Unsere Stadt verändert ihr Gesicht.
Aber zuerst einmal: Was ist das Gesicht einer Stadt? Ihre Ansicht! Städte zeigen sich in Gebäuden, Straßen, Plätzen, Baustellen, Grünanlagen und Kuriositäten: Die Ansicht Aachens bilden z. B. Dom und Rathaus, Terme und Super C, Stadtverwaltung, Markt, Einkaufszonen, „Frittenzange“, Kubus, Europaplatz, Kurpark, Kleinkanal und die „Fastbaustelle“ Kaiserplatz – Galerie. Sie kennen die Räume, die unserer Stadt ihr Gesicht geben, ihre Ansicht!
Und jeder dieser Räume steht für etwas, verkörpert eine Botschaft. Die Räume einer Stadt nehmen Gestalt an mit der Ansicht derer, die in ihr leben. Das sind wir, die wir die hier wohnen, wir verkörpern letztlich unsere Stadt mit ihren Orten. Denn wohnen bedeutet: In Orte Lebenszeit zu investieren.
Also zu den Orten: Der Dom steht für Tradition, Rathaus für Bürgerbeteiligung, Terme für wohltuende Quellen und weiter den oben benannten Orten folgend für Bildung, Bürgernähe, Freiheit, Konsum, Weltflair, Kaffelust, Mobilität, Gesundheit, gut gemeinte „Renaturierung“ und für: „Hat sich da nicht vielleicht jemand übernommen?“
Das Gesicht unserer Stadt allerdings wird sich in dem Maße verändern, wie diese Orte nicht mehr dem entsprechen, für das sie eigentlich da stehen. Ein von innen her nicht mehr getragener Dom „verfällt“, ein Rathaus in dem einzig ein Rat herrscht wird „atemlos“, heiße Quellen an denen sich Bürger nicht mehr erholen können „veröden“, Bildung die vom Menschen absieht ist „bildlos“, und weiter den oben genannten Orten folgend, bis hin zu den Einkaufszentren, wenn in denen dann keiner mehr einkauft, dann sind die einfach nur „ausverkauft“.
Orte werden belebt von Menschen die in und mit ihnen leben, und die ihnen somit eine Daseinsberechtigung geben. Ein Rathaus z.B. ohne gelebte Bürgerbeteiligung ist von seiner Intention her gesehen eine „Ruine“. Ein Bürgerservice, der den Bürgern nicht dient, ist eine Informationswüste.
Und Kirchen? Kirchenräume in unserer Stadt verlieren ihre Botschaft, weil sie geschlossen, umgewidmet oder vielleicht in Zukunft auch abgerissen werden (müssen).
Zu wenig Menschen beleben sie, es fehlt an Botschafterinnen und Botschafter die von innen her diese Kirchenräume, Orte des Bekenntnisses, der Glaubensfeier und der Gemeinschaft, lebendig halten.
Unsere Stadt braucht keine „Ruinen“, solche leer stehende Häuser, deren Botschaft verklungen ist.
Aber noch ist das Gesicht unserer Stadt geprägt vom Kirchenraum. Doch dieser Raum befindet sich im Umbruch, weil er eben nicht mehr von innen gehalten wird.
Hat also jene Zukunft schon begonnen, in der die Erwachsenen mit ihren Kindern vor diesen Gebäuden stehen bleiben werden und dann erzählen: „Das war mal eine Kirche.“ Und Kinder fragen: „Was wurde darin eigentlich gemacht?“ Und Eltern dann eventuell vor ihren Kindern entscheiden müssen, ob unserer Stadt mit diesem verlorenen Raum etwas verlustig gegangen ist oder nicht. Kinder fragen danach, auf ihre Art, das ist sicher!
Kirchen gestalten noch die Ansicht unserer Stadt mit. Und die Menschen, die sie bisher von innen her hielten, haben unserer Stadt ihr Gesicht gegeben. Das hat bis heute zu der Lebensqualität, die unserer Stadt hat wesentlich beigetragen.
Bedeutet das aber, das mit dem zunehmenden Leerstand der Kirchengebäude letztlich unserer Stadt auch Lebensqualität verloren geht, oder schon verloren gegangen ist?