Hier faszinieren mich zwei Orte, Bahnhof und Dom. Doch eigentlich machen ihre Menschen den eigentlichen Reiz aus. Der kürzeste Weg vom Bahnhof in den Dom führt hier am „Gnadenbild“ vorbei.
Tagsüber brennen „bei der Maria“ immer Kerzen. Zwei zündete ein junger Mann gerade an, ein Skater, bunt, flippig, sympathisch aber hier sonst kaum anzutreffen!
Dann setzte er sich wieder in die Bank neben einen etwa gleichaltrigen Freund. Dessen Frage: „Warum hast Kerzen angezündet?“ Antwort: „Meine Oma hat das auch immer gemacht und die war super.“
Ich saß hinter ihnen, schluckte und konnte nicht mehr vergessen. Jedes Mal, wenn ich diesen Dom betrete, stehen diese Worte in meinen Gedanken, wie auf einem großen Transparent neben dem „Gnadenbild“.
„Meine Oma hat das auch immer gemacht, und die war super.“
Dieser jungen Mann, seinem Vertrauen in die eigene Oma, die super war, gefolgt, betrat dieses „Gotteshaus“, um dann genau das zu tun, was in seiner Erinnerung die Oma auch immer tat.
Stimmen sind Menschen, die überzeugend und mit sich selbst identisch, aus dem persönlichen Glauben heraus etwas taten, sagten oder spüren ließen, was diesem jungen Menschen liebevoll in Erinnerung blieb. Doch dies ist mehr als eine wertvolle Erinnerung. Weil sie den Menschen ihrer Geschichte vertrauen, trauen sie auch ihren Gesten, Zeichen und Symbolen. Später trauen sie sich selbst, sich so zu verhalten, weil sie der eigenen Wahrnehmung ihrer selbst vertrauen, aus der heraus sie so mit sich übereinstimmen.