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Gott, der von sich reden macht

Offenbarung – also nichts Neues

Offenbar alles gesagt

Ist zu der (erd-) geschichtlich greifbaren Offenbarung Gottes aus christlicher Ansicht nicht schon alles gesagt, geschrieben, komponiert und gesungen worden? Es ist doch anzunehmen, dass abgesehen von der subjektiv erlebbaren Gottesberührung zum Thema der Offenbarung Gottes in dieser Welt Neues nicht mehr zu erwarten ist. Insofern gibt es auch nichts Neues zu berichten, alles schon gesagt! Scherzhaft könnte ich jetzt mit einer durchaus geläufigen Kommunikationsfigur in der katholischen Kirche einwenden: „Ja, es ist schon alles gesagt worden, allerdings nur noch nicht von mir.“

Ernsthaft: Neben nichts Neuem erfahren Sie hier Folgendes auch nicht: z. B. die Komprimierung dessen, was bisher die Welt schon zum Thema Offenbarung gehört hat, noch neue Kurzformeln der Präsenz Gottes aus der Offenbarungsgeschichte heraus formuliert. Auch werden hier keine neuen Erkenntnisse über die Offenbarung Gottes geoffenbart, und schon gar nicht die unterschiedlichen Auffassungen von Offenbarung (in den Weltreligionen) miteinander in einen Dialog geführt. Sodann werden hier auch keine Privatoffenbarungen zum Besten gegeben oder neue Interpretationen des bisher Interpretierten. All das jedoch, was hiermit angekündigt auf den kommenden Seiten nicht zu lesen sein wird, könnte Sie verleiten diesen Artikel zu überschlagen.

Über die „alte“ Offenbarung neu sprechen

Also, es ist so, dieser Artikel bietet wirklich nichts Neues. Mit diesem Artikel möchte ich nur anregen mit der uns so „vertrauten“ Offenbarung Gottes nicht zu vertraut umzugehen, mit Blick auf sich selbst und im Sprechen darüber. Denn was zu vertraut daherkommt, läuft Gefahr, nur oberflächlich – da gewohnt – Beachtung und Wertschätzung zu finden. Es ist nicht selbstverständlich dass Gott mit uns Menschen etwas zu tun haben will! Ebenfalls ist es nicht gewöhnlich, dass das Interesse Gottes an uns Spuren in der Geschichte hinterlassen hat. Die Offenbarung Gottes ist in Raum und Zeit geschehen, ein geglaubter wahrer Fakt. Und welch eine Faszination kann von ihm ausgehen. So lade ich Sie ein, auf dem Hintergrund einfacher Worte über das Alte, das alt Bekannte, die „vertraute“ Offenbarung Gottes neu zu staunen und davon zu sprechen. Die folgenden Zeilen regen an, von der Offenbarung Gottes nachdenklich und unkonventionell zu sprechen und das in handhabbaren Portionen und leicht weitergebar.

Einfach nur über die Offenbarung und deren persönliche Bedeutung zu sprechen macht deutlich, welch ein Geschenk jene in ihren Händen halten, deren tägliches Handwerkzeug Gott ist. Andererseits kann solch ein Sprechen bei Menschen Interesse wecken, die nicht einmal wissen, wie herum man Gott halten muss. Somit ist ein Anliegen dieses Artikels schon ins Wort gebracht, nämlich jenes, zu motivieren, über die Offenbarung Gottes in dieser Welt aus der christlichen Erfahrung heraus neu zu sprechen, zu erzählen, „Erfahrungen“ mit dem sich offenbarenden Gott für „uninformierte“ Menschen spürbar werden zu lassen.

Aktuell über die Offenbarung zu sprechen eröffnet aber auch ein neues Lernfeld, da die jüdisch und christlich tradierten Erfahrungen in eine zeitgemäß verständliche Sprache und Bilderwelt übersetzt werden müssen, ohne sich dabei allerdings sprachlich anzubiedern oder modischer Rhetorik das Wort zu reden.

Wieder neu über die christlich erlebte Offenbarung Gottes in der Welt reflektiert zu sprechen bedarf aber nicht nur der Verständlichkeit zur Verstehbarkeit, sondern auch einer sprachlichen Kraft, die Begeisterung zu wecken fähig ist, zumindest aber – bei Menschen in einer multireligiösen Umgebung – Interesse. „Ohne die Bedeutung anderer Religionen zu verwerfen, ohne zugleich einem religionstheologischen Pluralismus das Wort zu reden, steht christliche Offenbarungstheologie vor der Aufgabe, die Offenbarung Gottes in der Singularität eines geschichtlichen Ereignisses und der Universalität seiner bleibenden Bedeutung so zu bestimmen, dass sie das in Jesus Christus erschlossene Gottesverhältnis jenseits von Ausschließungsmustern zur Sprache bringt.“1

 Offenbarung offenbart in Portionen

Kann man heute eigentlich noch „normal“ von der Offenbarung Gottes sprechen. Normal meint: in handlichen Kommunikationsportionen, vielleicht nicht zwischen Tür und Angel, aber doch zwischen Definition mit 10 Zeilen und Buchpublikation von 300 Seiten. Von der Offenbarung sprechen zum Hausgebrauch, katholisch und trotzdem so, das renommierte Theologen nicht nur Bedauern äußern ob der mangelnden wissenschaftlichen Schärfe. Gut tut von der Offenbarung so zu sprechen, das man nach ca. 10 Minuten das Gefühl hat, etwas Richtiges von der Spürbarkeit Gottes in der Welt mitgeteilt zu haben, vielleicht sogar staunend Lust auf mehr geweckt zu haben, ohne sich durch ungezählte Fußnoten quälen zu müssen. Das mag nach der Weitergabe von Offenbarung für „Dummies“ klingen. Sei es drum, wenn Gott auf diesem Weg unter die Leute kommt – auch wenn „nur“ in Portionen – dann ist es doch auch gut.

Da steht ein Fragezeichen!

Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff versieht den Titel seines 2007 erschienenen „Offenbarungsbuches“ mit einem Fragezeichen: Offenbarung Gottes? Schon in der Einführung unterstreicht Hoff: „Offenbarung lässt sich nicht einfach definieren, weil es sich um ein Geschehen handelt: christlich um die Begegnung mit Jesus von Nazaret, in dem sich Gott menschlich erschließt. Der Begriff von Offenbarung (…) wird von daher bewusst weit angelegt.“2 Wenige Zeilen weiter könnte das Motiv für das Fragezeichen zu finden sein: „Lässt sich also inmitten vielfältiger Offenbarungserfahrung – versteckter, offen bekannter, missionarisch kommunizierter – von einer, gar der Offenbarung Gottes sprechen? Die Antwort darauf erhält wer dieses Buch liest!“3

Werfen wir einen allgemeinen Blick auf das Fragen. Wer ernsthaft fragt, also etwas erfragt, von dem er noch keine Kenntnis hat, aber Kenntnis erlangen will, der stellt sich in einen Zusammenhang zu dem gefragten Subjekt oder erfragten Objekt. Wer fragt, riskiert Antworten, denen verändernde Kraft innewohnt. Beispiel: Zwei Kollegen arbeiten schon lange Hand in Hand. Sie sind bei der Arbeit wechselseitig aufeinander angewiesen. Da stellt unvermittelt einer der beiden die Frage: „Findest du mich eigentlich sympathisch?“ Prompt erntet er aus tiefster Überzeugung die Antwort: „Nein.“ Fragen können „Nicht-Wissen“ in schmerzhaftes Wissen überführen. Besonders glaubensrelevante Fragen setzen die Öffnung für Neues beim Fragenden voraus, der mit der Frage einen Einblick in sein Selbst gewährt und mit der Antwort riskiert, z .B. an sich zu zweifeln oder positiv neue Dimensionen in sich zu erahnen. Das bedeutet auf die Eingangs gemachte Aussage, hier nichts Neues über die Offenbarung sagen zu können, dass sich mit der Frage nach der Offenbarung beim Fragenden, weil er fragt, „Neues“ ereignen kann.

Wie wahr kann Offenbarung sein

Wenn es um die Erfahrung (um die gemachte Erfahrung) von Offenbarung geht, lässt sich dann auch nachvollziehbar differenzieren zwischen wahrer und nicht wahrer Erfahrung? Diese Frage provoziert nicht nur den Dialog unter den Religionen, deren Antwort den möglichen Anspruch relativieren wird, dass nur eine Religion den wahren Gott „hat“. sondern auch den Dialog unter spirituellen Richtungen innerhalb der christlichen Religion. Was ist wahr bezogen auf die Wahrnehmung Gottes in der Welt. Gönnen wir uns dazu einen (naiven) Blick zum Himmel bei klarer Nacht. Da hängen ganz viele mitunter funkelnde kleine Kügelchen, auch Sterne genannt. Wer hat die da hingehängt? Also ich war es nicht! Wenn Sie es auch nicht waren, dann muss es jemand gewesen sein, der mehr kann als der Mensch vermag, also eine übermenschliche Existenz, die auch Gott genannt werden kann. Aber kann ein Mensch von einer ihm selbst überlegenen Existenz, ohne die Möglichkeit in Betracht zu ziehen sich zu irren, verbindlich etwas Wahres sagen? Wenn der Mensch möglicher Weise über eine über ihn selbst hinausgreifende Existenz nicht umfangreich Auskunft geben kann, dann ist das aber noch nicht gleichbedeutend damit, gar nichts über diese Existenz und sein Sich-Offenbaren sagen zu können.

