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Doch Gott bleibt dabei

Das biblische Gemälde „Gott wird Mensch in einer Krippe“ vollendete Lukas mit dem Pinselstrich klarer Worte: „Die Hirten kehrten zurück!“ (Lk 2, 20)

Zurück: Weg vom Ausnahmeereignis „Stille Nacht, heilige Nacht“, weg von Krippe und Stall, weg von Engeln und Königen. Ochs und Esel sind vielleicht noch geblieben, die Kamele sicher nicht.

Wie die Hirten waren alle anderen zurückgekehrt in die vertrauten Bilderrahmen ihres alttäglichen Lebens.

Aber die, die weg waren, die Zeuginnen und Zeugen der Heiligen Nacht, erführen sie von dem späteren Aufenthalt Jesu in der Wüste, von seiner Begegnung mit Johannes seinem „Vorgänger“ und Zachäus dem Neugierigen und von der Bergpredigt für Interessierte? Waren sie im Bilde, den Verrat, die Gefangennahme, seinen Tod am Kreuz und die Farbenpracht seiner Auferstehung und Himmelfahrt betreffend? Und die Kinder der heiligen drei Könige – vielleicht waren es ja auch vier –, wurde ihnen erzählt von dem Pfingstereignis, der Geistsendung in Flammen, mit der in der Malerei bevorzugten Farbe Rot?

Überspringen wir jetzt über 2.000 Jahre Christentum, in denen unzählige Bilder der Causa Jesu gemalt, komponiert, gedichtet und verschriftlicht wurden.

Heute zu Schemen verblasst sind die Bilder der Frauen und Männer der Heiligen Nacht, alles was von ihnen erzählt werden konnte ist auserzählt. Weihnachten verdunstet immer wieder schon zwei Monate vorher auf den Lichtermärkten zum „Glühweinfest“. Der Nikolaus hat in den Regalen der Supermärkte den Kampf mit dem Weihnachtsmann, beide ganz in Schokolade, mangels Marktreife schon längst verloren.

Weiter in die Zukunft:

Der 25. Dezember ist Gegenstand der Altertumsforschung und längst ein Arbeitstag. Die Bibel ist, von Literaturpreisen flankiert, verdichtet auf einen längeren Satz mit fünf Kommata.

Das Weihnachtskind und der zwischendurch zum Rieseneichhörnchen mutierte Osterhase, sie sind ineinander verschmolzen zur Kuschelhülle mit Ohren für Pads und Handys. Und der Alltag des unstillbaren Hungers nach dem Fest, gepaart mit Unwissenheit, hat längst vergessen, Hunger nach Festen überhaupt gehabt zu haben.

Der Alltag hat das Fest begraben, und mit ihm auch die über zweitausend Jahre an die Öffentlichkeit gezerrte Geburt Jesu.

Mittlerweile ist das Krippenmotiv der Kategorie Landschaftsmalerei zugeordnet, Kirche als Erzählort schon längst verstummt, die Menschwerdung ohne Absicht einfach vergessen. Von der Geburt Jesu wird nicht mehr erzählt, in den Suchmaschinen ist sie kaum noch zu finden.

Also: Absolute Stille um die Heilige Nacht!

Doch: Gott bleibt dabei! Ich bin Mensch geworden, auch wenn keiner mehr hinschaut. Seid gewiss: In neuen Bildern wird man nach mir immer wieder suchen, und ich bleibe der, der ich da bin. 

Erschienen in: Anzeiger für die Seelsorge 12/2022
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