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Das Wort Gottes sehen, hören, riechen, berühren

Exerzitien im Alltag

Das Wort Gottes sehen, hören, riechen, berühren

Was wir von Gott wissen, hat uns Jesus erzählt. In der Heiligen Schrift ist uns dieses „von Gott sprechen“ und „in ihm Leben Jesu“ überliefert. Wir können diese Überlieferung im wahrsten Sinne des Wortes nur begreifen, wenn wir uns ihr als ganzer Mensch stellen und nicht nur mit dem Verstand eine Annäherung versuchen. Ignatius von Loyola macht in seinen großen Exerzitien einen Vorschlag, wie wir uns auch mit Hilfe unserer körperlichen Verstehensmöglichkeiten dem Wort der Heiligen Schrift nähern können (hier auszugsweise und gekürzt):

Die Betrachtung:

Die fünf Sinne auf die Betrachtung anwenden

Das Vorbereitungsgebet ist: Gott, unseren Herrn, um Gnade bitten, damit alle meine Absichten, Handlungen und Bestätigungen rein auf Dienst und Lobpreis seiner göttlichen Majestät hingeordnet seien.

Die erste Hinführung ist: Zusammenstellung, indem man den Raum sieht. Hier ist zu bemerken: bei der „sichtbaren“ Betrachtung oder Besinnung, etwa wenn man Christus, unseren Herrn, betrachtet, der sichtbar ist, wird die Zusammenstellung darin bestehen, mit der Sicht der Vorstellungskraft den körperlichen Raum zu sehen, wo sich die Sache befindet, die ich betrachten will. Ich sage „körperlicher Raum“: etwa ein Tempel oder Berg, wo sich Jesus Christus oder unsere Herrin befindet, je nachdem, was ich betrachten will.

Die zweite ist: Gott, unseren Herrn, um das bitten, was ich will und wünsche. Die Bitte muß dem zugrunde liegenden Stoff entsprechen. Das heißt: Wenn die Betrachtung über die Auferstehung geht, um Freude mit dem freudigen Christus bitten; wenn über das Leiden, um Qual, Tränen und Pein mit dem gepeinigten Christus bitten. Hier wird dies sein: Um Beschämung und Verwirrung über mich selbst bitten, indem ich sehe, wie viele wegen einer einzigen Todsünde verdammt worden sind und wie oft ich es verdient habe, wegen me iner so vielen Sünden für immer verdammt zu werden.

Nach dem Vorbereitungsgebet und den Hinführungen ist es nützlich, mit den fünf Sinnen der Vorstellungskraft auf die folgende Weise durch die Betrachtungen zu gehen.

Der erste Schritt ist: Mit der Sicht der Vorstellungskraft die Personen sehen, indem man über ihre Umstände im einzelnen sinnt und betrachtet und irgendeinen Nutzen aus der Sicht zieht.
Der zweite Schritt ist: Mit dem Gehör hören, was sie sprechen oder sprechen können; und, indem man sich auf sich selbst zurückbesinnt, irgendeinen Nutzen daraus ziehen.
Der dritte Schritt ist: Mit dem Geruch und mit dem Geschmack riechen und schmecken: die unendliche Sanftheit und Süße der Gottheit, der Seele und ihrer Tugenden und vor allem gemäß der jeweiligen Person, die man betrachtet. Sich dabei auf sich selbst zurückbesinnen und Nutzen daraus ziehen
Der vierte Schritt ist: Mit dem Tastsinn berühren, etwa die Orte umfangen und küssen, auf die diese Personen treten und sich niederlassen. Dabei sich immer bemühen, Nutzen daraus zu ziehen.

Gespräch: Zu enden ist mit einem Gespräch wie in der ersten und zweiten Betrachtung und mit einem Vaterunser.

Gespräch: Indem man sich Christus, unseren Herrn, vorstellt, vor einem und ans Kreuz geheftet, ein Gespräch halten: Wie er als Schöpfer gekommen ist, Mensch zu werden, und von ewigem Leben zu zeitlichem Tod, und so für meine Sünden zu sterben. Wiederum, indem ich mich selbst anschaue:

  • das, was ich für Christus getan habe;
  • das, was ich für Christus tue;
  • das, was ich für Christus tun soll.

Und indem ich so ihn derartig sehe und so am Kreuz hängend, über das nachdenken, was sich anbietet. Das Gespräch wird gehalten, indem man eigentlich spricht, so wie ein Freund zu einem anderen spricht oder ein Diener zu seinem Herrn, indem man bald um irgendeine Gnade bittet, bald sich wegen einer schlechten Tat anklagt, bald seine Dinge mitteilt und in ihnen Rat will. Und ein Vaterunser beten.

Kommentare und Übersetzung sind entnommen der „Exerzitien“-Ausgabe von Pater Knauer SJ, Leipzig 1978.
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