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Rücksichtnahme kostet nichts

Der Dom, das Rathaus, heiße Quellen und die Lage im Dreiländereck, anmutende Plätze und einladende Grünflächen, das sind Attraktionen unserer Stadt!

Hinzu gesellen wir immer wieder neue sowie erprobte Attraktionen und Attraktiönchen, um unsere Stadt interessanter zu machen: Weihnachtsmarkt, Kultursommer, Baumarrangements vor dem Theater, die Nacht der offenen Kirche, Horseparade …

So versuchen die Stadt und andere gesellschaftliche Gruppen, oft mit hohem finanziellen und personellen Aufwand Aachen lukrativer zu gestalten.

Reichen diese kostenträchtigen Attraktionen allerdings aus, damit Aachen mehr Ausstrahlung spüren lässt? Da macht doch schon nachdenklich, wenn Urlauber z.B., gerade zurückgekehrt von bekannten und weniger bekannten Städten und Dörfern, weniger von den Attraktionen dieser Orte berichten, als vielmehr von der Freundlichkeit ihrer Bewohner, soweit diese erlebt wurde. Freundlichkeit hinterlässt offenbar einen nachhaltigeren Eindruck als so manches Event.

Einen nachdenklichen Eindruck anderer Art hinterlässt bei mir ein Bummel durch die Innenstadt. Gerade mal vier Schritte vor mir steuert ein Menschenkind die selbe Türe eines Geschäftes an nach dem Motto: Türe auf, hinein ins Getümmel und nach mir die Sintflut.

Nun kam da aber nicht die Sintflut hinterher sondern ich, und vor meiner Nase knallte die Türe zu. Dabei hätte mein Vorgänger sich doch nur einen Augenblick umdrehen müssen, um einer fast vergessenen Umgangsform Renaissance angedeihen zu lassen. Diese hätte ich mindestens mit einem Dankeschön und einem netten Lächeln erwidert.

Könnte da vielleicht ein Aufkleber an der Türe hilfreich sein:

„Rücksicht öffnet Türen. Für ein freundliches Aachen!“ Wäre eine solche Einladung nicht eine preiswerte Aktion für ein freundlicheres und so attraktiveres Aachen?

Jedoch kann es eine Stadt sich leisten, mit dem Aufruf zu mehr Rücksicht unter ihren Bewohnern und Gästen eventuell einzugestehen, dass es genau daran fehlt?

Es ist keine Schande beim Namen zu nennen, was viele vermissen. Indem wir auf Rücksichtnahme hinweisen und Rücksicht zum Markenzeichen machen, geben wir selbst unserer Stadt ein attraktives Gesicht.

Quelle: Aachener Zeitung, 20.11.2002.
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