Wissen vernetzen – Bildung ist Orientierung
„Ich möchte verstehen, nicht hilflos kapitulieren vor den komplexen Realitäten unserer Welt“, wünschte sich eine katholische Studentin der Biologie im Gespräche mit Kommilitoninnen und Kommilitonen auf der Hinfahrt nach Salzburg zu den „Hochschulwochen“. „Wenn da dann noch mehr abgeht, super, ich komme!“
Ein exemplarischer Beitrag
Einige Jahre darf ich einen kleinen Teil mit dazu beitragen, dass eine fast schon historische Institution auch in die Gegenwart hinein einen exemplarischen Beitrag dazu leistet, Bildung komplexer zu verstehen und zu vermitteln als nur im Sinne eines sammelnden Erlernens von Tatsächlichem.
Bildung, die in – Stichworten – auch Sammlung ist, die darüber hinaus nicht kontextlos als nachhaltig vermittelbar ist, die an den jeweiligen Biographien der Menschen ausgerichtet sein sollte, die eine Orientierungsgröße in der Gesellschaft darstellt, die der Zukunft der Menschen dient und die in ihren Dosen und Darreichungsformen immer neu hinterfragt werden sollte, ist die Basis, auf der die Salzburger Hochschulwochen (SHW) seit ihrer ersten Durchführung im Jahre 1931 aufruht, bis heute, nicht aber sich ausruht.
Bildung – locker ein Gesprächsthema für jeden!
Das Thema Bildung liegt nicht selten nur all zu leicht auf der Zunge. Denn über sie zu diskutieren ist, ob in den Medien, den Fachzirkeln oder auf der Parkbank am Sandkasten meist recht entspannend.
Sind es nun Regierungspolitiker die diskutieren oder wird von der Oppositionsbank aus mitgeredet, sind da Lehrstuhlinhaber in Sachen Bildung beteiligt oder Lehrerinnen, Bildungsmanager sowie Elternteile Betroffener – hat nicht am Ende einer jeden Debatte doch jeder immer irgendwie mit seiner Position Recht, zumindest ein wenig? Lehrt die Erfahrung nicht auch, dass diese wie jene Positionen vergangener Bildungskonzepte immer irgendwie auch „etwas hatte oder sogar noch haben“? Bildungserfolge sind im Reagenzglas halt nicht messbar.
Darüber hinaus: Trägt nicht auch jene Erfahrung zu dieser Relativierung der Wahrnehmung faktischer Bildung bei, dass die bei uns gerade einmal eingetroffenen pädagogischen Trends oft in ihren Herkunftsländern schon längst wieder aus der Mode gekommen sind, oder gute Bildungserfahrungen aus anderen Regionen bei uns erst gar nicht landen können?
Bildung – der immerwährende modische Trend?
Ein weitgehender Kompromiss, der Bildung beschreibt, könnte so lauten: Alle Kommunikation hat mit Bildung zu tun. Bildung allerdings konkreter zu definieren bleibt wohl eher ein leichtfüßiges Thema, schwer einzufangen, und doch schon in ungezählte Definitionen einbetoniert. Könnte es nicht dann sogar sein, dass Bildung letzten Endes ein Modethema von kollektivem Interesse ist, also immer „kleidsam“, zeitgemäß für dick und dünn, mal übergestülpt, mal angelegt?
Bildung, eine Mode, die mal im provokanten Abendkleid daher kommt und dann wieder im eher konservativen Kostüm, so nach dem Motto: Hauptsache nicht nackt, man hat ja was umgelegt. Und von Bildung umschlungen zu sein ist doch kleidsam, steht sie nun doch wirklich jedem irgendwie zu Gesicht
Gerade deswegen wirkt das Bildungskleid (auch Bildungslandschaft genannt) in unserem Land angesichts der konkreten Fragen junger Menschen ihre Zukunft betreffend, oft wie ein gutgemeinter aber nicht wirklich passender Fummel.
Insofern junge Menschen ihre Zukunft überhaupt im Blick haben, sind die Antworten auf ihre konkreten Fragen nicht unbedingt von den Modeschöpfern untragbarer Bildung zu beantworten, sondern nachhaltiger eher von denen, die tragbare, also auf den Leib der Betroffenen zugeschnittene Bildung ihr Handwerk nennen.
