Das Volk ist interessiert an Jesus, Jesus ist interessiert am Volk. Eine einfache Situation, die Jesus nutzt. Er erzählt nicht nur einfach, Jesus nimmt die Hörer in seine Erzählung mit hinein, macht sie zu Betroffenen. Denn er führt in ihre Mitte eine konkrete Person, die Ehebrecherin, ertappt, klarer Fall, schuldig.
Dem Hörer reicht, zum Beteiligten geworden, der Hinweis auf Moses. Die Handlungsperspektive ist somit eindeutig: Steinigung.
Die Beteiligten lauschen nun: Raschelte da etwa ein Gewand, bewegt sich ein Fuß, bückt sich jemand? Einem beliebig Beteiligten auf die Stirn geschaut, dort steht zu lesen: „Sollte ich nicht den Anfang machen, ein Stein würde Fakten schaffen.“ So denkt der eine, was die anderen auch denken: „Recht muss Recht bleiben, Ordnung muss herrschen, Strafe dem, der Strafe verdient.“
Gesetzestreu bemühen sich die Beteiligten aber auch um eigene Analyse: „Die Frau wird zu aufreizend gewesen sei. Ein schlechtes Elternhaus ist noch keine Entschuldigung. Güte würde hier nur der Gesetzlosigkeit Tor und Tür öffnen…“
Die Zuhörer Jesu, damals zu Akteuren geworden, stehen längst nicht mehr alleine um die Sünderin herum. Jesus stellt uns Leser heute zu ihnen in ihren Kreis.
In unserer Mitte heute steht vielleicht nicht mehr nur eine Ehebrecherin. Aktuell ist es vielleicht der Nachbar, oder ein Familienmitglied, ehemalige Partnerinnen oder Partner, der Vorgesetzte oder der Untergebene …
Aber damals wie heute bleibt dieser Satz ein Knaller: „Wer ohne Sünde ist, der …“
(Zum 5. Fastensonntag)