Seine Eltern waren zurückhaltend katholisch. Über Freunde wurde er Ministrant und diente. Viel wichtiger aber war ihm die Clique, die Messdiener waren Freunde, andere hatte er nicht, wozu auch.
Sport war nicht sein Ding, Fete gerne in der Clique, Zeugnisnoten zwei und besser, ansonsten zurückhaltend bis nachdenklich, Gewicht keine 60 Kilo.
Einige in der Klasse nannten ihn Kirchenmaus, das war im egal, bis sie anfingen auf der Maus rumzutreten, ihn anzupöbeln: „Hast du immer noch keine Freundin, aber ist ja egal, du hast ja den Priester.“
Später, in der Pause, nahmen sie ihn im Schutz der Schweiger, in die Zange und schlugen ihn immer wieder auf dieselbe Stelle, mit dem Kommentar: „Du brauchst ja keine Muskeln, du hast ja Gott.“
Das tat richtig weh, die Schläge meinte er, nicht aber der Kommentar, denn mit dem lieben Gott hatte er nicht wirklich einen Vertrag. „Der war ständig weg, wenn man ihn brauchte, auch als meine Eltern sich einvernehmlich trennten.“
Irgendwann schlug er zurück, nur einmal, voll auf die Nase, sagte er, dann war Ruhe, nur der Vertrauenslehrer bat um ein Gespräch.
Michael L. (heute 21) erzählte seine Story aus Schulzeiten in einem Jugendgottesdienst, in dem er katechetisch gefragt wurde: „Was sagt dir die Steinigung des Hl. Stephanus.“ Er fand die Frage bescheuert, antwortete aber und ging. Das war sein letzter Gottesdienst, Freunde hat er andere, der liebe Gott ist weit weg. Eine Frage aber hat er: „Warum ist Stephanus nicht weggelaufen?“
(Zum 7. Sonntag der Fastenzeit)