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Haltung annehmen

„Der Mensch kann nicht nicht kommunizieren“ – eine klassische Aussage des
Psychologen Paul Watzlawick. Anders gesagt: Der Mensch reagiert immer auf seine Mitmenschen, selbst dann noch wenn er versucht nicht zu reagieren. Und Sie selber wissen aus eigener Erfahrung, dass unser Verhalten oft bestimmt ist von Launen, Erfahrungen  oder Erwartungen. Es „menschelt“ eben.

Auf Gott bezogen geht das so nicht. Physische Begegnung ist unmöglich, Berührung somit ebenfalls, und auf seine Launen zu reagieren ist unrealistisch. Es „menschelt“ eben nur, aber es „göttelt“ nicht. Oder ist Watzlawicks Satz doch auf Gott übertragbar, dass Gott nicht nicht kommunizieren kann? Nein, denn woher wollen wir wissen was Gott nicht kann!

Auch relativiert diese Antwort die ständigen Spekulationen in Literatur, Predigt und Diskussion wie Gott aktuell verlässlich kommuniziert oder auch nicht. Das Verhältnis zwischen den Menschen und Gott in Sachen aktueller Kommunikation ist weder ausgewogen, geschweige denn vergleichbar mit der der Menschen untereinander.

Watzlawick auf den Menschen bezogen lehrt uns aktuell, wir verhalten uns „zwangsläufig“. Watzlawick auf Gott zu beziehen geht nicht, aber das sagt auch etwas aus. Weil sich Gott eben auf uns hin nicht „zwangsläufig“ verhält, gilt es Gott gegenüber eine erwartende Haltung einzunehmen. Eine Haltung die für jede Kommunikation offen ist. Auf Gott hin offen für jede Kommunikation sein, das erfordert immer wieder alle Sinne zu aktivieren und das mit Lust am Hinhören.

Schriftstelle: Mt 22,15-21

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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Lippen

Auf Lippen geschaut:
mal wulstiges Rot,
unablässig in Bewegung;
auf Lippen geschaut:
mal Druckerschwarz,
in jeder Hand.

Lippen pressen
Wortgetöse,
Wortmüllberg,
Worterbrochenes
schamlos aus,
schleimig und behauptend,
schleichend durch Ohr wie
Auge,
und sitzen dann einfach
da bei mir.

Mein Ohr und Auge wollen
nicht mehr fressen,
mein Hirn nicht würgen
zu vergessen.
Worterbrochenes –
bin dich satt!

Mag ein Wort Aug‘ und Ohr
frech streicheln,
voller Klarheit, Sinn und
Klang,
das in meinem Magen
wohlig weidet
und satt ins Herze dann
gelangt.

Suche Lippen, die Worte
wagen,
mein Denken formen und
mit eigenen Händen
meiner Lippen Worte tragen.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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Christentum und Kirche – ein europäisches Erbe mit Zukunft

Impuls zur Arbeitsgruppe I beim Jugendkongress der Konrad-Adenauer-Stiftung „Europa: Ohne Werte keine Zukunft“

  • Das Christentum und Kirche zum europäischen Erbe gehören ist unbestreitbar. Die beiden christlichen Konfessionen, Katholisch, Evangelisch, die orthodoxen Glaubensgemeinschaften, wie die Anglikanische Kirche haben unterschiedliche aber unübersehbare Spuren hinterlassen, die sicher von Zeitgenossen heute auch unterschiedlich eingeordnet werden.
    Christliche Tradition und christliches Gedankengut ist spürbar im europäischen „Wertekanon“, in den Künsten, der Kultur und der Bildung bis hinein in die sozialen Netzwerke.

Blicken wir also direkt in die Zukunft:

  • Die im Veranstaltungstitel parallelgesetzten Begriffe „Christentum und Kirche“ müssen mit Blick auf „ihr Erbe sein“ für die europäische Zukunft differenziert betrachtet werden.
    Einen differenzierenden Einblick verlangt schon das Phänomen, das fundamentaltheologisch und dogmatisch die  Kirche (ich nenne hier die mir vertrautere katholische Kirche), egal in welchem europäischen Land sie sich vorfindet, immer die „Eine“ ist („unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam). Der Grad ihrer Einbettung in Staaten und Gesellschaften allerdings ist sehr unterschiedlich. Auch kann man nicht so einfach von der Kirche sprechen, berücksichtigt man den unterschiedlichen Institutionenwandel der christlichen Kirchen in Deutschland, Frankreich oder in Polen. Auch ist die Verankerung z.B. der Orthodoxen Kirche in der bulgarischen Bevölkerung eine andere als die der Anglikanischen Kirche in Großbritannien. Ohne Zweifel allerdings ist, dass die Institution Kirche in Europa weiter an Bedeutung verliert, allerdings auf die einzelnen EU Staaten bezogen verschieden intensiv. So ist der Begriff Kirche, bezogen auf ihre Bedeutung für die Zukunft Europas keine unwichtige aber eine unsichere Bank.
  • Theologisch betrachtet (Theologie verstanden als die Reflexion der Kommunikation Gottes mit den Menschen in der biblischen Überlieferung und der Tradition der Kirche.)  gehören die beiden Begriffe Christentum und Kirche wie im Titel formuliert allerdings existentiell zusammen.
    Christentum, personalisiert auf den hin, der sich als personales Subjekt auf Christus bezieht, wird durch seinen Christusbezug notwendig auf die Gemeinschaft der Glaubenden verwiesen, die nichts anderes ist als die (lat.) Ecclesia, die öffentliche Versammlung der Christen, also die Kirche.
    Der christliche Glaube führt den einzelnen immer hinein in eine Gemeinschaft der Glaubenden, unabhängig wie groß diese Gemeinschaft ist und in welchem Land sie sich befindet. Glauben tut man nicht für sich allein, Glauben ist Sammlung!
  • Die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden z. B. gesammelt in der katholischen Kirche, ist aber immer eine Gemeinschaft mitten in der Welt. Sie geht nicht aus einem „Nicht – Welt – Sein“ auf die Welt zu, sondern sie findet sich in der Welt vor, obwohl sie nicht von der Welt ist, sprich nicht den Kräften der Welt unterworfen ist. (Stichwort aus der Freiburger Rede von Papst Benedikt: „Entweltlichung“)
    Dies konkretisiert das II. Vatikanische Konzil (1962 – 1965) in  der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ („Freude und Hoffnung“) über die Kirche in der Welt von heute, für heute verbindlich:
    • Der Mensch ist Urheber, Mittelpunkt und Ziel des wirtschaftlichen Lebens und der Kultur, denn die Würde der menschlichen Person gründet in der Gottesebenbildlichkeit.
    • Die menschliche Person ist auch Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Institutionen. Die Kirche weiß sich mit allen Menschen darin verbunden; daraus entwickelt sich der Auftrag im Dienst an anderen, eine humane Gesellschaft zu gestalten.
    • Die Kirche braucht den offenen Dialog mit der Welt, um – lehrend wie lernend – die Zeichen der Zeit zu erkennen und ein Gemeinwohl, im weltweiten Kontext, nach Gottes Ordnung anzustreben.
    • Dieses setzt die Kenntnis der Situation des Menschen in der heutigen Welt voraus, wobei die gegenwärtig starken Wandlungen zu berücksichtigen sind. Trotzdem ist die Kirche an keine besondere Form der Kultur und kein besonderes gesellschaftliches, wirtschaftliches oder politisches System gebunden, sondern eine Entität sui generis (eigene Gattung, eigene Art).

 

Kirche ist nicht Selbstzweck, sondern das wandelnde Volk Gottes durch die Zeit, sprich unsere Welt.

