Clara Fey und ihre Gemeinschaft der „Schwestern vom armen Kind Jesus“
Clara, Tochter des Fabrikantenehepaars Fey, eine Frau mit Einblick in die soziale Schieflage Aachens, besonders in die der armen Kinder. Diese Frau tickte anders! Was aus gelebtem katholischen Glauben, realistischer Wahrnehmung und sozialer Verantwortung langsam entstand, hatte sichtbare und einschneidende Konsequenzen im Leben dieser jungen Frau. Das „lockere“ Engagement für die vernachlässigten Kinder, getragen vom Kreis der Vertrauten, konnte nur der Anfang einer „Zu–Wendung“ sein. Nun musste Clara den nächsten Schritt tun, und den spürte sie sicher von Gott gesetzt und mit ihm wolle sie diesen auch gehen.
Ab dem 14.09.1848 erstes Mutterhaus Jakobstraße Ecke Klappergasse
Es ist Freitag, der 2. Februar 1844, Clare Fey und mit ihr die Freundinnen Leocadia Startz, Wilhelmine Istas sowie Louise Vossen schließen sich zu einer Gemeinschaft zusammen und geben sich so eine Struktur, die ersten Statuten.
Der Stein ist ins Rollen gebracht. Am Samstag dem 31. Mai werden die Statuten beim Kölner Erzbischof eingereicht, Montag, 8. 12. Clara fährt u. a. mit Bruder Andreas nach Berlin, um Königin Augusta das Gesuch zu übereichen, ihre Gemeinschaft staatlich anzuerkennen.
Am 28.Januar 1848 bestätigte der Erzbischof von Köln ihren Zusammenschluss auf Probe und am 14. September bezog die Gemeinschaft in der Jakobstrasse im Zentrum Aachens ihr neues „Heim“, das „Mutterhaus“.
Am 18. Oktober 1848 erfolgte die Einkleidung der ersten Schwestern, das Anlegen des Ordensgewandes (Habit) also, äußeres Zeichen der inneren Zugehörigkeit zu dieser neu entstandenen Gemeinschaft. Diese innere Zugehörigkeit sollte eine Lebensentscheidung sein, die in der Profess (lat. Professio – Bekenntnis) zum Ausdruck brachte.
Von nun an beginnt der Habit dieser Schwestern vom Armen Kind Jesus, der damaligen „Klostermode“ entsprechend sehr „zugeknöpft“, das Bild der Stadt Aachen sowie das der bis 1897 noch eigenständigen Stadt Burtscheid zu bereichern. Nach der Fertigstellung der Klosteranlage in Burtscheid 1866 schauten ab und zu, und wenn dann eher verhalten, zwei junge Ordensfrauen auf dem Burtscheider Markt vorbei. Ihre Namen: Schwester Mechtildis und Schwester Gertrud.
Sr. Mechtildis, geborene Maria Vossen (weißer Schleier, links) Sr. Gertrud geborene Emma Vossen (schwarzer Schleier, rechts)
Schwester Mechtildis geb. Maria Vossen
* Aachen 28.09.1834, Eintritt ins Kloster 04.05.1851, Einkleidung September 1851, Profess 17.10.1852, + 10. 07.1895.
Schwester Gertrud geb. Emma Vossen
* Aachen 02.08.1833, Eintritt ins Kloster 28.10.1850, Einkleidung 02.05.1851, Profess 21.05.1852, + 28.05.1881.
Die Aufmerksamkeit dieser Schwestern, ihre Haltung und ihre Herzlichkeit standen ein für die Spürbarkeit des Anliegen Clara Feys, besonders dem armen Kind eine Mitte zu geben.
Angesichts dieser unerwarteten Entwicklung der Gemeinschaft verhallten nun auch so manch belächelte Kommentare damaliger Würdenträgern aus Stadt und Kirche, die sinngemäß so klangen: „… dass Claras kindliches Engagement für diese ungewaschenen Kinder schnell würde wie eine Seifenblase zerplatzen.“
Dem setzte Clara einfach ihre Überzeugung weiter entgegen:
„Wenn nur ein einziges Kind vor dem Untergang gerettet werden kann, ist es mit einem Leben voller Anstrengungen nicht zu teuer bezahlt.“ (Handschrift vom 7.12.1849)
Diese Botschaft war damals ein verhaltener Knaller in den der Kinderarbeit verbundenen deutschen Landen mit Folgen.
Dritter Teil einer sechsteiligen Serie über die „Schwestern vom armen Kind Jesus“, anlässlich der Überführung der sterblichen Reste deren Gründerin Schwester Clara Fey im September 2012, von Simpelfeld (NL) in ihre Heimat nach Aachen.
Erschienen in: Burtscheid aktuell, Ausgabe 10, August 2012