Zu dieser Frage resümiert in der Auseinandersetzung mit der Schrift des Origenes gegen Celsus Christiana Reemts OSB: „Der Mensch befindet sich in der Situation, dass er Wahrheit sucht, aber nur Wahrscheinlichkeit findet, d.h. das für menschliche Vernunft wahr Erscheinende. Eine letzte Sicherheit, ob dieses wahr Erscheinende auch wahr ist, gibt es nicht. Die Suche nach Wahrscheinlichkeit ist somit die Form, wie sich der Logos im menschlichen Bereich zeigt. Daher muss auch von der Wahrheit Wahrscheinlichkeit verlangt werden, denn nur so kann sie vom Menschen als Wahrheit erkannt werden. Eine vollkommen unwahrscheinliche Wahrheit ist unerkennbar.“4 Die Wahrscheinlichkeit unserer Wahrnehmung der Offenbarung ist nebenbei bemerkt schon mehr als die Schatten an der Höhlenwand im Höhlengleichnis des Sokrates, da sie Anteil hat an der ganzen Wahrheit, die uns in der Wahrscheinlichkeit aufstrahlt.

Offenbarung in vertrauten Kommunikationsformen

Offenbarung ist ein Geschehen: von Gott ausgehend, den Menschen betreffend. Die Orte der Offenbarung sind vielfaltig: so z. B. der brennende Dornbusch, der erhobene Ort des Berges Tabor oder die Jakobsleiter. „Orte“ der Offenbarung, die durch die Offenbarung zu „Andersorten“ werden, können Träume sein, erscheinende Engel, auftretende Propheten, einfache Stimmen oder Visionen. Die Heilige Schrift verbindet mit der Offenbarung u.a. das Zelt, Bäume, Wohnhäuser, Brunnen, Tore und ähnliche alltägliche Knotenpunkte menschlicher Kommunikation. Die Schöpfung an sich ist Offenbarungsort Gottes wie auch einzelne ihrer Phänomene, z. B. Licht, Blitze oder Strahlen, verhüllende Wolken oder herausragende Naturereignisse. Die „dichteste“ Offenbarung Gottes ist seine Menschwerdung in Jesus Christus, so das christliche Bekenntnis. Aller Offenbarung gemeinsam ist seine Intention: Gott spricht zum Menschen. „Gott öffnet sich, zeigt sich und spricht zur Welt aus freien Stücken.“5

Tragend und gleichzeitig relativierend ist die Tatsache, dass die Offenbarung Gottes in Sprache weitergegeben wird. Auch wenn Gott sich z. B. im Traum offenbart, also nicht in Sprache sondern in Bildern (Traumbild), so gibt der Träumende das geträumte Bild erst in Sprache (wenn Sprachfähigkeit vorliegt) weiter, aus der heraus im Kopf des Zuhörers wieder ein Bild zusammengesetzt werden kann. Gott bedient sich in seiner Offenbarung der Kommunikationsformen, die der einzelne Mensch (oder eine auserwählte Gruppe) aufgrund seiner Erfahrung aus der ihm zugänglichen zwischenmenschlichen Kommunikation entschlüsseln kann. Würde Gott in „seiner“ Sprache sprechen, wir würden nichts verstehen; uns „seine“ Bilder zeigen, wir würden nichts entdecken; oder in „seinen“ Symbolen sich uns nähern, wir könnten nichts entschlüsseln. Gott bedient sich unserer Sprache, Symbole und Bilder, damit Offenbarung von einem Subjekt überhaupt „für wahrgenommen“ werden kann. So schreibt Josef Ratzinger zum Verhältnis von Offenbarung und Subjekt: „Das Wort bezeichnet den Akt, in dem Gott sich zeigt, nicht das objektivierte Ergebnis dieses Aktes. Und weil es so ist, gehört zum Begriff ‚Offenbarung‘ immer auch das empfangende Subjekt: Wo niemand ‚Offenbarung‘ wahrnimmt, da ist eben keine Offenbarung geschehen, denn da ist nichts offen geworden. Zur Offenbarung gehört vom Begriff selbst her ein Jemand, der ihrer inne wird. […] wenn es so ist, dann liegt Offenbarung der Schrift voraus und schlägt sich in ihr nieder, ist aber nicht einfach mit ihr identisch. Das aber heißt dann, dass Offenbarung immer größer ist als das bloß Geschriebene. Und das wieder bedeutet, dass es ein reines ‚Sola sriptura‘ (durch die Schrift allein) nicht geben kann, dass zur Schrift das verstehende Subjekt Kirche gehört, womit auch schon der wesentliche Sinn von Überlieferung gegeben ist“6 Verdichtet bringt es die 4. Strophe des Kirchenliedes „Ein Haus voll Glorie schauet“ zum Ausdruck in der es heißt: „Seht Gottes Zelt auf Erden! Verborgen ist er da; in menschliche Gebärden bleibt er den Menschen nah…“7

Offenbarung im Bild

Bilder spielen mehr noch in unseren Köpfen eine Rolle als an der Wand. Bilder sind verdichtete Sprache, Erinnerungs- und Wiedererkennungshilfe sowie Instrumente, denen eine Gestaltungskraft innewohnt. Da das Sprechen von „Etwas“ in unseren Köpfen Bilder entstehen lassen kann, ist eine Folge dieses Phänomens nicht zu unterschätzen, nämlich dass diese aufgrund von Sprache entstandenen Bilder ihrerseits wiederum das weitere Sprechen von diesem „Etwas“ beeinflussen kann. Wie Gott sich der Kommunikationsformen bedient, die der Mensch verstehen kann, so bedient sich der Mensch seinerseits der ihm vertrauten Kommunikationsformen, um erlebte Offenbarung seiner Umwelt mitteilbar zu machen. Diese Weitergabe geschieht auch in Bildern.8 Eines der wohl bekanntesten Bilder, in dem Offenbarung im Schöpfungsakt Gottes zum „Ausdruck gebracht“ wird, ist das Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan von Michelangelo Buonarroti. Letzten Endes allerdings sind alle Bilder, die aus der Betroffenheit durch die Offenbarung Gottes entstanden sind, Bilder aus der Bildlosigkeit.

„Bilder“ vom abwesenden Gott

Realitäten, die dem Vergessen nicht anheimgestellt wurden, weil sie Bilder z.B. in Köpfen, auf Leinwand, Fotopapier oder im PC hinterließen, lassen aber auch nach der Offenbarung Gottes suchend fragen. So fragen Menschen ansichtig der Bilder von Kriegen, Naturkatastrophen, Konzentrationslagern, verhungernden Menschen oder krankheitsbedingten Einzelschicksalen suchend, warum sich Gott nicht gezeigt hat, warum er zugelassen hat (Theodizee). Solche Bilder, die keinen Raum vorhalten für die Offenbarung Gottes, lassen an der Existenz Gottes und somit an der Möglichkeit seiner Offenbarung zweifeln, und ggf. Gott am Menschen scheitern.

Gott eignet sich zum Sündenbock. Aber trotzdem gilt gerade angesichts schrecklicher Bilder, die grausame Realitäten dokumentieren und tief dem Menschen unter die Haut gehen, für Gott das Wort zu erheben. Denn „als Offenbarung bezeichnet die Kirche, dass und wie Gott sich in der Schöpfung, in der Geschichte mit seinem Volk und unüberbietbar in Jesus Christus zeigt.“9

Menschwerdung Gottes in einer werdenden Schöpfung

Christus ist das Mensch gewordene Wort Gottes, in dessen Leben dieses Wort (be-)greifbar wurde und wird. Dieses Wort ist ausgestreut in die noch im Prozess seiende Schöpfung – eine Schöpfung, in der unglaubliche Reibungskräfte Energien freisetzen, die zur Katastrophe werden können wie in Erdbeben und Zunamis; eine Schöpfung, in der die Zerbrechlichkeit des Menschen in den Tod führt und, greifbar mitten im Leben in Krankheit und menschlichem Versagen, verzweifeln lässt; eine Schöpfung, in der der Mensch Macht über Menschen hat und diese auszunutzen sucht in Kriegen, Terror, Unterdrückung und Missbrauch. In diese Unvollkommenheit seiner Schöpfung ist vor die Füße des Menschen die Zerbrechlichkeit des Kindes gelegt, in der Gott Mensch wurde!

Das klingt simpel, fast banal und vertröstend oder vielleicht auch ablenkend. Doch es klingt nur so, weil der Mensch dazu neigt, die Geburt eines Kindes verniedlichen zu wollen, anstelle die Klarheit, Radikalität und Schärfe von Geburt auszuhalten, mit der sich Gott offenbar macht, und zwar bis in das Gott entfernteste Empfinden, der Verletzbarkeit und Zerbrechlichkeit.

