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Rote Ampeln (MP3) von Christoph Stender
[audio mp3="http://www.christoph-stender.de/wp-content/uploads/2015/02/Wort-zum-Tag-2-Stender-Christoph.mp3"][/audio]Unser Alltag ist oft klar terminiert, und je mehr verbindliche Verpflichtungen an einem Tag zu bewältigen sind, desto zielgerichteter müssen wir die 24 Stunden des Tages organisieren.
Da ist es schon nervig, wenn wir dann ohne eigenes Dazutun Zeit verlieren. Ein garantierter Zeitfresser ist die rote Ampel.
Klar, keine Frage, Ampeln haben Sinn, vielleicht nicht immer, aber meistens. Jedoch was tut sich, wenn wir vor einer roten Ampel warten? Einfach nur da stehen bzw. im Auto sitzen, oder warten und schauen, oder warten und dösen. Wir messen dieser Wartezeit eigentlich keine besondere Bedeutung zu, wir lasse sie oft einfach verstreichen.
Dabei könnte die Wartezeit vor roten Ampeln auch anders genutzt werden: kurz in Gedanken dem nachgehen, was der Tag bisher schon geboten hat, eine Art Kurzreflexion.
Eine andere Zeitnutzung wäre aber auch, still danke zu sagen, für die Menschen, die uns an diesem Tag schon begegnet sind.
In einem Gottesdienst habe ich eine weitere Alternative angesprochen, die Zeit bei Rot zu nutzen. Diese Wartezeit könnte zu einer Gebetzeit werden: Im Gebet an einen Menschen denken, der zum Beispiel eine schwere Entscheidung treffen muss, der in Trennung lebt oder den eine schmerzliche Botschaft erschüttert. Vor roten Ampeln also ganz konkret persönliche Gedanken mit Gott teilen.
Wenige Tage nach diesem Gottesdienst erzählte mir eine junge Frau folgende Begebenheit. Sie sei kürzlich an einer roten Ampel gestanden und neben ihr eine Frau, die sie aus dem Gottesdienst kannte. Sie schauten sich an, nickten einander lächelnd zu und stellten fest: „Sie auch? Ja, ich auch, Gebet an der roten Ampel“.
Nun gibt es sicherlich auch Tage, an denen einem vor der roten Ampel niemand einfallen mag, an den man nun besonders denken könnte, und man auch keinem konkreten Gedanken nachgeht, der mit dem lieben Gott zu teilen wäre. So stünde man dann doch nur vor der roten Ampel und ließe die Zeit verstreichen.
Vielleicht reizt ja dann diese Tatsache: Wir sind heute Morgen wieder wach geworden, das ist keine Selbstverständlichkeit. Dieser neue Tag ist ein Geschenk, den wir heute leben dürfen.
Da reicht die Zeit bei Rot allemal für ein Danke!