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Das ist doch Ihre Stadt

Bestimmt aber freundlich steuerte eine „mittelalterliche“ Dame über den Markt auf mich zu und stellte fest: „Das ist doch Ihre Stadt hier!“ Das Nein lag mir spontan auf der Zunge und nach einigen Schrecksekunden bemerkte ich dann doch: „Sie haben Recht!“ Und schon fuhr sie fort: „Dann können Sie mir doch bestimmt auch sagen wo man hier gut essen kann, aber bitte keine Touriläden. „Ich zeigte in eine Richtung und ging selbst in eine andere weiter, und mit mir die Frage, ob Aachen meine Stadt sei. Ein gebürtiger Aachener bin ich nicht und gewählt habe ich diese Stadt auch nicht, der Vorgänger von Bischof Heinrich hat sie mir verordnet. Ehrenbürger bin ich auch noch nicht, also was könnte diese Stadt zu meiner Stadt werden lassen, einfach nur 16 Jahre hier sein?

Kurz entschlossen gab ich ihr, dieser Stadt, zwei Stunden Zeit, mich von ihr zu überzeugen – jenseits von Dom und Rathaus. So ging ich los, durch diese Stadt, und ließ mir von ihr Argumente für sie vorführen. So viel mir eine Kirche auf dem Fels gelegen mit über 15 Treppenstufen auf, weil ein netter Mann eine scheinbar fast blinde Frau rückwärts die Treppe hinunter führte, weiter konnte sie dann wohl alleine.

Eine junge Frau, nur wenige Strassen weiter, mühte sich ab mit einem Messer das Unkraut zwischen den Platten auf dem öffentlichen Gehweg vor ihrem Wohnhaus zu entfernen. In einem Drogeriemarkt an der Kasse reichte mir ein netter Mensch unaufgefordert eine der kleinen „umsonst“ Tüten mit der Bemerkung: „Die können Sie doch sicher brauchen“. Ich sah das Fahrrad schon von weitem mitten auf dem Bordstein liegen als ein junger Mann von rechts kommend es vor meiner Nase aufhob, an die Laterne lehnte und weiter ging. Was sie sprachen konnte ich nicht hören, ich sah nur diese Familie auf die zwei Studenten zusteuern die dann offensichtlich nach dem Weg fragten, worauf hin die beiden Jungs absolut engagiert diametral in zwei verschiedene Richtungen zeigten.

Ein paar Gesprächsfetzen aus der Annastraße: Die buddeln hier schon ewig, es ist eine Zumutung, aber wir können uns ja bald von diesem jämmerlichen Anblick im neuen Elisengarten erholen. Aachen hätte noch Zeit gehabt, die zwei Stunden waren noch nicht abgelaufen als ich an „meinem“ Antiquar vorbei kam, der mal wieder, aber Wetter bedingt selten, vor seinem Ladenlokal saß bei einer Tasse Kaffe, zu späterer Zeit ist es auch mal ein Rotwein, und mich mit mehr als nur einem Hallo freundlich zur Kenntnis nahm. Zugegeben, diese Eindrücke sind nicht die ganze Wahrheit dieser Stadt, aber wenn ich sie immer wieder hier neu finden werde, dann ist Aachen auch meine Stadt.

Quelle: Aachener Zeitung, 22. Juli 2009
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Die Seligpreisungen ganz allgemein

Die Seligpreisungen ganz allgemein:

Vertraute Literatur, melodisches Bekenntnis, subjektiv angenehme weil nicht überspringbare Hürde, domestizierte Provokation in einer Gesellschaft, eine immerwährende Agenda, ein Ohrwurm, eine Stelle in der Bibel unter vielen anderen, ein…?

Wir kennen das doch:

Selig sind, die da geistlich arm sind;
denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig sind, die da Leid tragen;
denn sie sollen getröstet werden.

Selig sind die Sanftmütigen;
denn sie werden das Erdreich besitzen.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit;
denn sie sollen satt werden.

Selig sind die Barmherzigen;
denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Selig sind, die reinen Herzens sind;
denn sie werden Gott schauen.

Selig sind die Friedfertigen;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihrer ist das Himmelreich.
(Matthäus 5,3-10)

 

Die Seligpreisungen und Pax Christi:

Wir sind da für die, die arm (im Geiste) sind, die Leid tragen, die sanftmütig sind, die nach Gerechtigkeit hungern, die barmherzig sein wollen, die ein reines Herz haben, die friedfertig sind und auch für die sind wir da, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.

Für wen ist Pax Christi da, sind wir für all diese und jene da?

Sind wir auf Jeden hin da, der sich unserer erinnert, also nach allen Seiten offen?

Darf man da weiter fragen?

Welche Hinwendung aber zeichnet uns aus, unterscheidet uns? An was werden wir zukünftig erkennbar sein, identifizierbar, welches wird unser „Alleinstellungmerkmal“ sein, oder kann es das eigentlich gar nicht geben?

Und weiter gefragt: Ist das auch eine spirituelle Frage, oder ist das nur eine spirituelle Frage?!

Ist es überhaupt eine Frage?

 

Der Name ist Programm! Pax Christi steht für: „Selig sind die Friedfertigen“.

Das ist unser Programm! Und darauf gilt es als Organisation, die sich als Bewegung versteht, immer wieder zu schauen, selbstkritisch und systemkritisch.

 

Aber brechen wir es erst einmal herunter und kommen so bei uns selbst an.

Denn auch subjektiv bleibt „Selig sind die Friedfertigen“ eine Herausforderung für jene, die ihr Handeln auf Jesus Christus hin beziehen. Deshalb müssen wir uns uns selbst in der Gegenwart stellen, um in der Zukunft Position beziehen zu können.

Sich stellen beinhaltet immer aber auch  ein „nach – schauen“.

Das wiederum bedeutet:

Wer sich auf Christus bezieht und bezogen meint, dieser bedarf auch immer wieder der Reflexion des eigenen Handelns.

 

Ein subjektives Hinschauen
Oder:
Eine „Gewissens“ –  Erforschung

Ein komparativerer Friedensspiegel

  1. Fried – lich: Bin ich friedlich, einfach so, vom Wesen her, als meiner Natur?
  2. Fried – voll: Ist meine Motivation angetrieben vom Wille zum Frieden an. Oder was motiviert mich noch, z.B. Anerkennung, „Besitzstandwahrung“, Tradition…? Bin ich „angefüllt“ mit Frieden in Gedanken, Worten und Werken?
  3. Fried – liebend:  Ist Friedensabsicht eine intellektuelle Qualität oder eine Sehnsucht die durch den Leib geht, durch den eigenen?
  4. Fried – fähig: Wissend um mich – und so um meine Weite und Enge -, veredle, qualifiziere ich mein Friedenspotential in Gedanken, Worten und Werken?
  5. Fried – gebend: Habe ich (ob im Kleinen oder im Großen)  Frieden gebracht, ihn ermöglicht. ihn vermittelt und wenn, woran ist das messbar  …?
  6. Fried – fertig: Kann ich an ein Ziel kommen und wenn ja wie lautet das meinige?

 

Es  gibt Impulse,

die enden mit dem letzten Wort.

Andere Impulse beginnen mit dem letzten Wort.

Geistlicher Impuls zur Präsidiumssitzung von Pax Christi DS am 19. Juni 2009, Fulda, Bonifatiushaus
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Umgarnter Aachener?

Da steht er wieder fest im „Sattel“, der uns so vertraut Kaiser, nicht nur von jedem Aachener immer wieder gesehen, als Brunnenfigur auf dem Markt, in Aachens guter Stube also. Und nun ist er das Objekt der Begierde geworden von Künstlern, die sich bemüht fühlen unseren Karl als Bronzekunstwerk noch zu toppen, zu einem zeitgenössischen Artefact. „Das Archiv“ – so der Name des deutsch-schweizerischen Künstlerkollektivs um Thomas J. Hauck und Sabina Kaeser – hat ihn mit ca. sieben Kilometern Garn umwoben. So mancher Aachener, dem wie uns allen das erste deutsche Weltkulturerbe einfach nur so in den Schoß gefallen ist, fragt sich da: Und was will ein umgarnter Kaiser uns sagen?

Vielleicht kann ja mit ihm so in einem Superwahljahr verdeutlicht werden, dass das umgarnen zwar eine Kunst sein kann, aber das umgarnen von Wählern, Bürgern und Stadtbewohnern, die wir alle sind, eher als Verdummung verstanden werden muss. Nicht umgarnt und eingewickelt zu werden bedeutet Argumente auszutauschen, Klartext reden, Meinungen gelten zu lassen, alte Standpunkte auch zu überdenken und ggf. auch mal das demokratische Lager zu wechseln. Nicht umgarnt zu werden gibt den Politikerinnen und Politikern Profil, den Wählerinnen und Wählern Durchblick und selbst der Kommunalpolitik das Ansehen einer profilierten und transparenten Parteinahme. Wenn unser guter alter Karl nun als zeitgenössisches Kunstwerk ausgerechnet vor unserem Rathaus, dem Sitz derer die nicht nur raten sondern auch für uns alle entscheiden, daran erinnert mit offenen Karten zu spielen, wer könnte solch schmeichelnder Einladung schon widerstehen. Zu Gesicht stehen würden uns klare Worte alle mal, nicht nur im Wahlgetöse!

