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Gott, bin weg, auf dem Weg zu mir

Wer pilgert, der wagt sich über den vertrauten Boden, die innere und äußere Heimat hinaus auf „fernen Acker“. Wer pilgert, macht sich selbst zum Fremden auf unbekanntem Pfad.

Gemeinsam ein gezielter Weg. Fotos: Klaus Herzog

Der heilige Ignatius beginnt das zweite Kapitel „Der Beginn der Pilgerfahrt“ in seinen Aufzeichnungen „Der Bericht des Pilgers“ mit einer Situationsbeschreibung.

„Auf einem Maultier ritt er fort. Bis Oñate wollte ihn einer seiner Brüder begleiten. Unterwegs beredete er diesen, eine Nachtwache bei Unserer Lieben Frau von Aránzazu zu halten. In dieser Nacht betete er inständig, um neue Kraft für seinen Weg zu schöpfen. In Oñate ließ er dann seinen Bruder bei der Schwester zurück. (…) Es kam ihm in Erinnerung, dass man ihm am Hof des Herzogs noch einige Dukaten schuldig sei; und er hielt es für richtig, diese Schuld zu beheben.“

Zwei Hinweise sind beachtenswert. Der eine, er betete, um neue Kraft für seinen Weg zu schöpfen. Er betete nicht, Gott möge ihm die Kraft für den Weg geben. Das Gebet als solches gab ihm Kraft.

Nebeneinander viele Wege

Der andere, im Aufbruch ging ihm noch etwas nach, das er vorab noch bereinigen musste. Das sind zwei elementare Hinweise für den Pilger: Der Pilgerweg ist ein Weg des Gebetes und sollte von Dingen frei sein, die es noch zu erledigen gilt.

Der Weg des Pilgers dient nicht dazu, unerledigtes und ungeklärtes abzuarbeiten, alles Mögliche zu sortieren oder gar durch die körperliche Anstrengung den eigenen Körper neu zu entdecken. Dieser Weg dient erst einmal keinem definierten Ziel, sondern bedeutet „nur weg von hier“. Wenn am Beginn des Weges noch viele Gedanken kreisen um die verlassenen Orte, so muss er bald freigelaufen sein, damit der Pilger Freiheit spürt. Ein „frei sein von“ um „frei zu sein für“ ist die Wende für den, der in sich hineinhorchen, pilgern will. Die Kernbotschaft an „heiligem Ort“ geht dann über das pilgernde Subjekt hinaus: Pilgern ist ein starker Schritt auf dem Weg in und mit der pilgernden Kirche Jesu Christi.

PILGERGEBET
Dazwischen Gott
Etwas weg.
Aushalten,
ent – decken,
fremden Acker,
unruhige Gedanken,
gewagter Schritt,
Planungsunsicherheit,
etwas Wahn – sinn.
Weg
ist wagen, wägen,
bewegen, wiegen,
wahren.
Du bist der dazwischen,
Gott!

Schon diese ersten Andeutungen zum Charakter des Pilgerweges an sich lassen zweifeln, ob der Verbreitungsradius der Leserschaft der Kirchen-Zeitung genug Weg zulässt, um als „echter“ Pilger an den Pilgerorten des Bistums anzukommen bzw. bei sich selbst. Die Länge des Weges ist nicht das Maß des „Erfolges“, sondern die grundlegende Bereitschaft auf das eigene Leben geschaut in „Be – weg – ung“ abzuwägen. (Weg und wägen haben eine gemeinsame Wurzel.)

Dies bedeutet Lebensziele, die Biographie des Glaubens und die Beziehung zu Gott und den Menschen in den Blick zu nehmen, neu und anders. So ist auch der kurze Pilgerweg der Auftakt einer Pilgerschaft in Etappen, die immer wieder auch Gerührtheit ist durch das berührt werden von Gott. Alle sieben Jahre ist Heiligtumsfahrt und dazwischen sollte pilgern ein „Alltagsgeschäft“ als Ausnahme vom Alltag sein.

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 29. April 2007, S. 13

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