Es war ein Kurzbesuch, zweiter Feiertag von 16.30 bis 20 Uhr, danach ging sein Zug weiter, geschäftlich nach Brüssel. Recht spontan entschied der Gast aus Peking sich für diesen Aufenthalt mit der Begründung: „Wann kommst du denn schon mal in Aachen vorbei!“ Recht hatte er. Er ist ein ganz netter und bescheidener Mensch, glaubt angeblich an nichts, arbeitet ununterbrochen, und wenn er mal nicht arbeitet, dann stellt er Fragen. Eine bescheidene Frage bestimmte seinen Aufenthalt: „Wie feiert ihr in Aachen eigentlich Weihnachten?“ Er meinte nicht das familiäre Weihnachten, sondern er wollte auf Spurensuche in unserer Stadt gehen, um später zu Hause etwas vom urbanen Weihnachten zu erzählen.
Also gut und ab in den Dom, da steht wenigstens noch die Krippe. Die Pelztiere fand er sehr ansprechend, „besonders das kleine Weiße da oben“. Den Dom hat er früher schon einmal besucht, der sei ja immer so, und schon waren wir wieder auf dem Münsterplatz. Hier stellte er mich vor die Frage, warum Tannen angekettet werden. Ohne rechte Antwort stand ich genauso dumm rum wie diese Tannen.
Die Lichter in den Fenstern waren auf dem Weg zum Katschhof Objekt seiner Begierde. „Lichter sprechen an Weihnachten von Freude und Geborgenheit“, so meine erste Ausführung, die abrupt unterbrochen wurde von seinem begeisterten Ausruf: „Das ist eine Geisterstadt“. Etwas verlegen meinte ich: „Das ist unser Weihnachtsmarkt, aber der ist schon vorbei.“ Sein Kommentar: „Warum heißt der dann Weihnachtsmarkt?“ Ich war schon gespannt, ob er das „Weihnachtsghetto“ auf dem Rathausplatz auch begeistert begrüßen würde, doch es kam anders. „Im Rathaus arbeitet doch der Bürgermeister“; die Korrektur mit Ober- sparte ich mir und bestätigte. „Warum sind dann in den Fenstern keine Lichter, gibt es da keinen Sinn für Freude und Geborgenheit an diesen Tagen?“
Der flüchtige Gruß eines Bekannten gab mir Gelegenheit das Thema zu wechseln. „Also wenn wir noch eine Kleinigkeit essen wollen, dann wird es Zeit.“ Was wird er wohl im Reich der Mitte vom Weihnachten in Aachen erzählen? Oder ist dieser „Kurzbesuch“ nur ein Märchen von „zwischen den Tagen“ in einer Kaiserstadt?