Viel Lob haben sie aus aller Welt bekommen, „unsere“ Weltreiterspiele. Stolz können und dankbar sollten all jene sein, die zu diesem Erfolg mit beigetragen haben, die Sportler, Organisatoren, die Aachener Bürgerinnen und Bürger und natürlich unsere Gäste, die genau diesen Erfolg in alle Länder tragen.
Und nun erhebt ein Kolumnist die Stimme, ein so genannter Kirchenvertreter. Denkt da doch direkt so mancher: „Bei allem Lob, nun wird der moralische Zeigefinger doch noch nachgereicht, irgendwas war bei den Reiterspielen wohl doch total verwerflich!“
Nein, ein Schelm, wer solches denkt. Denn am großen Lob haben auch die Kirchen einen winzigen Anteil. Nicht nur durch den ökumenischen Eröffnungsgottesdienst und die spirituellen Angebote der Kirchen an den Wegen der Weltmeisterschaft, sondern auch in der kurzen Ansprache zum Beispiel eines Herrn und einer Dame, die irgendwie zusammengehörten, vorgestern nach dem Gottesdienst, und sich bedankten für die ansprechende und würdige Feier mit dem abschließenden Kommentar: „Wir sind wegen der Pferde hier“. Also kein Wehrmutstropfen im Fass des Lobes. Wohl aber ein Zitat aus der Heiligen Schrift: „Alles hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit (nach Prediger 3, 1ff). Schon während der Weltreiterspiele meldeten sich öffentlich eher zaghaft andere Zeiten, kommende Zeiten zu Wort.
Die soziale Schieflage auch in Aachen wird immer eklatanter, Not und Hilfsbedürftigkeit nehmen zu, gerade in jungen Familien. Die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen verliert weiter an Hemmschwelle.
Sicherlich haben die Kommunen nicht alle Macht der Veränderung, aber viele Mittel und Möglichkeiten im Zusammenspiel aller, der leider auch im Schwinden begriffenen sozialen Kräfte, nach besonderer Meisterschaft Ausschau zu halten. Wie war das doch noch mit der Familienstadt Aachen. War?