  • Unter diesen Rücksichten kann guten Gewissens gesagt werden: Die Glaubensgemeinschaft der Christen z.B. als katholische Kirche auf dem Weg, hat im zukünftigen Europa eine Zukunft. Auch wenn diese Gemeinschaft primär in Europa schrumpft, so werden sich in den Ländern die momentan zu Europa gehören die Christen frei versammeln können, Gottesdienste feiern und teilweise veränderte aber auch neue Strukturen ihres „da – Seins“ entfalten. So kommen sie zukünftig vor. Und wer vorkommt hat auch die Potenz zu gestalten.
  • Allerdings ist zu unterscheiden zu dem eben gesagten, dass die Gemeinschaft der Glaubenden in der Zukunft Europas vorkommen wird,  ob die Kirche an einer europäischen Gesellschaft in  Zukunft auch mitgestalten wird, so wie sie das bis in unsere Gegenwart hinein tut.
    Kirche geht nicht auf in der Welt, sie ist nicht von dieser Welt, da von Christus gestiftet, aber inmitten der Welt. Das klingt provokant, ist es auch!
    Die Position der Kirche ist in mitten der Welt, aber sie ist immer auch aus der Distanz des Evangeliums zu dieser Welt präsent.
    Aus dieser Perspektive bezieht Kirche ihren Auftrag (nicht ihre Daseinsberechtigung) immer neu, in die Welt ganz konkret hineinzuschauen, um da Anwalt zu sein, wo diese Welt, wo Gesellschaften verletzt sind, bzw. verletzen.
    Da muss Kirche allerdings selber sehr demütig werden, weil sie selber bis in die jüngste Vergangenheit hinein selbst zutiefst und unverzeihlich durch einige ihrer Repräsentanten verletzt hat. (Pause)
  •  Ein Beispiel aus der Kirchengeschichte, vielleicht tauglich für die Zukunft des Miteinanders von Kirche und Europa: Die Gründungen z.B. der Ordensgemeinschaft der Franziskaner ist entstanden auf den Hintergrund eine Kirchenkritik von innen heraus, aber auch als Kritik an der damaligen Gesellschaft in die hinein Kirche verwoben war. Die Gründung der Franziskaner (1209, Ordo Fratrum Minorum, Abkürzung OFM, Orden der Minderbrüder des hl. Franziskus), ist nicht nur die Schaffung einer neuen Gemeinschaftstruktur, sondern im Kern begründet in dem anderen Blick auf den Menschen, nämlich ihn messend an seiner Ebenbildlichkeit Gottes. Dieser andere Blick deckt Anfang des 13. Jh. konkrete soziale Missstände in Kirche und Gesellschaft auf. Dieser andere Blick ist immer, damals wie heute, gerichtet auf Gesellschaft und die Kirche selbst. Der andere Blick, der Blick durch das Evangelium auf das Miteinander der Menschen auch in der Zukunft Europas, wird der Beitrag derer sein können, die sich auch in Zukunft Christen nennen. Und eines steht fest: Wer durch das Evangelium hindurch auf das Miteinander der Menschen schaut, wird immer feststellen, dass es Verlierer gibt. An deren Seite gehört letztlich primär eine Kirche der Zukunft, mit und für Europa und inmitten Europas.
  • Auch wenn die Gestalt und Struktur der Kirche sich wandeln wird (und auch muss), so wird sie in Gemeinschaften derer, die sich zu ihrem Glauben bekennen und ihn feiern, in einen zukünftigen Europa sichtbar sein, einfach weil diese Gemeinschaften da sind. Das ist in sich ein wertvolles Gut für ein Europa der Zukunft, das Christinnen und Christen da sind, sich als Erzählgemeinschaft definieren, integral auch in einem religiös plural größeren Gemeinwesen. Aber sie werden sich nicht selbst genügen wollen, sie werden diesen anderen Blick durch das Evangelium hindurch auf die Welt haben, dem sie selbst verpflichtet sind, aber der sie auch nicht schweigen lässt von dem was sie sehen.
    Daraus entsteht „notwendend“ exemplarisches Handeln, Kirche als Vorreiter, eine anzunehmende Vision von Kirche in einem zukünftigen Europa.
Vortrag im Rahmen des Jugendkrongresses „Europa: Ohne Werte keine Zukunft“ der Konrad-Adenauer-Stiftung, 5. Oktober 2011, 9.30 – 18.00, Aachen
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Gottes Gerechtigkeit?

„Gott würfelt nicht“,  sagte wohl einst Albert Einstein und damit verbunden ist die aktuelle Frage: Wie entscheidet Gott? Im Sonntagsevangelium sieht man förmlich Menschen ihren Kopf schütteln angesichts der Zahlungsmoral des Weinbergsbesitzers, der hier Synonym für Gott ist.

Der, der nur eine Stunde gearbeitet hat bekommt denselben Lohn wie jener, der den ganzen Tag geschuftet hat. Mit der Frage ob das gerecht ist geht die Frage einher, mit welchem Maß misst Gott?

Alltägliche Ereignisse stellen uns auch vor diese Frage: Ist es gerecht, dass eine junge Frau plötzlich stirbt und ein alter  Mensch ewig dahinsiecht.

Ein Text von Dietrich Bonhoeffer, bekannt als die 2. Strophe des Liedes „Von guten Mächten“  hilft mir zu begreifen:

„Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns bereitet hast.“

Das quälende Alte, so deute ich den Text, ist unsere ständiger Versuch Gott in den Griff zu bekommen.  Die schwere Last ist die Realität in der wir auch leben. Das alles scheucht unsere Seelen auf, verunsichert. Das Heil, das Gott bereitet hat, wird uns die Augen öffnen. Bonhoeffer hat darauf vertraut im Leben und Sterben. Ihm traue auch ich, jetzt!

Schriftstelle: Mt 20, 1-16a

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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22. Sonntag im Jahreskreis 2011

Mt 16, 21-27

So klingt eine verbale Ohrfeige! Jesus weist Petrus den Apostelfürsten zurecht: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen, (…) denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (Mt 16, 23b)

Petrus wollte doch nur das richtige tun, sprich aus dem glaubenden und verstehenden Herzen heraus im Sinne Jesu zu handeln. Dumm gelaufen lieber Petrus!

Liebe Leserinnen und Leser, nun sind wir nicht so prominent wie der Fels, obwohl uns ja eines mit ihm mindestens verbindet, nämlich unser Bemühen in der Nachfolge Jesu zu stehen. Allerdings ist Nachfolge in unserer Kirche heutzutage auch gar nicht so einfach, denn schnell sind Kritiker auf dem Plan die die Richtigkeit dieser oder jener Art der Nachfolge bestreiten. Und somit ist nicht ein Disput zwischen dem historischen Jesus und seinen „Nachfolgern“ losgetreten, sondern ein Disput der Nachfolger untereinander, die alle meinen richtig zu liegen. Da haben wir rechte und linke Christen, eine Kirche von unten und von oben. Da gibt es die Papsttreuen, die Reformchristen, jene die einfach Jesus nur lieben usw.

