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Verglichen

Es gibt immer
einen,
meistens einige,
eigentlich Zahllose,
die sind:
Schöner
intelligenter
reicher
angesehener
geschickter
wichtiger …

Es gibt sie immer,
die sind immer mehr
als man selbst.

Es gibt immer die
„Marta Mehr“,
die die
„Maria Weniger“
infrage stellt.

So schauen die Menschen
beharrlich aneinander vorbei
und nennen es vergleichen,

So, Leben
verblichen zum Tod.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Juni 2007
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Gerufen und verschenkt

Gerufen:
In Umzugskartons und Koffern
noch fremde Wohnung,
ortsansässige Helfer weg,
Freunde erschöpft in Schlafsäcken.
Einige Regale schon eingeräumt,
Halbdunkel,
zwischen Lust auf Anfang
und den Rücklichtern des Möbelwagens.

Gerufen:
Umzugskartons und Koffer
ersehnt in vertrauten Zimmern,
Ortsansässige meinen zu helfen, unbeirrt,
Freunde sind wie Flucht.
Regale wieder umgeräumt,
Fenster sind wie Augen,
zwischen Lust auf Ende
und dem Scheinwerfer eines größeren Möbelwagens.

Gerufen:
Und irgendwann sind alle Rücklichter erloschen
und jeder Scheinwerfer vorbeigehuscht
wenn es zum letzten Mal heißt:
„Unbeschadet aller bisherigen Aufgaben ernannt zum …“
oder,
„unbeschadet aller bisherigen Aufgaben entschlafen.“

Eben gerufen:
Dann verschenkt,
oder versenkt?

Priester!

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Juli 2007
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Erwägungen zur Nachfolge

Mitgehen, sagt …
weggehen, sagt …
verlassen, sagt …
zurücklassen, sagt …
nicht brauchen, sagt …
nie gebraucht zu haben, sagt …
geirrt zu haben, sagt …
falsche Annahme, sagt …
mangelnde Abwägung, sagt …
Oberflächlichkeit, sagt …
kein Interesse, sagt …
ohne andere, sagt …
nur bei sich sein, sagt …
genügsam mit sich!

Nachfolge:
Ihre Wurzel liegt im Ich.
Ihr Ende im „Ich genüge“.
Ihr Aufbruch im „Wo bist du?“

Und dann, mitgehen, sagt …

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Juli 2007
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1. September 1939 – 1. September 2009

70 Jahre – Gedenken an den Beginn des 2. Weltkriegs

Gottesdienstelemente zum Dienstag der 22. Woche im Jahreskreis

Tagesgebet

Du Gott des Lebens. Heute vor 70 Jahren brach der Zweite Weltkrieg aus, der ungezählte Opfer forderte und unendliches Leid über diese Welt brachte, das bis heute noch spürbar ist.
Lass uns in dieser Feier unseres Glaubens auf dein Wort hören, dass uns kräftig macht uns einzusetzen für Frieden und Gerechtigkeit.
Das erbitten wir durch ihn, Jesus Christus unseren Herrn, er, der in der Kraft des Heiligen Geistes mit dir lebt und liebt, jetzt hinein in die Ewigkeit. Amen

Lesung: 1.Thess 5. 1-6, 9-11
Evangelium: Lk 4, 31-37

Predigt

Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Medien nicht von irgendeinem Krisenherd in der Welt berichten. Die Nachrichten über Kriege lassen wir oft sehr unterschiedlich an uns heran. Ein Krieg in einem fernen kleinen Land Afrikas zwischen zwei Stämmen ist nicht nur sehr weit von uns entfernt, sondern scheint auch emotional oft weiter weg zu sein, weiter als beispielsweise ein Krieg zwischen Israel und den Palästinensern, oder gar ein Krieg mitten in Europa. Jedoch jeder Krieg ist ein Krieg gegen die Menschenwürde, egal wer ihn führt und wie viele Menschen von ihm betroffen sind, auch wenn ein Krieg sogar „nur“ unter Militärs geführt werden soll. Denn die Erfahrung zeigt doch, kein Krieg ist ein Schnitt mit dem Skalpell. Kaum eine Bombe landet punktgenau. Somit ist jeder Krieg auch ein Krieg gegen Unbeteiligte, da sie Tote und Verletzte in den Reihen der Zivilbevölkerung gekosten. Zu dieser Erkenntnis gelangt man nicht erst mit Blick auf den Ersten Weltkrieg, sondern die Kriegstreiber, die den Zweiten Weltkrieg ermöglicht haben, hätten schon aus der früheren Kriegsgeschichte unseres Landes und der Welt lernen können wie viel Unheil Kriege über unbeteiligte, wehrlose und hilflose Menschen gebracht haben.