Fragen junger Menschen
Die Fragen junger Menschen ihre Zukunft betreffend lauten oft so: Wie kann ich in den Systemen der Gesellschaft bestehen? Wie kann ich mich materiell absichern? Wie kann ich meine Persönlichkeit verwirklichen? Wo wird mir Anerkennung zu teil? Wie kann ich mein Umfeld mitgestalten? Woran kann ich mich orientieren? Auf den Punkt gebracht lautet die Frage: Wie kann ich sorgenreduziert an Gesellschaft teilhabend mit meinen Fähigkeiten und Hoffnungen morgen vorkommen?
Die Frage der jungen Menschen heute lautet in der Regel nicht: Wie kann ich Wissen anhäufen? Die Zukunftsorientiertheit der jungen Menschen ist fassbar in Begriffen wie: Sicherheit, Absicherung, Erfolg, Anerkennung, Selbstbestimmtheit und punktuelles Interesse an Gesellschaft. Bildungskonzepte, egal wie sie daherkommen, müssen sich immer auch fragen lassen, ob sie nicht vielleicht Antworten geben auf Bedürfnisse, die von den Betroffenen nicht geteilt werden. Das mindert nicht die Tatsache, dass Bildungskonzeptionen neben ihrer pragmatischen Ausrichtung immer auch eine Bringschuld haben, die in unserem besonderen kulturellen Erbe und den Menschenrechten begründet liegt.
Der vordergründige Bildungsinhalt vergangener Zeiten, „Wissen zu sammeln und so gebildet zu sein“, darf zwar nicht „aus der Mode kommen“, scheint aber immer schwerer vermittelbar, da die Bedürfnisse einer heranwachsenden Generation in Schule und Hochschule verändert gelagert sind.
Bildung – allgemein und individuell
Dass der reine „Wissenssammler“ ausgedient hat, belegen wissenschaftliche Forschung und experimentelle Erkenntnis aus der Praxis. Ich denke, es ist heute auch Konsens zu sagen, dass die Ansammlung von reinem Faktenwissen nicht nur als Selbstwert nicht ausreicht, sondern auch junge Menschen nicht befähigt, sich selbst eine bewohnbare Zukunft zu gestalten. Konfektionsgrößen auf Bildung bezogen sind bei der Beantwortung der Fragen junger Menschen eine erste Orientierung, aber irgendwann muss nach dem maßgefertigtem „Outfit Bildung“ gesucht werden, um allgemeine Fragen der Zukunft auf den einzelnen hin zu konkretisieren. Das allerdings muss gewollt sein von denen, die Bildung tragbar auf der eigenen Haut spüren wollen (z.B. Schüler und Studenten.), und denen, die Bildung anderen individuell auf den „Leib schreiben“ können (z.B. Lehrer, Lehrerinnen an den Schulen und Lehrende an den Hochschulen).
Die Individualität des Menschen fordert die erziehungswissenschaftliche Erkenntnis und deren Anwendung immer wieder neu heraus, auf dem Fundament allgemeiner Bildung individuell Bildung zu ermöglichen, um die Fähigkeiten und Einsichten des einzelnen Menschen weiter zu veredeln und Verschränkungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Bildung – vernetztes Wissen zur Orientierung
Ich möchte hier (auch auf dem Hintergrund eigener Erfahrung) eine Facette einer zukunftsfähigen, also einer für Menschen tragbaren Bildung unterstreichen, die bezogen auf die „Bildbarkeit“ eines jeden Menschen unverzichtbar ist. Diese Facette nenne ich: Die Vernetzbarkeit von Wissen als Orientierung in Gesellschaften. Jede Form von Faktenwissen kann so hinterfragt werden: „Und zu was hilft mir das in meinem Leben.“ Diese Frage stellen junge Menschen! Auf diese Frage gilt es mit jungen Menschen Antworten zu suchen.