Hinzu kommen noch Christen die im Besonderen  jeder liturgischen „Bewegung“ – wohin auch immer – misstrauen. Da werden dann zähnefletschend liturgische „Vorlieben“ verteidigt zwischen jenen die ein priesterlicher „Rücken entzückt“, und anderen die den  priesterlichen „Bauch frontal“ bevorzugen.

In der „Gemeinschaft“ der katholischen Christen scheint der Wille zur Einheit immer mehr zu scheitern an der oft erbittert ausgelebten Frage nach Recht und Unrecht.

Hat Recht wer sich geschickt in den Medien positioniert oder der, der eher im Stillen agiert? Sprechen Mehrheiten Recht oder Ämter? Führt demokratisches Verhalten zum Recht oder willkürlich herausgegriffenen Traditionsmomente? Hat alles Neue Recht oder alles Alte. Schaffen herzlose Kompromisse Recht.

Ich merke immer mehr, dass es nicht gehen kann um die Richtigkeit einer Form, einer Sprache, einer Erkenntnis, einer Haltung, einer Tradition, einer „Modernisierung“, einer Kleidung, einer Struktur usw. Wer nur darauf schaut muss streiten und sein mutmaßliches Recht erkämpfen und somit Verlierer  wollen, also Menschen zurücklassen.

Deswegen bewegt mich nicht primär das Motiv der Rechtssuche, obwohl es mir, verstehen Sie mich nicht falsch, schon um das „Richtige“ geht.

Wichtiger ist mir die Frage: Was führen wir im Sinn? Es geht mir um das wirkliche Motive, das die Suche nach Recht bewegt und das kann sich nicht im reinen Rechthaben erschöpfen.

So wird die Suche nach Recht zum Austausch, einem einander SICH mitteilen unter erfahrungsbereiten und lernfähigen Christen.

Folgende Fragen könnten diesen Austausch motivieren: Was brauchst du, was gibt Sicherheit, auf was kannst du nicht verzichten und warum, was macht mich stark, wie nehmen wir einander mit …

Mit dem Recht haben wollen in unserer Kirche ist schon so manches Unrecht geboren worden. Und jeder einzelne in unserer Kirche sollte sich vor Augen halten: Wenn Jesus schon einen angehende Papst des Unrechts bezichtigt, dann wird er vor uns wohl auch nicht zurückscheuen. Vielleicht sollten wir, bis es eine ewige Rechtssicherheit geben wird eher auf die gemeinsame Frage setzen: Was brauchst du in unserem gemeinsamen Haus des Glaubens?

Erschienen  in: Katholische SonntagsZeitung für Deutschland, 28. August 2011
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Nehmen Sie sich die Macht!

Wer die Schlüssel hat, der hat Macht! Im heutigen Evangelium geht es um die Macht im Himmel. Mehr Macht geht nicht! Solche Macht wird einem Menschen anvertraut, oder sollte man hier besser sagen zugemutet! Wir alle wissen was Macht haben bedeutet, auch wenn manchen von uns, die Macht, betrachtet aus der Perspektive der Machtlosen, vertrauter zu sein scheint.

Macht konkret: Die Macht die auch Sie haben vergegenwärtigt ein Blick zurück in das Evangelium des vergangenen Sonntags.

Erinnern Sie sich an diese Frau? Eine Kanaanäerin bedrängt Jesus mit der Bitte ihr etwas zu geben, das nur er geben kann, was ihr allerdings nicht zusteht. Jesus reagiert nicht und sie lässt nicht locker. Die Jünger raten Jesus der Frau den Laufpass zu geben. Doch der Körpereinsatz dieser Kanaanäerin vereitelt diesen Ratschlag im Keim. Bevor Jesus sie abweisen will, fällt sie vor ihm auf die Knie.

Knüpfen wir hier an Ihrer Lebenserfahrung an!

Ist schon einmal jemand vor Ihnen flehend auf die Knie gefallen? Vielleicht auch ohne besonderen Körpereinsatz, denn im zutiefst flehenden Wort kann man buchstäblich auch „auf die Knie gehen“.

Und was meinen Sie geht in einem Menschen vor, der sich so entblößt und verletzlich macht? Gleichzeitig legt der Bittende seinem Gegenüber enorm viel Macht in die Hände. Ist Ihnen schon einmal so viel Macht anvertraut worden? Macht um etwas gebeten zu werden das nur Sie geben können: Und eines das können nur Sie geben: Verzeihung egal ob im Kleinen oder im Großen.

Schriftstelle: Mt16, 13-20

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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Job, Kirche und ich, geht das zusammen?

Jobsuche, irgendwann trifft es jeden! Da sind natürlich Kirche und Caritas eine nicht zu vernachlässigende Adresse, denn die gehören zu den größten Arbeitgebern in der BRD.