Denn was mit der handfesten Geburt Jesu beginnt, ist eine neue Basis für Frieden und Gerechtigkeit in einer zerbrechlichen Welt, die Gott uns zu Füssen legt. (Das ist allerdings keine Entschuldigung für das noch evolutive werden der Welt. Welt ist aber anders nicht zu haben!) In dieser Basis offenbart sich Gott in Jesus Christus als Liebe. Allerdings angesichts dieser Basis offenbart sich auch unser Wille, auf dieser Basis aufzubauen. Das klingt pragmatisch, wenig poetisch und vor allem klingt das nicht neu. Ja, denn zur Offenbarung Gottes gibt es hier ja nichts Neues zu berichten, eben nur Altes und Vertrautes. In der Weitergabe, dem Weitererzählen der vom Menschen erfahrenen Offenbarung Gottes aus der Tradition heraus und auch der persönlichen Erfahrung gilt es, ihren Kern zu verdichten: Offenbarung ist Gottes Anrede! „(…) Die eigentliche Offenbarung Gottes ist »Anrede« (Hebr 1,1-2), Ereignis und Dialog, eröffnet den Menschen dasjenige, was sich nicht durch den Hinweischarakter des Geschaffenen und durch die Erahnung des unendlichen Geheimnisses ergibt, die innere Wirklichkeit Gottes und sein personales, freies Verhalten zu dem von ihm Geschaffenen.“10 Diese Anrede Gottes an uns ist alt, doch in ihrer immer wiederkehrenden Wiederholung neu. Von dieser (alten) Anrede geht immer wieder neu eine tagesaktuelle Irritation des Alltäglichen aus, vorausgesetzt Offenbarung wird ins Wort gebracht, ein Geschehen, das wiederum Geschichte schreiben kann.

zwischenraum

niemandsland. gott. zwischenraum
in dem wir uns treffen ohne anzukommen
bildreich. in immer neuen wohnungen
manche nicht grösser als ein

ach

Nach einer alten jüdischen Überlieferung
hat Israel am Sinai nur einen Knacklaut
gehört,
alles andere ist Interpretation
11

So lässt sich auch zum Weihnachtsfest 2015 nicht neues sagen. Alles bekannt, schon gehört, längst geschrieben, komponiert und alles natürlich theologisch durchdrungen und wiederum reflektiert. Doch an einer winzigen Stelle hebt sich ein wenig der bekannte und vertraute „Offenbarungsmantel“ Gottes und lässt etwas Neues den Interessierten erfahren: „Meine alte Anrede Menschen steht aktuell vor dir.“

Wir, die Erben

Damit verbunden noch eine Aktualisierung des „alten“ mit Blick auf den neuen Geburtstag Jesu: Die tiefergehende Botschaft der Offenbarung Gottes ist nach seinem Interesse an uns Menschen die Zusage, als „Erben“ für das Reich Gottes bestimmt zu sein. Sind Sie daran interessiert, bedeutet diese Zusage etwas für Ihren Alltag, rechnen Sie mit dem Reich Gottes für Sie, vielleicht schon in den nächsten Tagen, Jüngstes Gericht und so …? Wenn Sie etwas mit dem Reich Gottes zu tun haben wollen, dann ist es für Sie ja vielleicht neu und ungewohnt, laut und vernehmlich in Ihrem Umfeld davon zu erzählen, ganz persönlich. Konnten Sie aber sowieso den Mund bisher nicht halten, dann wiederholen Sie das Altvertraute auch ruhig weiter, getreu dem „Motto“ (Gottes): Rede davon, Altes, nichts Neues!

Anmerkungen:
[1 ]Gregor Maria Hoff, Offenbarung Gottes? Eine theologische Problemgeschichte. Regensburg 2007, S.12.
[2]A.a.O. S.11.
[3] Ebd.
[4 ] Christiana Reemts OSB, Vernunftgemäßer Glaube, Die Begründung des Christentums in der Schrift des Origenes gegen Celsus. Bonn, 1998, S. 213.
[5 ]Youcat, Jugendkatechismus der katholischen Kirche. München, 2010, S. 16.
[6 ]Josef Ratzinger, Aus meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977). Stuttgart 1998, S. 84.
[7 ]Gotteslob, Katholisches Gebet- und Gesangbuch Ausgabe für die Diözese Aachen. Aachen, 2013, S. 525.
[8 ]Beispiele: Giorgio Vasari „Jakobs Traum“, Hans Speckart „Die Bekehrung des Saulus“, Michelangelo Buonarotti „Das Jüngste Gericht“, die „apokalyptische Frau und der Drache, aus der Bamberger Apokalypse, oder das Fresko von Herbert Boeckl „Das springende Lamm Gottes mit den sieben Augen, umgeben von zwei Engeln“ an der Nordwand der Engelkapelle in der Basilika Seckau.
[9 ]Manfred Becker-Huberti/Ulrich Lota, Katholisch von A-Z. Freiburg i. Br. 2009, S. 176.
[10 ]Herbert Vorgrimler, Neues Theologische Wörterbuch. Freiburg i. Br. 2008, S. 464.
[11 ]Wilhelm Bruners, Niemandsland Gott. Innsbruck 2015, S. 39.

Erschienen in: Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Essen, Hildesheim, Köln, Osnabrück. J.P. Bachem Verlag GmbH. Dezember 12/2015
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Gott, der von sich reden macht

Offenbarung – also nichts Neues

Offenbar alles gesagt

Ist zu der (erd-) geschichtlich greifbaren Offenbarung Gottes aus christlicher Ansicht nicht schon alles gesagt, geschrieben, komponiert und gesungen worden? Es ist doch anzunehmen, dass abgesehen von der subjektiv erlebbaren Gottesberührung zum Thema der Offenbarung Gottes in dieser Welt Neues nicht mehr zu erwarten ist. Insofern gibt es auch nichts Neues zu berichten, alles schon gesagt! Scherzhaft könnte ich jetzt mit einer durchaus geläufigen Kommunikationsfigur in der katholischen Kirche einwenden: „Ja, es ist schon alles gesagt worden, allerdings nur noch nicht von mir.“

Ernsthaft: Neben nichts Neuem erfahren Sie hier Folgendes auch nicht: z. B. die Komprimierung dessen, was bisher die Welt schon zum Thema Offenbarung gehört hat, noch neue Kurzformeln der Präsenz Gottes aus der Offenbarungsgeschichte heraus formuliert. Auch werden hier keine neuen Erkenntnisse über die Offenbarung Gottes geoffenbart, und schon gar nicht die unterschiedlichen Auffassungen von Offenbarung (in den Weltreligionen) miteinander in einen Dialog geführt. Sodann werden hier auch keine Privatoffenbarungen zum Besten gegeben oder neue Interpretationen des bisher Interpretierten. All das jedoch, was hiermit angekündigt auf den kommenden Seiten nicht zu lesen sein wird, könnte Sie verleiten diesen Artikel zu überschlagen.

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Kinder in die Mitte holen

Kompromisslos versuchte Clara Fey (1815 bis 1894), die Kinder in die Mitte der Gesellschaft zu holen, in der sie selbst Kind gewesen war. Die damalige Gesellschaft drängte viele „ihrer“ Kinder aus Profitgier in die Armut. Für Clara wurden diese Kinder zu ihrem Lebensmittelpunkt. Auf diese Kinder schauend wählte sie für sich eine Lebensform, die ermöglichte, die Kinder von den Rändern in die Mitte zu holen. Sie selbst hatte keine Kinder, gründete auch keine eigene Familie. Clara Fey gründete stattdessen die Gemeinschaft der Schwestern vom armen Kinde Jesus. Die gebürtige Aachenerin aus betuchtem katholischen Hause hätte ein behütetes und sorgenfreies Leben führen können – wären da nicht diese verwahrlosten und von jedweder Bildung ausgeschlossenen Kinder gewesen. Diesen Ausschluss legitimierte die damalige Gesellschaft mit der wachsenden Industrialisierung, die quasi als Kollateralschaden billige Arbeit, also auch Kinderarbeit, produzierte.

Das Antlitz Jesu sehen

Clara Fey agierte nicht politisch. Sie protestierte gegen einen Kapitalzuwachs auf Kosten der Kinder, indem sie sich der verwahrlosten Kinder einfach annahm. Die Motivation, so zu handeln, war ihre „Entdeckung“, in jedem dieser um ihre Kindheit beraubten Kinder das Antlitz des armen Kindes Jesus aus Bethlehem zu sehen. Das mag fromm klingen. Heute werden solche frommen Geschichten schnell in das Reich der Nostalgie abgeschoben, um dann ungetrübt den harten Realitäten, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zwängen wieder ins Auge zu schauen. Aber sei‘s drum: Solche Frömmigkeit hat etwas bewegt. Bis heute bewegen die Schwestern vom armen Kinde Jesus auf drei Kontinenten in Schulen, Kindergärten und Horten etwas für die ausgegrenzten Kinder. Sie sorgen für „Lebensmittel“ wie Nahrung, Bildung, Geborgenheit und Religion. Hunderte Ordensfrauen und Ordensmänner lassen sich bis heute anstecken von der Begeisterung für das Kind und entwickeln in ihren Gemeinschaften Kraft, Fantasie, Ausdauer, Kompetenzen und Netzwerke, um den Kindern ihren Platz in der Mitte ihrer Gesellschaften zu gewähren.

Von Menschen wie Clara Fey dürfen wir uns fragen lassen, wie wir auf die Kinder blicken, die eigenen, die der Flüchtlinge, die der sozial Schwachen – zum Beispiel, wenn es um die Fragen der Etatplanung von Kommunen und Städten geht. Wie haben wir die Kinder im Blick, wenn wir heute die Kirche für morgen gestalten? Sehen auch wir – in welchem Kind auch immer – das Gesicht des armen Kindes Jesus? Kinder machen sich gerne zum Mittelpunkt – aber wir, die Erwachsenen, müssen sie in die Mitte führen und ihnen die „Lebensmittel“ reichen.