Quelle: Aachener Zeitung, 10. Juni 2009
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Studierende – eine kompetente und liebevolle Zukunftsperspektive unserer Kirche

Kontextuelle Aspekte zur Situation, Herausforderung und Zukunft der Hochschulpastoral an deutschen Universitäten und Fachhochschulen

Zum Thema Pastoral können, von irgendeiner Pastoral selbst betroffen, irgendwie immer alle etwas sagen. So auch die Leser und Leserinnen dieser Art von Publikation, die Ihnen, sie halten sie gerade in der Hand, als wohl vertraut wieder einmal „angereicht“ worden ist. Deshalb meine Bitte, was sagen Sie als vermutlich von Pastoral Betroffene zu diesem „Bild“: An allen deutschen Hochschulstandorten leben glücklich und zufrieden Studierende in großer Zahl, und sie finden dort alles was ein Student und eine Studentin so brauchen: Bildung, Nahrung, Kleidung, Gesellschaft, Wohnung, Unterhaltung und Entspannung. Allerdings eines wäre nicht vorhanden, Hochschulpastoral (HP). Von dieser pastoralen Gattung also wäre weit und breit nichts zu sehen, keine Hochschulgemeinde, keine Studierendengemeinde, keine Präsenz der Kirche an der Hochschule. Können Sie sich das vorstellen? Hat Ihre Vorstellung für ein solches Szenario überhaupt Sensoren. Fehlt Ihnen etwas in der pastoralen Landschaft unserer Bistümer wenn Hochschulpastoral fehlte?

Interessanterweise antworten Insider der Kirche, die oft vermeintlich (besser) Wissenden und Outsider, die oft eher Unwissenden auf dieses fiktive Bild mit dem weißen Fleck unisono so und das natürlich fiktiv: „Wenn es keine Hochschulpastoral gibt, dann können die Studierenden ja in die Kirche gehen.“

Lebensansichten in Städten

Die Optik unserer Städte bestätigt vordergründig solche Antwort, denn an jedem europäischen Hochschulstandort ragen (noch) Kirchtürme in die Höhe. Diese können selbst von einem der Wissenschaft ganz ergebenen und auf dem Elfenbein des Wissens ruhig tagträumenden Studierenden nicht übersehen werden. Dieselbe Antwort allerdings, auf die Lebensphase eines jungen Menschen herunter gebrochen, der mit dem Beginn eines Studiums absolutes Neuland seiner Existenz betritt, ist freundlich formuliert gut gemeint, mit Blick auf die Realität eins Studierenden formuliert allerdings inkompetent. Deshalb soviel vorweg, aber nur kryptisch: Student und Kirchturm ergeben noch keinen Leuchtturm.

Vielleicht beginnen ja schon hier die ersten (selbsternannten) „pastoralen Fachleute“ zu toben, die es auf dem Hintergrund schwindender kirchlicher Mittel und damit verbunden mangelnder personeller Möglichkeiten für maßlos halten, dass bundesweit in 122 katholischen Hochschul- und Studierendengemeinden 95 Priester und 169 vorwiegend pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind. (Allerdings darf nicht übersehen werden, dass über die Hälfte der Beschäftigungsumfänge in diesen Berufgruppen unter 50% liegen, was in einer kritischen Einschätzung nicht übersehen werden darf.)

Dieses Potential sei doch, so manche Fachleute weiter, effizienter in der pfarrgemeindlichen Seelsorge und somit Struktur stabilisierend einzusetzen. Aber Gott sei Dank sehen das u. a. auch unsere Bischöfe und ihre Beraterinnen und Berater anders!

Kategoriale Seelsorge kontra territorialer?

Trotz des Engagements unserer Kirche in der HP könnte mit solchen Antworten der alte, latent noch oft vorhandene Streit zwischen der territorialen und der kategorialen Seelsorge neu entflammt und die bekannte Frage neu gestellt werden, welche seelsorgliche Qualitäten wünschenswerter da „besser“ seien. Zur Auswahl stehen da die Gemeinde mit Kirchturm und vermessenem Territorium, oder die Menschen in vergleichbaren Lebenssituationen wie z. B. Studierende aber auch Gefangene, Soldaten, Jugendliche, Alte, Behinderte oder Menschen im Krankenhaus. Doch diese oft, und in Zeiten „magererer Jahre“ besonders präsente Streitfrage möchte ich hier nicht offensiv aufgreifen, sondern ich möchte in meinen Ausführungen passiv Elemente einer Antwort skizzieren. Doch eines ist mit Blick auf die Zukunft und damit auf weiter schwindende Mittel einfach zur Kenntnis zu nehmen: Es werden weitreichende Entscheidungen anstehen müssen, die besonders auf Kosten einer der beiden Präsenzen der Pastoral gehen wird, da allen weiteren Ausdünnungen in der Fläche keine wirkliche Entscheidung zu Grunde liegen kann.

Ein Kriterium, hier nur am Rande erwähnt, für den auf uns weiter zukommenden Entscheidungsprozess kann heißen: Wo sind Menschen auf Grund ihrer Lebenssituation in einem Lebensraum partiell präsent, die situationsbedingt Interesse und „Lebenspraktisch – Technisch“ die Möglichkeit haben, zu hören, denn auch zukünftig wird gelten was der Apostel Paulus sagt: „Der Glaube kommt vom Hören.“ (vgl. Röm 10, 17)

Nun aber zurück zu der „Antwort mit dem Kirchturm“. Die stimmt! Denn jedes Gotteshaus einer Stadt, ob nun mit oder ohne Kirchturm ist Einladung zu Gebet, Besinnung und Meditation, und wenn katholisch auch zur Feier der Heiligen Eucharistie. Davon sind als Zielgruppe die Studierenden nicht ausgenommen. Studierende leben (meistens) in Wohnungen, diese befinden sich im Normalfall in Straßen und diese gehören, kirchlicherseits geordnet, zu Pfarrgemeinden und somit sind Studierende auch Gemeindemitglieder.

Pfarrgemeinden, hier nicht zu klären in welcher (auch zukünftigen) Erscheinungsform, sind wesentliche Orte in unserer Gesellschaft. Sie sind grob skizziert für viele Menschen berechenbar und entlastend weil meist klar strukturiert und gegliedert, sie sind Orte des Ankommens, der Begegnung und des Verweilens , der religiösen und kulturellen Identität und Entfaltung, sowie Orte des Gründens und Gestaltens familiärer und anderer Beziehungsfelder.

Studierende aber sind in eine Lebenswelt selbstbestimmt hineingeworfen die ganz anders tickt. Ihre Lebenswelt (besonders als Einsteiger) ist geprägt von Orientierung und Neubeginn und damit verbunden von Verunsicherung. In ihrer Lebenswelt gelten kontinuierlich Tempo, Fachlichkeit, Erfolg, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, Mobilität, sowie Erfindergeist und Kreativität. Sie selbst befragt sind all dem gewachsen, aber wie sie das alles auf die Reihe bekommen wissen sie oft auch nicht wirklich. Selbst bei aller Unklarheit in der Lebenswelt der Studierenden, auch bezogen auf die Frage was denn nach dem Studium sein wird, ist eines für sie klar: „Studentische Lebenswelt, in dir will ich sein!“ Diese Lebenswelt bedarf – kirchlicherseits betrachtet – eines auf sie zugeschnittenen Engagements, und nicht nur der wertvollen Standartantwort Pfarrgemeinde, in welcher Form auch immer. Dieses spezifische Engagement charakterisiert ein organisierter Ausnahmezustand von katholischer Kirche, eben der Hochschulpastoral, als Punktlandung mitten in der Lebensrealität der Studierenden.

Studierenden im Blick

Grundsätzlich sind Studierende keine homogene Gruppe und auch keine Spezies. Sie sind individuell Frauen und Männer mit Persönlichkeit und Potential. Sie sind auch keine voll pubertierenden Jugendliche mehr, sondern junge Erwachsene in einer neuen und zukunftsweisenden Umbruchphase, die eigenbiographisch bisher unvergleichlich, sie nun weitgehend selbst gestalten und verantworten müssen. Gleichzeitig begibt sich der Studierende in das System Hochschule, das stark reglementierend ihn fordert, herausfordert und manchmal auch überfordert. Bezogen auf eine religiöse Sozialisation sind einerseits Studierende anzutreffen, an denen jede so geartete Sozialisation vorbeigegangen ist, andererseits bringen Studierende aber auch noch den Klassiker von vorgestern mit, den sie oft so verbalisieren: „…und bis zum Beginn meines Studiums war ich dann auch noch Vertreter im PGR, aber am Wochenende und in der vorlesungsfreien Zeit leite ich trotz Studium noch immer eine…“ Dazwischen gibt es alle nur erdenklichen Sozialisationsformen.

Einige religiös Sozialisierte brechen mit ihrer religiösen Vergangenheit oder zumindest mit der religiösen Praxis als einem (bewussten oder unbewussten) Akt des Erwachsen geworden seins. Andere bisher „Fernstehende“ entdecken in diesem Lebensabschnitt ihre religiöse Dimension und suchen entsprechende Informanten. Diese Interessenten möchten meist auch auf dem Niveau eines angehenden Akademikers kommunizieren und effizient, wie andererseits im Studienbetrieb auch erwartet, hier erst einmal über den katholischen Glauben „nur“ informiert werden. Ob der Studierende nun in Sachen des Glaubens und der Kirche eher ein Ehemaliger, oder ein weiter Engagierter, ein Interessierter oder ein noch Uninteressierter ist, die HP versteht sich der Lebenswelt eines jeden Studierenden verpflichtet, und das nicht nur aber auch im Sinne eines „Stand By Modus“ der katholischen Kirche.