Die Beantwortung dieser Frage bedeutet nicht, dass Bildungstheorie und Bildungspraxis alle möglichen Antworten selbst (in „Eigenverantwortung“) parat haben muss. Bildung muss allgemeine Basics aneignungsfähig zur Verfügung stellen, auf die aufbauend der Einzelne befähigt werden kann, tragfähige Antworten selber zu finden, um das eigene Lebenskonzept in unsere komplexe Welt hinein entwerfen zu können. Das gelingt nicht einfach so, z.B. in einer Unterrichtseinheit, einem Schuljahr, einem berufsbildenden Projekt oder dieser Sommerakademie, von der hier die Sprache ist. Bildung aber ist Wachstum! Dazu möchten die SHW ihre Facette beitragen.
Vernetzung – ein katholisches Anliegen
Damit die „Vernetzbarkeit von Wissen als Orientierung in Gesellschaften“ Bildungsziel sein kann, bedarf es deren Ermöglichung in den verschiedenen Lern- und Erkenntnisphasen die besonders der junge Mensch durchlebt. Eine wesentliche Lern- und Erkenntnisphasen ist für einen jungen Menschen, nachdem er die Schule für sich abgeschlossen hat, die Ausbildungsphase mit dem Ziel, das Erwerbsleben eigenverantwortlich anzustreben. Eine Möglichkeit, diese Ausbildungsphase anzugehen, ist das Studium.
Primär mit Blick auf die Zielgruppe der Studierenden möchte ich diese Facette der Bildung „Vernetzbarkeit von Wissen als Orientierung in Gesellschaften“ verorten in einem schon über 70 Jahre alten Instrument der Vermittlung von Bildung, den Salzburger Hochschulwochen. Diese Sommerakademie weist in ihrer Konzeption von ihrem Anfang an die Vernetzbarkeit von Wissen als wesentlich aus. Gerade die Programme der letzen Jahre belegen, dass die SHW das Prinzip der „Vernetzbarkeit von Wissen als Orientierung in Gesellschaften“ zu ihrer auch zukünftigen Daseinsberechtigung veredelt hat.
Hier nun ein Blick in die gesellschaftlichen Gemengelagen, aus denen heraus die SHW entstanden.
Salzburger Hochschulwochen in kritischer Zeit!
Prof. Dr. Gregor Maria Hoff, der heutige Obmann der SHW und Professor an der Theologischen Fakultät der Paris Lodron Universität in Salzburg, beschreibt wie folgt die gesellschaftliche Lage in der die SHW entstanden sind in seinem Vortrag „Theologie der Moderne im Vollzug: Streifzüge durch 77 Jahre Salzburger Hochschulwochen (1931-2008)“, gehalten am 26.1.2008 an der Bischöflichen Akademie in Aachen:
„1931: in Deutschland steigen die Arbeitslosenzahlen auf über fünf Millionen, die nationalsozialistische Propaganda forciert ihre antisemitischen Aktionen, während der italienische Faschismus die Auseinandersetzung mit dem Vatikan sucht. An den anderen Enden der Welt wird das Empire State Building eingeweiht und Gandhi erzielt einen ersten Erfolg im zivilen Kampf gegen die britische Kolonialmacht. Von der Buchproduktion des Jahres gibt es wenig Aufregendes zu berichten – insgesamt ein eher ruhiges Jahr in zumal politisch immer bewegteren Zeiten. In diesem Jahr 1931 findet sich, eher versteckt, in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften ein Aufruf, an den erstmals veranstalteten „Salzburger Hochschulwochen“ teilzunehmen – 75 Jahre später ergibt sich mit dem entsprechenden Jubiläum eine eigene zeitgeschichtliche Klammer. Gerade für die katholische Kirche zeichnen sich im Rückblick Veränderungen ab, die im Licht der Salzburger Hochschulwochen eine kleine Theologie- und Kirchengeschichte präparieren.“
Eine Idee tritt in die Öffentlichkeit
