den Realitäten und quälen Sie sich nicht länger mit der Schminke zeitlosen Lebens, machen wir es also kurz, Sie haben keine Zeit mehr.

Das sagt so eher niemand, und zwar schon deshalb nicht, weil es keiner hören will. Aber sie ereignet sich trotzdem täglich neu, wohl in unterschiedlicher Dichte, die Tatsache keine Zeit mehr zu haben.

Auf den Punkt gefragt, wissen Sie am heutigen Tag wofür Sie ganz sicher Zeit haben werden? Ein Beispiel: Sie beginnen sich die Zähne zu putzen, aber wieviel Zeit Sie dafür haben werden ist offen, bis zum Klingeln des Telefons vielleicht, bis ihr Nachwuchs quengelt, der Akku der Elektrischen leer ist, oder bis Sie einfach umfallen. Wir können uns zwar vornehmen unsere Zeit einzuteilen, aber immer unwissend wieviel Zeit wir real haben werden.

Rechnen wir mal rückwärts! Sie werden Zeit haben um zu sterben, eine bestimmte Zeit lang sind Sie vielleicht krank, auch werden Sie eine Zeit in Altersruhe leben, und Ihre Zeit am Arbeitsmarkt ist auch begrenzt, ganz zu schweigen von der „neuen Zeit“ mit Covit-19. Wir leben auf Zeit, täglich und ein Leben lang, und das erst einmal mit Apostroph auf ewig.

Das Buch Kohelet beschreibt das so: „Es gibt eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ausreißen der Pflanzen, eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen…“ (Kohelet 3, 2-4)

Real und in Anlehnung an die Erkenntnis wie im Buch Kohelet beschrieben ist festzuhalten, dass wir in Teilzeit unser Leben leben und erleben.

Warum nicht dann, wenn es so ist, sich immer wieder gewollt für die Teilzeit des Lebens im Leben entscheiden und sich nicht von ihr vorführen lassen? Das geht nicht in allen Lebenssituationen, leibliche Mutter geht nicht auf Zeit, wie auch der biologische Vater nicht. Trotzdem gibt es Mütter und Väter auf Zeit.

Etwas auf Zeit machen zu können erfordert in unserer Zeit oft Sicherheiten, die gewünscht zeitlos vorhanden sein sollten. Auf Zeit ein Auslandsjahr zu machen und das nicht nur als junger Mensch, erfordert auch Zeiten übergreifender, z.B. finanzieller Sicherheit. Auf Zeit zu missionieren, konkreter eine Idee umzusetzen, einem Anliegen sich anzuschließen, eine Institution zu stärken oder einfach loszulaufen bedeutet „wortgewand“ mehr Teilzeiten des Lebens leben.

Vor diesem Hintergrund, allerdings theologisch, dogmatisch und kirchenrechtlich verkürzt, darf auch die Frage gestellt werden: Geht Priester, Priesterin auch auf Zeit in unserer Kirche? Christ und Christin sein ist von der Sache her eher zeitlos!

Die Zeit des Lebens als Teilzeit gedeutet ermöglicht neue (Über-) Lebensmodelle, diese aber erfordern Mut!

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Christen warten

Man könnte mit Blick auf die Situation der törichten Jungfrauen im Gleichnis summieren „dumm gelaufen“, oder etwas anspruchsvoller bemerken „wer zu spät kommt, den straft das Leben“.

Vordergründig ist mit diesen Feststellungen die Pleite der Jungfrauen, das Fest aus eigener Dummheit verpasst zu haben, ins Wort gebracht.

Aber hier geht es nicht nur um ein Zu spät, sondern es geht auch um den Respekt vor der eigenen Erwartung.

Die Törichten haben das Faktum Warten als Bestandteil ihrer Erwartung nicht ernst genommen. Sie haben den Faktor Geduld als Element der Erwartung nicht mit eingerechnet. Daraus folgte das ihre Kalkulation der vorzuhaltenden Ölmenge falsch war, und in Folge das Licht aus.

