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Groß oder klein, ein hinkender Vergleich

Klein ist Teil eines Vergleiches. Denn gibt es Klein, muss es auch des Gegenstück Gross geben.

Bei Mensch und Säugetier meint klein meist auch niedlich, putzig und irgendwie  etwas hilfebedürftig. Babys und kleine Kinder, wirken sie noch hilflos, bringen unsere positiven Emotionen auf Touren. Und ein kleiner Eisbär namens „Knut“ verdrehte fast einer ganzen Nation den Kopf. Klein hat etwas, aber was?

Sie waren auch mal klein. Klein gewesen sein meint Kindheit die ganz unterschiedlich empfunden werden kann. Alles zwischen Kriegserfahrung und wunderschöner Kindheit ist in dieser Leserschaft möglich. Möchten Sie noch einmal klein sein?

Das Reizvolle am klein sein scheint für den, der nicht mehr klein ist, die Tatsache, dass da „etwas“ noch nicht erwachsen ist. Als „Knut“ größer wurde und mit seiner Pranke so richtig zulangen konnte, interessierte das ehemalige „Nesthäkchen“ der Nation keinen Menschen mehr.

Klein sein hat etwas mit Schutzbedürfnis zu tun. Wer richtig hinlangen kann braucht keinen Schutz mehr, er ist ja nun erwachsen. Konsequenz: Klein zu sein ist nur etwas für hilflose Kinder und Alte, nicht aber für die Großen!

Viele in den Generationen dazwischen, so meine Wahrnehmung, haben den Wunsch auch als „Erwachsener“ mal klein sein zu dürfen. Wenn Problemlösungen fehlen, Angst sich ausbreitet, man kraftlos wird oder die Existenz bedroht ist. Dann schutzberechtigt zu sein ist ihre (Ihre) Sehnsucht.

Erwachsenen ist zu gönnen auch mal klein sein zu dürfen. Und für mich ist der erst erwachsen, der auch einem Großen das klein sein gönnt und zu beschützen bereit ist.

Schriftstelle: Mt 10, 37-42

 

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Mensch – „leib-haftig“ Botschaft

Mensch!

Mensch „ver-körpert“ sich im „Da-Sein“.
Des Menschen Erscheinung ist „leibvoll“.
Ohne Leib, bist du Mensch zerronnen zwischen den Fingern der Hand des Schöpfers, also nicht geworden, nicht gewoben, nicht ergriffen.

Leibesfülle „ver-dichtet“ Mensch.
Du Mensch, angezogen mit deiner Haut,  ziehst an, weckst Sinne auch Begehren, weil du „Leib-haftig“  Botschaft bist.
„Leib-haftig“ ist der Mensch eine Botschaft, die mehr sagt als: „Ich bin da!“

Und hoffe das irgendwann einer, vielleicht nur ein einziger Mensch, ein Anderer der „leibhaftig“ da ist, dich fragen wird, nicht warum, nicht wie lange, nicht  von wo kommend, sondern: „Wozu bist du da?“

  •  Und manchmal versucht der Mensch dann: Die eigene Haut zu retten, der eigenen Haut sich zu erwehren, dünnhäutig oder dickhäutig zu sein, Hautkontakt zu scheuen, aus der eigenen Haut zu fahren, dem Anderen unter die Haut zu gehen, hautkrank zu werden, sich zu häuten. Oder:
  • Und manchmal versucht der Mensch dann: Die eigene Haut hinzuhalten für das, für das der Leib auch in Haft genommen werden kann, also für das, für das er „leibhaftig“ steht, seine Botschaft!

Einschub: Pax Christi
Wir schreiben uns auf den Leib die Botschaft Frieden. Andere sagen  auch, Frieden ist euch auf den Leib geschrieben, und manchmal, wenn wir ganz für uns sind, dann kann der Frieden auch uns betreffend leibfeindlich sein.

Und eines Tages, lange her, vor einigen Tagen, eben, geht ein Mensch verloren, kommt ein Leib abhanden, weil ein Leib leblos in die Leiblosigkeit hinein verstirbt und vergeht. Bekenntnis vor dem, der nicht mehr hier sondern „da“ ist: Verlorener Mensch, bist verlorengegangene Botschaft.  Denn wie du, verlorengegangener Mensch, für deine Botschaft deinen Leib hast hinhalten dürfen, kann dies kein anderer Mensch, keiner so wie du, so auch ich nicht!

So kommt uns in jedem verlorengegangenem Menschen seine noch nicht verlorene Botschaft entgegen, mit der Bitte an dich: „Leg deinen Leib als Mantel mir um.“

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Orte

Das war unser Ort, das Schloss einer Kindheit.
Unter einem langen und hohen Bretterzaun
im Schutze dichter Hecken
gruben wir immer wieder neu diese kleine Mulde
damit sich unsere schmalen Körper
zwischen Erde und Bretten hindurch wanden
hinein in unser Reich
ein damals verbotener Ort.

Unser Ort
ein im Halbdunkel verborgener rückwärtiger Teil eines Holzlagers,
direkt an Bahngleisen gelegen
in dem die unterschiedliche Länge der Bretter und Balken ein schier unendlichen Treppenhaus bildeten,
unser geheimes „hier wollen wir sein“
auch dann noch
und begeisterter,
wenn wir gerade erwischt und rausgeworfen wurden.