Weiter führt Prof. Hoff aus: „Das wird schon im Anschreiben der ersten Hochschulwochen deutlich. Adressat sind die deutschsprachige Öffentlichkeit, darüber hinaus aber auch das gesamte Ausland und alle Kreise der Gebildeten, die ihr Wissen und ihre Bildung nach katholischen Grundsätzen in streng wissenschaftlicher Methode erweitern und vertiefen wollen. Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich zu dieser Zeit in einer Schwellensituation. Der Antimodernismus hat seinen Höhepunkt überschritten, aber die Schleifung der Bastionen, die Hans Urs von Balthasar später beschwören wird, steht noch bevor. Nach dem 1. Weltkrieg hatte es verschiedene theologische wie kirchliche Versuche gegeben, den verspäteten Eintritt der katholischen Kirche in die Moderne mit anderen Mitteln nachzuholen. Nicht zuletzt die katholische Jugend- und exemplarisch die liturgische Bewegung suchten nach Möglichkeiten, ein dynamischeres Bild von Kirche gegenüber dem statischen Paradigma der Neuscholastik zu verwirklichen. Erste Ansätze einer Volk Gottes-Theologie, die später eine bedenkliche Nähe zum Nationalsozialismus zumindest partiell erlaubten, entstanden in dieser Zeit ebenso wie die kulturellen Übersetzungsversuche eines Romano Guardini auf seinem Berliner Lehrstuhl für katholische Weltanschauung. Eine gewisse Aufbruchstimmung machte sich breit. Man sah katholische Anknüpfungsmöglichkeiten an die nach dem Krieg veränderte moderne Gesellschaft – aber was die in sich zerrissene Gesellschaft der Weimarer Republik suchte, war nicht das, was die Kirche und die Theologen anbieten konnten oder wollten. So standen seit etwa 1927 die Zeichen im Katholizismus auf Introversion, Selbstbesinnung und Festigung des inneren Zusammenhalts.
Genau in diese Zeit hinein setzten die Salzburger Hochschulwochen ein theologisches Signal. Als Sommeruniversität konzipiert, sollten sie die Gründung einer katholischen Universität in Salzburg forcieren – ein über viele Jahre hinweg betriebenes Projekt, das ideengeschichtlich wie politisch weit bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht. Das inhaltliche Interesse dieser Initiative markiert dabei bereits das zitierte Programm: Es geht um die wissenschaftlich fundierte Vermittlung katholischer Positionen, und zwar als Selbstüberprüfung nach innen wie als Darstellung nach außen hin.“ Diese Selbstüberprüfung konnte als Nabelschau nicht gelingen und war so immer angelegt als ein wissenschaftlicher Dialog unterschiedlicher Disziplinen. Bildung also verstanden als Wachstum von Orientierung.
Salzburger Hochschulwoche in Fakten
Die SHW sind eine Gründung der Benediktiner des gesamten deutschen Sprachraumes. Sie fanden 1931 zum ersten Mal statt, wurden zwischen 1939 und 1945 von den Nationalsozialisten verboten, nahmen aber schon 1945 wieder ihre Tätigkeit auf und werden seither jedes Jahr während des Sommers abgehalten.
Jährlich sind es ca. 1000 Personen, die zu den SHW nach Salzburg kommen. Diese stammen zum einen aus dem ganzen deutschen Sprachraum, zum anderen aber auch aus den Ländern Osteuropas. Träger der Einrichtung sind heute die Theologische Fakultät der Universität Salzburg, die Salzburger Äbtekonferenz der Benediktiner, das Katholische Hochschulwerk Salzburg, die Görres-Gesellschaft, die Katholischen Akademikerverbände Deutschlands und Österreichs sowie das Forum Hochschule und Kirche e.V.
Das Ziel der SHW ist es, ein universitäres Forum zu bilden, auf dem die Theologie gemeinsam mit allen anderen Wissenschaften gleichermaßen grundsätzliche wie aktuelle Fragestellungen und Probleme unserer Zeit aufgreift.
Karl Rahner hat in Salzburg seinen „Hörer des Wortes“ erstmals entwickelt und vorgetragen – einen der religionsphilosophischen Grundtexte des 20. Jahrhunderts. Mehrfach ist Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI., als Festredner aufgetreten. Aber auch Persönlichkeiten wie Ruth Klüger, August Everding oder Hans-Georg Gadamer und zuletzt Peter Simonischek, um nur einige zu nennen, haben die Salzburger Hochschulwochen als ein Forum offener Katholizität und auseinandersetzungsbereiter Gesprächskultur etabliert.