Punktlandung und Justierung

Der Anspruch, „Stand By Modus“ der katholischen Kirche in der Lebenswelt der Studierenden zu sein, und gleichzeitig qualitativ fähig zur Punktlandung in ihrer Lebenswelt, fordert in besondere Weise die von der Kirche mit der HP beauftragten und betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer neu heraus. So müssen die in der HP Tätigen neben ihrer Angebotsstruktur sich selbst auch immer wieder Rechenschaft über ihr pastorales Handel geben. Denn der Wandel der Lebenswelten und Beziehungsfelder, der Strukturen an den Universitäten und Fachhochschulen, der gesellschaftlichen Herausforderungen, der Kommunikationsformen, halt all dessen was die Lebenswelten der Studierenden in Bewegung hält, verlangt nach Reflexion und ggf. Neujustierung in der HP neben ihrem Anspruch kontinuierlich und verlässlich zu sein. Reflexion ist darüber hinaus auch für die in der HP Tätigen ein gutes Mittel, um nicht in die „subjektive Tätigkeitsfalle“ zu tappen, in der sich die in der HA Tätigen orientieren an den eigenen Hobbys und liebgewordenen Themen und Praktiken, oder sich dominieren lassen von beliebigen Mehrheiten.

HP ist ein personales Angebot, die Präsenz von kompetenten Menschen, und anders auch nicht zu haben. Weiter lehrt die Erfahrung, dass Teams in der HP bessere Möglichkeiten haben nicht nur ihr Handeln zu reflektieren und Perspektiven neu zu entwerfen, sondern Teams haben die Möglichkeit mit mehr als nur zwei Augen, und so angemessener die Zielgruppe in den Blick zu nehmen. Dass die in den Blickgenommenen nicht nur Objekt sondern auch Subjekt der HP sind, ist für eine Kirche die sich „als Volk Gottes auf dem Weg“ versteht konstitutiv!

Präsenz der Kirche an den Hochschulen > Hochschulpastoral

HP ist ein Tätigkeitsfeld der kategorialen Seelsorge das angesiedelt ist an den Standorten der Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen und verantwortet wird von dem „zuständigen“ Bistum und seinem Bischof. Ihre Grundlage ist die Verkündigung des Evangeliums in Diakonia, Martyria und Liturgia. Auf diesem Fundament setzt die HP besondere Akzente: Die Vermittelung des Glaubens (Z.B. auch in Crash Kursen für Erstinteressierte.), die Feier der Liturgie, das gesellschaftliche Engagement, die Beratung und Begleitung einzelner Studierender, die Kommunikation der kirchlichen Werte und Traditionen, die Eröffnung spiritueller „Erlebnisfelder“, der Interreligiöse und interkulturelle Dialog und nicht zu letzt auch das Erleben von Gemeinschaft. Auf diese Akzente bezogen fordert die HP sich selber heraus auch ein Ort der experimentellen Möglichkeiten zu sein. Darüber hinaus organisiert sich die HP auch auf Bundesebene im „Forum Hochschule & Kirche“, um auch in Vernetzung und Solidarität über die je eigene Hochschulgemeinde hinaus aus dem Evangelium heraus konkret, z.B. politisch, bezogen auf die Lebenssituationen der Studierenden, handeln zu können. (Weitere Infos hierzu im Internet unter: www.fhok.de)

Der Komplex Hochschulpastoral in den Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls und der deutschen Bischöfe

In der Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls zur Präsenz der Kirche an den Universitäten und in der universitären Kultur von1994 wird die Hochschulpastoral als eine besondere Sorge der Bischöfe (Ortsordinarien) hervorgehoben.

Das zweite Vatikanische Konzil hat in seiner Erklärung über die christliche Erziehung „Gravissimum educationis“ eine grundlegende Erklärung zur Hochschulpastoral abgegeben und die Bischöfe beauftragt, für die Hochschulpastoral Sorge zu tragen: „Weil das Schicksal der Gesellschaft und der Kirche selbst mit der Entwicklung der Hochschulstudenten sehr eng verbunden ist, sollen die Oberhirten der Kirche nicht nur für das geistliche Leben der Studenten an katholischen Universitäten Sorge tragen; sie sollen vielmehr, um die geistliche Bildung aller ihrer Söhne besorgt, nach sachdienlichen Beratungen der Bischöfe darauf achten, dass auch an nichtkatholischen Universitäten katholische Studentenheime und Universitätszentren errichtet werden, in denen sorgfältig ausgewählte und vorgebildete Priester, Ordensleute und Laien der studierenden Jugend dauernde geistliche und geistige Hilfe bieten.“ [1]

Beschluss der gemeinsamen Synode

Der Beschluss der gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland von 1976 betont die vordringliche Bedeutung der HP: „Die Hochschulpastoral gehört zu den vordringlichen Aufgaben der Kirche in der Bundesrepublik Deutschland. Daher ist die Arbeit der Hochschulgemeinden zu unterstützen. An der Hochschule verwirklichen die Hochschulgemeinden die Grundfunktionen der Kirche: Glaubensdienst (Verkündigung), Gottesdienst (Liturgie) und Bruderdienst (Diakonie). Es ist ihre Aufgabe, diese in ihrem vollen Umfang zum Maßstab ihrer pastoralen Tätigkeit zu nehmen“. [2]

Weiter betont die Synode in ihrem Beschluss Schwerpunkte kirchlicher Verantwortung im Bildungsbereich, dass die Hochschulgemeinden allen, die im Bereich der Hochschule lehren und lernen, umfassend Hilfe leisten soll. Es ist ihre Aufgabe Lehrende und Lernende im Gespräch zu verbinden, Konflikte zu lösen und ihre Mitglieder und Arbeitsgruppen zu verantwortlicher Übernahme von Aufgaben in den Gremien der Hochschule und bei persönlichen wie sozialen Hilfeleistungen zu ermutigen.

Dabei erwartet die Synode von den Hochschulgemeinden, dass sie ihre Arbeit mit Blick auf alle die im Bereich der Hochschule tätig sind gestaltet. Die Bemühungen der Hochschulgemeinden dürfen nicht auf einzelne Gruppen eingeengt werden, sondern müssen alle freien Initiativen und Formen von Zusammenschlüssen berücksichtigen. Auch politische Verantwortung in Hochschule und Gesellschaft ist den Hochschulgemeinden nicht abzusprechen. Einseitige Parteinahmen, so wünscht die Synode, sollen dabei allerdings vermieden werden. Der kirchliche Auftrag zur Hochschulpastoral wird immer im Kontext der jeweiligen Zeit wahrgenommen. Die Situation der Kirche und der Gesellschaft, die Lage der Studierenden und die Situation der Hochschulen, die öffentliche Meinung und das, was manchmal als „geistige Großwetterlage“ bezeichnet wird, bestimmen wesentlich die Hochschulpastoral mit. [3]

Grundvollzüge der HP

Die hier angesprochenen Aspekte zusammengefasst, auf dem Hintergrund der Grundvollzüge christlichen Lebens, lauten: HP im Kontext globalen Wandels, als die identifizierbare „Präsenz der Kirche an den Hochschulen“, ist ein zentraler Auftrag der Kirche, der als ein Angebot alle in den Hochschulen Handelnde erreichen möchte. Diese Präsenz bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf die katholischen Studentinnen und Studenten, obwohl sie diese auch in besonderer Weise anzusprechen sucht. HP will die Lebenssituationen und Lebensbedingungen der Studierenden, also die Konditionen in und um das Studium aktiv und engagiert in den Blick nehmen, wohl aber unterschiedlich gewichtet. Dazu gehören das interreligiöse und interkulturelle Miteinander aller in die Hochschullandschaft Involvierten, Forschung, Wissenschaft und Lehre, sowie das über das Studium hinausreichende Persönlichkeitsbildende. Im Mittelpunkt der HP steht der Studierende. Er ist, egal welcher Fachrichtung, Nationalität und Religion er sich zuordnet, erster Ansprechpartner pastoralen Handelns. Fundament hochschulpastoralen Handelns, im Sinne der Sorge um das gelingende Leben der an den Hochschulen Tätigen, ist die befreiende Botschaft Gottes, die uns in Jesus Christus geoffenbart ist und seit her ununterbrochen weitererzählt wird.

HP entfaltet aus dem Evangelium

Das Evangelium nach Johannes formuliert diese Botschaft Jesu: „(…) ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10, 10b). Dieses Gotteswort findet seinen Ausdruck im Menschenwort: In der Beratung und Begleitung von Studierenden und Lehrenden, durch die Feier der Liturgie, in unterschiedlichen Formen der Interaktion zwischen den Religionen, Kulturen und Traditionen, in finanzieller Unterstützung von in Not geratener Studierender, in gemeinsamer Freizeitgestaltung, in einer aktiven Mitverantwortung füreinander, durch die Einmischung in hochschulpolitische und gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesse sowie in einer partizipativen Anteilhabe an Entscheidungsprozessen. Die Option für „Randgruppen“, Benachteiligte, und Vergessene ist für die Hochschulpastoral genauso eine Herausforderung, wie ihre ethische und soziale Einlassung in Forschung, Wissenschaft und Lehre.