Oft spüre ich noch nach über 30 Jahren diesen Ort auf meiner Haut
er nimmt Raum in meinen Gedanken
er wird Gegenwart
erzählend von Geheimnissen, Verborgenem, Verzauberung
ein Stück meiner Biographie.

An solchen Orten machen wir unser Leben fest,
lehnen unser Leben an
Vergangenes wird berührbar
Erinnerung hat einen Ort
der im Traum begehbar wird.

Orte
bezeugen Gemeinsamkeit
erinnern an Gestern
bergen Schmerzen
lassen traurig werden
weiten Denken
verorten Trauer
geben Kraft
sind des Schweigens Stimme
erzählen von Hoffnung
erheben den Augenblick zum Besonderen

Wir brauchen Orte
um den Schritt
für Augenblicke zu verlangsamen
Verlorenes neu zu entdecken
Sehnsucht eine Heimat zu geben
Glauben Ausdruck zu verleihen
zu Fragen mit offener Antwort
weiter zu sehen als wir sind

Wir brauchen Orte an unseren alltäglichen Wegen
um die Chance zu haben
für Augenblicke
unserer Alltäglichkeit zu entgehen
um Morgen nicht ewig der zu sein
der wir gestern schon waren.

Sehnsucht eine Heimat zu geben
Glauben Ausdruck zu verleihen
zu Fragen mit offener Antwort
weiter zu sehen als wir sind
Wir brauchen Orte an unseren
alltäglichen Wegen
für Augenblicke
unserer Alltäglichkeit zu entgehen
um Morgen nicht ewig der zu sein
der wir gestern schon waren

© Christoph Stender
In Lyrik + mehr, Salzburg 2002, Walheim 2003 veröffentlicht | Getaggt , | Kommentieren

Haut der Erde

Wenige Zentimeter:
kleinste Poren
feinste Haare
eine kleine Unebenheit
Zentimeter Haut
seidig
duftend
begierig
warm
transparent
weich
verletzlich
kalt
schützend

Zentimeter Haut:

rund um die Erde
unter einer Sonne
atmend
jeden umgebend
prall über Fett
stramm auf schlankem Leib
Falten des Alters
porös klebend an leerem Magen
ausgezehrt
modisch über Knochen

Zentimeter Haut:

sehnst dich,
von einem Finger berührt,
Lippen geküsst,
Händen aufgehoben,
Augen entdeckt,
Rettung umgeben,
Wimpern gestreichelt,

wartest:
unter der selben Sonne
wartest:

Haut
einer Menschheit
wartet!

© Christoph Stender
In Lyrik + mehr, Salzburg 2002, Walheim 2003 veröffentlicht | Getaggt , , | Kommentieren

Gott: Kommunikation oder Rieseneichhörnchen?

Darf man auf das Wesen Gottes schließen, sich also ein Bild von Gott machen auf dem Hintergrund eigenen Erlebens? Ich erlebe Gott so, ergo ist Gott so.

Ist Ihnen solche Denke vertraut?

Von anderen Menschen machen wir uns (hoffentlich) ein Bild auf dem Hintergrund eigenen Erlebens. Nicht so auch von Gott? Widerspräche solcher Rückschluss nicht auch dem 1. Gebot: „Du sollst dir von Gott kein Bildnis machen.“

Hand auf aus Herz, Sie machen sich doch trotzdem ein Bild von Gott. Klar, nicht im Sinne einer abschließenden Feststellung, aber doch als erfahrungsorientierte Annäherung?

Nein? Sie nicht! Ich schon! Also wenn Sie hier aussteigen wollen, dann blättern Sie einfach um.

Fakt ist aber, mit Gottesbildern bin ich nicht allein, andere malen sich auch Gottesbilder aus. Dann kommt Gott, so erlebe ich es in Gesprächen, mal ganz diffus als quasi „Rieseneichhörnchen“ daher, dann mal als Multitalent oder auch als schlechter Organisator und so.

Auf ein Wort: Mit meinem Gottesbild verbinde ich Gemeinschaft: Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist. Gott ist Beziehung und das bedeutet Kommunikation und so Selbstmitteilung: Er spricht sich aus, hält sich präsent, ist Information. Gott ist Begegnung, so Bewegung, und so der, der in Bewegung hält und der in Bewegung bringt. Er beginnt immer wieder den Dialog, holt ins Boot, lässt keinen außen vor. Gott bringt sich ein (kommuniziert), um zu verbinden!

Finden Sie dieses Gottesbild geistvoll? Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist? Gott ist Kommunikation!

Schriftstelle: Joh 14, 15-21

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).

 

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Meine Bewegung wohin …

„Und sie bewegt sich doch!“ Existentiell ist diese Feststellung für alle Bewegungen, besonders auch jene, die so langsam in die Jahre gekommenen sind.

Die gesellschaftliche Situation einer Zeit, deren Analyse durch die Menschen in ihrer Zeit, vielleicht der geschichtliche Vergleich und die Visionen dieser Menschen für ihre Zeit und deren Zukunft sind die „Zutaten“, die notwendig sind, damit eine Bewegung entstehen kann.