Erschienen in: LITURGIE 3./4. Oktober 2015 / Nr. 40
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Was ist geblieben von der Heiligtumsfahrt 2014? Der Auftrag „den Aufbruch wagen“ bleibt

Die Heiligtumsfahrt 2014, in die hinein auch das Karlsjubiläum mit dem Erfolg der drei Ausstellungen in Rathaus, Centre Charlemagne und Domschatzkammer fiel, war mit über 100 000 Besuchern einfach gelungen, so die einhellige Meinung. Aber wen interessiert heute, was vor 358 Tagen ein Erfolg war? Wäre es nicht nachdenkenswerter, schon jetzt die nächste Heiligtumsfahrt als Event in der Stadt Aachen in den Blick zu nehmen, und die letzte da zu belassen, wo sie vermutlich schon längst ist, in der Versenkung?

Aber ist es wirklich der Sinn der „Heifa 2014″ gewesen, sie mit ihrem Ende dem Vergessen anheimzustellen? Nein! Besonders 2014 war nicht für das Vergessen geschaffen. Klar ist, dass die nächste Fahrt dem Turnus entsprechend voraussichtlich 2021 stattfinden wird. Interessant wäre nebenbei die Frage, wie man den Zwischenraum zwischen zwei Heiligtumsfahrten nennen mag. Wer da eine Formel aus dem Fußball bemühen möchte, könnte sagen: Nach der Heifa ist vor der Heifa. Allerdings passt das nur, wenn eine Heifa sich verstünde als ein abgeschlossenes Event, wie z.B. eine Fußballpartie.

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Ich kann Liebe nicht mehr (raus)hören

Gedanken zum Evangelium – von Pfarrer Christoph Stender

Von der Liebe ist im Neuen Testament oft die Rede. Im ersten Johannesbrief, viertes Kapitel, fällt das Wort „Liebe“ in zwei Sätzen (V11f) gleich vier Mal. Klar, Liebe ist ein Schlüsselbegriff der Botschaft Jesu. Liebe kann auch die Welt verändern. Liebe kann seelische Verwundungen heilen, Fehler und Versagen vergeben – und Liebe ermöglicht selbst im Scheitern einen neuen Start. In seiner Intention stimmt das. Aber je mehr wir mit dem Gebrauch des Begriffes Liebe suggerieren, vieles könne mit ihr „gemacht“ werden, umso undifferenzierter und beliebiger ist sein Gebrauch im Lauf der Zeit geworden – bis dahin, das er heute fast nichtssagend daher kommt.

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„Altes“ Sakralgerät neu zugemutet

Pastoral kreativer Umgang mit nicht mehr benötigtem Kirchengut

Mit dem Tag, an dem Jesus eine auch seinen Jüngern vertraute Kommunikationsform, nämlich die des gemeinsamen Mahls, im Abendmahlssaal (lat. Coenaculum) in Jerusalem in eine zwischen Gott und den Menschen bis dahin noch nie dagewesenen neue Kommunikationsform transformiert hatte, begann, wohl noch im Verborgenen, die christliche Geschichte vom Sakralgerät.[1]

Wo ist eigentlich …?

Mit der Geschichte vom Sakralgerät ist bis heute oft die Frage verbunden: „Wo ist eigentlich … geblieben?“ Denn die Geschichte des sakralen Gerätes beginnt als Verlustgeschichte. Wo ist eigentlich der Gral geblieben? Diese Frage bezieht sich, wissend um die unterschiedlichen (mythischen) Erzählstränge des „Gralsglaubens“, auf den christlichen (auch nicht in Reinkultur zu habenden) Erzählstrang, nach dem als Gral das Trinkgefäß verstanden wird, das Jesus beim Abendmahl in Händen gehalten hatte.

Erweiterte Fahndung nach sakralem Gerät

Doch nicht nur nach diesem speziellen Sakralgerät wird gefahndet. Problemlos ist die Fahndung auszuweiten mit der Frage: „Wo ist eigentlich all das Sakralgerät des späten Mittelalters geblieben oder das der Jugendstilepoche?“

Bis zum ersten Weltkrieg gab es in Städten wie Köln, Aachen, Münster, Berlin, Osnabrück oder Hildesheim fast an jeder zweiten Straßenecke eine Kirche oder ein Kloster mit Kapelle, von denen bis heute viele aufgelöst sind. Wo aber sind ihr Sakralgerät und ihre Kirchenausstattung geblieben? Nur ganz besondere Stücke der Ausstattung dieser Kirchen und Kapellen haben es in die Domschatzkammern, Museen oder deren Depots geschafft. So werden beispielsweise heute in der Domschatzkammer zu Aachen das Lotharkreuz (um 1000) gezeigt, in der Kölns ein gotischer Bischofsstab (um 1480/90), in der Essens die Goldene Madonna (um 980), in der Hildesheims der sogenannte Bernwardkelch (1365-1398) und in der Domschatzkammer Osnabrücks der Cordula-Schrein (1446/47).

Darüber hinaus lässt sich die Fahndung auch ausweiten auf Paramente wie z.B. Messgewänder, Stolen, Chormäntel oder Kelchvelen mit denen jeder Gottesdienstort unterschiedlich reich ausgestattet war.[2]

Generell darf bei der Frage nach dem Verbleib nicht übersehen werden, dass so manches Sakralhandwerk, aber auch Paramente in Kriegen zerstört wurden. So der „Zerstörte Kelch“ aus Aachen. Er wurde unter den Trümmern des 1875 errichteten neogotischen Hochaltars in der Chorhalle des Aachener Doms gefunden, der beim Bombenangriff am 24. Dezember 1943 völlig zerstört wurde. Übrig blieb (und als Ausnahme bis heute erhalten) ein rußgeschwärzter, zerdrückter schlichter Kelch aus vergoldetem Silber.[3]

Der Verbleib von Sakralhandwerk sowie Paramenten bleibt oft deshalb im Verborgenen, weil sie, wenn im Wandel der Moden als unmodern eingestuft, „eingeschmolzen“ bzw. „umgearbeitet“, oder aber unter der Hand in private Hand gegeben bzw. verschachert wurden.

Michael und das Ziborium

Aber auch auf eine ganz andere Weise kann das Sakralgerät seinen angestammten Ort verlasse, wie die Geschichte dieses Ziboriums erzählt. Der Junge, nennen wir ihn Michael, war ein engagierter Messdiener in den 1970iger Jahren in einer Stadt am Niederrhein mit rund 200.000 Einwohnern. Jeden Sonntagmorgen diente er in der Kapelle eines Altenheims. Als dieses vor dem Abriss stand, um einem Neubau ohne Kapelle Platz zu machen, sprach ihn die Krankenschwester, die die Sakristei mitversorgte, nach der letzten Messe an. Sie hielt ein leeres Ziborium, das sonst im Gottesdienst gebraucht wurde, in der Hand, reichte es dem Jungen verbunden mit der Bitte: „Nimm du es mit, hier ist dafür keine Verwendung mehr, und pass gut darauf auf.“ Das tat Michael und er tut es bis heute.

Die neue Frage: Wohin mit dem Sakralhandwerk?

Mit der Abnahme der gottesdienstlich aktiven Christen, der damit verbundenen einschneidenden Reduzierung von Gottesdiensten, auf die ein abzubauender Überschuss an Kirchenraum folgte, reduzierte und reduziert sich weiter das im „Dienst“ befindliche Kirchengerät. Auch die Auflösung von Klöstern setzt Sakralgerät und Paramente frei. Damit stellt sich die neue Frage im Kontext des Verbleibs von Sakralhandwerk: Wohin mit all der Hinterlassenschaft die nicht mehr gebraucht wird?

Wohin also mit den ausgedienten Gerätschaften der Liturgie wie Aquamanile, Kreuzen, Schellen, Kelchen, Patenen, Ziborien, Leuchter, Monstranzen, Pyxiden, Messkännchen, Taufkannen und Taufschalen, Weihrauchfässern, Schiffchen und den leeren Gefäßen für die Heiligen Öle? Wohin mit den ungetragen Paramenten in den Farben Weiß, Grün, Rot, Violett, Schwarz, Rosa und Blau? Wohin mit Tabernakeln, Heiligenfi guren, Leuchtern, Evangeliaren, Amben, Kreuzwegstationen, Fahnen, Baldachinen und Weihwasserbehältern? Spitz gefragt: Wohin mit der Hinterlassenschaft einer Volkskirche, die nicht einmal mehr für die herkömmlichen Museen und Domschatzkammern taugt.

Der „sakrale Ballast“ des liturgischen Gerätes

Theoretisch könnte (mobiles) Kirchengut entsorgt werden indem man es verkauft, auf Gemeinden in ärmeren Ländern und Kontinenten verteilt oder in Archiven „einmottet“ nach dem Motto: „aus den Augen aus dem Sinn“. Somit hätte man eine (kleine) Sorge weniger. Hinzu kommt, dass die Zeit vorbei ist, in der dem Sakralhandwerk ein uneingeschränkter Respekt zuerkannt wird. Dieser Respekt nährte sich von seiner liturgischen Nutzung, in der der Gegenstand mit dem „Heiligen“ in Berührung gekommen war, und so ein wenig dieser „Heiligkeit“ auf den Gegenstand übertragen wurde.

