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Ein mächtiger Paukenschlag

Faxbox-Predigt vom 27.10.1999

Es soll ein mächtiger Paukenschlag werden für mehr Menschlichkeit und Gottesfurcht!

60 Konzerte in Kirchen, über ganz Deutschland verteilt, sieht die neue Tournee der 53jährigen vor, bevor sie dann auf der Expo 2000 in Hannover ihre Botschaft, in eher verhaltenen Tönen, einem Weltpublikum präsentieren wird.

Die international als „Rockröhre“ bekannt gewordene Inga Rumpf, 30 Jahre im Musikgeschäft, kennt sich aus. Die Sängerin, Komponistin und Songschreiberin gestaltet ihr künstlerisches Talent auf eher verschlungenen Wegen zwischen Gospel, Soul, Blues, Pop und Rock. Auf der größten Musikmesse der Welt, der „Popkomm“ in Köln, präsentierte sie vor wenigen Tagen ihre neue CD, „Walking In The Light“ (sich im Licht bewegen), und damit auch ihre Botschaft. In einem Gespräch mit der Zeitung „Publik-Forum“, dem Sprachrohr kritischer Christen in Deutschland, bekennt sich die Soul-Sängerin Inga Rumpf zu ihrem Glauben an Gott und Jesus Christus:

„Ja, es gibt einen persönlichen Gott für mich, zu dem ich auch bete …! In meiner kleinen Inga-Seele bin ich dankbar, dass ich ihn habe, diesen persönlichen Gott!“

Zu ihrer Beziehung zur Musik befragt antwortet Inga Rumpf: „Man trifft Gott oder die kreative Schöpfung in so einem Ereignis wie einem Konzert. Musik ist für mich Schöpfung pur! Das durchdringt einen geradezu und man kann gar nicht anders, als Gott zu danken, dass man das erleben darf!“

Ob jedes Konzert die Kraft hat uns so zu durchdringen und die Ahnung hinterlässt, es gibt einen persönlichen Gott, bleibt fraglich und somit dahingestellt. Jedoch wovon diese Künstlerin in ihrem neuen Konzert erzählt, was ihre neuen Songs, dem dann eher überraschten Publikum, berichten wollen, ist eindeutig: „Selig, die arm sind vor Gott, sie betreten das Himmelreich. Selig die Trauernden, die Gewaltlosen, die, die sich nach Gerechtigkeit sehnen, nach Barmherzigkeit und Frieden. Selig, die kein reserviertes Herz haben, sie werden Gott schauen.“

Hier stellt sich nun wohl die Frage nach der Autorenschaft und die Interpretin macht keinen Hehl daraus zuzugeben: „Alles nur geklaut“! Ja, ihr Anliegen ist es einen uns allen bekannten Text aus der Heiligen Schrift, die Seligpreisung, so wie sie uns der Evangelist Matthäus überliefert hat, von ihrer Musik umworben ins Gedächtnis zu rufen: „Blessed are those who mourn, for they will be comforted.“

Eine klare, von hellen Trommeln getragene Stimme ruft in den herbstlichen November: „Selig die Trauernden, sie werden getröstet werden.“

Diese leichten Trommeln, die diese Stimme und ihrer geliehenen Botschaft so viel Zukunft geben, treffen, was all unseren Biographien nicht fremd ist: Die Erfahrung einen Menschen losgelassen haben zu müssen, weil Tod oder Trennung ihn unerreichbar werden ließen. Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag, das ist die Novemberstimmung. Diese Stimmung birgt den Ruf der nackten Realität aller Wahrheit, ob nun heilig oder selig im Sinne unserer Kirche oder einfach nur „nicht mehr da!“. Tage dieses Monats verdichten, was in unsere Lebenserfahrung immer wieder, oft unvorbereitet, hineingestreut ist. Wir können kein Leben festhalten, alles Leben ist uns nur für einen Augenblick oder eine Weile länger geliehen.

