Die Akteure der ersten Stunde, Maria, Josef, Hirten, Könige und Engel, sind zum hübschen, sinnfreien Ensemble geworden, das schmerzfrei bis zu 120 Tage vor Weihnachten immer wieder gerne im öffentlichen Raum und in Einkaufszentren für wahr genommen wird.
Oft wecken sie noch Emotionen, obwohl alles was von ihnen erzählt werden konnte, auserzählt ist. So verdunstet schleichend Weihnachten auf den Weihnachtsmärkten zum „Glühweinfest“. Der Nikolaus hat in den Regalen der Supermärkte den Kampf mit dem Weihnachtsmann, beide ganz in Schokolade, obwohl er noch gar nicht so richtig begonnen hat, mangels Marktreife schon verloren.
Doch es wird noch dünner kommen: Erinnerung erinnert die Menschwerdung in Bibliotheken, Gemäldegalerien und das WWW.
Der 25. Dezember wird Gegenstand der Altertumsforschung. Die Bibel wird von Literaturpreisen flankiert verdichtet auf einen längeren Satz mit 5 Kommata. Das Christkind, schon längst Lichterkind genannt, und der inzwischen zum Rieseneichhörnchen mutierte Osterhase, sie verschmelzen ineinander zur duftenden Kuschelhülle mit Schlappohren für Pads und Handys.
Das Fest ist durch seine Präsenz an 365 Tage im Jahr zum Alltag geworden, und mit ihm auch die über 1500 Jahre an die Öffentlichkeit gezerrte Geburt Jesu.
Weiter: Das Krippenmotiv wird der Kategorie Landschaftsmalerei zugeordnet, die Kirche als Erzählort hat sich schon längst tot vertuscht, und die Menschwerdung Gottes ist einfach vergessen.
Weihnachten wird nicht mehr erzählt, die Spätfolge: In Suchmaschinen nicht mehr zu finden.
Fazit: Weihnachten und alles schläft. Nur Gott nicht, er bleibt dabei: „Ich bin für euch Mensch geworden, auch wenn keiner mehr hinschaut.“ Wen wundert’s?