Aber lautet dann die einzige Antwort auf die neue Frage: „Bitte entsorgen!“? Ist das „Fallholz“ christlicher Tradition, ein „Skandalon“, in diesem Fall nicht das Ansinnen, der Hinterlassenschaften einer Volkskirche, also deren liturgischen Gerät außer Vollzug sowie deren indirekter sozialer Wirkung in der Vergangenheit, zukünftig die „Stimme“ zu nehmen? Das wäre vergleichbar mit dem Stuhl, auf der die alte runzlige Oma die letzen 25 Jahre ihres Lebens täglich gesessen hat, der noch am Tage ihres Todes zu Klump geschlagen wird.

Die Antwort auf die Frage „Wohin mit der Hinterlassenschaft …?“ liegt nicht, so denke ich, im „Weg damit!“, also Entsorgen, sondern im „Her damit!“, sprich Benutzen (nicht mit dem Verb gebrauchen zu verwechseln). Denn Hinterlassenschaft bedeutet nicht automatisch etwas hinter sich lassen zu müssen. Es geht hier ja nicht um hochkarätige museumsaffine Kunst, sondern um Gerätschaften, Gegenstände und Stoffe, die oft künstlerisch einfach daherkamen, aber auch so einem exponierten Anliegen gedient haben. Also sprechen wir hier nicht von Sakralmüll, den es zu entsorgen gilt, oder Material, das auf seine materiellen Wertstoffe hin recycelbar wäre.

Sakralgerät ist religiöse und kulturelle Hinterlassenschaft

Sakralem Handwerk können drei Bedeutungsebenen aktuell zugeordnet werden.

1. Sakrales Handwerk ist Kulturgut

Der Umgang mit dieser Hinterlassenschaft ist zwar primär eine Aufgabe der Kirche, aber nicht nur. Denn z.B. ein Kelch als Kultgerät ist nicht ausschließlich binnenkirchlich relevant, sondern als Gebrauchsgegenstand innerhalb einer Gesellschaft auch deren Kulturgut. Das gilt nicht nur
für die museal relevanten Stücke, die allgemein anerkannt den vier Grundaufgaben eines Museums zugeführt werden müsse, der Präsentation, dem Sammeln, Bewahren und Forschen.

Das gilt so sicherlich nicht für die „Nachtschattengewächse“ der Sakralkunst. Sie gehören eher auf die kleineren lokalen Bühnen. Doch auch auf denen sollten sie angemessen inszeniert werden.

2. Sakrales Handwerk als Erinnerungswert

Bezogen auf den Erinnerungswert darf nicht gering geschätzt werden, dass Kirchen und Sakralgerät wie auch Paramente identitätsstiftende Funktionen hatten und haben, auch wenn sie nicht für jeden Bewohner einer Stadt oder eines Dorfes z.B. in gleicher Weise relevant waren für die Lebensvollzüge bzw. eigene religiöse Praxis. Beispielsweise die Custodia (Repositorium) der Schwestern vom armen Kinde Jesus (PIJ) aus Aachen ist künstlerisch gestaltet aus über hundert Professringen[4]. Jede Ordensfrau erhält anlässlich ihrer Professeinen Ring. Mitunter tragen Schwestern über 60 und mehr Jahre diesen Ring, der nach ihrem Tod von ihrem Finger abgestreift wird. Diese Custodia, bestehend aus den Professringen der verstorbenen Schwestern, ist identitätsstiftend für diese Ordensfrauen, die sich im Glauben zusammengehörig fühlen, und jene, die daran Anteil haben.

Oder das Evangeliar der Kirche St. Donatus in Aachen-Brand ist identitätsstiftend, da dessen Buchdeckel aus von der Gemeinde gestifteten Schmuckstücken wie Ringen, Münzen, Perlenketten Armreifen Uhren künstlerisch gestaltet wurde.

3. Sakrales Handwerk als Anknüpfungspunkt der Weitergabe des Glaubens

Die Hinterlassenschaft einer abtretenden Volkskirche könnte auch Anknüpfungspunkte für die aktuelle Weitergabe des Glaubens sein. An sakralem Gerät wie auch an Paramenten lassen sich elementare Grundlagen des Glaubens und der Kirche sowie ihre Wurzel in die Vergangenheit, Geschichte und Tradition aufzeigen. Patene und Kelch z. B. vergegenwärtigen allgemeine Kommunikationsformen und deren Transformation.

Die Monstranz verdeutlicht das Verhältnis zwischen Christus und seiner Kirche. Das Weihrauchfass in Funktion erzählt von der verborgenen Anwesenheit Gottes. Mit den Kännchen für Wein und Wasser lässt sich symbolisch herantasten an die Grundlagen menschlicher Existenz. Das reich verzierte Evangeliar vergegenwärtigt das Spannungsfeld von Gottes Wort in Menschenwort. Paramente lassen die Bedeutung der Verhüllung im „Angesicht“ Gottes begreifen.

Sakrales Gerät und Paramente helfen, sichder Gleichzeitigkeit von Profanem und Sakralem anzunähern. Sakralgerät kann also auch außerhalb seiner ursprünglichen Funktion zum „Einsatz“ gebracht werden als Anknüpfungspunk der „Erzählgemeinschaft“, wie christlichen Gemeinden auch bezeichnet werden sollten.

Klöster in Auflösung und „Lokal Heroes“

Im Zusammenhang dieser drei Bedeutungsebenen dürfen die Ordensgemeinschaften und Klöster nicht unerwähnt bleiben. Absehbar werden auch sie sich weiter in ihrer Präsenz reduzieren. Das stellt auch sie vor die hier angesprochene neue Frage. So macht es Sinn, auch gemeinsam nach Antworten auf diese Frage zu suchen. Eventuell haben die Ordensgemeinschaften ja auch noch einen besonderen „Schatz“. Gemeint sind ihre Ordensgründer, insofern sie einen konkreten lokalen Bezug haben und so zu „Lokal Heroes“ aufsteigen könnten.

Das Projekt „Lokal Heroes“ ist am Lehrstuhlfür Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts am Department Katholische Theologie der Philosophischen Fakultät der Universität Passau entworfen worden. Hier geht es um die Möglichkeiten, mit Hilfe der Biographien lokaler und regionaler Persönlichkeiten Stadtgeschichte und Glaubensgeschichte greifbarer werden zu lassen.[5]

Die gebündelte Situation

Soweit wir unsere eigene Geschichte, die Geschichte der Menschheit rekonstruieren können, ist festzustellen, dass der Mensch sich immer schon nach dem Himmel ausgestreckt hat, das Transzendente suchte und bemüht war, die Kommunikation mit dem Göttlichen zu ermöglichen. Die ungleiche „Begegnung“ zwischen dem Menschen und dem Göttlichen fand ihren Ausdruck darin, dass der Mensch seinerseits „Materialien“ in die Hand nehmen musste, um mit dem Immateriellen, dem Unstofflichen, Unkörperlichen bzw. Geistigen in Kommunikation zu treten. Dabei wurde den materiellen „Kommunikationsgegenständen“ durch den Kult, also der Kommunikation mit dem „Göttlichen“, eine besondere, eine herausragende Bedeutung zuteil. Sie wurden zum Kultgerät, zu „heiligen“ Gegenständen, zum Sakralgegenstand.

Um solchen Sakralgegenstand geht es auch hier, da gefragt wird: „Wo ist eigentlich …?“ So gefragt geht es erst einmal um herausragendes Sakralhandwerk wie den Tassilokelch, der in besonderer Weise Erbe der Menschheit ist und deshalb nachhaltig bewahrt werden muss. Mit dieser Frage ist aber auch der Verlust angesprochen der empfunden wird, wenn kostbares Sakralhandwerk verschollen ist. Das Verlustempfinden rührt einerseits daher, ein künstlerisch wertvolles Objekt verloren zu haben und andererseits daher, einen Gegenstand verloren zu haben, mit dem Menschen in die Welt des Göttlichen eingetaucht sind. Die jüngste Kirchengeschichte stellt uns das Sakralgerät betreffend vor eine neue Frage: Wohin mit dem „Alltagssakralgerät“, das nur „einfach“ gearbeitet ist und nicht mehr gebraucht wird?

Sakralgerät und Kirchengut erzählen Geschichten

Egal wie Sakralgerät bzw. Kirchengut gestaltet ist, es erzählt Geschichten. Diese entstehen aufgrund der „Machart“ und der Geschichten ihrer Materialien, der Funktion sowie dem aktuellen Verbleib der Sakralgeräte. Die „Machart“ erzählt Besonderes, wenn bestimmte Materialien benutzt wurden wie z.B. das Stück Kohle als Fuß eines Kelches, die oben erwähnte, aus Professringen gearbeitete Custodia oder das Messgewand, das früher einmal ein Fallschirm war. Die „Machart“ hat auch dann etwas zu erzählen, wenn ein Freundeskreis eine Patene mit Hilfe eines Goldschmiedes selber gearbeitet hat oder der Knauf des Deckels eines Ziboriums früher einmal ein Türknauf war.

