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Kommunikation, ein österliches Lebensmittel

Vom Wort ist hier die Rede. Festhalten an seinem Wort bedeutet identifizierbar, erkennbar zu sein, so das Evangelium. Gott erkennt den Menschen an seiner Worttreue. Gott gibt sein Wort und der Mensch traut diesem Wort und sagt es weiter. Gotteswort in Menschenwort! Diese Kommunikation zwischen Gott und den Menschen ist das „Kerngeschäft“ Jesu.

Für Jesus ist Kommunikation existentiell und sie prägte sein öffentliches Wirken. Die jesuanische Kommunikation zeichnete sich aus durch brillante Rhetorik, treffende Beispiele, nachhaltige Gesten und eingehende Zeichen. Jesus ist die Selbstmitteilung Gottes, sein  Aussprache, seine Grammatik. Gott kommuniziert eben nicht in seiner göttlichen Grammatik, denn die würde keiner verstehen. Gott bedient sich unserer Sprache, damit wir hören können, unserer Bilder damit wir entfalten können, unserer Symbole damit wir entschlüsseln können, unserer Zeichen damit wir deuten können.

Gott fällt also nicht einfach vom Himmel (plumps), denn das würde keiner verstehen, nein, er wird Mensch. Ein Baby das aufwächst können wir besser verstehen, da wir es kennen, so ist uns „Menschwerdung“ vertraut! Gott  verhält sich zu den Menschen einmalig in Jesus Christus. Und die Menschen verhalten sich auch zu ihm: Maria die Mutter, Josef der Vater, machtbesessene Stadthalter, weise Könige, Freundinnen, Ungläubige, Sünder, Propheten, Jünger, Fremde…

Blicken wir zurück auf die Kommunikation Jesu kurz vor seinem Tod am Kreuz dann stellen wir fest, dass seine Mitteilung immer stiller wird. Im Garten von Getsemani flüstert er, vor Gericht wird er immer wortkarger, mit dem Kreuz auf dem Rücken beginnt man ihm den Atem zu rauben, und endgültig wird er seiner Stimme beraubt in der Atemlosigkeit des Kreuzes. „Gott mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Hier ist alle Kommunikation ausgeblutet, der Stimme beraubt, ist der Sohn Gottes zu Tode verstummt, wortlos.

Zeitenwechsel:

Sie verließen die Wortlosigkeit und wollten hinter sich lassen: Den Schmerz, die Verzweiflung, die Selbstzweifel, eigentlich alles. Was hilft da besser, als dem was geschehen ist sich zu stellen, also darüber zu sprechen, erzählen, mitteilen, Wahrnehmungen austauschen, im Gespräch bleiben. Und sie gingen los, heraus aus der Wortlosigkeit durch die Erinnerung  hindurch zurück in die alte Heimat, zwei gingen nach Emmaus.

Und dann viel auf diesem Weg einer ihnen ins Wort  und fragte: „Wo seid ihr, was ist geschehen, erzähl!“ Und sie nahmen ihn auf in ihre Erinnerung, die zwei Jünger den Fremden. Und sie erzählten, erklärten, deuteten, setzten immer wieder einen Fuß vor den anderen, und schütteten ihr Herz aus, warben um Verständnis, wurden wütend, mal traurig und immer wieder sprachlos.

Aber dann nahm der Fremde Brot, dankte, teilte, reichtet es ihnen und sie nahmen IHN! Das Herz ging ihnen auf und eine neue Qualität der Kommunikation begann, die Kommunikation der Auferstehung, die  befreit ist von der Angst um sich selbst.

Was charakterisiert die Kommunikation der Auferstehung? Er, denn er nahm Brot, ein Lebensmittel, dankte, teilte, reichte. Die Kommunikation der Auferstehung ist befreit von der Angst um sich selbst und kann so den Anderen gelassen mitnehmen. Die Kommunikation der Auferstehung lässt den Menschen vorkommen, schützt Leib und Seele. Kommunikation wird zum Lebensmittel, sie eröffnet angstfreie Horizonte.

Unter welchen Vorzeichen steht  unsere Kommunikation, müssen sich Christen fragen wollen. Ist sie eine Karfreitagskommunikation des Wortraubes, des Würgens in die Wortlosigkeit, der Wortverweigerung und des Todschweigens? Oder ist sie eine Osterkommunikation, ein Lebensmittel, komponiert aus danken, teilen und reichen?

Erschienen in: Katholische SonntagsZeitung für Deutschland, 22. Mai 2010

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