Im Rahmen der Salzburger Hochschulwoche 2010 schreibt das Direktorium der SHW zum fünften Mal einen Publikumspreis für wissenschaftliche Kommunikation aus. Graduierte WissenschaftlerInnen aller Fachrichtungen der Jahrgänge 1975 und jünger werden herzlich eingeladen, sich zu bewerben. Erbeten werden Texte im Umfang eines 25-minütigen Vortrags zum Thema der Salzburger Hochschulwoche vom 2. bis 8. August 2010: „Endlich! Leben und Überleben“. Vortragssprache ist Deutsch. Eine Jury wählt drei Beiträge aus. Das Publikum der Salzburger Hochschulwochen wird die PreisträgerInnen bestimmen. Kriterien sind fachwissenschaftliche Qualität, inhaltliche Originalität sowie die kommunikative Transferleistung. Der Preis zielt in besonderem Maße auf die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an ein breiteres Publikum.
Der Theologische Preis der SHW wurde im Jahr 2006 ins Leben gerufen. Die bisherigen Preisträger waren Kardinal Walter Kasper, Professor Johann Baptist Metz, Professor Harding Meyer und Professor Erich Zenger. Präsent im WWW. ist die SHW unter: http://www.salzburger-hochschulwochen.at/index.php?idcat=2
Jahresthemen 1931-2009
Die inhaltliche Breite der Themen und die damit verbundene interdisziplinäre Auseinandersetzung der SHW dokumentieren den Vernetzungswillen von Wissen und deren Orientierungsqualität in der Gesellschaft. Das war und ist den Organisatoren der Hochschulwochen, die jeweiligen Direktorien der Hochschulwochen und deren Obmänner, Markenzeichen „ihrer“ Sommerakademie.
Generalthemen waren die Klammern, die jede der SHW in ihrer spezifischen Auseinandersetzung zusammenhielt, und so Themen und deren Spektren identifizierbar sein ließen.
Themen in Auswahl:
- 1949
- Die Kirche gestern, heute und in Ewigkeit
- 1953
- Der Gegenwartsauftrag der christlich abendländischen Kunst
- 1955
- Die geistigen Mächte der Gegenwart und die Heilsmacht der Kirche
- 1956
- Christliches Europa – Berufung, Würde, Verantwortung
- 1957
- Das neue Welt- und Menschenbild der Wissenschaft
- 1959
- Europäisches Denken, Dichten, Bilden
- 1960
- Die Begegnung von Ost und West in Geschichte und Gegenwart
- 1961
- Ideologien und Wissenschaft
- 1962
- Die geistige Solidarität des Westens und die aufsteigenden Völker
- 1965
- Der Christ in der Welt – Grundfragen christlicher Existenz
- 1966
- Pluralismus-Universalismus-Christentum
- 1969
- Auf dem Weg zu einer neuen Gesellschaft
- 1976
- Menschenwürdige Gesellschaft
- 1977
- Suche nach Sinn – Suche nach Gott
- 1978
- Werte – Rechte – Normen
- 1979
- Jesus Christus und die Religionen
- 1981
- Die Kirche Christi – Enttäuschung und Hoffnung
- 1986
- Lebensentscheidung
- 1987
- Säkulare Welt und Reich Gottes
- 1988
- Gott schuf den Menschen als Mann und Frau
- 1989
- Leid – Schuld – Versöhnung
- 1990
- Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde
- 1991
- Der Christ der Zukunft – ein Mystiker
- 1992
- Evangelium und Inkulturation
- 1996
- Vor-Bilder
- 1998
- Zeichen der Zeit
- 1999
- Religiosität am Ende der Moderne
- 2000
- Gerechtigkeit heute – Anspruch und Wirklichkeit
- 2001
- Geist-Erfahrung-Leben
- 2003
- Identität und Toleranz
- 2004
- Chancen des Christlichen in einer ökonomisierten Welt
- 2005
- Ethik im Brennpunkt
- 2006
- Gott im Kommen
- 2007
- Macht und Ohnmacht
- 2008
- Lieben. Provokationen
- 2009
- Weltordnungen
- 2010
- Endlich! Leben und überleben
Viele der Vorträge zu diesen Themen sind dokumentiert. Die Publikationen ab 2000 sind meist noch in der Reihe erhältlich: Salzburger Hochschulwochen, Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien. Einen geschichtlichen Einblick in die Salzburger Hochschulwochen bietet Paulus Gordan (Hrsg.) in: Christliche Weltenordnung. Salzburger Hochschulwochen 1931 – 1981. Verlag Butzon & Bercker Kevelaer, Verlag Styria Graz-Wien-Köln.