Da ist es kaum vorstellbar, dass es Menschen in der jüngsten Geschichte gegeben hat und aktuell auch noch gibt, die gedacht haben und denken: „Ab jetzt soll Krieg sein.“

Hier sind jene Menschen gemeint, die entschieden haben und entscheiden Kriege mit Waffen zwischen Völkern zu führen. Sie denken scheinbar ab einem bestimmten Augenblick einfach nur „ab jetzt geht es los“ und heben die Hand um einen Krieg beginnen zu lassen.

Denn eines dürfte wohl auch klar sein: Kaum ein Kriegsbeginn ist ein spontanes Ereignis, Krieg ist Strategie, gedacht und dann gewollt! Darüber hinaus werden unsere modernen Kriege nicht mehr Aug in Aug geführt, auf der Distanz einer Armlänge, sondern es werden Knöpfe gedrückt die Waffen in Bewegung setzen, deren verheerende Auswirkungen der Betreiber mit eigenen Augen kaum noch sehen kann.
So ist das vielfache Leid der Opfer anonymisiert und man führt so aus dieser Distanz einen angeblich gerechten Krieg, mindestens aber einen humanen, der Menschen befreit. Was für ein Widersinn diese Wort Human und Krieg!

Wer auch in diesen Tagen über das Thema Krieg nachdenkt, der lässt in seinen Gedanken Bilder entstehen, die bei älteren Menschen in der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieges gründen, bei jüngeren Menschen oft genährt werden durch Dokumentar- und Spielfilme in denen Krieg analysiert oder gespielt wird. Manchmal entstehen die Bilder im Kopf auch auf dem Hintergrund des Bildmaterials welches vielfach im Schulunterricht verwendet wurde und wird.

Ebenso aber haben Menschen Bilder vom Krieg in ihren Köpfen die diese Kriege verantworten, also wollen. Besonders auf diesen letzten Satz bezogen schauen wir einmal kurz auf einen Kernsatz des heutigen Evangeliums.“ In der Synagoge saß ein Mann, der von einem Dämon, einem unreinen Geist besessen war.“ (Lk 4,33) Menschen die Krieg denken, Menschen die Kriegszenarien in ihren Köpfen entfalten, Menschen die Bilder des Krieges als Zukunftsperspektiven im Hinterkopf ausmahlen, diese Menschen leitet kein reiner, kein guter, kein klarer und kein menschenfreundlicher Geist. Sie werden von dem Dämon Gewalt geleitet und meinen sie könnten Gewalt ausüben ohne Verwundungen, ohne Verbitterung, ohne den Wunsch nach Gegengewalt zu hinterlassen.

Dabei wissen wir doch auch konkret aus der aktuellen Erfahrung: Gewalt bringt nur Gewalt hervor, sät Hass und hinterlässt ausgebrannte Menschen. Das Evangelium des heutigen Tages machte sehr deutlich, wer diesen „unreinen Geistern“ trotzt kann, nämlich einzig der Kern des Evangeliums, Christus der Verkünder, der einzig gebieten kann: „Schweig und verlassen ihn!“ Ihm, dem Heiland, geht es einzig um das Heil der Menschen.

Heil ist hier nicht nur als eine zukünftige Dimension zu verstehen, also Reich Gottes, sondern Heil ist auch zu verstehen als ein heil sein des Menschen, ein ungebrochenes Dasein in dieser Welt, im Hier und Jetzt des Lebens. „Denn Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zorns bestimmt, sondern dafür, dass wir durch Jesus Christus, unseren Herrn, das Heil erlangen“ so können wir es im Brief an die Thessalonicher (1.Thess 5,9) nachlesen.