Sehr unterschiedliche Analysen, Ideen und Idealen haben in ganz unterschiedlichen Zeiten eine Vielzahl von Bewegungen hervorgebracht. Doch bei aller Verschiedenheit ist der Schmerz sehr ähnlich, wenn das, was die Menschen dort selbst bewegt hat, keinen mehr neu in Bewegung bringt. Festzumachen ist das oft an schwindendem Interesse und sinkenden Mitgliederzahlen. Solche Entwicklung lässt bei den schließlich noch Verbleibenden das Gefühl aufkommen, die letzten ihrer Gattung zu sein, und dazu bestimmt, das „Licht in ihrer Bewegung ausmachen zu sollen“.

Das „Ansichtige“ einer Bewegung, also ihre Organisationsformen, ihre Strukturen, Aufgaben und Ämter sind bei genauer Betrachtung nicht der Motor, der eine Bewegung in Bewegung halten kann. Das „Ansichtige“ sind die die Bewegung  mittragenden Stabilisatoren. Der Beweggrund und das Lebenselixier einer jeden Bewegung aber ist deren Intention, die jene Menschen bewegt, die diese Intention mit Herz und Verstand vergegenwärtigen.

Diesem Phänomen unterliegt auch Pax Christi. Unsere Bewegung ist geprägt von einer christlich ausgerichteten Leidenschaft für Frieden und Gerechtigkeit. Diese Empathie bezeichnet Pax Christi in sehr unterschiedlichen Projekten und Kampangen, an sehr verschiedenen Orten dieser Welt und in einem sehr differenzierten Engagement unserer Mitglieder.

Aber auch in unsere Bewegung herrscht die berechtigte und bedrängende Sorge, nicht mehr genug Menschen bewegen zu können, die unsere Bewegung sicher in die Zukunft hinein bewegen werden.

Denn wenn auch viele tragende Personen von Pax Christi in die Jahre gekommen, oder auch schon verstorben sind, so hat sich die Intention unserer Bewegung längst nicht erübrigt. Der internationale Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit bleibt weiterhin Not – wendig, und so gilt dieser Intention auch weiterhin unsere Sorge.

Viele hochengagierte Freundinnen und Freunde sehen sich fast täglich vor die sorgenvolle Frage gestellt: Wie geht es ganz konkret auch in unseren Gruppen vor Ort und auf Bistumsebene weiter? Schaffen wir es besonders auch junge Menschen für unsere Intention in unsere Bewegung hinein zu begeistern? Und nicht selten wird diese „allgemeine“ Frage verknüpft mit der ganz persönlichen: Bin ich in meinem Engagement nun schon an meine Grenze gestoßen, oder geht da nicht doch noch etwas mehr?

Besonders jene, die sich im Großraum Kirche engagieren, haben so einen Mechanismus „eingebaut“, der sie wie automatisch vor die oft auch ein wenig moralisch angehauchte Frage stellt: Bin ich nicht zu mehr verpflichtet? Und je mehr Menschen in einer Bewegung ihr Engagement reduzieren oder gar ganz einstellen müssen, umso mehr umschleicht diese Frage die Verbleibenden.

 

Persönlich gefragt: Betrifft auch Sie diese Situationsbeschreibung und die damit einhergehende umschleichenden Frage?  Konkret gefragt: Können Sie nicht doch noch irgendwo etwas mehr Zeit für Pax Christi abzwacken?

Theoretisch geantwortet: Ja, Sie alle könnten noch etwas Zeit zusammenkratzen. Z. B. in dem sie Beziehungen und Freundschaften vernachlässigen, das letzte kleine Hobby streichen, Engagements woanders eindampfen, und ein gutes Buch einfach verachten. Hier muss jedoch endlich auf den Punkt gebracht werden:

Engagement definiert sich nicht über erreichbare Schmerzgrenzen, sondern über die Lebensqualität jedes einzelnen!  Engagement ist keine Selbstgeißelung, sondern die Bereitstellung persönlicher, regenerativer Energien für ein lebenswertes Ziel. Engagement, besonders christlich motiviert, darf  die hoch aktuelle biblische Sicht auf den Menschen nicht vernachlässigen: „Der Leib ist ein Tempel Gottes“ (Vgl.: 1 Kor 3, 9 ff)

Das bedeutet: Engagement ist ein Gottes- und Menschendienst im Tempel unseres Leibes.

Gerade um unser Engagement willen dürfen wir diesen Tempel unseres ganzheitlichen Daseins nicht kränken, wir dürfen keinen Raubbau an ihm betreiben oder gar ihn in Engagement verpackt geringschätzen.

Engagement ist ein Liebesdienst am Menschen, auch an dem Menschsein unserer selbst, der bewegt ist von Intentionen und Visionen, bewegt vom „Heil sein“.

Nur so wird wahr: „Und sie bewegt sich doch!“ Und das mit uns.

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Kommunikation, ein österliches Lebensmittel?

Vom haupt- und ehrenamtlichen Miteinander-Sprechen.