Die Frage also könnte lauten: „Hallo, wäre da nicht auch ein Job für mich drin?“

Schon werden andere Stimmen laut: „Meinst du, das würde mit Ausbildung und Anstellung bei Kirchens alles so klappen!  Ausgerecht du einen Job bei diesem frommen Haufen?“

Dabei gibt es doch recht „harmlose“ Berufe in Kirche und Caritas könnte man kontern: Kirchenmusiker, Hausmeister, Küster, Erzieherin, Altenpfleger, Krankenschwester, Sozialarbeiter, Finanzfrau,  Raumpflegerin, Psychologe usw. Da muss man ja nicht gleich Priester, Gemeindereferentin, Diakon oder Pastoralreferent werden, also einen der Berufe ergreifen, die besonders mit der kirchlichen  Vermittlung und Verkündigung zu tun haben. Aber ganz nebenbei angemerkt, warum eigentlich nicht auch einen von diesen seelsorgerischen Berufen, der Gesellschaft täte es gut.

Wer allerdings in Kirche einen Beruf ausüben will, ob als Hausmeister bzw. Krankenschwester in der Dienstleistung oder als Priester bzw. als Gemeindereferentin in der Seelsorge, der sollte sich vor Augen führen, dass jede Tätigkeit in der Kirche der Sache dieser Gemeinschaft dienen muss.

Was aber ist die Sache der Kirche? Klar es gibt keine Methode katholisch einen Rasen zu mähen oder katholisch Kranke zu waschen. Aber es sollte in jedem Berufsfeld eine Identifikation mit dem kirchlichen geben, egal an welchem Platz jemand konkret seine Kraft einsetzt. Diese Identifikation macht sich fest an der „Lust“ die  empfunden wird für die Botschaft Gottes und seine Geschöpfe.

Unterschiedlich starke gestalten die verschiedenen Berufe in Kirche diese Identität und Authentizität mit, deswegen zu jedem Beruf in der Kirche eine gewisse Portion Berufung gehört.

Wer keine Freude an der Botschaft Gottes hat, wer Gemeinschaft eher scheut, wem die Arbeit im Team schwerfällt, der würde beim Arbeitgeber Kirche nicht wirklich glücklich.

Dieser Sache entsprechend ist In besonderer Weise  den leitenden Berufen in der Kirche  aufgetragen, für die Einheit aller in der Kirche  Tätigen, ob hauptamtlich oder ehrenamtlich,  zu sorgen.

Kirche als Arbeitgeberin muss von daher vorbildlich bemüht sein, das alle ihre Mitarbeiter in ihren Berufen /Berufungen sich entfalten können zum Wohl des Ganzen. Auch daran, wie Kirche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgeht,  wird sie gemessen, also hingeschaut wie sie tickt.

Für mich als Priester, der an der Ausbildung zukünftiger Religionslehrer  mitwirkt, ist es wichtig in einem Team zu arbeiten, das von der Botschaft Jesu getragen, aufeinander achtend den anvertrauten Menschen dient, die zukünftig die Verkündigerinnen und Verkünder der Botschaft Jesu Christi in unserer Gesellschaft sein werden.

Und so ist die Frage, die ich eingangs schon gestellt habe, gar nicht so daneben: Wäre bei Kirche und Caritas  nicht vielleicht  doch ein „Job“ zu finden, der Ihnen, die Sie diese Zeilen lesen,  auf den Leib geschrieben wäre?

Erschienen in der Mitgliederzeitung der Schönstattbewegung Deutschland, Juli 2011
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Du Tor

Seine Schritte sind fest
du spürst sie tanzen

Seine Worte lächeln
du hörst dein Gedicht

Seine Arme drücken danke
du fühlst bitte bleibe

Seine Augen blinzeln „Lebwohl“
dein Herz pocht „ja bis morgen“

Seine Hand schreibt „ich mag dich“
du entziffert: „er liebt mich“

Seine Gedanken suchen einen neuen Morgen
du kauerst in deinem zerbrochenen Gestern

Du Tor,
du kannst nicht flüchten vor der Vergänglichkeit!
Du Tor,
verneige dich in Treue vor dieser Vergangenheit,
und sei kein Tor.

In Lyrik + mehr, Walheim 2003 veröffentlicht | Getaggt , | Kommentieren

Weiter stolpern

Als ich stolperte,
wiedereinmal auf meine Nase fiel,
roch ich die von Kot und Urin durchtränkte Erde,
meine Heimat,
die ich nur riechen konnte im Aufstehen,
um für ein Morgen weiter zu stolpern,
aufatmend!

