Clara Fey ist längst als Ordensgründerin eine anerkannte Persönlichkeit, über Aachen hinaus. Sie hat mit der von ihr, aus ihrem Glauben heraus gegründeten Gemeinschaft, ihre Idee verwirklicht, Kindern die am Rande der Gesellschaft leben eine Mitte zu geben. Aber eine Herausforderung kam und kommt bis heute immer neu auf die Gemeinschaft zu: Das wirtschaftliche Überleben. Das gerade die Ärmsten der Armen materiell nichts hatten, war ja auch ein Grund, warum Clara sich ihrer annahm. Mit Gründung der Gemeinschaft war die Ökonomie Dauerthema. Dankbar wurden Spenden aus der Bevölkerung angenommen. Aber es waren ja nicht nur die Kinder, die versorgt werden mussten, auch neue Unterkünfte sprich „Neubauten“ wollten finanziert werden. Nicht zuletzt mussten bei aller Bescheidenheit die Schwestern selbst ja auch von irgendetwas leben, denn von verschenkter Menschlichkeit wird man nicht wirklich satt.
Hätten nicht einige Schwestern einen Job annehmen können, um Geld zu verdienen? Nein, denn welchen Beruf sie auch immer angenommen hätten, er war nicht vereinbar mit der bedingungslosen Sorge für die Kinder. Ebenso war ein Beruf nicht kompatibel mit dem klösterlichen Leben bzw. den regelmäßigen Gebetszeiten, die wesentlich zum Gelingen klösterlicher Gemeinschaft dazu gehören. Aber schon in den Jahren der Gründung bahnte sich ein später recht lukrativer Wirtschaftsfaktor an, und der hatte etwas mit dem Gottesdienst zu tun.
Aber langsam! Nicht nur zu einem „normalen“ christlichen Leben gehört die Feier von Gottesdiensten zum Alltag, also die Feier der Kommunikation mit Gott.
Besonders für die Lebendigkeit einer Ordensgemeinschaft ist Gebet und Gottesdienst konstitutiv! Ohne Kommunikation mit Gott geht letztendlich gar nichts. Schöpfen doch die Schwestern aus ihr -damals wie heute- die Kraft für ihr „weltliches“ Engagement.
Für die Eucharistiefeier, für jede Form des Gottesdienstes bedarf es liturgischer Gewänder und Geräte, sogenannter „Paramente“ und „Kultgeräten“.
Anfänglich liehen sich die Schwestern diese Dinge in Aachener Gemeinden aus. Allerdings wuchs das Bestreben, auch aus ästhetischen Gründen, die Gewänder und andere Stoffe für die Liturgie selbst herzustellen. Im Oktober 1848 fertigten die Schwestern hier in Aachen ihr erstes Messgewand. Das hatte Folgen! 1855 entstand die erste Werkstadtniederlassung über Aachen hinaus in Köln und weiter ging es dann u. a. auch in Luxemburg und Österreich.
Anlässlich der Übertragung der sterblichen Überreste von Clara am 23. Aug. 1934 aus dem Erdgrab in die Klosterkapelle in Simpelfeld (NL) entstand dieses Gewand „Christus König“. Von Frauenhand „meisterlich“ verarbeitete Fäden faszinieren, nicht nur unter der Lupe betrachtet. Bis 1865 entstanden allein in Aachen 400 Messgewänder und 130 vollständige Ornate.
Aus dieser ursprünglich kläglichen Bedarfsdeckung finanzieller Notwendigkeit entwickelte sich die Paramentenwerkstatt, so heißen die Ateliers, in denen primär liturgische Gewänder gefertigt werden, und der Kundenstamm wuchs weit über die Landesgrenzen hinaus. Diese harte Arbeit der Schwestern, die sicherlich nicht augenfreundlich war, wurde zum ökonomischen Faktor neben u. a. Gartenanbau und der Erstellung von „Christuskindern“ aus Wachs.