„Ja, wir haben sein Wort“

Es sind nur noch wenige Schritte und die Anästhesistin der Klinik wird den Eltern die Krankenbahre, auf der ihr 15-jähriger Sohn liegt, aus der Hand nehmen, um den Patienten dann selbst in den OP zu schieben. Die Operation geht auf Leben und Tod, das ist allen klar, darüber haben sie gesprochen, lange, abwägend, sachlich, aber auch sehr emotional, und eine Alternative zur OP – so wurde entschieden – würde es nicht geben.

Bevor die Eltern nun die längst schon überlegten Worte zum Abschied von ihrem Sohn zu suchen beginnen, kommt Vadim ihnen zuvor, spricht klar und knapp: „Es stimmt doch, Gott lässt mich nicht allein, ist doch wahr, oder!“ In Bruchteilen einer Sekunde antworten die Eltern fast gleichzeitig: „Ja, er lässt dich nicht allein, wir haben sein Wort!“ Und dann: Ein Kuss, streicheln, ihre Hände verlieren den Hautkontakt, ein hilfloses Winken, Blicke und die Automatik der Türe zum OP teilt nun ihre Realität in zwei Welten, Drinnen und Draußen.

Das Zentrum dieses kurzen Dialoges zwischen Eltern und Kind ist nicht, wie vordergründig anzunehmen, dieser Augenblick vor einer sich schließenden Türe, der auf der einen Seite die Eltern ohnmächtig zurück lässt und der auf der anderen Seite der Beginn der Vorbereitung des Jungen auf seine Operation ist, die ihren ganz eigenen Lauf nehmen wird.

Nein, Zentrum des Dialoges ist das Vertrauen, welches dieses Kind in das Wort seiner Eltern gelegt hat, bevor mit dieser konkreten Situation überhaupt zu rechnen war.

Zentrum dieses Dialoges ist die Erinnerung an das Wort der Eltern, auf das Vadim sich jetzt in lebensbedrohlicher Situation bezieht, besser, das er einfach an dieser Schwelle nochmals hören möchte: „Ja, er lässt dich nicht allein!“

Zentrum ist das durch die Eltern vermittelte Vertrauen in die Wirkmächtigkeit des Wortes Gottes, vermittelt, weitererzählt, „vorgeglaubt“ und so durch sie eingebettet in die unterschiedlichen Phasen des Aufwachsens ihres Kindes.

Welch ein Wort der Eltern, welch ein geglaubtes Wort des Jungen und welch ein wirkmächtiges Gotteswort, allerdings von noch keiner Realität end – gültig eingeholt.

Kontaminiert durch Worte

Zielsicher greift der Junge aus der Wortflut derer, die ihn umgeben, den aufmunternden Worten der Verwandten, den kompetenten der Ärzteschaft, den knuffigen der Freunde, den tragenden der Sinnstifter, den karnevalistischen der „Wird schon alles gut“-Schwätzer, genau die Worte heraus, die ihn zu tragen in der Lage sind, die Worte der Eltern.

Schon vor dieser OP spürte der junge Mann, welche Worte mit Leben gefüllt sind, also welchen er (getrost/getröstet) trauen kann und welchen nicht. Diese Worte, denen Vadim traut, sind nicht nur in extremer Situation ein Lebensmittel.

Doch gerade in der hier beschriebenen Situation, einer „Ausnahmesituation“ wurden die elterlichen Worte zum Lebensmittel, das Vadim stark machte und ihn nun vom vor der OP Türe bis in das Ungewisse hinter dieser Türe in „Ruhe lassen“ wird.

Geleitet hat den kleinen Kerl sein sicheres Gefühl für die entscheidenden Worte, obwohl er wie auch wir alle täglich nicht nur von sinnstiftenden Worten umgeben sind, sondern auch kontaminiert werden von Wortschwallen und deren Schwallern. Mehrheitlich umgeben uns Worte, ausgeatmet, gedruckt, mit Musik untermalt, auf Bildschirmen, als Leuchtreklame, von Klingeltönen angekündigt; selbst in die menschliche Haut eingeritzt findet man sie einfach nur vor.

Lippen

Lippen pressen
Wortgetöse
Wortmüllberg mit Wiederhall
Worterbrochenes
Ausgeschieden, schleimig;
Schamlos pressen Lippen überall.

Ohren wollen nicht mehr fressen,
Hirn nicht würgen zu vergessen
Worterbrochenes bin ich satt.

Mag ein Wort mein Ohr frech streicheln
Voller Klarheit, Sinn und Klang
Das in meinem Magen weidet,
satt ins Herze dann gelangt.

Suche Lippen, die Wort wagen,
formen meine
Wort zu sagen.

Aus: Christoph Stender, Domgefühl und Schatzeinsichten, Einhardverlag, 2005

Unentwegt werden Worte in die Welt gesetzt, deren Halbwertzeit oft schon mit deren Hervorbringung erloschen ist. Fast jeder meint, zu allem und jedem einen Kommentar parat haben zu müssen, was ja an sich noch nicht schlimm ist. Aber wenn dann auch noch das „Wortfließband Mensch“ meint, mit seinen Worten mindesten einen Hörer, mehrere wären ihm natürlich lieber, erlegen zu müssen, dann wird es bedrohlich, denn mit sinnhafter Kommunikation hat das meist nichts mehr zu tun.

