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Handeln aus dem Geist des Friedens und der Versöhnung

60 Jahre Pax Christi, dieser Rückblick ist Ausblick

v.r. Geistlicher Beirat Pax Christi Aachen Pfr. Ch. Stender, Weihbischof em. K. Reger, Rektor der Wallfahrt, Dr. S. Zekorn

Was in Trümmern begann, bleibt aktuell, sich dessen zu erinnern macht ungewöhnlich stark, und es nicht zu verschweigen schafft Öffentlichkeit. Weihbischof em. Karl Reger aus Aachen zieht mit der liturgischen Gruppe in die Basilika zu Kevelaer ein. Die Tatsache dass auch das Aachener Friedenskreuz die Basilika „betreten“ kann verdankt es einem fast akrobatischen Akt mit dem die acht Trägerinnen und Träger das schwere Holz durch das fast zu kleine Portal jonglieren.

Dann erhebt die Orgel ihre „Stimme“, füllt den Raum mit Festlichkeit die spüren ließ: Hier wird gefeiert.

„Vor 60 Jahren, am 3. April 1948, wurde in Kevelaer die deutsche Sektion der Pax-Christi-Bewegung gegründet. Zu diesem Jubiläum darf ich Ihnen Hochwürdiger Herr Bischof Heinz Josef Algermissen, in Ihrer Eigenschaft als Präsident von „Pax Christi“ in Deutschland sowie allen, die mit Ihnen aus dem Rückblick auf die vergangenen sechs Jahrzehnte Kraft und Mut für den auch heute unverzichtbaren Einsatz für den Frieden schöpfen wollen, im Namen des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI. herzliche Segensgrüße übermitteln.(…)“

So der Staatssekretär Tarcisio Kardinal Bertone SDB.

Viele Grußbotschaften wertschätzen in diesen Tagen. So u. a. auch. die Botschaften von Georg Kardinal Sterzinsky, der französischen Sektion von pax christi, des französischen Pax Christi-Präsidenten Bischof Marc Stenger, des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, der Deutschen Kommission Justitia et Pax, sowie von Oberstleutnant Paul Brochhagen von der Gemeinschaft Katholischer Soldaten.

Bischof Reger verdichtet in der Einleitung zum Gottesdienst die Botschaft des Aachener Friedenskreuzes, dem Symbol das dafür steht „auf dem Weg zu bleiben in Sachen des Friedens und der Versöhnung“.

Friedenskreuz und Jubiläumskerze im Gottesdienst

Die Predigt eröffnet mit der Frage: „Was darf erwartet werden von einer Predigt anlässlich des 60-jährigen Bestehens der deutschen Sektion in der internationalen Bewegung Pax Christi?“

Und dann führt sie fort: „Wesentlich wohl Wertschätzung der Geschichte dieser Bewegung und derer in ihr, die sie bewegt und so geschrieben haben. Solcher Würdigung voranzustellen ist allerdings zuerst eine Verneigung vor dem Mut der Männer und Frauen die beginnend mit dem Jahr 1947, ausgehend von der niederrheinischen Stadt Krefeld zu dem „Bekenntnis der Sühne und Buße“ standen, der sein Symbol gefunden hat in dem Aachener Friedenskreuz mit dem Bild des dornengekrönten Antlitz Christi.

Vor allen aber gilt es eine tiefe Verneigung vor den französischen Katholiken zu machen, die noch vor Ende des zweiten Weltkrieges mit der Vergebungsbitte für die Schuld Deutschlands ein erstes Zeichen setzten und Deutschland die Hand der Versöhnung reichten. Das war die Grundsteinlegung für die internationale Bewegung pax christi, die mit ihrem Kongress 1948 hier in Kevelaer die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland überschritt.“ Soweit ein Stück Ansprache.

Friedensarbeit feiern bedeutet immer auch sich zu erinnern, da die Erinnerung vergangene Realität vergegenwärtigt. So Gehörte zu dem Auftakt des Jubiläums nicht nur dieser Gottesdienst, sondern auch das Aufsuchen von Orten verdichteter Erinnerung, so der Besuch des deutsche Soldatenfriedhof in Kleve – Donsbrüggen sowie der des englischen Soldatenfriedhofs in Kleve – Materborn. Der Abend dieses Auftaktes gehörte in der gastlichen Atmosphäre des „kevelaerer Priesterhauses“ dem Erzählen. Zeitzeugen der Anfänge der Bewegung vergegenwärtigten Erinnerung zum Greifen nahe.