Hochschulpastoral, Lernort zukünftiger Verantwortungsträger

Studierende, die nach ihrem Studium in der Regel Entscheidungsträger an den Schaltstellen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Handelns sind, benötigen Lern- und Orientierungsfelder eines gerechten, wertschätzenden und qualifizierenden Miteinanders. Dazu bedarf es einer facettenreichen Persönlichkeitsbildung, zu der u. a. auch die Fähigkeit zu einem interkulturellen Konfliktmanagement gehören sowie ein bodenständiges Selbstwertgefühl.

Als kirchliche Einrichtung, mit Blick auf die zukünftigen beruflichen Tätigkeiten der Studierenden, leistet die HP einen Beitrag zur interkulturellen, interreligiösen und international geprägten Persönlichkeitsbildung Studierender. Diese anspruchsvolle Anteilnahme an der Entwicklung der Persönlichkeit junger Akademikerinnen und Akademiker kann nur dann gelingen, wenn die Kirche ihre Botschaft eindeutig und freiheitsliebend einbringt, und somit sich selbst nicht verleugnend auf Grund ihrer Kompetenz dazu beiträgt, dass die Studierenden Beheimatung auch in ihrer eigenen Kultur und Religion (neu-, wieder-) finden.

Hochschulpastoral in einer Problemzone

HP ist in den Verlautbarungen der Kirche ausdrücklich gewollt. Die Kirche wird in unserer Gesellschaft oft aber sehr kritisch bis ablehnend bewertet, und davon bleibt die HP als Institution der Kirche nicht unberührt. Grundlage der HP aber muss ihre Identifizierbarkeit sein, als ein von der Kirche gewolltes, also Kirche selbst, und verortetes Angebot frei von jedem Etikettenschwindel! Deshalb aber stößt die HP oft auf ein kaum auszurottendes Problem. Es gibt in einer breiten Öffentlichkeit das tradierte Bild einer katholischen Kirche, die sich zurückgewandt, introvertiert, unzeitgemäß und arrogant zeigt. Dieses in sich unreflektierte Bild wird in der Regel 1:1 auf die Einrichtungen der HP übertragen. Näheres Hinschauen führt häufig zu der Erkenntnis, dass dieser Imagetransfer, wenn dieses Image auf die katholische Kirche bezogen denn überhaupt angemessen ist, auf die Einrichtungen der HP im Regelfall definitiv nicht zutrifft. Angesichts dieser Erfahrung erscheint es sinnvoll, die Tätigkeitsfelder der HP in Zukunft noch transparenter zu präsentieren, da die an sich „fixe Idee“ von einer scheinbar nutzlosen Kirche in den Köpfen vieler Studierender sowie Hochschulangehöriger zu einem Irrbild ihrer wirklichen Bedeutung führt. Dem ist nachhaltig nur dadurch etwas entgegenzusetzen, wenn sich Kirche kompetent, selbstbewusst und in ihrer Intention klar präsentiert. „Diese Intention wird idealerweise nachvollziehbar in ihren Priestern, den hauptamtlichen Laien und in den verschiedenen Aufgabenfeldern der Hochschulpastoral“ [4]

Zukunftsaspekte der Hochschulpastoral

Grundlage einer HP der Zukunft muss ihre Identifizierbarkeit als ein von der Kirche gewolltes und verortetes Angebot sein. So allerdings stößt die Hochschulpastoral, die aktuellen Ereignisse wie die Piusbruderschaft berücksichtigend, mal wieder auf dieses kaum auszurottende Problem des weitgehend schlechten Images der katholischen Kirche.

1. HP muss gewollt sein!

Die Bischöfe und ihre Verantwortlichen in den Ordinariaten und Generalvikariaten tragen dafür Sorge, dass ausreichend gut ausgebildete und hoch motivierte Hauptamtliche, der Anzahl der eingeschriebenen Studierenden eins Hochschulstandortes entsprechend eingesetzt werden. Entsprechend muss auch ein angemessener Ort für die HP bereitgestellt sein.

2. HP ist personales Angebot

Nur über ein solches personelles Angebot sind letzten Endes Studierende und Hochschulangehörige zu motivieren, mit HP etwas zu tun haben zu wollen, die darüber hinaus dann auch selbst zu Multiplikatoren eines zeitgemäßen und authentischen kirchlichen Engagements werden können, ohne gleich in der Gesellschaft den Rang eines Reptils zu erwerben.

3. HP bedarf eigener Strukturen

Wesentlich für die HP der Zukunft ist auch, dass diese gewachsen eigenständige Aufgabe nicht im Sinne einer Fassette von Seelsorge einer Pfarrgemeinde (Territorialgemeinde) zugewiesen wird, als ein von dort aus mit zu versorgendes Klientel. Hochschulpastoral bedarf eigener unabhängiger und sensibler Strukturen, die kompatibel mit denen der Institution Hochschule und ihren studentischen Einrichtungen sind.

4. HP eine profilierte „Erscheinung am Rand“

Die HP der Zukunft wird notwendig eine Erscheinung am Rande der Kirche sein, in der sich allerdings die ganze Wahrheit der Kirche abbilden muss, und gleichzeitig eine Erscheinung am Rande der Hochschule, von der sie unabhängig bleiben muss, um sich relevant im Auftrag des Ortsbischofs „neben den Hochschulen auf sie zu“ in eindeutiger Weise als Kirche positionieren zu können!

Sie kann aus dieser Position heraus Seismograph von und für die Kirche sein, um dann gegebenenfalls von ihr in ihre „Mitte“ gerufen zu werden, damit sie sich mit ihrer Kompetenz diesem Aufgabenfeld entsprechend, in die Ortskirche einbringen kann mit dem Ziel „die Zeichen der Zeit zu deuten“.

Gleichzeitig kann die HP aber auch unter anderem ein freiwillig aufgehobener „Stein des Anstoßes“ für die Hochschulen sein, die fähig und bereit sind, ihrer eigenen Entwicklung nicht immer ganz zu trauen. HP ist so im Auftrag der Kirche ein zentraler Ort der Auseinandersetzung, an dem zumindest eine kleiner Prozentsatz derer, die in Zukunft oder schon heute auf der mittleren und oberen Etagen der Wirtschaft, Politik und Wissenschaft die Geschicke unserer Gesellschaft lenken, die Überzeugung entwickeln, egal in welcher Position sie sich in Zukunft befinden, die zentrale Frage nicht zu verschweigen: Ist der Mensch selbst, in seiner Ebenbildlichkeit Gottes, noch Subjekt unseres Handelns?

5. HP für Studierende mit Blick auf Lehrende

HP muss Kirche, und Partizipation an Kirche für die Studierenden bleiben und auch immer wieder (Reflexion ihrer Tätigkeiten) neu werden.

Die Lebenswelt der Studierenden gestaltet evident die Präsenz der Kirche an den Hochschulen, und sollte auch so „gelassen“ werden. HP sollte sich aber auch bemühen die Forschenden und die Lehrenden nicht ganz aus dem Blick zu verlieren. Auch aufgrund dieses Blickwinkels muss HP eindeutig identifizierbar sein, als in der befreienden Botschaft der Heiligen Schrift und in der Tradition der Kirche verwurzelt, gleichzeitig aber nicht in einer ängstlichen Selbstbegrenzung der Kirche gefangen zu sein. So bleibt der HP auch in der Zukunft die Luft, die sie nötig hat, um in ihrer Kirche Avantgarde für diese Kirche zu sein.

Der Hochschulpastoral gewünscht

Wenn HP an den Lebenssituation von Studierenden, dem Individuum eines jeden Einzelnen, dem Auftrag der Kirche und den Realitäten unserer Gesellschaft Maß nimmt, dann kann sie nie maßlos sein, und braucht sich anderen pastoralen Aufgeben gegenüber auch nicht als nicht exotisch zu rechtfertigen. Den H.H. Bischöfen und deren Verantwortungsträgern in den bistümlichen Verwaltungen einen Gruß: Lasst die HP „laufen“ und lasst sie nicht im Stich, damit sie ankommen kann, ohne Platz zu nehmen, um in der Verneigung vor dem Schatz unserer Kirche, den Menschen an den Hochschulen Botschafterinnen und Botschafter der frohen Botschaft mit Brisanz zu sein. Mögen die in der HP hauptamtlich Tätigen auch zukünftig erfahren, was heute mein Reichtum ist: 16 Jahre war sie mein Lebensacker, auf dem ich geworden bin wer ich heute sein darf, und so gehe ich weiter, danke. Danke euch Studierenden!

1 Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Die Präsenz der Kirche an den Universitäten und in der universitären Kultur, Herausgeber: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz Bonn,1994, S. 32

2 Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, Schwerpunkte kirchlicher Verantwortung im Bildungsbereich, Verlag Herder, Freiburg – Basel – Wien, 1976. S. 543

3 Vgl. ebd., S. 543ff

4 Ch. Stender, Mit Profil und Zukunft, Über die Präsenz der Kirche an den Hochschulen, in: Denken und Glauben, Zeitschrift der Katholischen Hochschulgemeinde für die Grazer Universitäten Nr. 109, Graz, 2000

Erschienen in: Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Essen, Hildesheim, Köln, Osnabrück. J.P. Bachem Verlag GmbH. Mai 2009, S. 149ff.
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Impuls für die Bistumsversammlung 2009

Praktischer Hinweis:

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einer Art Theater, also einer Ansammlung von Kulturinteressierten. Auf der Bühne steht ein Stuhl auf dem ein Sprecher sitzt. Eine weitere Person tritt hinzu und macht folgende Ankündigung.