Keine gesellschaftliche Gruppierung nimmt sich hier aus. Alle sind mal mehr mal weniger am Bruttosozialprodukt Wort beteiligt: Vereine, Politiker, Gewerkschaften, Stammtische, das zufällige Treffen an der Ecke, die organisierte Versammlung um Tortenstücke, Fachkongresse, jeder Tratsch, Klatsch und Klüngel usw.

Könnte man das wie auch immer produzierte Wort in Energie umwandeln, wir hätten die regenerativste Energiequelle schlechthin entdeckt und alle Energieprobleme wären damit gelöst, da so ja jeder einzelne von uns ein kleines Kraftwerk wäre. Ob das allerding wirklich umweltverträgliche Energieerzeugung wäre ist zu bezweifeln, denn auch Wortmüllberge „verstrahlen“ Umwelt und Kultur. Hier kann sich selbst die Kirche mit noch so vielen Worten nicht zur Unbeteiligten erklären. Denn auch die Kirche, genauer: so manche ihrer Wortführer, meinen zu allem einen Kommentar abgeben zu müssen. In Sachen Wortflut gilt auch für die Kirche, genauer ihre Vertreter und Vertreterinnen, dass nicht alles und jedes kommentiert werden muss: Ihr Wort braucht nicht auf jeder Bettkannte zu tanzen, jeden politischen Konflikt einzuordnen, jede Entwicklung – die gesellschaftliche natürlich nicht ausgenommen – zu kommentieren oder ständig verbal den (moralischen) Zeigefinger zu erheben.

Unserer Kirche und mit Ihr unseren Vertreterinnen und Vertretern täte es ggf. auch mal gut, ein bewusstes Schweigen zu praktizieren, also eine „bekundete“ Wortlosigkeit, um so im abwesenden Wort „wortgewaltig“ sein.

Allerdings unabhängig von den Wortüberreizungen in unserer Gesellschaft gehört das Wort (auch das unausgesprochene) zukünftig auch weiter unabdingbar zur Präsenz unserer Kirche. Diese Tatsache verpflichtet zu einer Authentizität im Wortgebrauch und somit zu einer verantworteten, also auch glaubwürdigen Kommunikation, von der niemand in unserer Kirche, egal in welcher Position, ausgenommen ist.

Jesu Erbe: Kommunikation

Für Jesus ist Kommunikation existentiell und sie prägte sein öffentliches Wirken, wie allerdings sein manchmal bewusst gewählter „Wortverzicht“ auch. Die jesuanische Kommunikation zeichnet sich aus durch brillante Rhetorik, treffende Beispiele, nachhaltige Gesten, bedeutende Zeichen und auch entschiedenes Schweigen. Jesus ist die Selbstmitteilung Gottes, seine Aussprache, seine Grammatik. Gott kommuniziert eben nicht in seiner „göttlichen“ Grammatik, denn die würde keiner verstehen. Gott bedient sich unserer Sprache, damit wir verstehen können, unserer Bilder, damit wir entfalten können, unserer Symbole, damit wir entschlüsseln können, unserer Zeichen, damit wir deuten können.

Gott fällt somit nicht einfach vom Himmel, denn das würde keiner verstehen; nein, er wird Mensch wie wir. Ein Baby das zu Welt kommt, das aufwächst, das können wir eben besser verstehen, da wir es kennen. So ist uns ja „Menschwerdung“ vertraut! So verhält sich Gott zu den Menschen, einmalig in Jesus Christus.

Und die Menschen verhalten sich auch zu ihm: Maria als Mutter, Josef als Vater, seine Jünger und Begleiterinnen, machtbesessene Stadthalter, weise Könige, Freundinnen, Ungläubige, Sünder, Propheten, Fremde – sie alle stehen in Bezug zu ihm.

Blicken wir zurück auf die Kommunikation der letzten Tage Jesu bis zu seinem Tod am Kreuz, dann stellen wir fest, dass seine Mitteilung immer zurückhaltender wird. Im Garten von Getsemani flüstert er fast nur noch, vor Gericht wird er immer wortkarger, mit dem Kreuz auf dem Rücken beginnt man ihm den Atem zu nehmen, und endgültig wird er seiner Stimme beraubt in der Atemlosigkeit des Kreuzestodes.

„Gott mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Hier ist alle Kommunikation ausgeblutet. Der Stimme beraubt, ist der Sohn Gottes zu Tode verstummt, wortlos, ein scheinbarer Wortbruch!

Quelle der erneuerten Kommunikation

Sie verließen die Wortlosigkeit und wollten ihren Schmerz, die Verzweiflung, die Selbstzweifel, eigentlich alles beginnen hinter sich zu lassen. Was hilft da besser als sich dem zu stellen was geschehen ist, gemeinsam darüber zu sprechen, zu erzählen, sich mitzuteilen und Wahrnehmungen auszutauschen, einfach zu kommunizieren, um so nicht mehr nur auf der Stelle der Verletzungen zu treten.

Und sie gingen los, heraus aus der Wortbrüchigkeit, die sich verdichtete in Wortlosigkeit, durch die Erinnerung hindurch zurück, mit dem Ziel „alte Heimat“: Zwei von ihnen gingen nach Emmaus. Und dann fiel auf diesem Weg, auf den Wegen der Vielen, einer ihnen ins Wort und fragte nach, hatte „Interesse“, wollte „dazwischen sein“:

„Wo seid ihr, was ist geschehen? Erzählt!“ Und sie nahmen ihn auf in ihre Erinnerung, die zwei Jünger den Anderen, den Fremden, und so wurde überraschend es nicht mehr, wie geplant, der Weg zurück, nein ein ganz neuer Weg bahnt sich an.

