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Randale in den Katakomben

Randale in den Katakomben

Ermittlungen wegen Schußwaffenmißbrauchs – Fete abgebrochen


Dieser Wahnsinn hatte offenbar Methode: Innerhalb weniger Augenblicke nahm die Rosenmontagsfete in den „Katakomben“ der Katholischen Hochschulgemeinde ein äußerst unfrohes Ende. Unmittelbar nach einer tätlichen Auseinandersetzung gegen 21.30 Uhr rächten mehrere Jugendliche sich auf ihre Art für den prompten Rausschmiß. Sie zerschmetterten die Glasfront des KHG-Baus an der Pontstraße und richteten einen Schaden von rund 10.000 Mark an. Bis gestern konnte die Kripo überdies nicht ausschließen, daß ein Täter mit einer Waffe auf eine der Scheiben gefeuert hat.


Betroffene Mienen angesichts blinder Zerstörungswut: KHG-Pfarrer Christoph Stender (links) und seine Mitarbeiter schätzen den Schaden durch die zertrümmerte Fensterfront auf 10.000 Mark. Foto: Michael Jaspers

Aachen. „Dazu liegen uns widersprüchliche Aussagen vor“, erklärte Polizeisprecher Joachim Schülke auf Anfrage. Mehrere Besucher der Fete meldeten sich gestern bei der AZ mit dem Hinweis, sie hätten einen Schuß gehört. „Ein Zeuge will gesehen haben, wie einer der Täter eine Schußwaffe aus der Hose zog, sie aber gleich wieder einsteckte. Ein anderer berichtete, es sei ein Schuß gefallen“, so Schülke. Die Ordnungshüter waren mit sieben Streifenwagen vor Ort. Zwei Männer wurden festgenommen, die Ermittlungen dauern an.

„Gegen derart brutale Übergriffe von außen sind wir natürlich machtlos“, bekannte KHG-Pfarrer Christoph Stender. Und vermochte dem traurigen Zwischenfall zumindest einen positiven Aspekt abzugewinnen. „Niemand ist verletzt worden. Es hat keine Panik gegeben. Das zeigt, daß die Sicherheitsvorkehrungen bestens funktionieren. Alle Besucher aus der Kneipe und dem benachbarten Fetenraum, etwa 1000 Leute, wurden in kürzester Zeit nach draußen gebracht.“ Auf Nachfrage erhielten die Gäste fünf von neun Mark Eintritt zurück.

Einigermaßen glimpflich, immerhin aber mit einem „Veilchen“, endete der massive Zoff auch für den unmittelbar betroffenen Mitarbeiter des Thekenteams. Er war nach Aussage seiner Kollegen völlig unvermittelt von einem Jugendlichen „angemacht“ worden. Als der offenbar alkoholisierte Krawallmacher zuschlug, wurde sofort Alarm ausgelöst. Ein Signalsystem, das an verschiedenen Stellen des weitläufigen Komplexes installiert ist – zwischen dem Platz des Diskjockeys im großen Fetenraum, einem Nebeneingang sowie der nach vorn gelegenen Pinte – rief die 20 hauseigenen Ordner auf den Plan. Sie griffen den Wüterich und setzten ihn sowie einige seiner Kumpane an die Luft.

Der Täter zerschmetterte von außen mit der bloßen Hand die Glasscheibe der Eingangstür und trat sie zugleich ein. Kurz darauf schlugen mehrere Jugendliche mit schweren Werkzeugen, unter anderem wahrscheinlich einem Wagenheber, die Glasfront zu Bruch. Ein Fenster weist ein Loch mit einem Durchmesser von etwa einem halben Zentimeter auf, das durch eine Schußwaffe verursacht sein könnte. Der Frust bei den Veranstaltern sitzt tief. Seit zwei Jahren habe es in den Katakomben überhaupt keinen Krawall mehr gegeben, sagt Jochen van der Mühlen vom KHG-Arbeitskreis. „Wir werden jetzt über Konsequenzen beraten“, so Stender. „Wir lassen uns den Karneval hier nicht kaputtmachen, vielleicht lassen wir im nächsten Jahr nur noch kostümierte Leute ab 18 zu.“ Die Kontrollen an den Eingängen könne man schlechterdings nicht verschärfen. Jeder Besucher werde gründlich nach Waffen durchsucht.

„Wer Ärger macht, fliegt sofort raus. Die Katakomben sind der einzige Ort, wo auch Jugendliche ab 16 in Ruhe feiern können“, meint Ludger Roloff, der die KHG-Partys organisiert. Diesmal aber hätten die Täter es offensichtlich auf Randale abgesehen. „Die müssen ihre Autos gleich vor der Tür geparkt haben, sonst hätten sie mit dem Werkzeug nicht so schnell wieder zurück sein können.“ (mh)

Quelle: Aachener Zeitung, 12.2.1997
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