Wer Erwartung hegt, wer auf etwas wartet, der sollte den Faktor Wartezeit mit einkalkulieren. Etwas zu erwarten bedeutet immer auch Lebenszeit zu investieren, weil das zu Erwartende erwartet werden will.

Wartezeiten sind unterschiedlich lang und werden oft kulturell gewachsen unterschiedlich eingeordnet zwischen verschenkter und zu gestaltender Zeit.

Die Christinnen und Christen sind Profis was das Warten angeht, auch wenn sie sich dessen nicht immer bewusst sind.

In Jahreszahlen gemessen warten sie gemeinsam schon über 2000 Jahre. Wie lange jeder einzelne schon warten hängt vom eigenen Alter ab. Worauf der Christenmensch wart? Er wartet auf die Wiederkunft Christi, stimmt doch, oder?

Das diese Wartezeit keine verschenkte, sondern gestaltete Zeit ist, verdichtet das Dritte Hochgebet der Eucharistiefeier:

„Wir verkünden sein heilbringendes Leiden, seine glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt und erwarten seine Wiederkunft.“

So verbringen Christen Wartezeit, verkündigend und ihr treu entsprechend handelnd.

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Worten wieder glauben können

Viele der Texte, die im Buch der Bücher erhalten sind, gründen in ihrer ursprünglich mündlichen Verbreitung. Die Weitergabe von Mund zu Mund wurde deshalb zur Überlieferung, weil die Erzählung als verlässlich eingestuft wurde. Der Garant der Verlässlichkeit der Worte aber war die Glaubwürdigkeit der ersten Erzähler.

Hätten ihre Zuhörer damals auch nur den leisesten Verdacht gehabt die Worte wären nicht wahr, Fake News würden ihnen untergejubelt, also Lügen verbreitet, dann wären diese Worte schon damals verflogen, und das Evangelium hätte es nicht zu uns geschafft.

Der Beginn des Johannesevangeliums lebt ebenso von der Glaubwürdigkeit der Person des Täufers Johannes. Er nimmt für sich in Anspruch, als Zeuge in Gottes Namen aufzutreten, allerdings mit der Intention, nicht auf sich selbst zu zeigen, sondern auf eine Person, die nach ihm kommt. Johannes steigert seinen Autoritätsanspruch im Dienst seines Anliegens noch dadurch, dass er sich selbst klein macht und feststellt: Dem, der da kommt, bin ich es nicht wert, die Schuhriemen zu lösen.

Johannes setzt seine ganze Autorität auf eine Karte, um dem angekündigten Jesus Gehör zu verschaffen. Mehr noch, er macht mit dem Verweis auf den Kommenden sich selbst zum Hintergrund, auf dem Jesus zum Vordergrund wird. Johannes ist mit dem Einsatz seiner Autorität die Starthilfe, durch die die größere Autorität Jesu sich entfalten kann.

Vertrauen wiederfinden

Der Verlässlichkeit der frühen Zeugen verdanken wir unsere heiligen Schriften. Die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift hängt nicht von den Überzeugungen oder vom Lebenswandel der Lektoren ab, die aus ihr vorlesen. Anders verhält es sich mit der Glaubwürdigkeit der Erzählgemeinschaft, die aus den Worten der Bibel und deren Interpretation lebt – der Kirche –, und der Vertrauenswürdigkeit besonders derer, die in ihrem Namen sprechen.

Ohne Glaubwürdigkeit interessieren ihre Botschaften niemanden, auch wenn sie in den Worten Jesu begründet sind und für eine christliche Lebensqualität relevant sind. Vertrauen hat unsere Kirche in weiten Kreisen der Gesellschaft verloren, Tendenz steigend. Dagegen setze ich eine Hoffnung, die in der Sehnsucht vieler Menschen gründet, ehrliche und verlässliche Worte zu hören.

Möge die Verlässlichkeit des Wortes Gottes nicht Schaden nehmen an der Unglaubwürdigkeit so vieler gesprochener Worte in unserer Kirche. Und mögen jene, die für unsere Kirche das Wort erheben, durch die Kraft der überlieferten Botschaft Jesu zurückfinden zu einer Glaubwürdigkeit ihrer eigenen Worte.

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