© Christoph Stender
In Lyrik + mehr, Walheim 2003 veröffentlicht | Getaggt | Kommentieren

„Qualitätssicherung Mensch“

Soziale Kompetenz mit Perspektiven in Kontext der Hochschulbildung

Anforderungsprofil einer Hochschule

Die Aufnahme eines Hochschulstudiums (Universität, Hochschule, Fachhochschule) bedeutet den Einstieg in ein relativ geschlossenes Bildungssystem deutscher Prägung, mit dem Anspruch, Europa- und Weltweit kompatibel zu sein. Für eine Hochschule ist daher das folgendes (fragmentarische) Anforderungsprofil wesentlich:

  • Führungsposition in Lehre und Forschung
  • Kompetenz der in Lehre und Forschung Tätigen
  • Attraktivität des Standortes, Standortfaktor
  • Wirtschaftlichkeit
  • Kompatible Strukturen und Lehrangebote
  • Weltweite Vernetzung und Partnerschaften
  • Innovationen
  • Darstellung von Lehre und Forschung
  • Studienleistung

Konsequenz für die Studierenden

Um diesen Ansprüchen der Wirtschaft an die Hochschulbildung auch in Zukunft kontinuierlich gerecht zu werden, also am Markt der Hochschulen nachgefragt zu bleiben, bedarf es einer andauernden Qualitätssicherung dieser eben genannten, unterschiedlich zu gewichtenden, Merkmale.

Für die Hochschulen ist Qualitätssicherung mit Blick auf ihre zukünftigen Studierenden überlebenswichtig, da die auf Expansion angelegte Wirtschaft, am eigenen Erhalt orientiert, ein klares Anforderungsprofil an ihre leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern legen muss, die fast ausnahmslos an den Hochschulen ausgebildet werden.

Diese aber sind die Hochschulabsolventen und Absolventinnen der Zukunft, nämlich Sie, aber nur dann, wenn Sie dem folgenden Anforderungsprofil ihrer zukünftigen Arbeitgeber entsprechen!

Anforderungsprofil an die Hochschulabsolventen

Für die zukünftigen Arbeitgeber sind folgende Merkmale der Hochschulausbildung wesentlich:

  • Hohes Fachwissen
  • Flexible Anwendungskompetenz
  • (Zukunftsorientierte interne Weiterqualifikation)
  • Team und Führungskompetenz
  • Image-Identifikation/Motivation

In Bewerbungsgesprächen und einstellungsorientierten Settings, wird immer häufiger die Frage nach dem Engagement vor und während des Studiums der Hochschulabsolventen gestellt, um einen Eindruck der Persönlichkeit und der sozialen Kompetenz des Bewerbenden zu erhalten.

Hier werden die sogenannten „Schlüsselqualifikationen“ angesprochen, wie :

  • Faire Argumentations- und Überzeugungstechniken/Vermittlungskompetenz
  • Lebensförderndes Führungs- und Entscheidungsmanagement
  • Effektive und kreative Teamfähigkeit
  • (allg. Kommunikationsbereitschaft)
  • Partnerschaftliches Konfliktmanagement
  • Selbstakzeptanz und Stressbewältigung
  • Interkulturelle Dialogfähigkeit

Allgemeine Zielsetzung

Letztendlich, bewusst verkürzt formuliert, geht es den Hochschulen sowie der Wirtschaft und somit auch der Politik um die Konkurrenzfähigkeit mit Blick auf Erhalt und das bedeutet: Expansion!

Wirtschaftswachstum ist der Garant für die Steigerung eines gesellschaftlichen Lebensstandards, der bei allen Beteiligten nicht zuletzt auch einen Machtfaktor darstellt.
Um dieses Ziel auch in Zukunft zu erreichen, bedarf es gebündelter Kompetenzen. Diese sollen in Zukunft auch Sie mitbringen, oder genauer gesagt, die Besten von Ihnen.

Sie haben es geschafft

Sie haben es geschafft, oder erhoffen es für die unmittelbare Zukunft und bringen die Zugangsberechtigung für ein Studium mit, Ihre, wie so schön gesagt, Hochschulreife. Sie sind oder werden reif, nicht für die Insel, sondern für ein Studium, von dem einige Hochschulabsolventen behaupten, es habe sie reif werden lassen für die Insel! Sie stehen nun vor der Möglichkeit, die nächste Qualifikation zu erwerben, eine weitere Grundlage für die Planung dessen, was Sie Ihre Zukunft nennen wollen. Zu Beginn eines Studiums füllen sich die Vorlesungssäle aber nicht nur mit „weiterzuqualifizierenden Abschlüssen“, sondern das Studium wird von Menschen angetreten, Persönlichkeiten, mit einem Abschluss (Abitur) zur Weiterqualifizierung, dem gesellschaftlich getragenen Bildungssystem entsprechend.

Sicherung ja, aber welcher Qualität?

Sie werden an Hochschulen ausgebildet, zu deren Qualitätssicherung Sie jetzt schon dadurch beitragen, dass Sie eingeschrieben sind, um nun weiter qualifiziert zu werden, damit Sie in Zukunft die Qualität eines Betriebes oder eines Dienstleisters sichern können, vielleicht ja sogar eines Anbieters, der einzig und allein das Produkt Qualitätssicherung vertreibt.

