„Könnte hier mal jemand die Lesung übernehmen, wir haben da gerade keinen.“
Diese Frage, hoffentlich, wenn überhaupt nur noch selten in Sakristeien vor Gottesdiensten gestellt, fragt entweder danach, ob jemand zufällig da ist, der in der Lage ist lesen zu können, und die soll es im liturgischen Kontext ja geben. Ebenfalls kann damit aber auch gefragt sein, ob man jemand unter den Anwesenden übersehen hat, der, mit von der Gemeinde getragener Autorität, Erzähler oder Erzählerin des Wortes Gottes in der Liturgie ist, eben ein Lektor, eine Lektorin.
Diese beiden möglichen Antworten entlarven eindeutig die Inkompetenz, Unbedachtheit und Lieblosigkeit derer, die diese Frage stellen.
Ortswechsel Liturgie: Sie nehmen das Buch in die Hand, in dem Erzähltes aufgeschrieben steht, damit es nicht verloren gehen kann aber auch nicht zerredet wird.
Das Buch aufgeschlagen konzentrieren Sie Ihren Blick und schließen gleichzeitig ganz gelassen Ihr inneres Auge um konzentriert durch Ihr Vorlesen hindurch zu erzählen aus der Geschichte der christlichen Gemeinschaft. Dann, das Buch geschlossen, sollte jeder spüren können, das war aus der Geschichte Gottes mit seinen Menschen, Gottes Wort in Menschen Wort, in die Gegenwart hinein erzählt vom Lektor, der so Erzähler ist, hier an besonderem Ort, in versammelter Gemeinde. Und während sie dann von dem exponierten Platz des Ambos Ihren eher abseitigen Sitzplatz wieder ansteuern, tänzeln Sie vom leichtfüßigen Erzähler in den „normalen Schritt“ eines „eben war ich noch Lektor“.
Finden Sie diese Beschreibung übertrieben? Wenn ja, dann untertreiben Sie selbst. Denn Sie übernehmen nicht eben mal `ne Lesung, Sie verkünden, Sie tun kund, Sie erzählen. Davon lebt der Gottesdienst!
Sie Geben im Lesen der Lesung dem unfassbaren Ihre Stimme, Gott hat die Menschen berührt, dafür stehen Sie in diesem Augenblick des „Vor – tragens“, in dem Sie vor allen im Gottesdienst stehen und lesen.
Da sind Sie nicht hervorragend, Sie sind weiter „Käte Müller und Fritz Schmitz“, aber Sie machen den Mund auf und vergegenwärtigen das, was auch Sie nur gehört haben, Gotteswort in Menschenwort, das einzig hervorragende.
Im Evangelium, das der Priester liest, verdichtet sich das Gotteswort in Menschenwort zur Zeitlosigkeit über das Gestern und ein Jetzt hinaus, bleibt aber Gotteswort in Menschenwort, anders ist Gott nicht zu hören.
Wir brauchen dazu Stimmen, Ihre Gemeinde braucht Ihre Stimme, sie braucht Stimmen. Wir dürfen nicht schweigen von dem was wir gehört haben. Wenn wir aufhören zu erzählen, dann gibt es auch nichts mehr zu hören. Und wenn es nichts zu hören gibt, dann gibt es auch nichts zu glauben. Denn der Apostel Paulus sagt mit Recht: „Der Glaube kommt vom Hören.“