Nimm Platz! Eine einfache und hoffentlich auch noch alltägliche Formulierung. Da lädt man ein Gegenüber ein, Platz einzunehmen.
Diese Bitte könnte man auch so formulieren: „Komm, und nimm mir bitte einen Platz weg.“ Zugegeben, ein unüblicher Ausdruck, aber aussagekräftig! Nimm diesen Platz und belege ihn mit dir, so die Botschaft, fülle diesen Platz einfach durch deine Anwesenheit.
Platz nehmen zu dürfen hat in der christlichen Tradition seine Ankündigung im Abendmahlssaal. Jesus als Gastgeber lässt Menschen Platz nehmen, unterschiedliche Typen, vom „Lieblingsjünger“ bis zum „Judas“.
Die Eingeladenen waren willkommen, so wie sie Platz genommen. Jesus verlangt kein Platzgeld, Eintrittskonditionen stellt er nicht auf. Der „bedingungslose Tisch“ im Abendmahlssaal wurde durch den dort schon angekündigten Tod und die Auferstehung Jesu zum „bedingungslosen Ostertisch“.
„Nimm Platz“, das sagen Sie doch auch wenn Sie nicht allein an Ihrem Tisch sitzen wollen. Wenn Sie jemanden bitten an Ihrem Tisch ihnen „einen Platz zu nehmen“, darf der dann da – so einfach wie er ist – Platz einnehmen, bedingungslos?
Der Tisch im Abendmahlssaal, wie der Tisch in Emmaus, sie sind gedeckt mit diesem „jesuanischen bedingungslos“. Jesus lässt die Menschen ankommen, gewollt wie Platz genommen. Klar, Jesus fordert auch, er benennt Gebote und Regeln. Aber zuerst dürfen Menschen einfach ankommen.
Als Kirche und mit Blick auf unsere Tische zu Hause ist es gut österlich zu schauen, ob dieses „jesuanische erst einmal bedingungslos“ auf unseren Tischkarten steht.
Schriftstelle: Joh 20, 19 – 31