Und sie erzählten, erklärten, deuteten, setzten immer wieder einen Fuß vor den anderen, und schütteten ihr Herz aus, warben um Verständnis, wurden wütend, mal traurig und immer wieder sprachlos. Und so kam ihnen ein neuer Ort entgegen, an dem ihr Miteinander, ihre Kommunikation eine neue Qualität erfahren sollte: Kommunion in Kommunikation, das „Prinzip Emmaus“. Denn er, der Andere, der Fremde nahm das Brot, blickte sie an, dankte, teilte, sprach und reichte es ihnen. Und sie nahmen IHN auf, in der Annahme ihrer selbst durch IHN! Das Herz ging ihnen auf und eine neue Qualität der Kommunikation begann, die Kommunikation durch die Auferstehung, die befreit ist von der Angst um sich selbst.

Kommunikation im Licht der Auferstehung

Das Kreuz Jesu steht für die Vernichtung einer ganzen Existenz. Sich nicht mitteilen können ist Existenzverlust und führt letztlich in den sozialen und auch physischen Tod. Wenn Menschen die Möglichkeit zur Kommunikation genommen ist oder diese in ihrem Wesen dauerhaft reduziert wird, dann ist Leben durchkreuzt. Durchkreuztes Leben gründet im Handeln und Unterlassen anderer, in Machtgier, Vorverurteilung, Sensationslust, Unterdrückung, Rechthaberei, Missbrauch, Gier, Jugendwahn, um nur einige Motive zu nennen.

Die von der österlichen Auferstehung gekennzeichnete Kommunikation hat das Kreuz der Unterdrückung hinter sich gelassen. Sie ist an IHM orientiert und durch IHN motiviert und letztlich auf IHN hin ausgerichtet.

ER ist das Charakteristikum dieser neuen Kommunikation. Ihren Grundvollzug gab ER vor, als er das Brot nahm, anschaute, dankte, teilte, reichte und sprach. Mit seiner Bitte „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ vertraut Jesus Christus uns diese neue Qualität von Kommunikation an, und schenkt uns so ein neues Lebensmittel! Zum Lebensmittel geronnene und entfaltete Kommunikation befreit ihre Akteure von der Angst um sich selbst, und kann so das Gegenüber gelassen und gewollt mitnehmen wie auch umgekehrt. Die von der Auferstehung geprägte Kommunikation fürchtet den Menschen und seine „Aussprache“ nicht, und kann ihn deshalb ganz „vor – kommen“ lassen. Solche Kommunikation schützt Leib und Seele und wird Lebensmittel vor einem angstfreien Horizont.

Solche Kommunikation ist entwaffnend, macht nicht nieder, verletzt nicht, sucht nicht den Vorteil gegen andere, missbraucht nicht, spielt Macht nicht aus, führt nicht vor, grenzt nicht aus, urteilt, aber verurteilt nicht und macht nicht Mundtot.

So ist sie gekennzeichnet vom Geist Jesu, wie er greifbar wird in den Seligpreisungen, auf dem Weg des Samariters, im Gespräch mit der Frau am Brunnen, den verschiedenen Weisen der beiden Marias, der Einladung des Zachäus, im reichen Fischfang, der Speisung der Zehntausend sowie im Kind in der Mitte.

Wort – Kerngeschäft der Kirche

Die anfangs geschilderte Situation Vadims vor der Türe eines Operationssaales, so oder auch anders Realität, verweist in einer kaum zu überbietenden Klarheit auf das Kerngeschäft unserer Kirche, begründet in der Kommunikation Jesu.

Im Mittelpunkt dieses Kerngeschäftes steht das Wort Gottes, Gotteswort in Menschenwort. Das Kerngeschäft selbst ist deren Vermittlung, also die Verkündigung, die Kommunikation der befreienden Botschaft Jesu Christi.

Wenn also im Mittelpunkt christlicher (kirchlicher, gemeindlicher, verbandlicher, hauptamtlicher, ehrenamtlicher) Kommunikation das Wort steht, dann steht und fällt mit ihm auch die Glaubwürdigkeit der christlichen Religionsgemeinschaft, sprich derer, die Worte kommunizieren. Das Wort kann sogar glaubwürdiger sein als eine Tat, denn nie ein Wort gegeben zu haben ist abgründiger als das (unverschuldete) Misslingen einer Handlung, obwohl diese im Wort zugesagt war. Die Bedeutsamkeit des Wortes unserer Verkündigung besteht nicht primär in der Tatsache, dass wir Menschen es in den Mund nehmen, also letztlich nicht in der Autorität unserer Person, sondern darin, dass wir ein uns anvertrautes Wort, Gotteswort im Wort Jesu Christi, weitergeben als Gotteswort in Menschenwort.