Die Funktion z.B. einer Hostienschale erzählt davon, dass alle aus einem „Topf“ essen, das gemeinsame Mahl untereinander verbindet und dass jeder am Tisch des Mahles willkommen ist. Der aktuelle Verbleib spricht für sich. Stellen Sie sich einmal vor, ein ganz einfacher Chormantel hängt an der Garderobe einer vierköpfigen Familie! Allerding müssen die Geschichten von der „Machart“ und der Geschichte der Materialen, sowie jene von der Funktion vergegenwärtigt werden im „Zusammenspiel“ mit dem bezeichneten Sakralgerät oder Kirchengut.

Sakralgerät anders in die Hand nehmen

Die Frage zu beantworten: „Wohin mit der überflüssigen Hinterlassenschaft?“ bedarf kreativer Ansätze, und es müssen neue Perspektiven denkbar sein (dürfen). Wichtig ist auch, dass in den Gemeinden für die hier angedachten Perspektiven geworben wird und Interessierte ermutigt werden, die Ansätze im Folgenden lokal weiter zu denken. Wichtig ist, dass mit den Interessierten auch ihre verschiedenen Kompetenzen, Motivationen und Erfahrungen gewollt sind, auch wenn sie gegenläufig scheinen. Standesdünkel, Gewohnheiten, Überlieferungen, angestammte Rechte, Titel und persönliche Befindlichkeiten dienen der Zukunft der Hinterlassenschaft nicht.

Es kann auf diese Frage auch nicht nur eine Antwort geben, sondern immer nur individuelle. Ergo kann ich hier auch „nur“ Perspektiven aufzeigen. So werde ich hier auch nicht die Idee eines Museums für „Gemeindliches Sakralhandwerk“ konkreter ansprechen, oder die Idee einer Bischöflichen Akademie mit „sakraler Wunderkammer“. Viel kleinteiliger sind die Perspektiven zu denken, die hier greifen sollen. Allerdings setzen sie eines voraus, den Materialwert eines Sakralgegenstandes dem Bedeutungswert unterzuordnen und der (heiligen) Aura des Gerätes die alltägliche Profanität zumuten zu wollen.

Perspektivisch aufgestellt an Beispielen

1. Beispiel: Sakralgerät als befristete Patenschaft

Kelche oder Ziborien können in der Kommunionvorbereitung wie auch in der Vorbereitung auf die Firmung in die Familien der Aspiranten befristet für z.B. eine Woche „ausgeliehen“ werden. Ein Sakralgegenstand in den „eigenen vier Wänden“ ist nicht nur ein „Eyecatcher“, sondern er ermöglicht weitergehende Auseinandersetzungen.

2. Beispiel: Sakralgerät als „behütende Ausstellung“

Die Möglichkeit, Kirchengut auszustellen, kann man auch auf einer herunter gehängten Ebene (nicht klassisch museal) andenken. Familienkreisen, Gebetsgruppen, Liturgiekreisen, Messdienergruppen u. Ä. stellt die Gemeinde für eine befristete Zeit einen Raum zur Verfügung. Die Aufgabe der Gruppe ist es, sich aus dem zur Verfügung stehenden Kirchengerät einige Objekte auszusuchen, um sie dann intelligent und kommunikativ im Raum zu präsentieren. Die inhaltliche Ausrichtung der Präsentation können die identitätsstiftenden Merkmale der Gruppe selbst sein. Intelligent meint, dass nicht nur Gerät museal hingestellt wird, sondern der Besucher in „behüteter“ Umgebung sich selbst auf das Exponat hin verhalten kann. Beispiel: Eine Taufschale ist ausgestellt, und ein Besucher legt sein alte Taufkerze dazu, sein Taufkleid oder die Konversionsurkunde.

3. Beispiel: Sakralgerät ohne Berührungsangst

Monatlich nach den Gottesdiensten könnte Sakralgerät in Kirchen oder Pfarrheimen verbunden mit einer einfachen Bewirtung zur „Berührung“ einladen. Hier könnten Geschichten erzählt werden vom „Werdegang“ des Gerätes, von deren Stiftern, jenen, die es benutzt haben, ob es restauriert wurde und warum, eben von all dem, was mit dem Sakralgerät verbindbar ist.

4. Beispiel: Sakralgerät als Zeichen

Gemeindegremien könnten mit einem anvertrauten Kelch das Signal der Verbundenheit mit jenen auf den „Punkt“ bringen, die im häuslichen Bereich pflegen. Ihnen ein Kelch aus der Gemeinde gebracht soll vergegenwärtigen, dass die Gemeinde zur konkreten Unterstützung bereit steht und sie im Gebet mit den Pflegenden und ihren Kranken verbunden ist.

5. Beispiel: Sakralgerät auf „Urlaub“

Kerzenhalter, Kreuzwegtafeln, kleine Kniebänke … können für ein Jahr in die Pflege einer Familie aus der Gemeinde gehen bzw. von Verbänden, Gruppen oder Organisationen versorgt werden. Einfach so nur, aber mit der Verpflichtung auf die Leihgabe aufzupassen.

6. Beispiel: Sakralgerät in fremder Umgebung

Eine (leere) Monstranz auf einem Tisch in einer Wärmestube positionieren, in der Nichtsesshaften ein Frühstück angeboten wird. Wenn dann die Monstranz einen „Ansprechpartner mitbringt“, könnten lebhafte Gespräche bei Tisch entstehen.

7. Beispiel: Sakralgerät als Kommunikator

Ungenutztes Sakralgerät, von dem Gemeindemitglieder wissen, dass es nicht für den Tresor bestimmt ist, könnte zum Kommunikator werden. Gruppen können einen Kerzenleuchter z.B. zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, was Licht in ihr Leben bringen kann. Diese Gedanken können dann ausgetauscht werden im Rahmen eines Klosterbesuches mit Ordensleuten, die anhand eines Sakralgerät ihres Klosters ihrerseits von dem erzählen, was ihr Leben aufhellt.

Nebenbei ein Kollateralerfolg

Soweit Beispiele, die Sie ermutigen sollen, auch den eigenen unkonventionellen Gedanken zu trauen, und ihnen eine Chance zu geben. Ein Kollateralerfolg bei solcher Nutzung könnte sein, dass ein neues Ehrenamt entsteht, neue Verantwortungen erwachsen und innerhalb der in Sachen Sakralgerät Engagierten neue Gruppen entstehen. Das Letzte: Vielleicht bleibt ja so die Geschichte von Michael und dem Ziborium weiter aktuell.

Anmerkungen:
[1 ]Mit dem Begriff Sakralgerät gleichbedeutend sind im Weiteren (wenn nicht ausdrücklich hinzugefügt) Paramente sowie Gegenstände aus dem
Kirchenraum. Dies bezeichnen auch die Begriffe Kirchengut, Kirchengerät, Sakralhandwerk und Hinterlassenschaft.
[2] Der Frage: „Wo ist eigentlich … geblieben?“ geht auch die Ausstellung „Verlorene Schätze“ nach, die im Rahmen des Karlsjahres 2014 in der Aachener Domschatzkammer präsentiert wurde. Im Vorlauf dieser Ausstellung, kuratiert von Dr. Georg Minkenberg, wurde aus Aachen stammendem, aber in der Welt verstreutem Kirchengut nachgegangen, um es in dieser Ausstellung leihweise wieder zusammenzuführen.
Ausstellungskatalog: Minkenberg Georg, Sisi Ben Kayad (Hg). Verlorene Schätze, Ehemalige Schatzstücke aus dem Aachener Domschatz.
Schnell & Steiner, 2014.
[3] Stender, Christoph. Schatzansichten – Entfesselnde Wortschätze. Grenzecho Eupen, 2001. S. 80 (ISBN 90-5433-152-6).
[4 ] http://www.hemsteck.com/svakj/project/1003/
[5 ]Weitere Informationen: http://www.uni-passau.de/index.php?id=14556

Erschienen in: Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Essen, Hildesheim, Köln, Osnabrück. J.P. Bachem Verlag GmbH. Mai 05/2015
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Clara Fey: Was hat sie uns als ihr Erbe hinterlassen?

Mit der Feier eines Geburtstages geht oft die Frage nach dem Wohlbefinden einher: „Herzlichen Glückwunsch und wie geht es dir?…“. Allerdings, bei einem 200. Geburtstag, wie die Schwestern vom armen Kinde Jesus den ihrer Ordensgründerin Clara Fey jetzt gefeiert haben, stellt sich diese Frage etwas anders. Nicht das Befinden der zu feiernden Person, sondern die Befindlichkeit ihres Werkes, ihrer Idee; das was sie als Erbe hinterlassen hat, steht im Vordergrund.

Messe anlässlich des 200. Geburtstages der Clara Fey: Weihbischof Dr. Johannes Büntgens würdigte das Schaffen der großen Aachener Ordensfrau.Foto: Michael Lejeune

Messe anlässlich des 200. Geburtstages der Clara Fey: Weihbischof Dr. Johannes Büntgens würdigte das Schaffen der großen Aachener Ordensfrau. Foto: Michael Lejeune

Weihbischof Dr. Johannes Büntgens ging in seiner Festpredigt am Geburtstag Claras, dem 11. April, im Kloster in Burtscheid dieser Frage nach. Auf den Punkt gebracht lautet ihr Erbe so: der Armut mit Barmherzigkeit begegnen. Clara Fey hat die Schwesterngemeinschaft gegründet, um den Verlierern der Industrialisierung, den verwahrlosten Kindern, den besonders Armen ihrer Zeit, eine lebenswerte Perspektive zu geben. Barmherzigkeit verstand sie nicht, als die besondere Großzügigkeit der Bessergestellten den Armen gegenüber, sondern Clara wollte den Kindern zurück geben, worauf sie ein Anrecht hatten, nämlich Bildung, Geborgenheit und Nahrung. Da wo es gelingt, dass das Leben der Kinder in ihrer Liebenswürdigkeit aufgehoben wird, da ist etwas zu spüren von dem „Licht Gottes“ und der Bischof pointiert: Da spiegelt sich der „Glanz“ Gottes.