Ein jeder Mensch ist dafür bestimmt das Heil zu erlangen und die Wege des Heils in der Nachfolge Christi schon jetzt zu gehen.

Lesung und Evangelium des heutigen Tages rufen uns auf dem Dämon Gewalt in all seinen Facetten und besonders im Gewand des Krieges Einhalt zu gebieten. Die Worte der Heiligen Schrift laden uns ein, Fantasie und Kreativität zu entfalten um besonders jungen Menschen, egal welcher Nation, welcher Herkunft und welcher Religion Lernorte zu ermöglichen, an denen sie sich einsetzen können für Frieden und Gerechtigkeit, an denen sie gleichzeitig aber auch lernen können eigene Aggressionen umzulenken in menschenfreundliches Handeln. Die Erinnerung an den Beginn des Zweiten Weltkrieges soll uns aber auch ermutigen, unseren Blick zu schärfen für alle Anfänge von Eskalation, Gewalt sowie Krieg und diesen Anfängen zu wehren.

Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg ist aber auch die Erinnerung daran, das besonders auch junge Erwachsene und sogar Kinder mit falschen Hoffnungen, falschen Erwartungen, falschen Versprechungen, in einen Krieg geschickt wurden aus dem 100 Tausende nichts mehr nach Hause zurück kamen. In unserem und in keinem Land darf niemandem mehr, ob jung oder alt das Gefühl geben werden der Weg in den Krieg sei ein guter Weg. Der Weg in welche Kriege auch immer ist ein geistloser, ein von Gott nicht gewollter Weg, weil er uns mit Christus einen anderen Weg aufgeschlossen hat, den Weg zum Heil aller Menschen. Amen

Fürbitten

P. Gott, der du in Allem mächtig bleibst: Unser Bitten machte uns stärk für die gute Wandlung. Unser Wort bei dir lässt dich nahe an unseren Bitten sein:

  • Wir bitten für die Menschen, die heute noch leiden unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges.
  • Wir bitten für die Menschen, die heute Gedanken des Krieges denken und in der Lage sind diese auch an zu Zetteln oder zu führen.
  • Wir bitten für die Menschen, die heute an den Kriegsschauplätzen in aller Welt ihr Leben einsetzen.
  • Wir bitten für die Menschen, die unter den Folgen von Kriegen ihrer Heimat verloren haben, körperliche und geistliche Nöte leiden, oder traumatisiert sind.
  • Wir beten für die Menschen die in Politik, Gesellschaft und Kirche mächtig sind.
  • Wir beten für die „so genannten kleinen Menschen“. Mögen sie, mögen wir die Kraft auch aus dem Glauben herausfinden sich gegen jede Form der Gewalt in Wort und Tat aufzulehnen.

P. Gott, der du in Allem mächtig bleibst: Höre unsere bittenden Worte, höre unsere bittenden Gedanken und erhöre unser bittendes Herz. Das erbeten wir in ihn, Christus unserem Herrn, Amen

Gabengebet

Du Gott des Lebens. Mit diesen einfachen Gaben Brot und Wein sagen wir dir Dank für all das was unser Leben reich macht, lebenswert und wertvoll. So wie du uns eingeladen hast an einen Tisch, so hilf uns in unserer Alltäglichkeit Gastgeber und Gastgeberinnen des Lebens zu sein. Das erbitten wir durch ihn, Jesus Christus unseren Herrn, er, der in der Kraft des Heiligen Geistes mit dir lebt und liebt, jetzt hinein in die Ewigkeit. Amen

Schlussgebet

Du Gott des Lebens. Du hast uns zu Hörerinnen und Hörern deines Wortes gemacht. Du hast uns zusammengerufen an einen Tisch. Möge uns diese Feier unseres Glaubens stärken mit neuer Klarheit und beständigem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden unser Leben zu gestalten und so mit unseren einfachen Möglichkeiten uns gegen allen Krieg zu stemmen. Das erbitten wir durch ihn, Jesus Christus unseren Herrn, er, der in der Kraft des Heiligen Geistes mit dir lebt und liebt, jetzt hinein in die Ewigkeit. Amen

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Fond der Verheißung

Eine lebendige Idee
eingelegt in Geschichtsbewusstsein,
Lebenserfahrung drunter geschlagen,
dazu einen Schuss Interpretation,
abgeschmeckt mit „es war schon immer so“
und nicht zu vergessen eine Prise „alles quergedacht“.

