4. Akt: Bild enthüllt
Haben Sie wirklich ein Bild oder Gegenstände verhüllt gehalten in den vergangenen Tagen und Wochen in ihrer Wohnung?
Wenn ja, dann werden sie nachvollziehen können, wie auch ich es erlebt habe, dass es nun wieder Zeit wird sich der Verhüllung zu entledigen, diesen Entzug aufzuheben, um wieder anschauen zu können was man ja aufgehängte oder positionierte, um es zu sehen, wahr haben zu wollen.
Darüber hinaus käme eine dauerhafte Verhüllung einem Wegnehmen gleich, die sich von der physischen Abwesenheit eines Gegenstandes nur dadurch unterscheidet, dass die Qualität des „erinnert Werdens“ in der Verhüllung präsenter wäre.
Nun lässt sich summieren, das man eigentlich nur einen zeitlich begrenzten Bilderverzicht organisiert hat, um nun neu dort anzukommen wo man immer schon war, in der Vertrautheit der eigenen Bilder ob sie nun an der Wand hängen oder in unseren Köpfen präsent sind.
Wenn sich so eigentlich nichts verändert hat, dann kann man doch mindestens feststellen, dass die Augen nach ihrem Sehverzicht für Augenblicke an dem ihnen eigentlich alt Vertrauten sich nun wieder nicht satt sehen konnten, wissend, das die Normalität unserer Bilderpräsenz schon längst wieder in der Warteschlange des Alltäglichen steht.
Und das gilt dann auch für die Bilder und Bilderverbote, die wir mit dem Blick auf den Anderen in unseren Köpfen (wieder) pflegen!?
Ostern erzählt etwas ganz Neues! Ostern erzählt vorgängig von einer Wegnahme, einer Entfernung Gottes aus dieser Welt, eine Welt in Bildern, die sich in die Verhüllung hinein wandelt und dann selbst Bild und Verhüllung übersteigt.
Der Karfreitag ist Wegnahme, Tötung des Bildes Gottes: Seine Konturen ausradiert.
Oster, das leere Grabe, von Frauen zuerst in den Blick genommen und uns von den Evangelisten in Sprachbildern überliefert ist nicht die Verhüllung des Toten. Die Tücher dieser Verhüllung liegen zusammengefaltet im Grab.
Auferstehung ist nicht im Bild und auch nicht anders in deren Verhüllung zu halten. Das leere Grab ist das Bild der Christen von Ihrer Zukunft, ein Bild von dem Bild aus der Bildlosigkeit. Doch dieses Bild hat die Kraft Bilder in unserer Wirklichkeit aufzuschließen.