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Kinder sind unser höchstes Gut

Geboren vor 200 Jahren, sah die Fabrikantentochter Clara Fey das Elend ihrer Zeit und zog Konsequenzen

Von Pfr. Christoph Stender und Michael Lejeune

Gründerin der Schwestern vom armen Kinde Jesus: Clara Fey.

Gründerin der Schwestern vom armen Kinde Jesus: Clara Fey.

Am 11. April 2015 jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag von Clara Fey, die als Tochter der wohlhabenden Fabrikantenfamilie Fey 1815 in der Bendelstraße das Licht der Welt erblickte. Mit ihrer Familie lebte Clara von klein auf in der Gemeinde St. Paul nahe dem Aachener Dom.

Clara schaute aus der Perspektive einer bessergestellten Persönlichkeit auf das Leben in ihrer Stadt. Ihre Mutter lehrte sie aber schon in jungen Jahren, genau hinzuschauen, um realistisch wahrzunehmen, was um sie herum passierte. Schon früh waren damals im Blick der Feys die gesellschaftlichen Veränderungen in Aachen, die ihren Ursprung in der Industrialisierung hatten.

Später erst wird diese Zeit das Zeitalter der „Industriellen Revolution“ genannt. Im Nachhinein wird aber auch analysiert, dass in dieser Zeit die Kinderarbeit massiv zunahm und dies katastrophale soziale Folgen hatte. Konkret in Aachen „zählte man 1805 zum Beispiel in der Fabrik der Familie Jecker von den 250 Arbeitskräften 225 Kinder zwischen vier und zwölf Jahren,“ berichtet der Historiker Jo Hermans. Kinder arbeiteten oft über zwölf Stunden pro Tag für einen Hungerlohn. Im Hause Fey war diese Kinderarmut regelmäßig Thema. Lesen Sie mehr »

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„Schräg drauf“: Zum 200. Geburtstag der Clara Fey

Aachener Ordensfrau war eine unkonventionelle Sozialkämpferin in der Industrialisierung. Freundinnen waren Pauline von Mallinckrodt und Franziska Schervier.

Von Christoph Stender und Michael Lejeune

In den Zeiten der Hochindustrialisierung (kleines Foto) war ein Kinderhort wie der im alten Generalat in Simpelveld ein Segen. Fotos: AZ-Archiv/PIJ-Archiv

In den Zeiten der Hochindustrialisierung (kleines Foto) war ein Kinderhort wie der im alten Generalat in Simpelveld ein Segen. Fotos: AZ-Archiv/PIJ-Archiv

Aachen. Berlin, Alexanderplatz, eine Schwester in Ordenskleid mit Schleier fährt auf einer Rolltreppe. Oben angekommen spürt sie eine Person neben sich. In dem Augenblick, in dem sie sich zur Seite dreht, kommentiert die nun neben ihr stehende junge Frau mit Piercings im Gesicht, Tattoos am Hals und knallgrünen Haaren: „Wir beide sind schon schräg drauf, nicht wahr!“

Wie passt das zu Clara Fey? Irgendwie war auch sie zu ihrer Zeit „schräg drauf“. Am 11. April vor 200 Jahre erblickte Clara (1815- 1894) in Aachen das Licht der Welt. Clara wurde hineingeboren
in eine betuchte Familie, die in der „besseren“ Gesellschaft Aachens wohlangesehen war. Clara war gerade fünf Jahre alt, als ihr Vater, der Tuchfabrikant Peter Louis Joseph Fey starb. Ihre Mutter Katharina Fey geborene Schweling sorgte für eine sehr behütete Erziehung, die geprägt war vom katholischen Bekenntnis. Aus ihrer eigenen Feder wissen wir aus dieser Zeit fast nichts, also auch nichts darüber, wie sie den Verlust des Vaters verarbeitet hat. Claras Mutter versteckte sie und ihre Geschwister nicht vor den Realitäten der Aachner Gesellschaft. So begleitete Clara ihre Mutter auch in die verwahrlosten Straßen der Stadt, in denen die Verlierer der Industrialisierung lebten, unter ihnen besonders viele Kinder.

Clara erlebte in der Begleitung ihrer Mutter eine – man könnte sagen – „Sehschule“, in der ihr die soziale Situation betreffend kaum etwas verborgen blieb. So begriff Clara in jungen Jahren, dass nicht alle Kinder in Aachen in bürgerlicher Geborgenheit lebten. Sie erfuhr von den sozialen Abgründen, in denen auch Kinder ihres Alters vegetierten. Diese Einsichten und ihr Gottvertrauen ließen Claras ganz eigenen Weg reifen.

„Schräge“ junge Persönlichkeiten

Zum Freundeskreis von Clara Fey gehörten die aus Minden gebürtige Pauline von Mallinckrodt (1817 – 1881), aufgewachsen in Aachen, und die Aachenerin Franziska Schervier (1819 – 1876).

Diese drei jungen Frauen verband auch etwas Ungewöhnliches. Sie sollten in „gesetzterem“ Alter alle drei Ordensgründerinnen werden. Diese Zukunft sah man den drei jungen Frauen allerdings noch nicht an, waren sie doch recht „schräg drauf“, da alle drei nicht nur für das je eigene Elternhaus, sondern auch für ihr gesellschaftliches Umfeld ungewohnt ihren Lebensstil ab einem bestimmten Punkt eigenständig radikal veränderten.

Pauline von Mallinckrodt

Am 3. Juni 1817 wurde Pauline in Minden geboren. Es war der Wunsch der tiefreligiösen Mutter, Pauline katholisch taufen zu lassen. Für den evangelischen Vater Detmar von Mallinckrodt war das, auf seine berufliche Karriere bezogen, eine Risikoentscheidung, da preußische Beamten verpflichtet waren, ihre Kinder protestantisch zu erziehen.

1824 wurde ihr Vater Vize-Regierungspräsident in Aachen. Pauline besuchte hier die private katholische höhere Töchterschule St. Leonhard (heute das Städtische Gymnasium St. Leonhard).

Pauline war gerade 17 Jahre alt, als unerwartet ihre sozial engagierte Mutter Bernhardine an Cholera starb. Mit 18 Jahren sollte sie sich dem Willen des Vaters folgend mit Fritz von Coffrane verloben, Pauline aber lehnte dankend ab, sie hatte anderes vor.

Franziska Schervier

Franziska wurde am 3. Januar 1819 als Tochter des Nadelfabrikanten Johann Heinrich Schervier und dessen Ehefrau Marie Louise Victoire Migeon in Aachen geboren. Kurz vor ihrer Niederkunft ist Kaiser Franz I. von Österreich Gast im Hause Schervier, um deren moderne Stecknadelfabrik zu besichtigen. Die hochschwangere Mutter Marie Louise Schervier bat den Kaiser, die Patenschaft für ihr erwartetes sechstes Kind zu übernehmen. Der Kaiser willigte ein und wurde auch Namensgeber für den Täufling. In der gehobenen Aachener Gesellschaft galten die Scherviers eher als „neureiche“ Emporkömmlinge. Franziskas Mutter litt lange an Tuberkulose und starb 1832. Nun musste Franziska besondere Verantwortung in der Haushaltsführung übernehmen. Dass diese Art von „Haushaltung“ allerdings nicht ihr Ding war, sollte sich bald zeigen.

Aus gut situierten Kreisen im Einsatz für arme Kinder: Clara Fey, Pauline von Mallinckrodt und Franziska Schervier (von links). Foto: PIJ-Archiv/Montage: Michael Lejeune

Aus gut situierten Kreisen im Einsatz für arme Kinder: Clara Fey, Pauline von Mallinckrodt und Franziska Schervier
(von links). Foto: PIJ-Archiv/Montage: Michael Lejeune

Den drei Frauen war gemeinsam der frühe Verlust eines Elternteils, die im Elternhaus oder auch an ihm vorbei erworbene soziale Kompetenz sowie die Sehnsucht, Glauben konkret zu leben. Hinzu kommt die Begegnung der drei mit der Dichterin und Lehrerin Luise Hensel, einer Persönlichkeit, die Orientierung gab und dafür eintrat, dass jede ihren je eigenen Lebensweg selber entdecken konnte.

Als Lehrerin vermittelte Luise Hensel, gestützt auf ihren Glauben – auch in der Unterrichtung von Kunst und Literatur – die Grundlagen einer eigenverantworteten Bildung. Sie führte so im damaligen Schulsystem fort, was auch in Claras Elternhaus schon begründet wurde: Bildung bedeutet, die Realitäten in den Blick zu nehmen, um Eigenverantwortung entwickeln zu können. Sich so bilden zu können, bedeutet aber auch, einen entsprechend kritischen Bildungsraum zu eröffnen. Luise Hensel wurde auch aufgrund ihrer klaren Art, soziale Missstände vor der eigenen  Haustüre zu benennen, von Teilen der Elternschaft nicht gerne gesehen, da sie angeblich die jungen Frauen so gefährdete.

