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„Studenten fehlt oft der Blick für das Notwendige“

„Studenten fehlt oft der Blick für das Notwendige“

Neue KHG-Gesprächsreihe soll Chancen für einen Job verbessern – Bescheinigungen gefragt

"Kaum noch Zeit, die Persönlichkeit zu entwickeln": Altrektor Professor Klaus Habetha stand Hochschulpfarrer Christoph Stender bei dessen neuer Gesprächsreihe Rede und Antwort. Foto: Andreas Schmitter

Aachen. Ein Student mit 90 Semestern wird wohl nur sehr selten als Referent eingeladen, wenn es darum geht, schnell zu studieren und noch etwas neben dem Studium zu machen. Ein ehemaliger Rektor der eben solange an einer Hochschule gewirkt hat, aber sehr wohl. Und so hatte sich, Hochschulpfarrer Christoph Stender Professor Klaus Habetha zum Thema „Zeit der Krisis Nur das Studium reicht nicht“ eingeladen.

Die Hochschulgemeinde selbst, wie Stender beschied, sei gerade ein Gestaltungsraum für Studierende, ein Ort, um auch Andersdenkende kennenzulernen. Habetha sieht gerade in den Naturwissenschaften häufig die Gefahr, zu sehr auf das Studium fixiert zu sein: „Manche machen den Fehler, zu schnell zu studieren. Sechs Jahre kann man sich ohne weiteres einem Studium widmen, einschließlich eines Auslandssemesters“. Dann habe man jedoch nicht zugleich Schlüsselqualifikationen für den späteren Beruf. Neben der Fachqualifikation seien Leistungsbereitschaft, Verantwortungsübernahme, aber auch das soziale Verhalten wesentlich für eine Karriere. Es gehe nicht an, daß Ingenieure und Naturwissenschaftler Vorlesungen und Übungen absolvieren könnten, ohne ein Wort zu sprechen. Ein erster Schritt sei da sicherlich die Lerngruppe für die Kommunikationsfähigkeit.

Zu wenige Studierende haben nach Meinung Stenders den Blick für das Notwendige. Gerade deshalb will er die neue Veranstaltungsreihe mit verschiedenen Referenten dazu nutzen, Denkanstöße zu liefern. „Auch ein Rektor Habetha hat mal angefangen zu studieren. Wo haben sie gelernt, Rektor werden zu wollen?“ meinte provokant der Hochschulpfarrer. Dies sei natürlich eine Eigenschaft der Persönlichkeit, erklärte Habetha, doch wer habe noch die Zeit, seine Persönlichkeit zu bilden, wenn gleichzeitig mit zunehmender Semesterzahl die Jobchancen schwänden? Auch die Frage nach dem Begriff Allgemeinbildung würde in der heutigen Zeit anders gewichtet, weniger als Kenntnis eines Gedichtes von Goethe. Vielmehr werde für die meisten Firmen Allgemeinbildung als das allgemeine Interesse an der Gesellschaft verstanden. Entsprechend müsse der Studienanfänger Orte wie Fachschaften oder politische Organisationen aufsuchen, um seine Kenntnisse und Erfahrungen zu gewinnen. Eine alternative Möglichkeit sei, im Studium mehr Seminare und Vorträge verpflichtend einzubauen, das schule Teamfähigkeit.

Die zu große Reglementierung und auch das Wegnehmen von Eigenverantwortung führe dazu, fügte Stender an, daß mehr und mehr eine reine Vortragsmentalität unter den Studierenden entstehe. „Trotzdem kommen immer mehr Studierende zu mir und bitten mich um eine Bescheinigung über ihr Engagement in der KHG.“ Wenn im Bewerbungsgespräch gefragt werde: “ … und was können Sie noch?“, dann sei offensichtlich doch ein außeruniversitäres Betätigungsfeld von großem Nutzen. In diesem Sinn versteht Stender auch seine Vortragsreihe. In einer weiteren Veranstaltung werde er dazu einen Vertreter aus der Wirtschaft einladen – damit auch die Gegenseite zu Wort komme bei dem Thema Schlüsselqualifikation.

Quelle: Aachener Zeitung, 25.1.1999.

 

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