Weitere Person:

Meine sehr verehrten Damen und Herren. In diesem Hause wird heute gegeben: Ein Monolog, Einakter für einen Sprecher, vor dieser Art von  Publikum, Abonnenten und Überzeugte, die aus Höflichkeit den Vortragsort während der Darbietung nicht verlassen. (Sprecher tritt ab.)

Monolog:

Damit bin dann wohl ich gemeint, mit dem Monolog. Die Ansage war eigentlich grottenschlecht. Also, Monologe reißen ja  schon grundsätzlich nicht wirklich vom Hocker, aber dann auch noch so ein Präludium: „…wir geben heute, in diesem Hause geben wir heute …“ – einfach daneben.

Nein, nein, nein, was für ein Elend, die hinteren Reihen (junge verschlafene Generation).

Man müsste einfach einmal fragen, was sie, oder die, oder wen auch immer motiviert, hierher zu kommen. Oder sollte man eventuell besser doch nicht fragen, wegen der Antwort, die man vielleicht dann doch nicht hören will?

Fragen

Aber zu fragen, was Menschen motiviert, das ist doch erlaubt.  Was motiviert diesen Monolog? Er soll gehört werden. Der Grund: Er hat etwas zu sagen das er auch vermitteln möchte. Sicher man kann Botschaften auch singen. Nein, steppen oder so kann man die nicht.

Und was motiviert die anderen, den Monolog hören zu wollen? Zum Beispiel, weil der Typ, der den Monolog vorträgt, einfach ein Hero ist oder so – oder auch ganz anders. Aber vielleicht wussten auch die meisten gar nicht, dass am Anfang dieser Veranstaltung ein Monolog geplant war,  gehen aber nicht weil, Sie wissen schon, man ist ja schließlich höflich …

Stellen wir fest:

Motiviert ist man, wenn man meint, man wolle etwas erreichen, weil man das wichtig findet. Viermal man in einem Satz zum Thema Motivation, sind vier man zu viel und überhaupt, man kann man nicht motivieren.

Personen, der da, du und auch dahinten die, die sind motivierbar, man nicht. Und was motiviert Menschen?

Hinschauen und Wahrnehmen, Nachdenken und Vordenken, ernst nehmen und annehmen, und sich selbst lieb haben, sich selbst annehmen, geht aller Motivation voraus!

Folgende Motive könnten dann sein:

Der Wunsch etwas verändern zu wollen, oder der beschäftigt zu sein, eine Aufgabe zu haben, etwas zu verhindern, Verantwortung übernehmen zu wollen, im Mittelpunkt stehen zu möchten, bewundert zu werden, Christ sein zu wollen, mit zu machen, also dabei zu sein, es besser zu wissen, einfach gut, gütig, gütiger zu sein, eben etwas verändern zu wollen. Stopp, dieses letzte Argument hatten wir schon.

Also: Wann fragst du nach deiner Motivation, übrigens auch du dahinten!

Die Frage nach der Motivation bedarf immer des Monologes, des mit sich selbst Sprechens, des sich Fragens: „Warum mache ich das?“ Monologe, das mit sich selbst ins Gespräch kommen, sind Kennzeichen der Identität dessen, der sein will, mehr als einfach nur da zu, eben nicht nur einfach da.

Dieser Monolog, warum ich etwas tue, die Frage nach meiner Motivation sind der Übergang vom Kindsein zum Erwachsensein, so circa ab dem 14. Lebensjahr und dann ein Leben lang. Ein Leben lang will dann die Frage beantwortet werden; „Warum du, und das… warum machst du das?“

Warum machst du, was du machst?

Warum bist du hier?

Warum bereitest du dich vor auf …

Monologe auf der Bühne des „bei sich seins“ mit dem Titel: Motivation, warum machst du das? Das sind Pulsschläge!

Impuls für die Bistumsversammlung Pax Christi Aachen 2009
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Palmsonntag 2009

Es wirkt fast wie eine Inszenierung, und in unseren Köpfen haben wir auch das Bühnenbild dafür parat, welches oft seit Kindertagen mit dieser Bibelstelle verknüpft ist.

Die große Szene ist eigentlich schon selbst ein aus Worten gemahltes Bild: „Der Einzug Jesu in Jerusalem“. Dass diese „Inszenierung“ sich weiter entwickeln wird zum Drama und Desaster ist uns bekannt, und mit diesem Palmsonntag lassen wir uns wieder neu ein auf dieses Martyrium und Mysterium Jesu, es bedenkend und feiernd in Wort, Bild, und Geste.

Aber nun die Ereignisse in Kürze:
Jerusalem erlebte den Besuch eines Stars. Einige Bewohner wissen schon Bescheid, Jesus ist der Sohn Davids, der Retter und Erlöser. Andere müssen sich noch informieren lassen. Wer ist dieser Jesus eigentlich, fragen sie. Die Antwort: Der Retter, unser Erlöser. Schnell wird Jesus zum Hoffnungsträger vieler Bewohner Jerusalems. Sie rotten sich zusammen, jubeln, tanzen und sind voller Erwartung. Palmzweige werden abgerissen und Kleider auf dem Boden liegend werden zum „Roten Teppich“ für ihr Idol. Jesus zieht durch das Spalier der Bewohner hindurch, die ihre Hoffnungen fast magisch an ihn heften: „Du wirst uns von der Fremdherrschaft der Römer befreien, du bist die Erfüllung unserer Visionen, du führst uns in die Erlösung“. Die Luft bebt von Jubel, Freudenrufen und Sympathieausbrüchen.

Dieselbe Luft wird wenige Tage später wieder beben aber nun von Buh-Rufen, den Schreien nach Vernichtung, den Verleugnungen und dem gierigen Gebrüll: „Kreuzigt ihn!“ Aus Begeisterung wurde tödlicher Hass. Warum? Enttäuschte Hoffnung ist der Grund, die Enttäuschung einer auf Jesus projizierten Sehnsucht.

Die Bewohner wollten und konnten vielleicht auch nicht begreifen, dass der Weg ihres Superstars anders verlaufen sollte als sie sich das vorgestellt hatten. Sie „stellten“ sich einen Jesus vor, der ihren Vorstellungen von Befreiung entsprach. Einen Jesus, der ins politische Tagesgeschäft eingreift, der den Machthabern ihre Grenzen aufzeigte und der schonungslos die fremde Macht rausschmiss. Doch die Botschaft Jesus ist damals wie heute nicht der Erfüllungsgehilfe irgendwelcher Vorstellungen die zum Ziel haben, auf andere Menschen einzuwirken, sie gefügig zu machen. Die Botschaft Jesu ist nicht das Werkzeug, das hilft, über andere zu jubeln, sie zu beherrschen oder ihren Untergang zu beklatschen. Die Botschaft Jesu hat nur ein Ziel: Den Menschen an sich. Jesus deckt mit seinen Gleichnisreden und in seinen Beziehungen zu Menschen schonungslos all das auf, was mich selbst daran hindert, ein wirklich befreites Leben zu führen. Das Leben Jesu ist die Provokation schlechthin, die meine Wünsche und Sehnsüchte da enttarnt, wo sie von reiner Selbstsucht getragen und nur auf Kosten anderer zu verwirklichen sind.

Letzten Endes erschüttert er das von mir gelebte Leben in seiner Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit durch den eindeutigen Verweis: Unser Leben ist und bleibt ein Geschenk Gottes, das uns nur anvertraut ist und das wir selbst in die Hand nehmen müssen, das wir verantwortlich gestalten müssen, mit Blick auf Gott und die Mitmenschen.

Wer diese sanfte und deutliche Enttarnung unserer „Art zu Leben“ durch Jesu Handeln nicht zulassen will oder kann, der muss ihn ablehnen. Wer die Provokation durch Jesus, die uns herausruft aus den Verkrustungen unseres eigenen Lebens als Ballast empfindet, der kann ihn nur totschweigen. Falsche Sehnsüchte an Jesus geknüpft, führen zur Enttäuschung und enden in der Ablehnung. Die Sehnsucht, die Jesus selbst in uns wecken und erfüllen möchte, ist die Sehnsucht nach unserem Leben, das befreit ist von der Angst um sich selbst.

Quelle: Katholische SonntagsZeitung für Deutschland
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Waffen in Kinderhand

Vergangenen Samstag beeilte ich mich bei einsetzendem Regen vom Bahnhof in Richtung Burtscheid. Auf dem Bahnhofsvorplatz kreuzen zwei Kinder sehr dominant meinen Weg, die sich um einen Gegenstand in ihren Händen zanken mit den Worten: „Das ist meine … stimmt doch nicht, die ist mir … nein, die habe ich dir nur geliehen … das kann nicht sein… nun gib sie schon her…“

Und dann fiel der Gegenstand auf das Kopfsteinpflaster und ich sah sie für Bruchteile von Sekunden da liegen, und die Kinder sahen dass ich sie da liegen sah. Dann waren zwei Sekunden der Zeit eingefroren. Und eines der Kinder bückte sich, hob sie auf und beide liefen davon. Und im weitergehen hörte ich von Regentropfen gedämpft ihre Kinderstimmen: „Und die ist doch mir …!“ Es ging bei dem Streit der Kinder um einen Revolver, natürlich aus Plastik, unecht, „Kinderspielzeug“, aber sehr originalgetreu, soweit ich das als jemand, der an Waffen nicht interessiert ist beurteilen kann.