Die Eltern, Großeltern und eigenen Kinder, der Geliebte, ob Freund oder Freundin, Nachbarn, Arbeitskolleginnen und -kollegen, der Mensch in unseren Träumen und wir selbst, unser Leben, einfach geliehen, nur geliehen um irgendwann, vielleicht schon morgen, losgelassen werden zu müssen. Tod und Trennung sind die Ohrfeigen in das Gesicht des Lebens derer, die nicht bereit sind zu begreifen und unverdrängt zu akzeptieren, dass alles was atmet, der Atemlosigkeit entgegengeht. Leben heißt loslassen mit dem Recht, traurig zu sein! Und dann? Was dann? War es das? Ist es die einzige Realität nichts festhalten zu können, das Leben einfach nur für Augenblicke gezeigt zu bekommen, Leben geliehen, Verfallsdatum unausweichlich? Ja. Ja, so ist es und wer anderes sagt, der lügt. Denn wer etwas anderes behauptet, hat keinen Respekt vor dem, was wir oft so schmerzlich erfahren: Der Tod in der Trennung, der Tod im Sterben ist Wahrheit und so der Urschrei aller Trauer. Selig die Trauernden? Selig, die loslassen müssen? Selig, die dann einfach nichts mehr haben?

Auf-gehoben die Trauernden? Auf-gehoben, die loslassen müssen? Auf-gehoben, die dann einfach nichts mehr haben?

Alles Lüge? Muss die Tröstung unseres Evangeliums nicht kapitulieren vor der nackten Wahrheit, dass Traurige trostlos zu bleiben? Ja! Das Evangelium bleibt hohl und der Trostsuchende verlassen, wenn dieses Evangelium zu billigem Trost missbraucht wird.

Selig sind die, die trauern, die, die weinen, die nicht verstehen, warum sie loslassen muss;ten, die einfach nicht wahrhaben wollen „diesen Mensch gibt es nicht mehr für mich“. Selig sind die, die in der Brust den Schmerz nicht aushalten können. Selig die, die nicht mehr weiter wissen!

Dieses Evangelium bleibt, wie schon gesagt, hohl wenn es nicht ernst genommen wird. „Sie werden Trost finden!“ Wann? Jetzt? Gleich? Irgendwann?

Sie werden Trost finden! Ja, sie werden Trost finden. Nicht mehr, auch nicht weniger. Aber wann? Wir werden Trost finden und die Antwort auf die Frage „wann“ kann nur eine individuelle Antwort sein. Ganz persönlich wird nur jeder einzelne sagen können, ob, wie und wann er Gottes Trost erfahren hat.

Hierzu eine ganz persönliche Antwort aus dem Interview mit Inga Rumpf:

„Ich glaube, ich kann es mit einem Lied erklären. Ich habe mal eins geschrieben mit dem Titel „In the 25th hour“. Diese 25. Stunde: Sie ist sozusagen ungesetzlich, sie existiert außerhalb der Gesetzmäßigkeiten der genormten, vertakteten Welt. Die 24. Stunde wird überschritten – und das Chaos beginnt. Aber gerade da, wo es anfängt, entstehen Sterne. Dann gelingt es mir, mich frei zu fühlen von Zeit und Raum, eine Transzendenz zu spüren, die meine ganze Kreativität freisetzt. In dieser Stunde kommt Gott zu mir.“

 

Ja, ich glaube, ich kann es mit einem Lied erklären!

Tod, mein Gesicht will ich dir geben

Tod, mein Gesicht will ich dir geben, magst du formen,
was seinen Muskeln fremd.

Der Liebe letzte Atem klebt zu schwer an meinen Knochen,
noch zu straff lügt meine Haut vergangenen Sinn.

Ich will nun gehen und mein Gesicht mit letzter Kraft verlieren,
warum noch halten, was so offenkundig ohne Wert.

Du Herz, hör auf, mit deinen Takten mich zu schlagen,
meine Augen sind beraubt, zu leer,
in ihren Tränen ist verdorrt der Liebe Namen,
schließe sie, lass endlich ruhen,
damit sie künden, was sie sehen.

Totenkopf, erzähle, wer ich bin,
verbrannte Liebe, mit dir erlöscht Sinn.

Tod, mein Gesicht will ich dir geben,
nur du fängst weggeworfenes Leben ein.

Tod, fange auf mein Leben,
Gesicht gestorben, gib nicht auf,
mag dich ein Lächeln neu beleben,
so wird im Tod ein Sinn erstehen.

Ja, ein Lied kann erzählen! Welch ein Geschenk ist ein Lied, ein ganz persönliches Lied, unser Lied vom tröstenden Gott: Selig seid ihr.

Diese Ansprache erschien als Faxbox-Predigt des Bergmoser + Höller Verlags. „Tod, mein Gesicht will ich dir geben“ aus: „Dank Dir auf den Leib geschrieben – Ein Geschenk zum Weiterdenken“ erschienen beim Bergmoser + Höller Verlag, 1999.

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