Weiter gingen die Festlichkeiten dann am folgenden Tag in der katholischen Akademie Berlin. Auch dieser Teil des Festes bot Raum für ermutigende Worte des Grußes sowie der Erinnerung an gemeinsam gemachte Wege. Aber mehr noch stand in Berlin die konkrete Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, den sich aktuell Friedensarbeit stellen muss im Mittelpunkt. Ein Thema in der Palette der Vortragenden und der Diskussionsrunden war: „Dialog statt Krieg gegen den Terror“ Dazu resümierte zum Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten der in Aachen beheimatete Vizepräsident der Bewegung Johannes Schnettler;

„Der Weg ist der Dialog. Der Dialog bricht das „Schwarz-Weiß-Denken“ auf. Er kämpft nicht mit Waffen; er kommt mit Worten – ohne Machtinteressen. Der Dialog versammelt alle in ihrer Unterschiedlichkeit um einen Tisch.

Der Vizepräsident Johannes Schnettler im Gespräch mit Weihbischof em. K. Reger

Der Dialog hat eine Binnenperspektive. Es geht auch um unsere Eigenschaften als Dialogpartner. Wo gibt es in unserer Gesellschaft Dämonisierungen, die den Blick auf den Anderen verstellen? Der Dialog ist politisch: Er thematisiert die Konfliktpunkte: Hegemonie, Zugang zu den Ressourcen, Waffenhandel, israelisch-palästinensischer Konflikt, Menschenrechte. Jeder Dialog braucht Bescheidenheit: Wir bauen die Welt nicht so um, wie wir es wollen. Dialog ist keine Einbahnstraße.

Chancen zum Dialog wurden angezeigt: Wir greifen diese Spuren auf und gehen ihnen nach. So gilt: Dialog – statt Krieg gegen den Terror.

Aber auch ein anderes Thema, wohl nicht ständig ins Wort gebracht war immer gegenwärtig, die Frage: „Wie attraktiv ist Friedensarbeit heute für junge Menschen. Und so schauten besonders die betagteren Mitglieder von Pax Christi mit etwas Sorge auf die Frage wer in Zukunft das Engagement in der Bewegung weitertragen wird. Denn Friedensarbeit braucht Gesichter, sie ist ein personelles Angebot, da muss auch zukünftig jemand für stehen. Aber auch der Lichtstreifen am „Himmel von Pax Christi“ durfte nicht übersehen werden, die 10 jungen Friedensdienstleistende, die getragen von der Pax Christi Bewegung im Bistum Aachen ein Jahr lang Friedensdienst leisten in Ländern wie Bosnien oder Polen. Sie reisten bis zu 600 km an um mit dabei zu sein und ohne dass sie es darauf angelegt hätten, verkörperten sie ein Stück Hoffnung.

Den Abschuss markierte der Gottesdienst den die Bewegung gemeinsam mit Bischof Heinz Josef Algermissen aus Fulda, Bischof Wiktor Skworc aus Polen und Bischof Marc Stenger aus Frankreich feierte.

Doch eigentlich war dieser Gottesdienst kein Schlusspunkt sondern ein Auftakt. Dazu trug auch Alexander Groß bei, der Sohn von Nikolaus Groß denn er erinnerte: „Der Ort, an dem dieser Gottesdienst gefeiert wird, ist nicht zufällig ausgewählt worden. Wir haben uns in dieser Kirche versammelt, die den Namen `Maria Regina Martyrum‘ trägt in Erinnerung an die schreckliche Zeit der Nazidiktatur mit ihren unzähligen Menschenopfern, aber auch mit ihren vielen Martyrern. Die Kirche liegt in der Nähe der Haftanstalt Tegel, in der während der NS Herrschaft viele Widerstandskämpfer und Menschen wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugung inhaftiert waren. Unter den Opfern war auch mein Vater, Nikolaus Groß, Mitarbeiter in der katholischen Arbeiterbewegung und Mitglied im Kölner Widerstandskreis.

Nach dem Attentat vom 20.Juli 1944 wurde mein Vater verhaftet. Seit Ende September 1944 war er hier in Berlin-Tegel inhaftiert. Über die Situation im Gefängnis schrieb Pater Alfred Delp an seine Mitbrüder: `Bitte mitglauben und mitbeten, immer wieder. Wir beten hier zu vieren, zwei Katholiken und zwei Protestanten und glauben an die Wunder des Herrgottes.` Diese vier waren: Graf Moltke, Eugen Gerstenmaier, Pater Delp und mein Vater. Am 23.Januar 1945 wurde mein Vater mit dem Strang ermordet.

Am 7. Oktober 2001 hat Papst Johannes-Paul II. meinen Vater mit den Worten selig gesprochen: Nikolaus Groß war ein vorbildlicher Vater, ein Bergmann und Journalist, der bis zum Martyrium kämpfte, um den Glauben zu verteidigen und Totalitarismus und rassistischer Unterdrückung zu widerstehen.“

Wie gesagt ein Auftakt und kein Schlusspunkt, und so endete das Fest auch wie es begann, mit einem Gottesdienst der in das gemeinsame Schlusslied mündete „Nun danket alle Gott“, natürlich mehrsprachig!

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen
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