So aufgekocht
Fond der Verheißung.
Kein Fertiggericht,
auch kein Nur-noch-Auftauen,
Gangabfolgen hinfällig.

Verheißung schmeckt dazwischen,
wie Salz, Pfeffer, Zucker und Milch
an den Ecke im Rezeptbuch,
leicht klebrig hängen geblieben
, im Seitenwechsel geschmeckt
zwischen Daumen und Zeigefinger:
Mehr als Geschmacksrichtungen,
und nicht zu verwechseln
mit dem eigenen Rezept!

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Juni 2007
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Bin interessiert, Jesus

Damals die Menschen:
Du reichtest Brot
und sie hielten mehr in den Händen.
Du nahmst in den Arm,
und sie waren aufgehoben.
Du hast gesammelt,
und sie erlebten Einheit.
Du hast angesprochen,
und sie wussten sich versprochen.
Du hast vergeben,
und sie hatten Leben.
Du wurdest verraten,
doch sie blieben Geliebte

Bin interessiert, Jesus:
Möchte auch mehr in Händen halten,
aufgehoben sein,
Einheit erleben,
mich versprochen fühlen,
Leben haben.

Doch mit deiner Art zu lieben,
stopp, ich weiß nicht,
wollte ja auch nur sagen:
Bin interessiert.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Juni 2007
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Der Teebeutel

Eine Erinnerung an Pater von Nell Breuning

Innerlich unsicher, gefühlsmäßig ein wenig erhaben und nach außen cool reihte ich mich ein in die übersichtliche Schlange vor dem nagelneuen Equipment des Refektors der Jesuiten in Frankfurt St. Georgen. Es war Frühstückszeit am zweiten Tag meiner großen Exerzitien, angeleitet von Jesuitenpater Michael Sievernich, ich der Teilnehmer und jeden zweiten Tagen mit diesem Jesuiten ganz für mich allein, eine gute Stunde lang, das war schon privilegiert für einen normalen Studenten, aber auch eine Herausforderung.

Nun aber zurück in den großen morgendlichen Speisesaal, mit seinen logistisch auf Distanz angeordneten runden Tischen, einer schnörkellosen Nüchternheit in einem Raumvolumen, in dem auch das schärfste Gerücht die Möglichkeit hatte, gehört zu verhallen und seiner Neuheit, dem „Schlachtschiff“ unter den Automaten für Kalt- und Warmgetränke.

Diese kleine Schlange schob mich weiter. Meine wenigen Vorgänger beobachtend versuchte ich schon Augenblicke bevor ich an der Reihe war abzuschauen, welchen Knopf ich drücken werden müsste, um mein Wunschgetränk, einen einfachen Kaffee ohne jedes Aufsehen zu ergattern. Im Augenblick war meine Stunde gekommen, einsam und allein gefordert drückte ich zielstrebig den Knopf, den ich wähnte dass, er mir meinen Kaffee beschere. Natürlich hatte ich meine Tasse in der Apparatur schon fachmännisch positioniert, da füllte sich dampfend meine Tasse, allerdings mit heißem Wasser.

Irritiert über meine kaum ausgeprägte Beobachtungsgabe, meinen offenbar mangelnden technischen Verstand und die Überlegung wie ich dieses Wasser aus meiner Tasse nun klug entsorgen konnte, ohne den Anschein zu erwecken, berechtigt der Verschwendung bezichtigt zu werden, räusperte sich jemand hinter mir. Erst jetzt wurde mir wirklich klar, dass ich nicht das Ende der Schlange war. Das erhöhte enorm das Bedürfnis den Anschein zu erwecken, Herr dieser technischen Flüssigkeitsbereitstellung zu sein. Einerseits versuchte ich nun die Knöpfe des Automaten für Warmgetränke funktionsgerecht zu analysieren, andererseits musste ich einen Blick nach rechts wagen um zu wissen, wer sich da geräuspert hat. Während ich noch unentschieden sondierte, verdichtet sich das Räuspern zu einem handfesten verbalen Monitum.