Das Gewicht des Wortes entstammt der Mitteilungskraft dessen, der es in die Welt hinein gesagt hat: Gott! Sein ausgesprochenes Wort macht jene zu „Autoritäten“, die nicht anders können und wollen als von und aus seinem Wort zu sprechen und ihm folgend zu handeln! So allerdings kann doch die Gefahr bestehen, dass mit einem Glaubwürdigkeitsverlust der Verkündigenden, also der kommunizierenden Menschen, auch die Autorität des Wortes Gottes Schaden nehmen kann, obwohl es als solches, eben aus sich heraus wirkmächtig ist. Entsprechend unterstreicht der Evangelist Lukas „Auf dein Wort hin?“ (Lk 5,5), oder sein Kollege Johannes betont: „Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17), bzw. im Brief an Timotheus als Aufforderung nachzulesen:“ Strebe eifrig danach, dich Gott als bewährt zu erweisen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, der das Wort der Wahrheit recht teilt (2 Tim 2,15).

Vom nachösterlichen Sprechen im pastoralen Dienst

Die Negierung der Nachhaltigkeit des Kreuzes in der Auferstehung Jesu Christi definiert die Kommunikation derer neu, die sich in ihrem Sprechen auf Christus beziehen. Hier stehen z.B. Pastoralteams, Gemeindeleitungen, Räte, und Verbände im Fokus. Erkannt werden müssen sie an ihrem „pastoralen“ Sprechen und Handeln. Der Duktus ihrer Kommunikation sollte sein: Angstfreiheit, grundgelegt im Osterereignis.

Kommunikation in unserer Kirche, da wo sie verletzt, ignoriert und unterdrückt, muss aktiv aus dem Schatten dieses Kreuzes heraustreten. Kommunikation als Kirche hat von der Auferstehung her ihr neues Alleinstellungsmerkmal erhalten, das, wenn verlorengegangen, Kirche unglaubwürdig sein lässt. Aktuell hat Kirche ein Glaubwürdigkeitsproblem in der Pastoral vor Ort und in ihrer Kommunikation als Weltkirche.

Auf den Punkt gebracht bedeutet dieses Alleinstellungsmerkmal für die hauptamtliche und ehrenamtliche Kommunikation: Auferstehung in allen Bezügen und Dingen! Also nicht mehr die eigene Befindlichkeit, Vorrechte, Hierarchien oder ein „das war immer schon so“ dominieren, sondern einzig von der Botschaft Gottes zum Wohle des (gläubigen) Menschen ausgehend gilt es zu kommunizieren, also nicht aufgrund von Selbstbefindlichkeiten.

Genau aber in der Interpretation dessen, was der „Botschaft Gottes zum Wohle des (gläubigen) Menschen“ dient, liegt der Grund für viele der Sprachlosigkeiten, Sprachmissbräuche, Sprachüberheblichkeiten und Sprachverweigerungen im pastoralen Dienst, die wie auch immer mit oft starken Prisen Hierarchie versehen ist. Dem gilt es Lebendigkeit entgegen zu setzen Diese neue, lebendige Qualität der Kommunikation im pastoralen Miteinander bedeutet:

  • Verdeutlichen, klar sein, eindeutig sein
  • das Gemeinsame suchen, das Trennende niederschwellig achten
  • Eitelkeiten geringschätzen
  • Animositäten gehen lassen
  • Ablehnung herzlich überwinden
  • Macht nicht missbrauchen und auch das Wort nicht
  • belastende Geschichten im Miteinander benennen und aufarbeiten
  • nicht nur sich, auch dem Anderen etwas zutrauen
  • von Vergebung nicht nur schwätzen
  • Neuanfänge wagen
  • der „Auferstehung“ eine Chance geben.

Solche nachösterliche Kommunikation, unser Kerngeschäft, ist selbst eine Botschaft, die gewollt sein will.

Dem folgt, dass authentisch pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur in einem befreiten und bereinigten Miteinander ihrer unterschiedlichen Funktionen und Positionen als Kirche praktizieren, besser gesagt leben und arbeiten können.

In sehr vielen kirchlichen Gruppen und Strukturen, aber gerade auch unter pastoral hauptamtlich Tätigen dominieren Sprachlosigkeit, Sprachverweigerung und Spracharroganz. Hauptamtlichkeit tickt oft nicht kommunikativ, sondern kreuzigt sich nicht nur durch Sprachverweigerung oder Sprachreduzierung.

„Von selbst“ auf den Punkt gebracht

Besonders hauptamtliche Kommunikation sollte die Überwindung des Kreuzes in der Kommunikation unserer Kirche sein, jener Kreuze, die Kommunikation immer wieder scheitern lässt. Unsere Kommunikation sollte beispielhaft eine von der Auferstehung her befreite und befreiende Kommunikation sein. Konkret können wir uns, die in der Kirche hauptamtlich Tätigen, folgende zentralen und entlarvenden Fragen mutig stellen:

  • Welches Vorzeichen und welche Qualität haben unsere Kommunikation, unser Umgang im Haupt- und Ehrenamt?
  • Was will ich: Wortduelle gewinnen oder dem Anliegen Raum geben, damit es werden und wachsen kann?
  • Ist unsere Kommunikation auch im Konfliktfall auf Augenhöhe und von gegenseitigem Respekt geprägt?
  • Ist unsere Kommunikation eine Karfreitagskommunikation des Wortraubes, des Würgens in die Wortlosigkeit, der Wortverweigerung, des Todschweigens, des inhaltsleeren Wortschwallens?
  • Ist unsere Kommunikation eine Osterkommunikation, ein Lebensmittel, komponiert aus Danken, Teilen, Sprechen, Reichen und Mitnehmen?