In unserer Gesellschaft ist es unbestritten, dass der Mensch einer Qualifizierung bedarf, um bestimmte Aufgaben auch kompetent lösen zu können. Qualifizierung aber hat immer bestimmte Merkmale, die überprüfbar sind.
Gott sei Dank muss der Mensch selbst, um Mensch sein zu dürfen, noch keinem, von Menschenhand entworfenen, Qualitätsmerkmal entsprechen. Noch reicht es aus, als solcher, sprich als Mensch, existenzberechtigt zu sein.
Um aber den Anforderungen einer Gesellschaft zu entsprechen, müssen ihre Mitglieder sich Qualifikationen unterziehen, die sie befähigen, die Qualität einer Gesellschaft zu sichern. Hier ist noch nichts darüber ausgesagt, ob diese „Qualität“ auch wirklich erstrebenswert ist, und darüber hinaus auch Zukunft sichert!

Ein alltägliches Beispiel, etwas pointiert, zum Thema der erwarteten Qualitäten:

Ich möchte und mit mir einige Millionen von Zeitgenossen, dass ich auf einen Knopf drücke, damit mein Computer startet. Startet er nicht, bleiben mir zwei bis drei Möglichkeiten, eine Fehlerquelle selbst auszumachen, um sie dann aus eigener Kraft beheben zu können.

Wenn der Computer dann immer noch nicht funktioniert, brauche ich qualifizierte Hilfe.

Ich muss wissen,
wer mir helfen kann,
wie ich ihn erreiche,
ob er den Fehler ausmachen kann,
ob er ihn dann auch beheben kann und wenn nicht,
ob er jemanden benennen kann, der den Fehler beheben kann
und wenn ja, ob er das denn überhaupt auch will
und ob er eine Gegenleistung erwartet
und ob ich die leisten kann
und wenn nicht, ob es jemanden gibt, der mir hilft diese Gegenleistung erbringen zu können.

Damit weiß ich aber nicht, ob ich meinen Computer morgen wieder nutzen kann. Also muss ich überlegen, da ich einen Computer brauche,
ob mir jemand einen PC leihen kann und zu welchen Konditionen,
ob ich in der Lage bin, diese Konditionen zu erfüllen
und wenn nicht, ob ich jemanden finde, der mir hilft, diese Konditionen zu erfüllen.

Vorher vergaß ich aber noch zu fragen, wo ich suchen muss, um jemanden zu finden, der mir helfen kann und wenn, ob der das dann auch tut und zu welcher Kondition und ob ich …

Fachkompetenz entfaltet sich im Rahmen sozialer Kompetenz

Zu all den hier angesprochenen „ob, wenn und aber“, gehören Menschen, die nicht nur die Kompetenz haben, einen Knopf zu reparieren. Hier sind Menschen mit der Kompetenz gefragt, in Systemen zu handeln und sie bedarfsorientiert zu steuern, Menschen mit Team- und Kommunikationsfähigkeiten, mit logistischer Kompetenz, Menschen die vermitteln, organisieren, intensivieren, operationalisieren, beraten und kontrollieren können, Menschen die ihren Stress nicht zu dem meinen machen, Menschen die mir Kapital zur Verfügung stellen, und Menschen, die mir gegebenenfalls über den Verlust meines alten PC hinweghelfen und so trösten, um nur einige Qualifikationen zu nennen.

Wenn Sie in Zukunft nur den besagten Knopf reparieren können, dann können sie eventuell zu wenig. Sie können in jedem Fall zu wenig, wenn Sie mehr wollen, als nur einen Knopf zu reparieren!

In Ihrem Studium, ob nun Elektrotechnik, Geowissenschaften, Medizin, Maschinenwesen, Architektur, Mathematik, Informatik, Chemie oder was Sie auch immer Sie studieren werden, werden Sie fundamentale und innovative Fachkenntnisse erwerben, aber trotzdem an der folgenden Frage nicht vorbeikommen:

Wie qualifiziere ich mich selbst,
der ich mehr bin als das Fachwissen,
was ich auch schon vorher wusste,
ich, der zukünftig in der beruflichen Tätigkeit mehr zu leisten hat,
als das, zu dem mein Fachwissen mich qualifiziert?

Auf diese Frage kann ich primär nur hinweisen, Ihnen aber nicht die Antwort geben. Wie Sie sich konkret qualifizieren müssen, ist allein Ihre Entscheidung (gemessen an der Herausforderung), die Sie auf dem Hintergrund Ihrer Biographie und der bisher erworbenen sozialen Kompetenz. entscheiden müssen.

Statement zu Mensch und Wissen

Wissen hat nur dann einen lebenspraktischen Wert, wenn es auf den Menschen bezogen angewandt wird. Die am Menschen orientierte Anwendung kann aber nur gelingen, wenn sie sich an den (manipulierbaren) Erwartungen des Menschen orientiert. Die Erwartung des Menschen aber lautet: Mein Leben soll gelingen. Die Erfordernisse dazu sind so unterschiedlich wie die Vorstellungen von einem gelungenem Leben selbst.