Dabei machte sie nur darauf aufmerksam, dass der fortschreitende Einsatz von Maschinen Arbeitskraft überflüssig werden ließ, somit Arbeitskräfte, besonders Kinderarbeit, immer billiger zu haben war und damit Verelendung einherging, die besonders für die Kinder in Ausbeutung, Krankheit und Armut mündete. Luise Hensel spiegelte diese Entwicklung auf die gesellschaftlichen Kräfte Aachens zurück und forderte von ihnen getragene umfassende Bildung besonders für die Schwächsten, die Kinder, ein. Frau Hensel musste schließlich gehen.

Clara konkret

In Claras Gedanken und Herz begann unaufhaltsam eine Idee „laufen zu lernen”, die ihr Leben tatsächlich radikal veränderte. Clara wollte mit diesen Kindern, die die Industrialisierung entwurzelt und verelendet hat, nicht mehr nur im Vorübergehen zu tun haben, sondern sich biografisch an jedes dieser Kinder binden. Die Faszination, die von der Entwicklung einer Persönlichkeit, wie der von Clara ausgehen kann, liegt nicht nur in deren historischer Betrachtung. Faszination für solche Menschen liegt auch darin, dass unsere Gesellschaft solche Entschiedenheit (unabhängig davon, in welche Lebensform eingebettet) braucht, um in ihrem Kern „des Aufeinander – achtens“ zu überleben.

Faszination üben Menschen aus, die versuchen,  unsere Gesellschaft davon abzuhalten, in ihren tiefsten Abgrund zu stürzen – den der Vergessenheit des Anderen. Gesellschaft kann konstitutiv nur existieren, wenn sie wertschätzend und wertschöpfend auch die Schwachen in den Blick nimmt, und das sind auch heute noch besonders die Kinder.

Keine der drei Frauen hätte ihre konkrete Sorge um die verwahrlosten Kinder, die blinden Kinder oder die an Seuchen Erkrankten in einer der vorhandenen Ordensgemeinschaft unterbringen können. Sie mussten schräg drauf sein, also aus den vorhandenen Normen herausfallen, um ihren markanten Weg zu entdecken und konsequent zu gehen. Eventuell sogar in einem gemeinsam neugegründeten Orden hätten die drei Herzensanliegen der Frauen auch nicht gemeinsam Platz, da ihre klare Art, die sozialen Nöte in den Blick zu nehmen auch deutlich machte, wie differenziert die Behebung bzw. Linderung dieser unterschiedlichen Nöte angelegt sein musste.

Schräg drauf ist immer gut

Die Art, wie die drei Frauen in ihrer Zeit nach dem eigenen Weg gesucht haben, tut auch unserer Zeit gut. Denn die Jugendlichen, die heute nach ihrem Weg suchen, müssen auch „schräg drauf“ sein, wenn sie nicht nur Standardwege anderer (Generationen) kopieren wollen, beziehungsweise willenlos den Wegen hinterherhecheln, die ihnen eine wie auch immer geartete Wirtschaftlichkeit vorgaukelt.

Damals wie heute brauchen junge Menschen zur Orientierung die Möglichkeit, sich mit Religion auseinanderzusetzen, ihr soziales Umfeld kompetent wahrzunehmen und Kompetenzen zu erlangen, fördernden Persönlichkeiten  zu begegnen, ungewohnte Lebensentwürfe kennenzulernen, Erprobungsfelder für ihr (soziales) Engagement zu haben und den Raum bei all dieser Orientierung auch noch ungezwungen durchatmen zu können.

Weitere Infos im Netz unter: www.svakj.de (Deutsche Region) und www.manete-in-me.org (Generalat)

Weitere Informationen zu den Orden und zur Lehrerin Luise Hensel

Die Errichtungsurkunde der Kongregation der Schwestern vom armen Kinde Jesus (Clara Fey) wurde am 28. Januar 1848 durch Erzbischof Johannes von Geissel verkündet. Ihr besonderes Anliegen war, den verwahrlosten und hungernden Kindern ihrer Zeit eine Heimat zu geben.

Luise Hensel

Luise Hensel

Gründung der Kongregation der Schwestern der christlichen Liebe (Pauline von Mallinckrodt) am 21. August 1849 in Paderborn. Pauline und ihre Gefährtinnen nahmen sich besonders in verantworteter Sorge der blinden Kinder ihrer Zeit an.

1851 wurde Franziska Scherviers Vereinigung durch Kardinal Johannes von Geissel aus Köln unter dem Namen Armen-Schwestern vom Heiligen Franziskus zu einer klösterlichen Gemeinschaft erhoben. Ihr Dienst galt den Armen der Stadt, besonders der Pflege von Cholera- und Pockenkranken.

Luise Hensel: Von 1827 bis 1833 unterrichtete sie am St. Leonhard-Stift in Aachen. aus ihrer Feder stammt das bekannte Gedicht: „Müde bin ich, geh‘ zur Ruh‘, schließe beide Äuglein zu. Vater, lass die Augen dein über meinem Bette sein!“ (1. Strophe)

Informationen zu den beiden Autoren dieser Seite

Foto: A. Schmitter

Foto: A. Schmitter

Christoph Stender war früher Hochschulpfarrer in Aachen und ist heute im Mentorat für Studierende der katholischen Religion, also in der Ausbildung künftiger Religionslehrer und -lehrerinnen, tätig.

Der Aachener Fotograf Michael Lejeune (auf dem Foto links) ist auch Gastronom und Studierender der
Wirtschaftsinformatik. Er ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Ordensgemeinschaft. Gemeinsam
mit Christoph Stender kümmert er sich um das kulturelle Erbe der Clara Fey.

Quelle: Aachener Zeitung, 11. April 2015
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Nichts Neues von der Auferstehung?

Wir schreiben das Jahr 2015. Fast 2000 Jahre sind seit Tod und Auferstehung Jesu vergangen. Seit fast 2000 Jahren erzählen Menschen in fast allen Sprachen und Dialekten dieser Welt von dieser Auferstehung. Sie wird diskutiert, meditiert, besungen, verdichtet, gemalt, getanzt, karikiert – eben in alle möglichen Kommunikationsformen gegossen.

Massen von Büchern und Gigabytes an Festplatten füllt dieses Thema. Milliarden Worte drehen sich um einen „Sachverhalt“, der sich in 2000 Jahren nicht verändert hat.  Auferstehung bleibt Auferstehung. Eine Weiterentwicklung hat es ja nicht gegeben, keine neue Beweislage, und neue Augenzeugen gibt es schon gar nicht. Kurz gesagt: In Sachen Auferstehung nichts Neues!

Was soll dann dieser Text? Entweder ich wiederhole in den nächsten Zeilen etwas von dem, was schon zig Menschen vor mir geschrieben haben, oder es folgt hier gleich eine Sensation, etwas Neues in Sachen Auferstehung. Solche Erwartungen muss ich allerdings enttäuschen. Hier kommen jetzt weder Altbekanntes noch große Sensationen.

Trotzdem kann dieser Text schon für eine kleine Sensation gut sein. Allerdings kommt die nicht von mir. Denn wenn es schon nicht Neues von der Auferstehung gibt, so vielleicht doch Neues zur Auferstehung. Allerdings könnte ich nur von mir ganz persönlich erzählen, inwieweit das Osterfest bis jetzt in mein Leben hinein gewirkt hat – und ob überhaupt. Hier mag ich jetzt in aller
Öffentlichkeit nicht zu persönlich werden. Nur so viel: In den vergangenen Monaten bin ich entspannter mit der Erkenntnis umgegangen, mein Leben nur geliehen zu haben.

Was bewirkt der Glaube?

Aber nun zu Ihnen: Eigentlich möchte ich Sie bitten, diesen Artikel weiterzuschreiben. Mit Ostern feiern wir ja nicht den Geburtstag des Osterfests, sondern eine Zusage Gottes, dass unser Leben bei aller Zerbrechlichkeit in seiner Hand aufgehoben bleibt. Was bewirkt der Osterglaube bei Ihnen, die Sie alle ein Jahr älter geworden sind? Was „macht“ die Kernbotschaft der Auferstehung – „befreit zu sein von der Angst um sich selbst“ – mit Ihnen?

Schreiben Sie doch diesen Artikel zur Auferstehung für sich selbst weiter. Vielleicht beginnen Sie Ihren Teil dieses Artikels mit dem Satz: „Nach dem letzten Osterfest hat sich etwas bei mir verändert.“ Vielleicht fangen Sie auch so an: „Ich brauche wohl noch einige Osterfeste, um annehmen zu können, dass ich in den Augen Gottes liebenswert bin.“ Möglich wäre auch dieser Einstieg: „Ich halte mich noch zu sehr an mir selbst fest, als dass ich mich entspannt an dem Auferstandenen anlehnen könnte.“ Schreiben Sie, wie die Auferstehung zu Ihnen passt. Wie Ihre Haltung auch sei – wichtig ist, dass Sie Ihren Osterartikel selbst schreiben!

Erschienen in: Katholische SonntagsZeitung für Deutschland, 4./5. April 2015
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