Ein deutliches Zeichen für kulturelle Vielfalt
8. Aachener Friedenslauf stellt neuen Rekord auf: Tausende Teilnehmer zeigen Flagge gegen Gewalt und Rassismus und erlaufen rund 40.000 Euro – deutlich mehr als im vorigen Jahr. Weltweite Friedensprojekte werden so unterstützt.
Von Robert Flader
Eine Frage an Christoph Stender, Vorstand von „pax christi“
Wie zufrieden waren Sie mit der Resonanz beim 8. Aachener Friedenslauf?
Stender: Die diesjährige Veranstaltung hat, was Läufer und Spenden angeht, neue Rekorde aufgestellt. Das allein spricht für sich. Außerdem wird durch die Läufer, Sponsoren und die vielen Zuschauer der Grundgedanke unseres Festes weiter nach außen getragen, so dass sich hoffentlich noch mehr Menschen für ein friedliches Miteinander und kulturelle Vielfalt engagieren. Und das ist für uns letztlich mindestens genauso viel wert wie die eingenommenen Spenden.
Aachen. Wenn exakt 1145 ganz in Weiß gekleidete Kinder lautstark von zehn abwärts einen Countdown runterzählen und dann gemeinsam durch die Innenstadt flitzen, ist das schon ein tolles, beinahe niedliches Bild. Genau dieses Szenario spielte sich gestern um den Willy-Brandt-Plart ab: Am Kugelbrunnen starteten um Punkt 10 Uhr 1145 Grundschüler – bestückt mit zahlreichen in Regenbogenfarben gehaltene Friedensfahnen – ihren Lauf gegen Gewalt und Rassismus und gaben so den fulminanten Startschuss für den 8. Aachener Friedenslauf.
Mehr als Symbolcharakter
Es war ein beeindruckendes Bild, das weit mehr als nur Symbolcharakter besaß. Schließlich sprang bei den vielen Runden (jede war 900 Meter lang) auch etwas Zählbares heraus: Zusammen mit fast 3000 weiteren begeisterten Läufern stellten die Schüler durch Spendeneinnahmen in Höhte von etwa 40.000 Euro einen neuen Rekord für den Friedenslauf auf.
Und das ist aller Ehren wert, zumal sich jeder Läufer im Vorfeld des Laufs seinen Sponsor selber suchen musste. Nicht schlecht in Zeiten der globalen Wirtschaftskriese. Mit den Spenden werden auch in diesem Jahr wieder nationale und internationale Friedensprojekte unterstützt: das Netzwerk Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassismus, ein Friedensprojekt in Bosnien-Herzegowina und das Forum Ziviler Friedensdienst.
Doch der finanzielle Aspekt soll nur eine Seite des zum ersten Mal im Bereich der Adalbertstraße stattfindenden Großevents sein. „Es geht uns vor allem darum, die Idee der kulturellen Vielfalt möglichst vielen Menschen weiterzugeben“, so Christoph Stender von „pax christi“, einem der Träger des Friedenslaufes. „Wir wollen zeigen, dass wir eine bunte, vielfältige und tolerante Stadt sind, die offen für Menschen unterschiedlichster Herkunft ist“, richtet er dabei auch den Blick mahnend in Richtung rechtsextremer Gruppierungen, gegen die die Läufer mit ihren Fahnen im wahresten Wortsinne offen Flagge gezeigt haben. „Gerade Kinder laufen nicht einfach so, sondern haben den Gedanken der Toleranz absolut verinnerlicht.“
36 Schulen am Start
Angespornt durch Moderator André Schnittker, Hallensprecher von Alemannias Bundesliga-Volleyballerinnen, drehten Kinder und Jugendliche aus 36 Aachener Schulen, unterstützt von zahlreichen Erwachsenen, ihre Runden bis in den Nachmittag hinein. Von Müdigkeit keine Spur, schließlich kann man sich für Frieden und Toleranz nicht genug engagieren, findet auch Karen Siebert. „Es ist bemerkenswert, dass so viele Menschen wie noch nie teilnehmen“, freut sich die Projektleiterin über einen Zuwachs von insgesamt 800 Läufern im Vergleich zum Vorjahr. „Vor allem Kinder verbreiten hier so viel Freude.“ Und davon konnte man sich gestern getrost überzeugen.