Wenn Sie sich, in welcher Disziplin auch immer, Fachkompetenz aneignen, dann geht das letztlich nicht ohne den Blick auf den Menschen.

Durch Forschung und Erkenntnis, eingebettet in Globalisierung (Europäisierung) verändert sich die Selbstwahrnehmung des Menschen. Die Gentechnik, Mikrotechnik, Robotertechnik sowie die Hirnforschung, um nur einige Bereiche zu nennen, im Kontext einer schnelllebigeren Zeit, stellen den Menschen vor eine Menge von Fragen, die in einer solchen Komplexität noch nie da gewesen sind.

Auch wenn Sie nicht für jeden einzelnen Menschen die Verantwortung übernehmen können und dürfen, stehen gerade Sie als speziell (aus-)gebildeter Mensch, besonders in der Mitverantwortung um die Geschicke einer Gesellschaft.

Konkret: Lehre und Forschung, sowie deren Nutzung, muss sich dem Menschen gegenüber verantworten.

Wer ist die Menschheit? Ist sie nur die Summe der Menschen einer Gesellschaft oder die der Weltbevölkerung, oder ist damit auch eine Verhältnismäßigkeit angesprochen?

Im Sinne einer gewollten und gerechten Bezogenheit können wir nicht von einer Menschheit sprechen. Die negativen Folgen des Handelns oder auch Nicht-Handelns privilegierter Nationen lässt negativ erfahren, wie sehr die Menschheit aufeinander verwiesen ist (Erwärmung des Weltklimas).

Die Frage nach dem Wohl der Menschheit, wenn es denn ein konkretes ist, kann nicht zeitlos beantwortet werden. Gerade die Forschung, deren Umsetzung und die Mehrung unseres Wissens hat Konsequenzen für das Wohlbefinden einer Menschheit.

Das Wohlbefinden der Menschen aber ist keine dauerhaft kollektive Wahrnehmung. Wohlbefinden ist eine subjektive Befindlichkeit, die jedoch wesentlich von dem Umfeld des Menschen abhängt.

Persönlich im Blick: Fach- und soziale Kompetenz

Wenn es nun um Sie ganz persönlich geht und somit um die Frage Ihrer Zukunft, mittelfristig im Studium, langfristig noch subjektiv zu entscheiden, dann möchte ich Sie einladen, folgenden Gedanken nachzugehen, im Kontext von Fachkompetenz und sozialer Kompetenz:

  • Welche Fähigkeiten und Talente bringe ich über meine Hochschulqualifikation hinaus mit?
  • Was möchte ich an mir verändern, und was will ich in jedem Fall erhalten?
  • Welche Ziele verfolge ich mit meinem Studium?
  • Welche Visionen der Zukunft, an deren Gestaltung ich mich beteiligen will, motivieren mich?
  • Wie sieht das aus mit meiner Selbstakzeptanz, stehe ich zu meinem Leben so wie ich es in mir spüre?
  • Welchen Wert messe ich dem Begriff „Karriere“ bei, und welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang für mich Gemeinschaft, Beziehung und Freundschaft?
  • Welche Werte, und der Glaube an was (…) trägt mich?

Fragen, die sich immer neu stellen

Diese Fragen muss ich mir auch heute immer wieder selbst stellen! Es reicht nicht, diese Fragen nur zu Beginn eines Studiums oder Lebensabschnittes zu stellen. Diese Fragen muss ich mir deshalb kontinuierlich stellen, um die Antworten, die ich in der Vergangenheit gab, an meiner gewandelten Gegenwart zu überprüfen.

Wesentliche Orte, an denen sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt wird, sind oft nicht die Hochschulen, sondern Orte des Lernens, Weiterentwickelns und Erfahrens sozialer Kompetenz! Orte, an denen sich Studierende gemeinsam viele dieser Fragen bewusst stellen.

So zum Beispiel studentische Vertretungen wie Fachschaften und Asten, Einrichtungen wie die katholische und die evangelische Hochschulgemeinde oder andere Orte, an denen soziale und auch politische Kompetenz gestaltet werden kann.

Es ist bei Bewerbungsgesprächen nicht ausreichend, auf die Frage „Was haben Sie über das Studium hinaus noch gemacht?“ zu antworten: „Ich habe doch studiert, reicht das nicht?“ Nein, das reicht nicht, nicht nur bei einer Bewerbung nicht, es reicht auch nicht für eine verantwortete Gesellschaft mit Zukunft!

Dieser Vortrag wurde am 27. Juni 2001 um 10:00 Uhr im Hörsaal Fo 8 des Kármán-Auditoriums anlässlich des „dies academicus“ der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen gehalten. Der „dies academicus“ ist ein rege besuchter Studieninformationstag der Hochschule für künftige Studierende, in dessen Rahmen sich Institute auf sog. Fachbereichsinseln, Studiengänge und hochschulnahe Einrichtungen, wie die KHG, präsentieren. Fachvorträge runden diesen Tag ab.

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