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Die Feiern der „heiligen“ Woche

Eine kurze Deutung der besonderen Tage

Das Feier- und Erzählungsereignis der Kar- und Ostertage beginnt mit dem Palmsonntag. Dieser Sonntag hat seinen Namen von den Palmzweigen, die die Menschen in den Händen hielten, um Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem zu begrüßen. So berichtet es uns zum Beispiel der Evangelist Johannes (vgl. Jh. 12.12-19). Dann folgt der Gründonnerstag. Dieser Festtag hat nichts mit der Farbe Grün zu tun. Diese Vorsilbe Grün ist wahrscheinlich entstanden aus dem mittelhochdeutschen Wort „greinen“, das soviel wie „weinen“ bedeutet. Warum wird der Tag mit Weinen und Traurigkeit verbracht? Im Mittelpunkt dieses Festtages steht das Abendmahl, das Jesus mit seine Jüngern gefeiert hat. Dieses gemeinschaftliche Mahl feiern wir bis heute. Wir folgen so der Bitte Jesu: Tut auch Ihr das zu meinem Gedächtnis. So ist es eigentlich ein frohes und lebendiges Fest. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass damals Jesus im Abendmahl sehr deutlich gesagt hat, dass sein Weg auch ein Weg in den Tod ist. Deshalb die Traurigkeit, deshalb Tränen! Die Jünger konnten das damals alles zwar noch nicht begreifen. Aber diese Worte, ich werde sterben müssen, brachten die Freundinnen und Freunde Jesu zur Verzweiflung. Bis heute macht es uns Menschen traurig und wütend, dass Jesus so viel Leid von den Menschen ertragen musste, die nur an ihrer eigenen Macht über andere Menschen interessiert waren und so Jesus über die Klinge springen ließen.

Der Karfreitag steht ganz unter dem Eindruck dieser Tatsache, dem Mord an Jesus Christus, seiner Kreuzigung. So bedeutet das althochdeutsche Wort „Kar“ Trauer und Klage, das als Vorsilbe mit dem Wochentag Freitag zum Karfreitag wurde, zum Tag der Klage über das Sterben Jesu. Der Karsamstag ist ein eher unscheinbarer Tag, der kein Fest aufzuweisen hat. Ich finde ihn aber trotzdem wichtig. Es ist für mich der Tag unheimlicher Stille. Der Tag des Fragens: „Wo bist du, Gott?“ Der Tag der Verunsicherung. Es ist ein Tag, an dem ich auf ein Gefühl in mir treffe, das immer wieder, ob Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter, ganz heimlich in mir aufsteigt: Was soll das Ganze eigentlich noch? Es hat ja doch keinen Sinn mehr! Ich bin ja nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Die Welt kann ich sowieso nicht verbessern. Doch die Nacht dieses Karsamstages ist die Nacht des Erwachens. Die Nacht, in der ich spüre: Und es macht doch Sinn! Die Nacht, die zur Osternacht wird. In dieser Nacht feiern wir das Undenkbare, das „nur“ Glaubbare: Jesus ist von den Toten auferstanden. Seine Liebe, sein Leben, sind nicht totzukriegen. Gott ist Rettung aus aller Dunkelheit. Diese Nacht fließt in den Ostersonntag, den Tag des mutigen Bekenntnisses: Wir haben ihn gesehen, er lebt! Um dieses „wahnsinnige“ Ereignis zu feiern, es zu entfalten, zu spüren, zu hören und davon zu sprechen, reicht ein Tag nicht aus. Der Ostermontag ist für mich der Beginn des Erzählereignisses, das von diesem Tag an eigentlich unendlich ist. Dieses Erzählfest hat nur einen Kernsatz, der in unzählige Lebenssituationen hinein bis heute erzählt, bezeugt, geglaubt werden möchte: Jesus, der Sohn Gottes, lebt, ist lebendig, er lebt in uns!

Dieser Kernsatz ist ansatzweise nur zu begreifen, wenn wir die Entscheidung Gottes annehmen: Er glaubt an uns, auch wenn wir an ihm zweifeln! Nur mit diesem Satz im Hinterkopf, nein, besser so: Nur mit dem, was dieser Satz spüren lässt in unserem eigenen Fühlen, können wir hinter der Feier der Kar- und Ostertage, oder besser: hinter der Feier der heiligen Woche ent-decken, was sich ereignet hat und was sich auch bis heute noch ereignet.

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