Wenn eine Zeitung von gestern alt ist, dann kann der Lokalteil vom 11. Mai 2005 eigentlich gar nicht mehr wahr sein. Schade wäre es für die dort angekündigte Initiative, bei deren Lektüre so mancher gedacht haben wird:
Doch, das ist eine gute Idee. Da ging es um das lokale Bündnis für Familie. Eingerahmt von zwei Bundesministerinnen wurde diese Bundesinitiative von der lokalen Wirtschaft, gesellschaftlichen Gruppen, der Politik und der Wissenschaft aufgegriffen mit dem Ziel, Aachen familienfreundlicher zu gestalten. Wir sind die 145. Stadt der Republik, in der man es richtig findet, für Familien was zu machen. Klingt gut. Und wieder ist ein Problem erkannt, delegiert und vergessen? Das wird wohl so sein, es sei denn, wir Aachener würden Konsequenzen aus der Tatsache ziehen, dass für Kinder nicht nur Erziehungsberechtigte Verantwortung tragen, sondern Kinder das Anliegen der ganzen Bevölkerung einer Stadt sein sollten.
Hintergrund: Eltern mit Kindern zahlen wesentlich mehr Mehrwertsteuer als z.B. ein Single, der für seinen notwendigen Lebensunterhalt einfach weniger benötigt. Ebenso entstehen in Familien „Mehrkosten“ für Bildung, Freizeitgestaltung, soziales Engagement, Vereinszugehörigkeit etc. Kindergeld und Steuererleichterungen sind eine Unterstützung aber keine angemessene Entlastung. Klar ist aber auch: Die heutige Kindergeneration wird morgen unsere Gesellschaft weitgehend finanzieren und Träger des Wachstums, also unseres Wohlstandes sein. Was ein familienfreundliches Aachen angeht könnte hier ein einmaliges soziales Zeichen in Europa gesetzt werden, die Aachener Initiative: „Dein Kind unsere Zukunft“. Aachenerinnen und Aachener, die selbst nicht das Glück haben oder hatten Kinder, auf dem Weg des Erwachsenwerdens verantwortlich zu begleiten, zahlen freiwillig einen monatlichem Betrag von z. B. 30 Euro an den e.V. der Aachener Initiative Bündnis für Familie.
Davon könnten dann für Familien mit Kindern kostenlose Freizeitangebote finanziert werden, Integrationsangebote für Kinder unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds, oder der mittägliche Aufenthalt in der Schule. Das wären bezogen auf 1000 kinderlose Mitbürger 30 000 Euro pro Monat. Flankieren konnte dieses Engagement die Initiative: „Kinder, meine Nachbarschaft“. Hier würde in die Kinder „nur“ Zeit investiert, als Babysitter, Hausaufgabenhilfe, Eventpartner oder so. Wer sich so mitverantwortlich engagiert, würde ein „öffentliches Zertifikat“ erhalten, damit jene nicht unerkannt abtauchen können, denen die Kinder in unserer Gesellschaft egal sind. Verordnet werden darf solch ein Engagement sicher nicht, aber ein wenig sozialer Druck kann nicht schaden. Entscheidend aber für eine familienfreundlichere Kultur ist die gemeinsam wahrgenommene Verantwortung für die Kinder unserer Stadt.
Unkonventionell, konkret und nachhaltig zu handeln, sowie nach weiteren Perspektiven zu suchen, stünde unserer Aachener Familienkultur gut zu Gesicht.
Ich bin kinderlos und wäre mit dabei.