Thema 2010: „Endlich! Leben und Überleben“
Die Salzburger Hochschulwoche, die vom 2. bis 8. August 2010 stattfindet, stellt sich einem Thema, das im Zuge begrenzter Lebensressourcen eine besondere Intensität verspricht und zu kritischen Positionsbestimmungen herausfordert: „Endlich! Leben und Überleben“. Die befristete Lebenszeit und das Ende des Lebens überhaupt sind Probleme, die Religionen immer wieder bearbeitet haben. Für das Christentum verbindet sich damit, prekär genug, eine Hoffnungsperspektive. Die menschliche Endlichkeit, die sich komplex in unseren Handlungsoptionen durchsetzt, vermittelt sich im Glauben an die unendliche Lebensmacht Gottes. Die Reich-Gottes-Botschaft Jesu Christi erfasst sie unter einem besonderen Vorzeichen: Nichts ist dringlicher als der Macht des Lebens über den Tod Raum zu geben.
Das „Endlich!“ des Programmtitels arbeitet in seinen unterschiedlichen Konnotationen an dem, was an- und was aussteht.
Endlich – das nimmt unsere Existenz-Limits ernst.
Endlich – darin steckt ein befreiendes Moment, ein Anfang.
Endlich – das meint zugleich die Anspannung angesichts anstehender Aufgaben.
Allemal hat solche „Eschatologie“, konkret gedacht und lebensweltlich orientiert, einen Lebensbezug. „Leben und Überleben“ zeigen die Tiefendimensionen unserer alltäglichen Lebenskämpfe an. Oft genug sind sie Überlebenskämpfe, psychisch, wirtschaftlich, medizinisch. Insofern sucht die Salzburger Hochschulwoche 2010 nach Bausteinen einer Eschatologie des globalisierten Alltags, in dem sie seine Risikopotentiale zu bestimmen, aber auch seine Ressourcen aufzudecken sucht. Sie will Handlungsoptionen entwickeln, die an den unabweisbaren Rekombinationen von Tod und Leben ihr Maß finden. Dabei verwickelt sie Theologie und Ökonomie, Ökologie und Politik, Wissenschaftsgeschichte und Zukunftsforschung in ein Gespräch.
Studierende und die Lust auf mehr …
Die SHW sind ein Erweis dafür, dass Bildung nicht als Modethema verstanden werden darf. Die Hoffnung der Studentin, die schon am Beginn diese Artikels zitiert ist: „Ich möchte verstehen, nicht hilflos kapitulieren vor den komplexen Realitäten unserer Welt“, hat einen neuen Nährboden für sie gefunden mit ihrer Teilnahme an den SHW. Bildung muss den Faktor Kontinuität beinhalten, auch im Sinne der Vernetzbarkeit von Wissen. Aus diesem Verständnis heraus leben die SHW. Sie leben von dieser Bildungsintention und mehr noch von den Menschen die sich interessieren lassen, neugierig sind, kommunikativ und die Lust haben auf das Salzburger Ambiente.
Studierende heute werden diese Sommerakademie in die Zukunft tragen, weil sie eine orientierende, disputfähige, interdisziplinäre und ehrliche Perspektive, ist als Kirche präsent zu sein. Die SHW in 2010 bedeuten: Vernetztes Wissen zur Orientierung, Kommunikation zwischen Studierenden verschiedener Disziplinen, gefeierter und geteilter Glaube, Menschen kennenlernen, Kultur in Salzburg inmitten der Salzburger Festspiele erleben.
Hier ist unsere Kirche am Puls der Zeit, hier ist unsere Kirche Entspannung! Wer an den SHW teilgenommen hat, beginnt, zu Hause oder am Studienort angekommen, davon zu erzählen. Das macht andere wiederum neugierig, die auch nach Orientierung in einer komplexen Welt suchen. Immer mehr von ihnen machen sich auf den Weg nach Salzburg, im Gepäck ihren Hunger auf Bildung und die Lust an Kommunikation.
Erschienen in: Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Essen, Hildesheim, Köln, Osnabrück. J.P. Bachem Verlag GmbH. Februar 02/2010