Kompakt

Kommunikation ist das Kerngeschäft Jesu und somit auch die Weise, wie Christen, also Menschen, die sich von der Angst um sich selbst befreit wissen, den Menschen begegnen. Pastorale Kommunikation lässt den Menschen vorkommen, schützt und stärkt ihn. Der Einsatz jeglicher Waffen verhindert das Lebensmittel Kommunikation und führt letztlich in die Wortlosigkeit, den Tod. Dagegen steht unser Wort!?

Letztlich trägt die Erkenntnis:

„Weiter ist der Mensch.
Seit ein Gespräch er ist.“

(Friedrich Hölderlin / Bischof Klaus Hemmerle)

Erschienen in: Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Essen, Hildesheim, Köln, Osnabrück. J.P. Bachem Verlag GmbH. April 2011
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Geist Gottes

Beistand:
Der in mir aufsteht,
damit ich einstehe.
Der mich öffnet,
damit ich einschließe.
Der mich treibt,
damit ich nachgehe.
Der mich wandelt,
damit ich wende.
Der in mir unter-scheidet,
damit ich entscheide.
Dessen Flüstern in mir aufsteigt,
damit ich das Wort erhebe.
Der mich bindet,
damit ich halte.
Der mich sein lässt,
damit andere vorkommen können.
Der Beistand gibt mir Abstand zu mir selbst,
weitet so den Blick,
ermutigt meinen Schritt,
den nächsten Schritt zum Leben.
Und der Beistand steht dabei,
um aufzustehen, bevor Selbstverliebtheit, Selbstherrlichkeit oder Gedankenlosigkeit ihn wieder einmal versuchen abzuschieben.
Christliche Kompetenz bedeutet,
den Aufstand des Beistandes zu wollen,
damit das Ego sich setzen kann.

Gebet:
Heiliger Geist,
stehe mir bei,
wenn ich wieder nur bei mir stehe,
damit ich anstehe für das Leben,
auch da drüben und da dabeistehe,
Beistand,
Heiliger Geist.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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Nimm Platz

Nimm Platz! Eine einfache und hoffentlich auch noch alltägliche Formulierung. Da lädt man ein Gegenüber ein, Platz einzunehmen.

Diese Bitte könnte man auch so formulieren: „Komm, und nimm mir bitte einen Platz weg.“ Zugegeben, ein unüblicher Ausdruck, aber aussagekräftig! Nimm diesen Platz und belege ihn mit dir, so die Botschaft, fülle diesen Platz einfach durch deine Anwesenheit.

Platz nehmen zu dürfen hat in der christlichen Tradition seine Ankündigung im Abendmahlssaal. Jesus als Gastgeber lässt Menschen Platz nehmen, unterschiedliche Typen, vom „Lieblingsjünger“ bis zum „Judas“.

Die Eingeladenen waren willkommen, so wie sie Platz genommen. Jesus verlangt kein Platzgeld, Eintrittskonditionen stellt er nicht auf. Der „bedingungslose Tisch“ im Abendmahlssaal wurde durch den dort schon angekündigten Tod und die Auferstehung Jesu zum „bedingungslosen Ostertisch“.

„Nimm Platz“, das sagen Sie doch auch wenn Sie nicht allein an Ihrem Tisch sitzen wollen. Wenn Sie jemanden bitten an Ihrem Tisch ihnen „einen Platz zu nehmen“, darf der dann da – so einfach wie er ist – Platz einnehmen, bedingungslos?

Der Tisch im Abendmahlssaal, wie der Tisch in Emmaus, sie sind gedeckt mit diesem „jesuanischen bedingungslos“. Jesus lässt die Menschen ankommen, gewollt wie Platz genommen. Klar, Jesus fordert auch, er benennt Gebote und Regeln. Aber zuerst dürfen Menschen einfach ankommen.

Als Kirche und mit Blick auf unsere Tische zu Hause ist es gut österlich zu schauen, ob dieses „jesuanische erst einmal bedingungslos“ auf unseren Tischkarten steht.

Schriftstelle: Joh 20, 19 – 31

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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Maria, Maienkönigin

Melodie: Aachner Gotteslob Nr. 954

  1. Maria, Maienkönigin dich will der Mai begrüßen;
    o segne ihn mit holdem Sinn und uns zu deinen Füßen!
    Maria,  dir befehlen wir, was grünt und blüht auf Erden.
    O lass es eine Himmelszier in Gottes Garten werden!
  2. Maria, Himmelskönigin der Frühling kündet vom Morgen.
    So hoffen wir durch Freud und Leid auf unzerbrechliches Leben.
    Maria auf dich schauen wir, vertrauen deinem Glauben,
    dass Gott uns nicht vergessen macht, uns aufhebt in ewger Freude.
M: Kaspar Aiblinger 1845
T: 1. Strophe nach Guido Maria Görres 1842, 2. Strophe Christoph Stender 2011
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