Sie passiert nicht täglich, aber immer mal wieder, und sie ereignet sich meist unerwartet: eine Offenbarung. Eine Offenbarung kann sich einstellen bei einem außergewöhnlichen Film, bei einem Konzert, das das Hören herausfordert, bei einem Festmahl, das alle Sinne bewegt, auch in einem komplexen Gespräch oder bei einem Spaziergang in paradiesischer Natur.
Offenbarung ist mehr als eine Einsicht, ein Verstehen oder eine differenzierte Denkleistung. Offenbarung geschieht im Durchblick durch die verschiedenen Komponenten der Wahrnehmung, vor dem Hintergrund von Erfahrung, im Offensein für neue Verschränkungen – und als Unerwartetes. Dieses Unerwartete ist oft gar nicht zu definieren, es ist einfach ein Mehr, so formuliert: „Das war eine Offenbarung.“ Als Offenbarung wird aber auch ein „Geheimwissen“ bezeichnet, das von einer „höheren“ Macht vermittelt wird. Diese Form der Offenbarung kann mit Erscheinungen einhergehen, muss es aber nicht. Offenbarungen erleben so Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, sozialer Kompetenz und transzendenter Ausrichtung. So „geht“ Offenbarung überall, und deshalb ist sie einer gewissen Beliebigkeit unterworfen. Nicht beliebig aber, da existentiell, ist Offenbarung Voraussetzung des christlichen Glaubens. Offenbarung, bezogen auf den Glauben, geschieht im Durchblick durch die verschiedenen Komponenten der Wahrnehmung, vor dem Hintergrund von Erfahrung, im Offensein für neue Verschränkungen – als dies alles Durchscheinendes, als Unerwartetes, als Gott.
Der Durchblick durch alles, was ist, hin auf Gott, ist ermöglicht in der Offenbarung des Jesus aus Nazareth als der Christus. Diese Offenbarung kann der Mensch sich nicht selber machen, erzwingen oder bei anderen abschauen. Christliche Offenbarung ist Gabe, gegebener Glaube, Gnadengeschenk.
Das hört sich trocken, fromm, und mega out an. Aber woher kam denn damals, mit Petrus, und heute, mit uns, die Antwort auf die Frage Jesu: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Ist es mein Können, meine Leistung zu antworten: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16)? Oder sind wir nicht wie auch Petrus diejenigen, die sich sagen lassen müssen: „Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel“ (Mt 16,17)? Glauben zu können ist keine Eigenleistung, sondern die Gabe, auf das Anklopfen Gottes zu antworten. Diesem Anklopfen Gottes allerdings müssen wir Raum geben, uns auf sein Anklopfen hin öffnen wollen. Glaube ist nicht Leistung. Diese Offenbarung lässt anders, vielleicht auch irritierter, neu über Gott nachdenken.