Welche Bilder mich auf meinem Nachhauseweg dann begleiteten brauche ich Ihnen hier wohl nicht zu schildern, Sie kennen sie aus Presse und Fernsehen der vergangenen Tage. Was solch ein entsetzliches Ereignisse hätte verhindern könnte, ist heute noch Mutmaßungen, und ich weiß auch nicht wirklich was zukünftig zu tun wäre. Aber ich frage mich, ob wir die Kindern und Jugendlichen konkret in den Familien und unseren Aachener Schulen, nicht noch mehr stärken können damit sie erkennen, das Waffen ein „Symbol“ für ein mangelndes Selbstwertgefühl des Menschen sind und deshalb in die Katastrophe führen können und führen.

Hiermit meine ich nicht unsre Polizeibeamtinnen und -beamten, die Waffen tragen müssen um im Notfall die Bevölkerung und sich selbst zu schützen. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass jede Waffe in der Hand eines Menschen „nur“ eine Verlängerung seines Armes ist, mit dem Ziel ihren Aktionsradius, sich selbst nicht verletzend, zu erweitern. Waffen gegen einen Menschen zu richten ist Brutalität. Waffen sind kein Zeichen der Stärke, sondern Indiz der Einsamkeit, der Verarmung und der Unfähigkeit zur Kommunikation eines Menschen.

Wie hätte ich das aber diesen beiden Kindern auf dem Bahnhofsvorplatz vermitteln können, die doch offenbar von ihrem Erlernten begriffen haben: Eine Waffe ist etwas ganz tolles, denn mit ihr in der Hand ist man wer.

Quelle: Aachener Zeitung, 18. März 2009
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Gedanken zum Gesicht, vor und nach dem Karneval

Oder: Hinter den Masken, das eigene andere Gesicht.

Jeder hat nur ein Gesicht, sein eigenes, das „mein“ Gesicht.

Jedes Gesicht hat sich selbst, einzigartig, in den unterschiedlichen Gesichtern der eigenen Gesichtsausdrücke, die dem Menschen zu Gesichte steht, bis hinein in die Mimik. Diese wiederum kann präsent sein in der Ausdruckslosigkeit, dem reinen Gesicht.

Das reine Gesicht, absichtslos einfach da, besitzt sich nur in der Zeit, also vom Augenblick zum folgenden Moment. Diese Zeit spannt sich aus zwischen dem was jetzt geschieht, hinüber zu dem was gleich geschehen ist. Zeit setzt dem Gesicht das Gesicht auf, schleichend im Wandel, und bleibt trotzdem nur das eine Gesicht, immer aber wieder anders.

„Und auf der Bühne dieses einen Gesichtes, durch der Wandlung Zeit immer neu hervorgebracht, spiele ich mein Leben.“

Mein Gesicht wird zur Bühne meiner Gefühle, Empfindungen, Erregungen, Sichtweisen und auch meiner Ängste, all dessen eben, was mein Gesicht nicht verbergen kann.

Oft spontan, also nicht geplante und schon gar nicht geübt, ist mein Gesicht Aufführung: Spiel auf der Oberfläche meines Daseins, meines Leibes, meiner Existenz. Gesicht ist Spielfläche, Tanzboden, Freiluftbühne!

Und dort kann auf einem Gesicht dann auch Weinen, Wut, Verzweiflung, Lust, Liebe, Hoffnung, eben ein Augenblick Leben all das regieren, was den bewegt, sein Herz erobert und in Atem hält, der sein Gesicht nicht verbergen mag – und es hinhält.

Und um all das wissend, sehnt sich die Königin des Gesichtes immer wieder neu aufzutreten, auf einem Gesicht, auf Gesichtern: Die Königin, das „Lächeln“, die oft allerdings flankiert wird von ihren Adoptivkindern, dem „Lachen“, eine Nebensache!

Das Lächeln allein entspannt die Gesichtszüge, die Muskeln, die Gedanken; gibt dem Gesicht seinen Ursprung zurück. Ein Lächeln entspannt, all das was ein Gesicht zu zeigen in der Lage ist, und verwandelt den Augenblick durch sein Lächeln. Denn Lächeln verwandelt Gesichter, und die Menschen davor, wie jene dahinter!

© Christoph Stender. Pax Christi Aachen, Geistliches Wort im Beirat am 21. Februar 2009
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Pilgerzeit: zärtlich, analytisch, existentiell

Bischof Mussinghoff: Jerusalem und mehr als nur eine Rezension

Ich war noch niemals im Heiligen Land. Momentan fahre ich zwar mit der Bahn sehr grob orientiert in diese Richtung, aber in Würzburg werde ich aussteigen, denn da findet die Herbstkonferenz der katholischen Hochschulpastoral im Kloster „Himmelspforten“ statt, zu der mit vielen anderen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch die Hochschulpfarrer gehören. Diesmal habe ich als das nebenbei auch noch zu bewältigende Pensum, das man zusätzlich im Konferenzgepäck hat, nur ein Buch mitgenommen mit der Option, es nicht ungelesen wieder mit zurückzunehmen. Besonders Hin- und Rückfahrt und die Konferenzpausen reservierte ich für diese Publikation. Der Autor: Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff. Der Titel: „Jerusalem – das Herz der Welt“, Pilgerfahrten ins Heilige Land.

Diese Publikation liegt gut in der Hand, die Schriftgröße ist freundlich, der Druck klar, 168 Seiten wollen Beachtung finden und das Bildmaterial dient dazu, die sechs Kapitelanfänge zu markieren. Optisch einfach, aber ansprechend, das Auge liest eben auch mit!

Die Kapitel erzählen von in sich geschlossenen Reisen, die der Bischof von Aachen mit sehr unterschiedlichen Gruppen nach Israel unternommen hat. Mussinghoff ist eben nicht nur Oberhirte. Er ist neben der Funktion des Stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auch noch Vorsitzender der Bischöflichen Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum.

Seine tagebuchähnlichen Aufzeichnungen beginnt er mit der Reise des Ständigen Rates der DBK (vom 26.02. bis zum 04.03.2007) ins Heilige Land und verbindet mit ihr schon auf den ersten Seiten seiner Veröffentlichung eine zentrale Frage: „Liebst du mich?“ (Joh 21,15). Hier ist erst einmal „nur“ die Frage Jesu an Petrus gemeint, die verortet wird in der heutigen Primatskapelle. Vor diese Frage sieht der Bischof aber auch sich und seine Mitbrüder im bischöflichen Amt gestellt.

Dieselbe Frage bleibt auch auf den weiteren Seiten eine gestellte und somit eine offene Frage, die es auch immer wieder neu zu beantworten gilt, gerichtet nun an all jene Menschen, mit denen Mussinghoff das Heilige Land bereiste, und nicht zuletzt wohl auch gestellt den Leserinnen und Lesern dieser Impressionen und Berichte. So berichtet dieses Buch von spiritueller Erfahrung, ist aber deshalb noch kein frommer Traktat. Denn klar und unerwartet eindeutig bezieht der Bischof Stellung zur politischen Situation in der Region. In diesem Kontext fallen u. a. Namen wie Mahmud Ahmadinedschad und George W. Bush. Mit seinen politischen Anmerkungen verbindet der Bischof Wahrnehmungen zur gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lage im Land.

Parteilichkeit, für welche Gruppe auch immer, ist in diesen Zeilen nicht zu finden, wohl aber Eindeutigkeit, wenn es um die Stärkung des „christlich-jüdischen-muslimischen Trialogs“ geht. Die Bischöfe verstehen ihr „Mouvement“ zu den Orten im Heiligen Land als eine Solidaritätsreise, „…die den (wenigen) Christen im Land sagt: „Ihr seid nicht vergessen; wir denken an euch, und wir sind bei euch auf dieser Reise, in unseren Gebeten und Hilfeleistungen.“ Und so zitiert der Autor den Mitbruder Karl Kardinal Lehmann: „Das Heilige Land darf nicht zum Museum des Christentums werden.“

Bei dieser Reise sind nicht nur die Christen im Blick, die Lebenssituationen aller Menschen, die in diesem Land leben, sind in den Blick genommen. Die Summe seiner „Anschauungen“, auch mit Blick auf die Zukunft der Menschen, bündeln die Worte Papst Benedikts XVI, die er am 08.01.2007 an das Diplomatische Korps richtete. Mussinghoff zitiert: „Die Israelis haben das Recht, in Frieden in ihrem Land zu leben, die Palästinenser haben das Recht auf ein freies und souveränes Vaterland.“

Das Programm dieser Reise ist in weiten Teilen sehr dicht und intensiv, auch emotional fordernd. Das lässt Mussinghoff in seinen Aufzeichnungen spüren. Selbst die einzige Negativschlagzeile dieser Reise, die quer nicht nur durch die deutsche Presse ging, spricht er an. Aktuelle Phänomene mit Begriffen wie dem des „Warschauer Getto“ zu vergleichen, sollten unterbleiben. Wer sich trotzdem dazu hinreißen lässt, der muss mit Empörung und Entsetzen in der Öffentlichkeit rechnen, was auch mit Blick auf ein Mitglied der bischöflichen Reisegruppe bezüglich seines Vergleiches geschehen ist, so meine Zusammenfassung.