Von nun an ging alles sehr schnell. Der Blick nach rechts ließ mich ankommen in der Welt eines bedauernswerten Studenten, eben „nur“ ein Student zu sein. Pater von Nell schaute mich von unten an, den Kopf leicht schräg haltend. Meine Unfähigkeit konnte nicht besser als in seiner Haltung verdichtet werden. Die Blamage noch abwenden wollend griff ich zur naheliegensten in Wasser löslichen Substanz, einem Teebeutel, und versenkte ihn professionell meiner Tasse.

Von allen beobachtet, so meine messerscharfe Analyse des Terrains, suchte ich nun einen Platz, natürlich alleine an einem dieser runden Tische. Hier ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ wirklich treffend, denn der Teebeutel, der sich in meiner Tasse wiederfand, wies an seinem kleinen Pappsiegel am Ende des Fadens die Bezeichnung Kamillentee aus.

Bis heute trinke ich ihn, der ich in vergangener Zeit noch ein Kaffeetrinker war, und manchmal denke ich auch an Pater von Nell Breuning, diesen Jesuiten, der in seiner liebevollen und drängenden Art, mich unbewusst zum Kamillenteetrinker machte.

Veröffentlicht in: Oswald von Nell-Breuning, Anekdoten – Erinnerungen – Originaltexte. Hrsg. Johannes Arnold. Paulinusverlag, 2007. S. 81ff.
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Ein aufgeweckter Junge

Mit 18 noch vor sich so ca. 60 Jahre.
Die 153. Bewerbung in den Kasten geschoben:
„Die wird klappen“, lügt scherzend ein Rest Humor.
Irgendwie haben alle so etwas wie Verständnis
und er selbst hat formal ignoriert, übrig zu sein.
Doch er hat verstanden,
hingeschaut und durchschaut!

Er ist ein aufgeweckter Junge,
aber nicht gefragt,
ein aufgeweckten Jungen
und keiner schaut hin.

Er denkt immer mehr an schlafen,
dann an nicht geweckt werden wollen,
und tatsächlich,
es wird immer ruhiger um ihn herum.

Und dann träumt er wieder
mitten am Tag
den einen Traum
der immer so beginnt:
Komm,
steh auf,
Du!

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Juni 2007
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Gott und das „K“ für Kommunikation

Gott ist ewige, ununterbrochene K.
Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist.
Gott ist ständig mit sich bei Gott,
also immer sich ganz verschenkend an Gott.
Gott „steigt ständig aus sich aus und so bei sich ein“.
Dieses ununterbrochene bei sich sein
im „anderen“ ist er selbst,
untrennbar ganz Einer.
In der Menschwerdung Gottes
in Christus weitet Gott seine K. aus
und nimmt uns Menschen mit hinein in diese K.
Mit der Sendung des göttlichen Geistes
bleiben wir hineingenommen in die göttliche K.
Himmel heißt K. mit Gott,
grenzenlos
K.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Juni 2007
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Zurückgelassen

Jesus, damals, gerade vorbei gegangen,
in der Ferne verschmilzt seine Gestalt.

Zurückgelassen:
Berührung,
Erlebtes und Gehörtes.

Dann weiter erzählt.
Vom hören sagen aufgeschrieben.
Überliefert,
Gottes Wort in Menschen Wort.

Ist lesbar
deshalb aber noch nicht verstehbar
und nochweniger begreifbar
wenn nicht der Heilige Geist
das Wort entfaltet
in unser Verstehen hinein
durch Vernunft hindurch
zur Botschaft.

So Sakrament,
das berührt,
Jesus gerade vorbei gegangen,
in der Ferne verschmilzt seine Gestalt.

Komm Heiliger Geist.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Mai 2007
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