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Schuldentilgung, eine Provokation

Sind sie Schuldner? Also schulden Sie einer Institution oder Person Geld? Zu befürchten ist, dass viele, meist auch jüngere Christen, Schulden haben, vielleicht hoch verschuldet und sogar überschuldet sind. Allerdings ist ein überwiegender Teil der Leserschaft kirchlicher Printmedien eher älteren Datums, so dass man annehmen könnte, diese Jahrgänge haben ihre Schulden, wie Sie vielleicht selbst auch, schon abbezahlt. Trotzdem oder gerade deswegen lesen Sie weiter. Was ist eigentlich ein Schuldner? Einer, der seine Träume von anderen finanzieren lassen muss oder will und dafür teuer bezahlt. Anders formuliert: einer, der im Vergleich mit anderen meint, nicht Stand halten zu können und (irrig) annimmt, sich durch „Haben“ aufwerten zu können. Ganz nebenbei: Bis zur Schmerzgrenze Schulden machen zu sollen ist ein Grundpfeiler der kapitalistischen Marktwirtschaft.

„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“ (Lk16,13b) – diese Aussage Jesu, mit der uns das Sonntagsevangelium konfrontiert, dürfen wir auch in diesem Kontext nicht übergehen, sondern sollten sie für bare Münze nehmen. Der Begriff Mammon, aus der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata, hergeleitet aus „mam[m] ona“, wurde im 16. Jahrhundert zur  Personifikation des Reichtums, der den Menschen Geiz und Habgier schmackhaft macht. Den fetten Bauch verdankt diese Personifikation ihrem Lieblingsgewerbe, Schulden mit Zins und Zinseszins einzutreiben, koste es, was es wolle.

Aber was wäre der christliche Gegenentwurf, dem Mammon nicht zu dienen? Unser Denken als jene, die sich auf Christus berufen, darf verrückt sein, und so Überkommenes „ver-rücken“. Also denken wir quer: Haben Sie etwas zu vererben? Vielleicht freut sich ihre Familie nach ihrem Ableben ja über einen kleinen oder größeren  Geldschauer.

Auch ich selber stehe vor der Frage, wem ich das Meine vererbe. Für einen Geldschauer reicht es zwar nicht, eher für ein Tröpfeln, da ich keine familiären Bindungen habe. Aber auch wenn ich diese hätte, wäre folgendes „Verrücktes“ denkbar: Sie vererben nicht, sondern Sie verleihen zu Lebzeiten an jene Menschen, die Ihnen am Herzen liegen. Sie lassen Schulden zu, Schulden, die diese Menschen bei Ihnen machen, allerdings zu anderen Konditionen. Das Geld, das Sie nicht selbst zum Leben und rentenorientiert nicht zum Überleben brauchen, verleihen Sie zu der Kondition, dass dem „Schuldner“ jeden Monat fünf Prozent der Schulden erlassen werden, bis er alle Schuld bei Ihnen abgebüßt hat ist und Ihr Guthabenzins inklusive Guthaben bei null liegt. Moderates Vererben zu Lebzeiten ist das, in kleinen und gesetzlich möglichen Portionen. Zugegeben: Es ist quer gedacht, vielleicht halten Sie mich für einen Spinner. Aber sei‘s drum.

Erschienen in: Katholische SonntagsZeitung für Deutschland, 17./18. September 2016
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