Den 2. März nennt Mussinghoff den Höhepunkt dieser Reise: Nach dem Gottesdienst in der Anastasis, der Grabeskirche, fährt die Gruppe nach Yad Vashem zur Holocaust-Gedenkstätte. Ein Ort, der „still“ macht!

Beeindruckend die Architektur des Holocaust-Museum, wie von einer Ackerfurche durchzogen, die Halle der ermordeten Kinder mit dem blauen Sternenhimmel und den zahllosen Namen der Ermordeten. Ein Ort, der „still“ macht!

Lehmann, damaliger Vorsitzender der Bischofskonferenz, schreibt in das Gästebuch: „Niemand kann frei sein, der frei sein will vom Gedanken an die Shoa.“ In allen hier beschriebenen Reisen1, an denen Mussinghoff die Leser teilnehmen lässt, werden steinerne „Denkmähler“ zu Erzählorten und Begegnungen zum Erzählereignis. Das Volk Israel, Jesus der Christus, jene die Jesus folgten, Menschen, die Geschichte in diesem Land geschrieben haben, die damals wie heute auf den Propheten schauen, die die Gegenwart in ihrer Zeit erdulden mussten und auch daran zerbrochen sind und wurden, bis hin zu denen, die heute im Heiligen Land ihr Bekenntnis sprechen – all diese Menschen sind hier in und zwischen den Zeilen „angedeutet“, sie kommen vor.

Die Spezies derer, die sich aktuell zu Christus bekennt, kommt auch im Ordensgewand daher, so die Berichte des Reisenden. Ordensfrauen und Ordensmänner sind hier fast allgegenwärtig, ob als jene, die berichten, erinnern, bedienen, managen, sich behaupten gegenüber Soldaten, Autos und mehr organisieren, Getränke herbeischaffen, beten oder einfach nur an der Türe stehen und freundlich begrüßen. Starke Ordensfrauen und Ordensmänner, nicht übersehbar, da erkennbar an ihrem Habit (Habitus).

Das Stundengebet ist ständiger Begleiter der Gruppen vor wechselnder „Kulisse“. Jeder Psalm endet mit dem trinitarischen Gebetsruf „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist“. Dieser betont in besonderer Weise vor dem Hintergrund der Stadt Jerusalem die Einheit und Einzigartigkeit Gottes. Mussinghoff schreibt: „Die Regensburger Vorlesung von Papst Benedikt XVI. (12.09.2006) hat deutlich gemacht, wie dringlich das theologische Gespräch ist, um die unaufgebbare Einheit Gottes klar zu betonen und um christlich die Gemeinschaft, den Austausch und die Liebe der drei Personen in der hypostatischen Union zu bezeugen.br> Kleine theologische, manchmal etwas freundlich tänzelnde Exkurse weiten die Einsicht, geben dieser Publikation eine zusätzliche Nachhaltigkeit. Nur einige dieser Exkurse seien erwähnt: So z.B. der über die Taufe, das Mönchstum in unterschiedlichen Ausprägungen, Ochs und Esel, die Windel, das Vater unser, der über die Frauen in der Heiligen Schrift, einer über Maria von Magdala am Grab sowie der über die vier Abschiede Jesu von Nazareth und auch der über die Thomasgeschichte.

Natürlich kommen in den hier vorgelegten Reisebeschreibungen immer wieder dieselben großen Städtenahmen vor, sowie die hervorragenden Orte: Bethlehem, Jerusalem, der Berg Tabor, Galiläa, Akko, Haifa, das Rote Meer, der See Genesareth, Kapernaum, Tabgha, Arad, Jericho, Berg der Seligpreisungen, Nazareth, Kana sowie der Ölberg. Wer in das Heilige Land fährt will eben immer wieder auch diese Orte und Gegenden der großen biblischen Ereignisse sehen. Aber in den verschiedenen Beschreibungen sind nur diese Namen Wiederholungen, die Begebenheiten und Gedanken die Mussinghoff daran knüpft nicht.

Bestimmte Begriffe, die in der Lektüre dieser Reisebeschreibungen auffallen, sollen hier aufgeführt einfach neugierig machen und Interesse wecken an diesen spannenden Ausführungen: „Fundamental Agreement“ von 1993 (S. 21), monistisches Wirklichkeitsklötzchen (S.35), Maria und Stöckelschuhe (S.37), Karikaturen (S.42), Ikonoklasmus (S.38), Lämmergeier (S.46/111), Frühschoppen (S.48), Siebenzahl (S.50), Gründungsort von Misereor (S.50), Marmor im Heiligen Grab (S.72), Bar Kochba – Aufstand (S.83), Vermittelung von Glaubenswissen (S.87), Nilometer (S.92), Salzsäule (S.104), Ordnung des Sultans von 1852 (S.123), die gottlose Stadt Aelia Capitolina (S.137), Papst der Juden (S.141), arabisches Gebäck mit Dornenkrone und Schwamm (S.151), Klippdachse (S.160), Bambuskathedrale (S.150). Wie gesagt, auch zu diesen Begriffen gibt es interessantes zu entdecken. Übrigens: Aus dem Talmud wird auch erzählt und was es mit dem Purimfest auf sich hat ist auch nachzulesen.

Angenehm überraschend sind immer wieder Landschafsbeschreibungen eingeblendet. Kurz und knapp und mit Liebe zum Detail werden sie ausgeführt. Kurzbeschreibungen widmen sich aber auch den meist sehr einfachen Speisefolgen auf der Fahrt, der Leib ist eben das Lasttier selbst des feinsinnigsten Geistes. Hiermit entfaltet der Autor wieder einmal andere Fassette des Landes, die dem Leser und der Leserin Lust auf mehr machen.

Bischof Mussinghoff ist Westfale, aber schmunzeln können die auch, irgendwie. Deshalb nun Kurzweiliges nun zum Thema Schlaf. Da ist der Gruppe am 23.7.2007 der Zugang zu den Schädeln der Märtyrern in einer Kapelle verwehrt, weil offenbar einer der Mönche, der die Sorge um diesen Ort trägt, auf dem Schlüssel schläft, und das um 11 Uhr mittags, so die Interpretation. Andernorts wird ein Mittagsschlaf erwähn nach einem Mittagessen von orientalischer Pracht. Und, so der Bischof, gelang ihm anderenorts die Kunst des Erzählens so perfekt, „dass ein Bischof dabei selig einschläft“. Immer wieder blitzt in den Ausführungen eine Priese Witz angenehm hervor.

In diesem Buch fallen besonders die vielen Namen auf, die Mussinghoff anführt. In Auswahl sei begonnen mit dem Räuberhauptmann Abu Gosh, dann geht es weiter über Kardinal Meisner, Ignatz Bubis, Rabbi Dr. Wiener, Abuna Elias Chacour, Shimon Peres, Kardinal Höffner, Magnus Cancellarius Fouad Twai, Kaiserin Helena, eine Aachener Firma, Carlo Maria Kardinal Martini, Kaiser Karl, Ben Gurion, Rabbi Simeon bar Jochai, Nelly Sachs, Bischof Klaus Hemmerle, Papst Johannes Paul II, Anna Katharina Emmerick, Clemens Brebtano bis hin zu Caravaggio. Auch diese Namen machen deutliche, dass es hier um Pilgerfahrten geht, also auch um die Kommunikation mit dem Göttlichen in irdischen „Gefäßen“, rund um den Globus. Pilgern ist Begegnung: Gott und Mensch, Mensch und Geschichte, Mensch in Gegenwart, ausgespannt hinein in die Zukunft.

In die Pilgerreise vom 31. März bis 10. April 2005 fällt der Tod von Papst Johannes Paul II. Im Psalm der Komplet bekommt der 88. Psalm in diesen Tagen ein besonderes Gesicht: „Herr, du Gott meines Heils, zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht. Lass mein Gebet zu dir dringen, wende dein Ohr meinem Flehen zu! Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, mein Leben ist dem Totenreich nahe…“ So wird mit dem Todestag Johannes Paul II. am 2.4.2005 prominent und weltweit deutlich: Leben ist Pilgern und die Pilgerreise hat ein Ende. Hier verbindet sich mit der Hoffnung des verstorbenen Papstes auch unsere Hoffnung: Wenn wir eines Tages, am Ende unseres Pilgerweges, die Leihgabe unseres Lebens zurückgeben müssen, dann guter Gott, lass auch uns nicht fallen, heb uns auf in dein Reich. So christliche Bitte!

Neuer Akzent! Im Anschluss an die Pilgerreise vom 21. Juli bis 4. August 2997 vermerkt der Bischof: „In Jerusalem gehen meine Gedanken zurück zu den Heiligtumsfahrten nach Aachen und Kornelimünster, die ein großes geistliches Ereignis waren, und eine heitere, gelassene Stimmung ausstrahlten, ein Fest des Glaubens (…).“ Und er führt, die Fränkischen Reichsanalen bemühend, das Jahr 799 an, in dem der Patriarch von Jerusalem Kaiser Karl Reliquien „vom Ort der Auferstehung des Herrn“ schickte. Und so verortet der Bischof weiter die Aachener Heiligtümer im Heiligen Land: Das Kleid Mariens, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu von Kreuz. Aber auch die Heiligtümer aus Kornelimünster und Mönchengladbach hinterlassen ihre Spuren.

Auch ganz persönliche Empfindungen finden verhalten Nachklang in den Ausführungen des Bischofs. Die Änderung einer Tagestour, aufgrund seiner Schmerzen im Knie, nimmt sich diesbezüglich eher banal aus im Vergleich zu der Eucharistiefeier in Dalmanutha. Der „Galilee Song“ der Sisters, der mit den Worten beginnt „Deep within my heart, I feel voices whispering to me. Words that I can’t understand; …“ ließen besondere Empfindungen wach werden. Hier geht der Blick des Priester Mussinghoff, der von sich sagt „das übliche Pensionsalter schon überschritten zu haben“, über den See in die Weite und wird zum Einblick in die Weite seiner selbst. Der Bischof schreibt: „Die Zukunft meiner Jahre liegt im Dunkel der Nacht. Gewiss möchte ich nicht in den Horizonten wandern, die ich schon kenne (…). Ich fühle meinen Geist gerufen wie eine aufgestörte Tiefe im Innern, ruhelos, bis ich jenseits der Befürchtungen und Ängste, die mich einschließen, wieder lebe.“

Sehr differenziert, eindeutig, geschichtssicher und ehrlich konfrontiert Mussinghoff als Kenner des Heiligen Landes die Leserinnen und Leser mit diesem Land, in dem die Welt ihr Schicksal nimmt. Die Lektüre eröffnet tiefe Einblicke, leichte Überblicke und lässt die Ahnung im eigenen Herzen wachsen, warum der Autor diesem Buch den Titel gab: „Jerusalem – das Herz der Welt. Ein „Erleben“ allerdings wiederholt sich mehrfach in diesem Buch: „Bedrohlich nah sehen wir die ‚Schutzmauern‘, die die palästinensische und israelische Gesellschaft trennt, so sehr, dass man die Leiden des jeweils anderen nicht mehr sieht.“ Das Heilige Land ist auch das Land der Tränen, der Trauer, des Hasses und der Verzweifelung. „Israel braucht keine Mauern, Israel braucht Brücken.“ So erinnert sich Mussinghoff an die treffenden Worte des kranken und alten Papstes Johannes Paul II. Der Bischof bringt seine Hoffnung mit hier nur erwähnten zwei Begegnung zu Ausdruck, einmal die mit Ola, die Geschichte einer jungen Frau, „in der sich die Leidens- und Augerstehungsgeschichte Jesu heute dort fortsetzt“ (Mussinghoff, Heinrich. Jerusalem – das Herz der Welt. 2008, S.77ff) und dieser:

„Bei der Auffahrt von Jericho nach Jerusalem machen wir Rast und trinken einen Kaffee. Eine Gruppe muslimischer Frauen hält an. Und meine Überraschung: Schleier versteht Schleier; freundliche Worte, die keiner versteht; Lachen, das jeder versteht, und Austausch des Frühstücks. Wenn man nur unsere christlichen Nonnen und die muslimischen Palästinenserinnen ließe, hätten wir morgen Frieden.“

Lassen Sie mich hier eine Geschichte von Jehuda Amichai ergänzen:
Einmal saß ich auf den Treppen neben dem Tor zum Davidsturm, die zwei schweren Körbe stellte ich neben mich. Dort stand eine Touristengruppe um ihren Führer, und ich diente ihnen als Markierungszeichen. „Seht ihr diesen Mann mit den Körben? Etwas rechts von seinem Kopf befindet sich ein Bogen aus der Römerzeit. Etwas rechts von seinem Kopf. Aber er bewegt sich, er bewegt sich!“ Ich dachte mir: Die Erlösung kommt nur, wenn man ihnen sagt: Seht ihr dort den Bogen aus der Römerzeit? Er spielt keine Rolle, doch daneben, etwas nach links und unter ihm, sitzt ein Mann, der Obst und Gemüse für seine Familie gekauft hat.2

Der Bischof schließt seine Reise vom 22. Juli bis 6. August 2004 in diesem Buch folgend ab. „Es gibt sie heute: so viele gute Menschen, Juden, Muslime, Christen, Israelis und Palästinenser.“ Und ich möchte ergänzen, dann werden sie alle da sitzen und dieses Gedicht erzählen!
Mein Satz vom Anfang, ich war noch niemals im Heiligen Land, der stimmt nun nicht mehr ganz! Ich mache auf diesem Weg erste Schritte.

Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff:
Jerusalem – das Herz der Welt – Pilgerfahrten ins Heilige Land
168 Seiten, Festeinband
ISBN: 978-3-937961-86-6
Dialogverlag 2008


1 Frühere Reisen beschreibt Mussinghoff in zwei Publikationen, die als Kooperation bei Butzon & Bercker und im Einhard Verlag in den Jahren 2000, „Spuren der Sehnsucht“ und 2004, „In deinen Toren wird ich stehen“ erschienen.
2 Nach Jehuda Amichai, Touristen.
Erschienen in: Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Essen, Hildesheim, Köln und Osnabrück, Februar 2/2009, S. 55 ff.
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Begegnen, erinnern, Partei ergreifen

Elemente der Predigt in der Berliner Kathedrale anlässlich der Eröffnung des Pax Christi Sekretariats am 29. Januar 2009

Bewegungen zwischen Menschen brauchen exponierte Orte, an denen ihre Intentionen und Motive gebündelt werden können, präsent sind, kommunizierbar und so auch abrufbar. Solche Orte braucht auch pax christi, und ein zentraler ist nun neu geschaffen worden: in Berlin im Schatten der katholischen Bischofskirche.

Bewegungen bewegen sich nicht selbst. Menschen mit dem Blick über ihre Orte hinaus bewegen pax christi: in den Gruppen vor Ort, in den Bistümern sowie in der deutschen Sektion. Deren lokale Verortung wollen wir in der deutschen Hauptstadt der Öffentlichkeit näher bringen.

Nur durch das zusammengelegte Engagement von Menschen, die handeln, kann Gerechtigkeit und Frieden kompetent und folgenreich fort existieren. So können Menschen einander bewegen, in dieser Bewegung einander mitnehmen, um in unserer Gesellschaft etwas zu bewegen. Mit ihren Gesichtern bekommt das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit ein konkretes, freundliches Gesicht.

Vier Handlungsoptionen von pax christi

Erinnerung: beispielsweise an den in dieser Kathedrale beigesetzten und nicht nur hier verehrten Bernhard Lichtenberg und sein Martyrium.

Physische Präsenz: in Krisenregionen, an Orten der Erinnerung, der Versöhnung, der Aufarbeitung (Einsatzorte für Friedies und Fridas sowie Friedensfachkräfte), des Mahnens oder „nur“ an Orten wie in Fußgängerzonen und auf Plätzen, um weiter in der Bevölkerung zu werben in Sachen Frieden und Gerechtigkeit, interessiert zu sein, „Interesse“ zu wecken für die Sache, zum Wohl aller Menschen dazwischen zu sein.

Partei ergreifen gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung: gegen das Vergessen, gegen Falschdarstellungen in der Geschichte und besonders bezüglich der mörderischen Geschichte des Nationalsozialismus. An dieser Stelle ist mit allem Nachdruck die Leugnung, wenn auch „nur“ von Teilen des Holocaust durch den rekonziliierten aber weiter suspendierten, ultrakonservativen Bischof Richard Williamson zu verurteilen. Dies ist ein Skandal, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und muss staatsrechtlich wie, soweit möglich, kirchenrechtlich geahndet werden.

Bewusstseinsbildung und Gewissensbildung besonders im Blick auf die Jugend: Auf junge Erwachsene zuzugehen, um sie zu begeistern für Frieden und Gerechtigkeit, wurzelnd in dem Leben und der Botschaft Jesu Christi, ist eine der großen Herausforderungen und auch eine Frage des Überlebens unserer Bewegung.

Wenn die Würde bedroht ist

Das Bekenntnis zu Jesus Christus bedeutet, auch dann zu der Botschaft der Annahme des Menschen in Christi Namen zu stehen, wenn sie Gegenwind oder Gegenbewegung erfährt oder in welcher Weise auch immer bedroht ist. Deshalb hat Bernhard Lichtenberg in der St. Hedwigs-Kathedrale am 9. November 1938 nach dem Brand der Synagogen im Abendgebet gebetet: „Lasset uns beten für die verfolgten nichtarischen Christen und für die Juden. Was gestern war, wissen wir, was morgen ist, wissen wir nicht. Aber was heute geschehen ist, haben wir erlebt. Draußen brennt der Tempel. Das ist auch ein Gotteshaus“.

Lassen Sie mich schließen mit einer „Aktualisierung“ dieses Gebetsanliegens: „Angesichts dessen, was geschehen ist, gibt es immer wieder Menschen und Gruppen, die nicht einsehen, nicht lernen wollen, sondern leugnen. Möge jeder Nährboden solch menschenverachtender Ignoranz endgültig austrocknen. Mögen wir uns aber weiter dafür einsetzen, dass jeder Mensch die Würde und den Schutz erfährt, der uns allen gebührt, die wir, jeder einzelne Mensch, ein Tempel Gottes sind.“

Auch erschienen als geistliches Wort in der pax zeit: Zeitschrift der deutschen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi, 1/2009. Der Text ist ein Auszug aus der Predigt in der Berliner Kathedrale anlässlich der Eröffnung des Sekretariats von pax christi am 29. Januar 2009.
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